Die Themenfelder, Themen und Inhalte im Fach Deutsche Gebärdensprache gelten für die Doppeljahrgangsstufen von 1/2 bis 9/10 und können auf verschiedenen Niveaustufen bearbeitet werden. Sie werden abhängig von der Entwicklung und den Kompetenzen der Lernenden im Unterricht erarbeitet und vertieft. Die Themenfelder Gemeinschaft und Geschichte sowie Kommunikation und Alltagsbewältigung bieten zahlreiche Möglichkeiten, Bezüge zu anderen Fächern und zu übergreifenden Themen herzustellen. Auf unterschiedlichen Niveaus können einzelne Aspekte erneut aufgegriffen und vertieft werden.

Die Inhalte der Themen

  • Identität und Umwelt,
  • Gebärdensprachkünstlerische Ausdrucksformen,
  • Kommunikationsstrategien,
  • Technische Hilfsmittel und Medien,
  • Gehörlosen- und Gebärdensprachgemeinschaft,
  • Spurensuche sowie
  • Staatliche Hilfen und Unterstützung

bilden die Grundlage für differenzierte Aufgabenstellungen und eine Materialauswahl, die eine Herausforderung für das gesamte Leistungsspektrum einer Lerngruppe darstellt. Die Lernenden erhalten Gelegenheit, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit Inhalten allein und in der Zusammenarbeit mit anderen unter Beweis zu stellen. Sie erfahren dabei, in welchem Maße sie die gesetzten Standards erreichen bzw. was sie tun können, um ihre Kompetenzen zu vertiefen und zu erweitern.

Die Inhalte der Themenfelder eignen sich für die Entwicklung der fachlichen und überfachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler, indem sie an Komplexität zunehmen und anspruchsvoller werden.

Die einzelnen Fachlehrkräfte und die Fachkonferenzen erhalten einen thematischen Rahmen in Form von Inhalten sowie Vertiefungsmöglichkeiten, die sie je nach Niveaustufe und Schulprofil bei der Planung von Unterricht und bei der Erstellung des schulinternen Curriculums berücksichtigen. Bei der Planung und Konkretisierung werden neben den vorgegebenen Kompetenzen und Inhalten die Interessen der Schülerinnen und Schüler, das Schulprogramm und Gegebenheiten der Schule einbezogen.

Die dargestellten Themenfelder und Inhalte greifen die Lebenswirklichkeit der Lernenden und die Anwendungsbereiche der Sprache auf. Die Perspektive des Unterrichtsfaches ist nicht auf gehörlose Schülerinnen und Schüler beschränkt. Die Heterogenität der Lernenden im Hinblick auf persönliche, soziokulturelle und ethnische Hintergründe sowie unterschiedliche Lebensformen sind wichtige Ausgangspunkte für die Planung des Unterrichts. Diese knüpft an die Realität der Schülerinnen und Schüler an, bezieht dabei im Besonderen die sprachlichen und kulturellen Erfahrungen von Lernenden ein und ermöglicht den Einblick in die Kultur der Gebärdensprachgemeinschaft und die unterschiedlichen Lebensweisen hörgeschädigter Menschen. Damit fördert der Unterricht die Stärken unterschiedlicher Persönlichkeiten und nutzt diese für das individuelle Lernen ebenso wie für die Demokratieerziehung in einer von Vielfalt geprägten Gesellschaft.

Die ausgewiesenen Themenfelder werden für Schülerinnen und Schüler, die wegen einer erheblichen und langandauernden Beeinträchtigung ihres Lern- und Leistungsverhaltens sonderpädagogische Förderung erhalten oder für die sonderpädagogischer Förderbedarf im Förderschwerpunkt „Lernen“2  festgestellt wurde, schülerbezogen berücksichtigt. Sie werden entsprechend der Lebensbedeutsamkeit für die Schülerinnen und Schüler ausgewählt.

Die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, unabhängig von ethnischer und kultureller Herkunft, sozialem und wirtschaftlichem Status, Geschlecht und sexueller Orientierung, Alter und Behinderung sowie Religion und Weltanschauung bildet sowohl die Basis für die Unterrichtspraxis als auch einen zentralen Inhalt im Sinne des inklusiven Lernens.

Das Themenfeld Gemeinschaft und Geschichte bietet für Schülerinnen und Schüler Rückversicherung und Orientierung im Hinblick auf geschichtliche Entwicklungen und gesellschaftliche Veränderungen, die die Gruppe der hörbehinderten Menschen im Lauf der Zeit betroffen haben bzw. die sie selbst gestalten konnten. Ausgehend von unmittelbaren Erfahrungen in der nahen Umwelt in der Primarstufe weitet sich der Blick in der Sekundarstufe I zunehmend für die größeren räumlich-zeitlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge in Deutschland und in der Welt, die mit Gebärdensprache und Hörbehinderung verknüpft sind. Der künstlerische Gebrauch von Gebärdensprache zählt ebenso dazu.

Das Themenfeld Kommunikation und Alltagsbewältigung bringt den Schülerinnen und Schülern Lerninhalte nahe, die zu einer selbstständigen Lebensführung beitragen sollen. Um Teilhabe in den verschiedenen Bereichen des Alltags und ermöglichen, werden Kenntnisse über Kommunikationsstrategien sowie technische Hilfsmittel und Medien vermittelt. Das Themenfeld zielt ebenfalls auf die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler zu informierten Verbraucherinnen und Verbrauchern bei der Nutzung von Dolmetschdiensten ab. Um im späteren Leben ein hohes Maß an Selbstbestimmung zu erreichen, ist schließlich die Kenntnis von staatlichen Unterstützung und Hilfen eine unabdingbare Voraussetzung.

Die in diesem Kapitel formulierten Themen und Inhalte weisen insbesondere im Themenfeld Gemeinschaft und Geschichte Querverbindungen zum Fach Geschichte auf. Das Themenfeld Kommunikation und Alltagsbewältigung nimmt auf das Basiscurriculum Sprachbildung Bezug.

2In Brandenburg sind diese Schülerinnen und Schüler dem Bildungsgang Förderschule Lernen gemäß §30 BbgSchulG zugeordnet.

Wenn Deutsche Gebärdensprache als Wahlpflichtfach angeboten wird, können folgende Themen aus den Themenfeldern aufgegriffen werden:

Redaktionell verantwortlich: Boris Angerer, LISUM