Musik in der gymnasialen Oberstufe
Unterrichtsbeispiel Barockoper
Stundenziele:
Die Schüler und Schülerinnen...
- kennen wichtige Merkmale der Barockoper: Kastratengesang, Typisierung der Figuren und Emotionen
- erörtern Probleme historischer Aufführungspraxis.
- inszenieren einen Szenenausschnitt aus einer barocken Oper.
Ablauf:
1.Phase: Einführung ins Thema, Einfühlung in die Opernhandlung
Unterrichtsformen: LV, szen.Spiel
- S. und L stehen im Kreis
- L. stellt Bezug zum Opernbesuch her: moderne vs. historische Aufführungspraxis, stellt Unterrichtsthema vor
- L. stellt Hauptrollen der Oper vor
- S. bauen spontan Standbilder zu den Rollen
- L. liest Handlung (1.Akt) vor. S. stellen Gruppenbild.
- L. verteilt Rollen und Aufgaben.
2.Phase: Proben, Vorbereitung der Besetzungskonferenz
Unterrichtsformen: Stillarbeit, Partnerarbeit, szen. Spiel
- Regisseure (2), Assistenten (2) lesen Texte, proben die Szene mit einem männlichen bzw. mit einem weiblichen Ensemble à 6 Darsteller
- Dramaturgen (6) lesen Texte, diskutieren Lösungsansätze
- Darsteller mit Gesangsrolle hören Musik, lernen Text über die Musik zu sprechen
- stumme Darsteller lesen Text, bereiten Gestik/Mimik vor
3.Phase: Besetzungskonferenz
Unterrichtsformen: szen. Spiel, Schülervortrag, Plenumdiskussion, ggf. gel. Unterrichtsgespräch
- Ensembles führen ihre Szenen vor.
- Regisseur und Dramaturgie diskutieren die Besetzung, suchen eine tragbare Lösung, begründen ihre Vorschläge, reflektieren die Problematik historischer Aufführungspraxis (Beurteilt, wie das Publikum von heute auf historische Aufführungspraxis reagieren könnte!)
Weitere Stunden: Vergleich mit modernen Inszenierungen, z.B. Salzburg 2012 (Hintergrundinformationen von ARTE hier) oder (halb-)historisch Berlin 1978
Spielfilm über den Kastraten Farinelli
Opernpartituren, z.B. von Händels Julius Cäsar: https://imslp.org/wiki/Giulio_Cesare_in_Egitto%2C_HWV_17_(Handel%2C_George_Frideric)
Beispiele für die Rollenkarten
Darsteller*in
Du bist Opernsänger*in und bekommst von einem renommierten deutschen Opernhaus die Einladung, sich für die Mitwirkung an der barocken Oper „Julius Cäsar“ von Georg Friedrich Händel zu bewerben. In einer Probe und einer anschließenden Konferenz sollen die passenden Darsteller ausgewählt werden.
Bereite dich dazu für die Rolle des/der .................................. in der 3. Szene des 1.Aktes vor.
Versuche, mit Hilfe der Aufnahme den Text in italienischer Sprache mitzusprechen.
1.Akt, 3.Szene
Rezitativ
Cäsar: Giulio, che miri? (Himmel, ist’s möglich?)
Sextus: Oh, Dio, che veggio? (Ihr Götter, was seh ich?)
Cornelia: Ahi, lassa! Consorte! (Ach, weh mir, mein Gatte?)
Curio: Grand’ ardir! (Feige Tat!)
Cornelia: Tolomeo, barbaro traditor! Io manco, io moro. (Ptolemäus, schändlich verrietst du ihn! Wie ist mir? Ich sterbe...
(Cornelia sinkt in Ohnmacht.)
Arie
Cäsar: Empio, diro, tu sei, togli tia gliocchi miei, sei tuto crudelta, sei tuto crudelta…
Schändlicher, sag ich dir, hebe dich weg von mir, du kennst nur Grausamkeit, du kennst nur Grausamkeit…
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Regisseur*in/Regieassistentin
Du bist Regisseur*in/Regieassistent*in und bekommst von einem renommierten deutschen Opernhaus den Auftrag, die barocke Oper „Julius Cäsar“ von Georg Friedrich Händel historisch authentisch zu inszenieren. Zunächst sollen in einer Probe die passenden Darsteller ausgewählt werden.
Es soll eine kurzer Ausschnitt aus dem 1.Akt Dialog szenisch umgesetzt werden (s.u.)!
Informiere dich zunächst über die Schauspielkunst zur Zeit des Barocks mit Hilfe des folgenden Text- und Bildmaterials! Berücksichtige diese Informationen bei deinen Regieanweisungen! Gib den Schauspielern klare Anweisungen, wie sie sich gestisch-mimisch auf der Bühne bewegen sollen.
Führe in einer anschließenden Konferenz die Szene mit deinem Ensemble auf. Du musst nun gemeinsam mit der Dramaturgie über die Besetzung der Oper entscheiden. Berücksichtige dabei den musikwissenschaftlichen Rat der Dramaturgie!
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Handlung
Ort und Zeit: Ägypten, nach der Schlacht bei Pharsalus 48 v. Chr.
Hauptrollen:
- Julius Cäsar, erster römischer Imperator
- Cornelia: Gemahlin des Pompejus
- Sextus: Sohn von Cornelia und Pompejus
- Ptolemäus: König von Ägypten
- Kleopatra: Schwester von Ptolemäus
- Curio: römischer Tribun
Die heroische Oper „Julius Cäsar“ spielt in Ägypten. Es geht um Kleopatras Anspruch als Erstgeborene auf den ägyptischen Thron, den sie dann mit Hilfe Cäsars durchsetzen kann.
Cäsar hat den Pompejus in die Flucht geschlagen und zieht als Triumphator in Alexandria ein. Cornelia und Sextus bitten ihn um Versöhnung. Cäsar gewährt großmütig Schonung des Besiegten, doch König Ptolemäus lässt dem ahnungslosen Cäsar zu dessen Entsetzen das abgeschlagene Haupt des Pompejus auf einer goldenen Schale überreichen. Er möchte dadurch Cäsar im Thronstreit für sich gewinnen.
Dialog:
Rezitativ
Cäsar: Giulio, che miri? (Himmel, ist’s möglich?)
Sextus: Oh, Dio, che veggio? (Ihr Götter, was seh ich?)
Cornelia: Ahi, lassa! Consorte! (Ach, weh mir, mein Gatte?)
Curio: Grand’ ardir! (Feige Tat!)
Cornelia: Tolomeo, barbaro traditor! Io manco, io moro. (Ptolemäus, schändlich verrietst du ihn! Wie ist mir? Ich sterbe... Cornelia sinkt in Ohnmacht
Arie
Empio, diro, tu sei, to
Material:
Hörbeispiele (auf dem Tablet oder Smartphone), Musikanlage, Aufgaben- und Materialblätter für Dramaturgie, Regie, Darsteller
Unterrichtsbeispiel: Kulturelle Aneignung weltweit - Chancen und Risiken
Analyseteil
- Weltweit: Untersuche mit Hilfe der interaktiven Weltkarte Music Borders: In welcher Region wird welche Musik gehört? Untersuche an einer selbst gewählten Beispiel, in welchem Zusammenhang Geografie, Sprache, politisches System und Kultur beim Musikgeschmack stehen!
- Metropolen: Erkunde mit Hilfe der Seite https://everynoise.com/cities.html, welche Musikstile in den Großstädten der Welt gespielt und gehört werden? Vergleiche die Städte und ermittle Gemeinsamkeiten. Ermittle Gründe für diese Gemeinsamkeiten.
Erörterungsteil
- Risiken: Lies den Text über kulturelle Aneignung (Hessischer Rundfunk) und nenne Beispiele für Risiken Kultureller Aneignung! Weitere Beispiele findet ihr hier.
- Chancen: Lies den Text über die Ethik der kulturellen Appropriation (Buchrezension, Bayrischer Rundfunk) und nenne Vorteile der Kulturellen Aneignung, z.B. in der globalen Popmusik.
- Diskutiert im Kurs Pro und Kontra!
- Synthese: Lest die Texte und formuliert eine ethischen ethischen Leitfaden, wie Konsumenten und Musikschaffende mit globaler Musik aus marginalisierten Gesellschaften umgehen könnten. Wie verhaltet ihr euch persönlich, z.B. beim Remix des Funky Drummer Solos? Definiert, welche Art der kulturellen Aneignung ihr vollzogen habt: Austausch, Dominanz, Ausnutzung oder Transkulturation?
Text 1 "Eine gute Appropriation ist jene, die erfinderisch ist, die das Spiel der kulturellen Möglichkeiten erweitert und auch eine, die uns zeigt, dass Identität nicht aus einer einigen Wurzel erwächst, sonder aus einem Wurzelgeflecht, einem Rhizom. Identität ist immer hybrid, gemacht, unablässig im Werden und in der Veränderung. Eine Praxis der Appropriation, die diese Hybridität und die ambivalente Verfasstheit jeglicher kultureller Identität sichtbarmacht, ist eine im ethischen Sinn gute Appropriation.
Eine schlechte Appropriation ist hingegen jede, die scheinbar vorgegebene Identitäten hinnimmt und verfestigt, die bestehenden Machtverhältnisse ästhetisch ausnutzt und damit politisch zementiert. Schlechte Appropriation beutet Erzeugnisse marginalisierter Menschen aus der Position einer hegemonialen Mehrheitsgesellschaft aus und schreibt diese Menschen dabei zugleich in ihrem Status der Marginalisierung fest."
(Quelle: Jens Balzer: Ethik der Appropriation. Berlin 2022. 53f.)
Text 2
Der Kommunikationswissenschaftler Richard A. Rogers identifiziert vier Formen kultureller Aneignung:
- Kultureller Austausch
- Kulturelle Dominanz
- Kulturelle Ausnutzung
- Transkulturation:
Praktischer Teil
- Informiere dich über die Entstehung des Funky Drummers
- Höre dir einzelneAufnahmen an.
- Übe das Funky Drummer Solo auf dem Schlagzeug oder Cajon und fertige mit einer DAW (z.B.GarageBand) eine Aufnahme ODER programmiere den Drum-Sequenzer!
- Fertige mit deinem Material einen Remix.
- Zusatzaufgabe: Mische deinen Remix mit Musikstilen aus mindestens 3 Kontinenten. (Hörbeispiele: Siehe auch https://everynoise.com/cities.html)
Gamĕlan rockt!
Schauen Sie sich das Videobeispiel an und beschreiben Sie Ihre Eindrücke. Erläutern Sie, inwiefern hier Elemente aus Tradition und Zeitgeist musikalisch miteinander verknüpft werden.
Nehmen Sie schließlich kritisch Stellung zum daraus entstandenen klanglichen Ergebnis.
Material: Videobeispiel. Wiedergabemedium.
Redaktionell verantwortlich: Jakob Fraatz
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