Transferprojekt MuK

Transferprojekt MuK

Die Inhalte dieser Seite werden seit mehreren Jahren nicht mehr aktualisiert. Sie sind Bestandteil des Bereiches der abgeschlossenen Modell- und Schulversuche in Berlin und/oder Brandenburg.

Transferprojekt "Medien und Kommunikation"

Spätestens seit Mitte der 90er Jahre und parallel zur rasanten Medienentwicklung im Bereich der Neuen Medien und deren gesellschaftlichen Auswirkungen wurden die Forderungen und Bemühungen einer verstärkten Integration von Medien in schulische Lehr-Lernprozesse intensiviert und Initiativen gestartet, diesen Integrationsprozess voranzutreiben. Eine komplexe Initiative war das BLK-Programm "Systematische Einbeziehung von Medien, Informations- und Kommunikationstechnologien in Lehr-Lernprozesse" (SEMIK), in welchem die 16 Bundesländer im Zeitraum von 1998 bis 2003 insgesamt 25 Projekte zu den Entwicklungsschwerpunkten Unterrichtskonzepte, Lehrerbildung, Schulentwicklung Curriculum-Entwicklung, Bereitstellung technischer Tools realisierten.

Das Land Brandenburg beteiligte sich an diesem BLK-Programm sehr erfolgreich mit dem Modellprojekt "Profilbildung Medien und Kommunikation in der gymnasialen Oberstufe" (MuK) - eine komplexe Konstruktion aus Aspekten der Schulorganisation und -entwicklung, der Entwicklung innovativer Unterrichtskonzepte und der systematischen Einbeziehung traditioneller und neuer Medien im Rahmen der Curriculum-Entwicklung.  

Der richtungsweisende Ansatz, den Umgang mit traditionellen und vor allem Neuen Medien als neue Kulturtechnik zu begreifen und im Rahmen schulischer Bildung insbesondere auch der gymnasialen Oberstufe systematisch zu integrieren, veranlasste das Land Brandenburg dazu, im Jahre 2004 ein Transfervorhaben "Medien und Kommunikation" zu initiieren, das weiteren brandenburgischen Schulen unterschiedlicher Schulform die Möglichkeit eröffnet, das im Modellprojekt entwickelte Know-how und die dafür entwickelten innovativen Unterrichtskonzepte nachzunutzen bzw. weiterzuentwickeln. 

Die Bedeutung dieses brandenburgischen Transferprojektes liegt in der Art und Weise, wie moderne Schulentwicklung praktiziert wird. Immer geht es in diesem Zusammenhang um die Entwicklung einer neuen Lernkultur, um schulische Öffnung, interdisziplinäre Kooperation und mediale Integration. Dabei kommt es nicht vorrangig auf das professionelle Beherrschen bestimmter Programmiersprachen, Software-Anwendungen und Hardware-Konstellationen an, sondern eher auf einen kritisch-emanzipatorischen Umgang mit Medien im Unterrichtsalltag, also auf den oft gebrauchten Begriff "Medienkompetenz" und dessen Entwicklung in neuen Lehr-Lern-Arrangements. 

Modellprojekt "Profilbildung Medien und Kommunikation in der gymnasialen Oberstufe" (MuK) (1998 -2003)

Am Transferprojekt teilnehmende Schulen:

  • Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium, Forst
  • Gymnasium Templin
  • Gymnasium Wittstock
  • Hermann-von-Helmholtz-Gymnasium, Potsdam
  • Oberstufenzentrum I, Cottbus
  • Oberstufenzentrum Ostprignitz-Ruppin, Neuruppin
  • Oberstufenzentrum Werder/Havel

MuK Pilotschule

Der Übergang zur Informations- und Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts ist eine Herausforderung für Bildung und Schule. Um junge Menschen zu befähigen, diese neuartige Gesellschaft verantwortlich mit zu gestalten, muss Schule - als gesellschaftliche Instanz - sich diesem Prozess aktiv stellen. Schule hat hierbei die Chance, sich in einer pädagogisch geleiteten Auseinandersetzung mit den zunehmend komplexen Medienwelten als Institution neu zu definieren, zu profilieren und zu verorten.

Ziel eines auf veränderte Anforderungen bezogenen pädagogischen Handelns kann nicht vorrangig das Beherrschen bestimmter Programmiersprachen, Software-Anwendungen und Hardware-Konstellationen sein. Das Ziel muss umfassender - kritisch, emanzipatorisch - sein. Der in der Diskussion oft gebrauchte Begriff "Medienkompetenz" weist in diese Richtung. Die Vermittlung von Medienkompetenz und deren Konkretion auf den Unterrichtsalltag ist eine zentrale Frage des Modellprojekts MuK (1998-2003).

Der Ansatz des Modellprojekts bewegt sich im Spannungsfeld von fachintegrativen sowie fachübergreifenden Konzepten. Ausgangspunkt des Modellprojekts waren die konzeptionellen Vorstellungen, die bis 1998/99 an der Pilotschule - der Voltaire-Gesamtschule, Potsdam - in Zusammenarbeit mit dem Medienpädagogischen Zentrum Land Brandenburg (MPZ) entwickelt wurden. Seit 1999 wurde dieser Ansatz mit Akzentverschiebungen, entsprechend jeweils eigener Voraussetzungen und Bedürfnisse, von fünf Netzwerkschulen im Land Brandenburg übernommen. Im Mittelpunkt des Konzepts der Pilotschule steht ein fachübergreifender Lernbereich "Medien und Kommunikation", bestehend aus einem gleichnamigen Basis- bzw. Grundkurs, zugeordneten Bezugsfächern und einem eigenen Curriculum. An der Pilotschule wird dieses die Jahrgangsstufen 11-13 umfassende Curriculum im Rahmen des Modellprojekts in zwei Durchläufen realisiert, an den Netzwerkschulen in einem Durchlauf. MuK versteht sich zugleich als Katalysator von Prozessen der Profilbildung sowie der Entwicklung von Beispielen einer neuen Lernkultur an brandenburgischen Schulen auf deren Weg in die Informations- bzw. Wissensgesellschaft .

Das Modellprojekt ist Teil des Programms "Systematische Einbeziehung von Medien, Informations- und Kommunikationstechnologien in Lehr- und Lernprozesse (SEMIK)" der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK). Es wird gefördert durch das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg und das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Das Modellprojekt MuK an den Netzwerkschulen

Die im Projekt MuK gewählte Innovationsstrategie, die einen Transfer von Erfahrungen und Konzepten der Pilotschule auf die Netzwerkschulen impliziert, hat sich bisher als tragfähig erwiesen. Von einer 1:1-Übertragbarkeit kann aber aufgrund der unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Schulentwicklungsprozesse nicht ausgegangen werden. Anders als in der Pilotschule konnte an den Netzwerkschulen beispielsweise keine Kurskoppelung von mehreren Fächern eingerichtet werden, was Auswirkungen auf die Umsetzung eines fächerübergreifenden Curriculums und fächerverbindender Projekte hat. Die Schwerpunktsetzung in den einzelnen Schulen ist vom Schulprofil abhängig. Dementsprechend ist die Umsetzung des Profils "Medien und Kommunikation" an unterschiedliche Fächer gebunden.

Das Modellprojekt MuK wird wie folgt an den Netzwerkschulen umgesetzt:

Einstein-Gymnasium, Potsdam

Das Bildungsangebot der Schule ist durch ein mathematisch-naturwissenschaftliches Profil geprägt. In der Sekundarstufe I erfolgt eine Schwerpunktsetzung auf Mathematik und Naturwissenschaften. Im Wahlpflichtbereich sind Mathematik bzw. Physik mit Informatik gekoppelt. Ab der Jahrgangsstufe 11 werden auch die Fächer Wirtschaft und Technik angeboten. Zum Schuljahr 1999/2000 wurde nach § 28 GOSTV des Landes Brandenburg ein Wahlgrundkurs in besonderen Fächern beantragt und als zweistündiger Basis- bzw. Grundkurs "Medien und Kommunikation" zum Schuljahresbeginn eingerichtet. Der Basis- bzw. Grundkurs MuK und das Fach Informatik verstehen sich als Integrationsmotor für die Öffnung einzelner, weiterer Fächer wie z. B. Deutsch, Politische Bildung, Fremdsprachen, Naturwissenschaften und Kunst. Die bisherige mathematisch-naturwissenschaftliche Profilbildung soll durch ein mediales Profil durchdrungen und erweitert werden. Der Einsatz von Medien im Unterricht erfolgt einerseits auf traditionelle Weise im Fachunterricht (Video, Tonbandkassetten, Lichtbilder). Einzelne Fächer nutzen auch die Möglichkeit, auf Rollwagen installierte PCs für multimediale Demonstrationen (auch in Verbindung mit einem Datenprojektor) einzusetzen.

Die Schüler/innen nutzen immer stärker auch die Möglichkeit, Vorträge durch transportable Technik medial zu unterstützen. Dazu wurde zusätzlich zum Datenbeamer ein Laptop angeschafft, der den transportablen Umgang und Einsatz der Technik erleichtert. Andererseits nutzen verschiedene Fächer den Informatikraum, der mit multimediafähigen Rechnern einschließlich Verbindung zum Internet (an jedem Platz) ausgestattet ist: In der Politischen Bildung für Netzprojekte, z.B. Lernen und Kommunikation mit anderen Schulen. Im Fach Biologie zur Nutzung von fachspezifischer interaktiver Software, ebenso im Fach Mathematik zu mathematischen Gleichungen und Funktionen. In den fremdsprachlichen Fächern wird sprachspezifische multimediale Unterrichtssoftware eingesetzt.

Im Basiskurs "Medien und Kommunikation" wurden in der 11. Jahrgangsstufe folgende Projekte realisiert:

- Mediennutzung (Umfragen etc.)
- Der Hörfunk: Formen von Radiosendungen, Radiolandschaft, Radiosender und Werbung
- Eigene Audioproduktion: "Gebauter Beitrag" und "Geräuschcollage"
- Auseinandersetzung mit Printmedien (Text- und Bildanalyse, journalistische Darstellungsformen etc.)
- Verantwortung der Medien für die demokratische Meinungsbildung.

Hinzu kamen korrespondierende Unterrichtseinheiten in Deutsch (Mediengeschichte, Analyse, Konzeption und Produktion von Hörspielen), Politische Bildung (Umfragen zu sozialpolitischen Themen mit Darstellung im Internet) und Biologie (Recherchen zum Thema "Evolution").

Die angewandten Unterrichtsformen im Grundkurs MuK wechseln methodisch stark. Gerade die Auseinandersetzung mit Medien und die aktive Medienarbeit führen häufig zur Projektarbeit, zur Gruppenarbeit und zum freien Arbeiten. Regelmäßiges Arbeiten in kleinen Arbeitsgruppen beeinflussen die Gruppendynamik sowie das Lernverhalten positiv und fördern das selbständige Arbeiten. Das Erstellen von Produkten und die Präsentation der Ergebnisse fokussieren den Lernprozess, regen Diskussionen und den Wunsch der Entwicklung von Qualitätsmaßstäben und kritischen Beurteilung der eigenen Arbeit durch andere an.

Friedrich-Hoffmann-Gymnasium, Großräschen

Ein Basis- bzw. Grundkurs "Medien und Kommunikation" wurde im Schuljahr 1999/2000 in der 11. Jahrgangsstufe und im Schuljahr 2000/2001 in der 12. Jahrgangsstufe unterrichtet. Die Inhalte werden mit den Fächern Informatik und Politische Bildung abgestimmt. Zwei Lehrkräfte dieser Fächer unterrichten auch den Basis- bzw. Grundkurs MuK. Als weitere Fächer werden Deutsch und Fremdsprachen einbezogen.

Das Spektum der MuK-Unterrichtsthemen in der 11. Jahrgangsstufe reichte von einem Redaktionsbesuch bei einer regionalen Tageszeitung, der Einführung in ein DTP-Programm, dem Erstellung einer Kurszeitung (mit Themenrecherche, Redigieren und Layout von Artikeln in Arbeitsgruppen unter Nutzung journalistischer Stilformen) bis hin zu einer Einführung in die Grundbegriffe der Semiotik, der Produktion einer Bildreportage und einem theoretischen Diskurs bzgl. "Platons Kritik am geschriebenen Wort im Vergleich mit Ansichten Hubert Burdas" sowie zu "Wirklichkeitsebenen und -konstruktion".

In der 12. Jahrgangsstufe waren u.a. Filmgestaltung, Filmdramaturgie und Filmanalyse (am Beispiel des Films "Wag the dog") sowie Formen der filmischen Berichterstattung (Fernsehnachrichten, Reportage) Themen des Unterrichts. Hinzu kam das Erstellen von Exposés zu einem selbstgewählten Thema bzw. die Weiterentwicklung der vier besten Exposés zu einem Treatment und deren Produktion in Arbeitsgruppen.

Der Unterricht wurde durch die am Modellprojekt beteiligten Kollegen im Teamteaching abgesichert. Der Zusatzaufwand der Lehrkräfte erfolgte ohne zusätzliche Stundenabsicherung. Die Schüler/innen kamen mit der ungewohnten Präsenz zweier Lehrkräfte im Unterricht gut zurecht. Neben herkömmlichem Unterricht wurde sehr oft in Arbeitsgruppen bzw. arbeitsteilig im gesamten Kurs gearbeitet. Die theoretischen Kenntnisse wurden durch die unmittelbar folgende praktische Anwendung vertieft. Neben den herkömmlichen Beurteilungstechniken, die sich am Rahmenplan Politische Bildung orientieren, wurden die Schüler/innen verstärkt in die Beurteilungsfindung einbezogen.

Oberstufenzentrum Oberhavel II, Hennigsdorf

Die Bildungsangebote innerhalb der gymnasialen Oberstufe am OSZ Oberhavel II erstrecken sich neben allgemeinbildenden Fächern auf Angebote in technischer Richtung wie die Fächer Bautechnik, Chemietechnik oder Elektrotechnik. Bereits vor dem Modellprojekt existierte als Wahlalternative zum Fach Informatik das Fach "Kommunikation und Technik". In der 11. Jahrgangsstufe belegen die Schüler/innen Kurse im Fach Informatik und im Fach "Kommunikation und Technik". Ab der Jahrgangsstufe 12 können sich die Schüler/innen für einen der beiden dreistündigen Kurse entscheiden.

Dieses Fach "Kommunikation und Technik" steht beim OSZ Oberhavel II im Mittelpunkt der Umsetzung des Modellprojekts. Im Unterschied zu anderen MuK-Schulen wird am OSZ Oberhavel II kein zusätzlicher Kurs "Medien und Kommunikation" angeboten. Mit einer entsprechenden Akzentverschiebung übernimmt in Hennigsdorf "Kommunikation und Technik" die Rolle des Initiators fachübergreifender Zusammenarbeit. Im Unterricht von "Kommunikation und Technik" wurden in der 11. Jahrgangsstufe "Officeanwendungen" sowie "Bildbearbeitung" behandelt. In der 12. Jahrgangsstufe standen die Themen "Internet" und "HTML" im Mittelpunkt.

Die Kooperation mit anderen Fächer erfolgte projektbezogen. Zusammen mit Mathematik wurde so z. B. in der 11. Jahrgangsstufe das Projekt "Leben und Wirken berühmter Mathematiker" realisiert (Erarbeitung der Stationen des Lebens der Mathematiker für ein Din A3-Plakat in sechs Arbeitsgruppen, Einführung in das Lernprogramm "Winfunction", Einführung in die Textverarbeitung "Word", Informationsrecherche in Fachbüchern und im Internet). In Abstimmung mit dem Fachunterricht in Englisch entstand darüber hinaus eine Zeitung im "yellow press"-Stil. In Deutsch wurde ein Spielfilm ananlysiert. Gleichzeitig beteiligten sich die Schüler an einem Kurzfilmprojekt. Im 2. Schulhalbjahr 2000/2001 wurde mit dem Fach Darstellendes Spiel zusammengearbeitet.

Die Arbeit fand in Projekten und Arbeitsgruppen im regulären Unterricht, teilweise fächerverbindend statt. Produktive Phasen wurden häufig durch motivierte Schüler/innen in unterrichtsfreier Zeit bewältigt. Die Rolle des Lehrers definierte sich in diesen Projekten als Berater und Gesprächsvermittler, während sich Schüler selbstständig das Wissen aneigneten um es ihren Mitschülern in geeigneter Form darzulegen (z. B. Schülervorträge, Medienprodukte). Leistungsstarke Schüler übernahmen teilweise eine Tutorenrolle für Leistungsschwächere. Die fächerverbindende Arbeit mit dem Fach "Kommunikation und Technik" gelang nur teilweise, da die geplanten Arbeiten und Projekte nicht genügend mit dem Rahmenplan des Faches "Kommunikation und Technik" abgestimmt waren. Im Schuljahr 2000/2001 wurde diese Tatsache berücksichtigt und eine bessere Abstimmung der Projekte auf das Fach "Kommunikation und Technik" vorgenommen. Die im Rahmen des Modellprojekts kooperierenden Fächer wurden im Stundenplan zwar an einem Tag zusammenhängend geblockt, die Lehrer/innen konnten aber durch andere Unterrichtsverpflichtungen untereinander nicht hospitieren was die durchgängige Gestaltung von Projekten behinderte. Leistungsbewertungen fanden nach im Fach üblichen Kriterien statt. Für die Gruppenarbeit wurde ein Leitfaden zur Notengebung erarbeitet, der Kriterien für eine Schüler(-eigen-)note, die Berücksichtigung der Gruppenarbeit und Kriterien für die Lehrernote beschreibt.

Spotschule Potsdam

Die besondere Prägung der Schule bedingt die inhaltliche und methodische Orientierung der Themen im Modellprojekt auf den Sport. Das Fach Sport ist 1. Wahlpflichtfach an der Schule. Mit dem Schuljahresbeginn 1999/2000 wurde als Wahlgrundkurs in besonderen Fächern der dreiständige Basis- bzw. Grundkurs MuK eingerichtet. Die Inhalte des Kurses werden mit den Fächern Deutsch, Informatik und Politische Bildung abgestimmt, weitere Fächer werden zeitweise einbezogen.

Die Möglichkeiten der fachübergreifenden Zusammenarbeit mit den Fächern Deutsch, Politische Bildung und Informatik wurden u. a. dadurch berücksichtigt, dass an einem Wochentag die Fächer Deutsch, Politische Bildung, Informatik und der Basis- bzw. Grundkurs MuK, entsprechend dem Modell an der Pilotschule, hintereinander unterrichtet werden und damit eine gute organisatorische Voraussetzung für Block- und Projektunterricht geschaffen wurde. Im Unterschied zum Modell an der Pilotschule, wo mehrere Fächer in einem Bildungsprofil miteinander gekoppelt sind und hier eine bestimmte Schülerzahl über mehrere Fächer in der gleichen Zusammensetzung unterrichtet wird, entsteht für die fächerverbindende Zusammenarbeit das Problem, dass z.B. im Fach Deutsch, die Schülerzahl nicht mit der Zusammensetzung im Basiskurs MuK identisch ist. Dies erschwert zumindest bei der Projektarbeit die Koordination.

Der fachübergreifende Unterricht (MuK, Deutsch, Informatik, Poltische Bildung) im Rahmen des Modellprojekts folgte in der 11. Jahrgangsstufe zwei übergeordneten Themenstellungen: "Printmedien: Von Gutenberg zum Hypertext" (11-1 ) und "Fotografie: Von der Fotoplatte zum binär codierten Fotodesign" (11-2). In der 12. Jahrgangsstufe war die Zusammenarbeit zwischen dem Grundkurs MuK, Deutsch und Politische Bildung zunächst dem Thema "Audiomedien und Sport" gewidmet.

Letztgenanntes Thema wurde wie folgt untersetzt:

Grundkurs MuK:
- Einführung in die Aufnahmetechnik
- Einführung in die digitale Aufnahmeproduktion
- Rundfunk als Massenmedium auch unter dem Aspekt von Manipulation und Werbung
- Recherche- und Internetprojekt "Der Rundfunk im 2. Weltkrieg"
- Analyse der Hörgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen
- Unterrichtsprojekte zu verschiedenen Audiogenres (Hörspiel, Collage, Reportage)
- Produktion einer CD-ROM "sounds of sports" (O-Töne)

Deutsch:
- kommunikationstheoretische Modelle am Beispiel des Audiobereiches
- Manipulation durch Sprache, Textsorten, Genres
- Drehbuchgestaltung. dramatisieren epischer Texte
- Hörspielaufbau
- rezeptionsorientierte Rhetorik

Politische Bildung:
- Massenmedien - Vierte Gewalt?
- Hörspielproduktion zum Thema Rechtsradikalismus, Gewalt und Ausländerfeindlichkeit
- Der Rundfunk als Propagandamittel im faschistischen Deutschland

Theodor-Fontane-Gesamtschule, Burgle

Das Bildungsangebot der Theodor-Fontane-Gesamtschule umfasst mehrere Bereiche: Aufgrund der geographischen Lage steht unter anderem die Bewahrung sorbischer Kultur mit im Mittelpunkt des Bildungsangebotes. Hierzu besteht für die Schüler der Sekundarstufe I die Möglichkeit der Wahl des Faches Sorbisch. Eine zusätzliche Erweiterung des Bildungsangebotes stellt die mathematisch-naturwissenschaftliche Ausrichtung dar. Der Unterricht in der Sekundarstufe I findet im Klassenverband statt. Ausnahme bilden die Fächer Mathematik, Deutsch und Englisch. Hier wird bereits zu Beginn der 7. Jahrgangsstufe in Grund- und Erweiterungskurse differenziert. Eine weitere Differenzierung erfolgt dann ab Jahrgangsstufe 9 in den Naturwissenschaften und im Wahlpflichtbereich der Sekundarstufe I. Hier können die Schüler unter anderem das Wahlfach Medienkunde belegen, in dessen Mittelpunkt die Produktion einer regelmäßig erscheindenden Schulzeitung steht. Darüber hinaus beschränkt sich der Einsatz verschiedener Medien auf die Arbeit der Lehrkräfte zur Gestaltung ihres Unterrichts. Ausnahme bilden die Fächer Mathematik und Physik. Hier wurde bereits teilweise der Computer in die Unterrichtsarbeit eingebunden. Seit Schuljahresbeginn 1999/2000 wurde als "Wahlgrundkurs in besonderen Fächern" der dreiständige Basis- bzw. Grundkurs MuK eingerichtet. Dieser ist mit dem Fach Informatik gekoppelt.

In der 11. Jahrgangsstufe wird im Basiskurs MuK zunächst das Mediennutzungsverhalten der Schüler/innen thematisiert. Daran anschleßend erfolgt eine Konkretisierung der Mediennutzung auf Computerspiele, eine Kategorisierung und die Entwicklung eines Kriterienrasters für die eigene Mediennutzung sowie zur Einschätzung von Computerspielen. In Kooperation mit Informatik erfolgen die Einführung in ein Autorentool sowie in das Internet. In der 12. Jahrgangsstufe wird - im Rahmen fächerverbindender Zusammenarbeit - ein umfangreiches Multimediaprojekt realisiert. Hinzu kommt die Auseinandersetzung mit dem Medium Film/Video. Neben der Einführung in die Videoarbeit (Interview, Reportage) steht dort die Analyse von bzw. Reflexion über filmische Darstellungsformen (Spielfilm, Dokumentation, Serie, Interview).

Unterrichtsprojekte/Materialien

Mitteilungen, Kommentare + O-Töne

Pressemitteilungen des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg

12.07.2001

"Neue Lern- und Lehrkonzepte durch neue Medien im Unterricht - Fachtagung am Medienpädagogischen Zentrum Brandenburg"

21.09.1999

"Von der Pilotschule zum Netzwerk
Neue Phase für Modellversuch zur Medienkompetenz Medienkompetenz auch für die Zeit nach der Schule"

24.08.1998

Umfassende Medienkompetenz als Schlüsselqualifikation
Voltaire-Gesamtschule Potsdam bis 2003 Ort für Modellversuch

SEMIK

H. Mandl, P. Manhart, K. Kruppa, C. Gräsel: Zwischenbericht der wissenschaftlichen Programmbegleitung des BLK-Programms SEMIK für das Kalenderjahr 1999. München: Ludwig-Maximilian-Universität, 2000, S. 64.

"Das brandenburgische Projekt nimmt eine sehr positive Entwicklung. Das handlungs- bzw. produkt- und projektorientierte Vorgehen bietet nicht nur eine breite Basis für problemorientiertes Lehren und Lernen, sondern fördert vor allem die selbstgesteuerten Lernprozesse der Schüler/innen. [...] Am Beispiel der Voltaire-Gesamtschule lässt sich die Entwicklung einer neuen Lernkultur bereits erkennen. Vor allem die Rahmenbedingungen wurden hier an der Schule so organisiert, dass fächerübergreifendes Unterrichten im Stundenplan von vornherein eingeplant ist. Die Weitergabe der Erfahrungen der Pilotschule an die Netzwerkschulen lässt hoffen, dass diese eine ähnliche Entwicklung nehmen."


Prof. Dr. Waltraut Kerber-Ganse

Technische Universität Berlin, Fachbereich Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften

Zur Entwicklung der Lernkultur im Rahmen des Projektes MuK an der Voltaire-Gesamtschule, Potsdam (1999):

"Der gesamte Arbeitsprozess ist auf dem Wege der Gestaltung einer Lernumgebung, in der Lernen als kooperativer Prozess erfahren und gestaltet werden kann bis hin zu einem kollektiven Lernen ("die ganze Klasse ist eigentlich ein Team") in einem als besonders gut ausgewiesenen Klassenklima. Statt der Produktion von nur "trägem Wissen", kommt es zu einem starken lebensweltlichen Bezug (Transfer) und einer tatsächlich erlebten Handlungskompetenz (vor allem technische Kompetenzen im Umgang mit Medien) und bei einigen auch zum Wunsch nach eigener kreativer Gestaltungskompetenz. Soziale Kompetenzen werden stark erfahren und es werden selbstreflexiv auch veränderte Aspekte der eigenen Lernbereitschaft benannt. Das medienpraktische Arbeiten unter der Perspektive der allgemeinen sowie für einige direkt berufsbezogenen Praxisrelevanz scheint sich als starker Motor für persönliche Lernbereitschaft und kooperativen Arbeitseinsatz zu erweisen. Die Projektmethode als solche, scheint alleine nicht ausschlaggebend zu sein.

Vielmehr erscheint der lebensweltliche Bezug, der auf dem praktischen Umgang mit Medien sowie auf der inhaltlichen und formalen Analyse von Medien (Printmedien, Fernsehen, Film) aber auch auf der Herstellung medial vermittelter Aussagen/ Präsentationen beruht, von durchschlagender Bedeutung zu sein. Im Zuge dieser inhaltlichen und medienpraktischen Ausrichtungen ist es die Projektmethode, welche ganz offensichtlich zu neuen sozialen Erfahrungen zwischen den Schüler/innen, zwischen Schüler/innen und Lehrer/innen und auch der Schüler/innen im selbstreflexiven Bezug zu sich selbst führt. Denn ausschlaggebend für neue Lernbereitschaften, die ihrerseits dank neuer sozialer Erfahrungen freigesetzt werden aber ihrerseits auch neue soziale Erfahrungen ermöglichen, scheint es die konkrete Zielorientierung der Projekte zu sein, deren Ergebnisse als gemeinsames Produkt erfahren und angeeignet werden können und so auch eine spezifische Selbstwirksamkeit der Lernsubjekte vergegenstndlichen wie aber auch die Erfolge von Kooperationsbereitschaften darstellen."

Zur Verbindung von Projektarbeit und fächerübergreifender Unterrichtsplanung im Rahmen des Projektes MuK an der Voltaire-Gesamtschule, Potsdam (2000):

"Geht man von einem mehrdimensionalen Begriff der Medienkompetenz aus und schließt in diesen produktive Anteile ein, ergibt sich der Projektansatz, so eine Grundannahme, als notwendige Voraussetzung. Soll Medienkompetenz zugleich als ein gesellschaftlich komplexes analytisches Wissen begriffen werden, ist eine historische, politische, ökonomische, soziale Kontextualisierung unumgänglich. So ergibt sich als Innovation schulischer Lernkultur die Verbindung von Projektarbeit und fächerübergreifender Unterrichtsplanung. Vermittelt über die gesellschaftliche und alltagspraktische Bedeutung der Medien lassen sich hier die konkreten Arbeitsprozesse aber auch verstärkt in ihrer lebenspraktischen Relevanz reflektieren. Vermittelt über diese Relevanz und ihre Reflexion erschließen sich Anstöße auch auf der Ebene der Selbstfindung, was seinerseits unterstützt wird durch jene regen Erfahrungen, die sich aus dem in dieser Art Projekten notwendigerweise weitreichend eigenständigen Arbeiten ergeben: Teamfähigkeit wird zu einem Erfordernis in der Projektdynamik selbst, so dass die Anstöße zu selbstgesteuertem sowie eigen- und gruppenverantwortlichem Arbeiten aus der Arbeitserfahrung hervortreten. Das praktische Arbeiten eignet sich dabei auch der Möglichkeit nach dazu, motivationale Reserven zu mobilisieren wie auf der kognitiven Seite Wissenslücken zu erkennen bzw. das eigene Wissen auf seine (medial vermittelte) Präsentierbarkeit hin zu überprüfen.


Schüler/innen-Kommentare

Olga B. (17), MuK-Schülerin an der Voltaire-Gesamschule

"Man kann sich nicht mehr unbeschwert einen Film ansehen, ohne ihn zu analysieren", "Naja, ich achte jetzt mehr auf das, was ich sehe. Ich verbinde es mit dem Gelernten...", "Auf jeden Fall! Es ist toll, das Gelernte anwenden zu können und sogar den Eltern noch was zu erklären"

Franziska M. (18), MuK-Schülerin an der Voltaire-Gesamschule

"Durch die Projekte und Diskussionen konnte ich meine Mitschüler viel besser kennenlernen. Darüber hinaus kann man sagen, dass die Klasse so etwas wie ein Team ist"

Siehe auch Schüler/innen zu Muk* (pdf, 82,6 KB)

Redaktionell verantwortlich: André Koch, LISUM