Technische Universität Berlin,
Fachbereich Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften
Zur Entwicklung der Lernkultur im Rahmen des Projektes MuK an der Voltaire-Gesamtschule,
Potsdam (1999):
„Der gesamte Arbeitsprozess ist auf dem Wege der Gestaltung
einer Lernumgebung, in der Lernen als kooperativer Prozeß erfahren und
gestaltet werden kann bis hin zu einem kollektiven Lernen („die ganze
Klasse ist eigentlich ein Team") in einem als besonders gut ausgewiesenen
Klassenklima. Statt der Produktion von nur „trägem Wissen", kommt es
zu einem starken lebensweltlichen Bezug (Transfer) und einer tatsächlich
erlebten Handlungskompetenz (vor allem technische Kompetenzen im Umgang
mit Medien) und bei einigen auch zum Wunsch nach eigener kreativer Gestaltungskompetenz.
Soziale Kompetenzen werden stark erfahren und es werden selbstreflexiv
auch veränderte Aspekte der eigenen Lernbereitschaft benannt. Das medienpraktische
Arbeiten unter der Perspektive der allgemeinen sowie für einige direkt
berufsbezogenen Praxisrelevanz scheint sich als starker Motor für persönliche
Lernbereitschaft und kooperativen Arbeitseinsatz zu erweisen. Die Projektmethode
als solche, scheint alleine nicht ausschlaggebend zu sein.
Vielmehr erscheint der lebensweltliche Bezug, der auf dem praktischen
Umgang mit Medien sowie auf der inhaltlichen und formalen Analyse von
Medien (Printmedien, Fernsehen, Film) aber auch auf der Herstellung
medial vermittelter Aussagen/ Präsentationen beruht, von durchschlagender
Bedeutung zu sein. Im Zuge dieser inhaltlichen und medienpraktischen
Ausrichtungen ist es die Projektmethode, welche ganz offensichtlich
zu neuen sozialen Erfahrungen zwischen den Schüler/innen, zwischen Schüler/innen
und Lehrer/innen und auch der Schüler/innen im selbstreflexiven Bezug
zu sich selbst führt. Denn ausschlaggebend für neue Lernbereitschaften,
die ihrerseits dank neuer sozialer Erfahrungen freigesetzt werden aber
ihrerseits auch neue soziale Erfahrungen ermöglichen, scheint es die
konkrete Zielorientierung der Projekte zu sein, deren Ergebnisse als
gemeinsames Produkt erfahren und angeeignet werden können und so auch
eine spezifische Selbstwirksamkeit der Lernsubjekte vergegenständlichen
wie aber auch die Erfolge von Kooperationsbereitschaften darstellen."
Zur Verbindung von Projektarbeit
und fächerübergreifender Unterrichtsplanung im Rahmen des Projektes
MuK an der Voltaire-Gesamtschule, Potsdam (2000):
"Geht man von einem mehrdimensionalen Begriff der Medienkompetenz
aus und schließt in diesen produktive Anteile ein, ergibt sich der Projektansatz,
so eine Grundannahme, als notwendige Voraussetzung. Soll Medienkompetenz
zugleich als ein gesellschaftlich komplexes analytisches Wissen begriffen
werden, ist eine historische, politische, ökonomische, soziale Kontextualisierung
unumgänglich. So ergibt sich als Innovation schulischer Lernkultur die
Verbindung von Projektarbeit und fächerübergreifender Unterrichtsplanung.
Vermittelt über die gesellschaftliche und alltagspraktische Bedeutung
der Medien lassen sich hier die konkreten Arbeitsprozesse aber auch
verstärkt in ihrer lebenspraktischen Relevanz reflektieren. Vermittelt
über diese Relevanz und ihre Reflexion erschließen sich Anstöße auch
auf der Ebene der Selbstfindung, was seinerseits unterstützt wird durch
jene regen Erfahrungen, die sich aus dem in dieser Art Projekten notwendigerweise
weitreichend eigenständigen Arbeiten ergeben: Teamfähigkeit wird zu
einem Erfordernis in der Projektdynamik selbst, so dass die Anstöße
zu selbstgesteuertem sowie eigen- und gruppenverantwortlichem Arbeiten
aus der Arbeitserfahrung hervortreten. Das praktische Arbeiten eignet
sich dabei auch der Möglichkeit nach dazu, motivationale Reserven zu
mobilisieren wie auf der kognitiven Seite Wissenslücken zu erkennen
bzw. das eigene Wissen auf seine (medial vermittelte) Präsentierbarkeit
hin zu überprüfen.