Wie in Kapitel 1 dargestellt wird, spielt die historische Kommunikation im Kompetenzmodell des Altgriechischunterrichts eine zentrale Rolle. Die verbindlichen Themen und Inhalte sind so ausgewählt, dass sie es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, zielgerichtet am Kompetenzerwerb in den Bereichen Sprache, Text, Literatur und Kultur zu arbeiten und dabei die in Kapitel 2 dargestellten Kompetenzniveaus zu durchlaufen.

Das Prinzip der Begegnungen mit der Antike illustriert hierbei die Vorstellung von einem Altgriechischunterricht, der die Schülerinnen und Schüler gleichsam auf einem Streifzug durch bedeutsame Bereiche der griechischen Antike und der von ihr beeinflussten Epochen führt. Diese Begegnungen mit der Antike sind in Themenfelder gegliedert, die die Lebenswirklichkeit der Lernenden aufgreifen.

Die Themenfelder werden abhängig von der Entwicklung und den Kompetenzen der Lernenden im Unterricht erarbeitet und vertieft. Die Themenfelder bieten zahlreiche Möglichkeiten, Bezüge zu anderen Fächern und zu übergreifenden Themen herzustellen. Auf unterschiedlichen Niveaus können einzelne Aspekte erneut aufgegriffen und vertieft werden.

Die Themen und Inhalte bilden die Grundlage für differenzierte Aufgabenstellungen und eine Materialauswahl, die eine Herausforderung für das gesamte Leistungsspektrum einer Lerngruppe darstellt. Die Lernenden erhalten Gelegenheit, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit den Themenfeldern allein und in der Zusammenarbeit mit anderen unter Beweis zu stellen. Sie erfahren dabei, in welchem Maße sie die gesetzten Standards erreichen bzw. was sie tun können, um ihre Kompetenzen zu vertiefen und zu erweitern. Themen und Inhalte sind so zugeordnet, dass die Schülerinnen und Schüler durch ihre Behandlung ein breites Überblickswissen erwerben, das den Ausgangspunkt für die weiterführende und vertiefende thematische Arbeit in der gymnasialen Oberstufe darstellt.

Das Prinzip der Begegnungen mit der Antike bedeutet, dass die Themenfelder im Verlauf des Altgriechischunterrichts auf unterschiedlichen Niveaustufen eine aktive, zunehmend intensive Auseinandersetzung mit der Antike bewirken. In jede Wieder- oder Neubegegnung bringen die Schülerinnen und Schüler das bereits Erfahrene und Erlebte ein, vernetzen die neuen Kenntnisse mit den bereits – auch in anderen Fächern – erworbenen Kenntnissen und entwickeln so ein zunehmend differenziertes Verständnis der altgriechischen Sprache, Literatur und Kultur.

Die individuelle Vielfalt der Lernenden im Hinblick auf persönliche, soziokulturelle und ethnische Hintergründe sowie unterschiedliche Lebensformen sind ein wichtiger Ausgangspunkt für die Planung des Unterrichts. Diese knüpft an die Realität der Schülerinnen und Schüler an, bezieht dabei im Besonderen die sprachlichen und kulturellen Erfahrungen von Lernenden mit anderen Sprachen ein und ermöglicht den Einblick in die kulturelle Welt der griechischen Antike. Damit fördert der Unterricht die Stärken unterschiedlicher Persönlichkeiten und nutzt diese für das individuelle Lernen ebenso wie für die Demokratiebildung in einer von Vielfalt geprägten Gesellschaft.

Die ausgewiesenen Themenfelder werden für Schülerinnen und Schüler, die wegen einer erheblichen und langandauernden Beeinträchtigung ihres Lern- und Leistungsverhaltens sonderpädagogische Förderung erhalten oder für die sonderpädagogischer Förderbedarf im Förderschwerpunkt Lernen festgestellt wurde, schülerbezogen berücksichtigt. Sie werden entsprechend der Lebensbedeutsamkeit für die Schülerinnen und Schüler ausgewählt.

Die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, unabhängig von ethnischer und kultureller Herkunft, sozialem und wirtschaftlichem Status, Geschlecht und sexueller Orientierung, Alter und Behinderung sowie Religion und Weltanschauung bildet sowohl die Basis für die Unterrichtspraxis als auch einen zentralen Inhalt im Sinne des inklusiven Lernens. Die Begegnung mit der Antike bildet, im Besonderen im Vergleich mit der eigenen Lebenswirklichkeit, eine Grundlage, um Chancen und Gefahren bei der Realisierung der Menschenrechte wahrzunehmen und zu reflektieren.

Im Folgenden sind die Themenfelder für den Altgriechischunterricht mit ihren Themen und Inhalten dargestellt. Sie bieten vielfältige Möglichkeiten der Vernetzung und fachübergreifenden Kooperation mit allen Fächern. Insbesondere dann, wenn fachübergreifendes Arbeiten, Arbeit in Projekten, Theater- und Museumsbesuche oder das Erkunden des regionalen Umfeldes im Altgriechischunterricht stattfinden, lassen sich weitere Inhalte mit einbeziehen.

Eine quantitative Vorgabe für die zu erlernende Wortzahl wird aufgrund der unterschiedlichen Lehrgangsformen nicht vorgenommen. Der Umfang des Wortschatzes richtet sich nach dem jeweils verwendeten Lehrwerk, soll aber bis zur Niveaustufe H einen Grundwortschatz von ca. 800 Wörtern umfassen, dessen sichere Beherrschung zur Lektürefähigkeit erforderlich ist. Spätestens ab Beginn der Lektürephase werden schriftliche Arbeiten, in denen die Kompetenz „Übersetzen“ gefordert wird, unter Nutzung eines zweisprachigen Wörterbuchs und ggf. anderer geeigneter Hilfsmittel geschrieben.

Die Fachlehrkräfte und die Fachkonferenzen erhalten mit den folgenden Tabellen einen thematischen Rahmen sowie verbindliche Inhalte, die sie je nach Niveaustufe und Schulprofil bei der Planung von Unterricht und bei der Erstellung des schulinternen Curriculums berücksichtigen. Bei der Planung und Konkretisierung werden neben den vorgegebenen Kompetenzen und Inhalten die Interessen der Schülerinnen und Schüler, das Schulprogramm, Gegebenheiten der Schule, Austauschprogramme, Schulpartnerschaften, Wettbewerbe etc. einbezogen.

Themenfelder für den Altgriechischunterricht der Sekundarstufe I sind:

Begegnungen mit …

  • ­  Sprache, Texten und Literatur der griechischen Antike (Themenfeld 3.1),
  • ­  Geschichte und Politik der griechischen Antike (Themenfeld 3.2),
  • ­  Religion und Philosophie der griechischen Antike (Themenfeld 3.3),
  • ­  dem antiken Mythos (Themenfeld 3.4),
  • ­  bildender Kunst der griechischen Antike (Themenfeld 3.5),
  • ­  Rezeptionszeugnissen und -prozessen (Themenfeld 3.6).

Redaktionell verantwortlich: Boris Angerer, LISUM