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Mein persönlicher Online-Wegweiser

Dies ist Ihr persönlicher Online-Wegweiser mit pädagogischen Empfehlungen für das Lernen in Präsenz und Distanz. Sie können sich durch die Kategorien durchklicken und Ihren Wegweiser hier ausdrucken.

Allgemeine schul- und unterrichtsorganisatorische Empfehlungen

Die allgemeine Schulpflicht gilt auch bei einer Schulschließung. Beim Distanzunterricht bleiben die geltenden Rahmenlehrpläne verbindlich. Wie im regulären Schulbetrieb sehen sich die Lehrkräfte in Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten in der Verpflichtung, alles zu tun, was den jungen Menschen eine gelingende Lernbiografie ermöglicht. 

Darüber hinaus gilt es, gemeinsam darüber nachzudenken, in welchen Formaten, mit welchen Methoden und Innovationen auch das analoge Arbeiten in der Schule so geplant und durchgeführt werden kann, dass keine Schüleri:nnen zurückgelassen werden. Um diese Herausforderungen zu meistern, bedarf es eines gelingenden Zusammenwirkens aller und einer gemeinsamen Kultur der Fehlerfreundlichkeit, des aufeinander Zugehens und des Ausprobierens.

Die Lehrkräfte bzw. die Schulen tragen als Hauptakteur:innen dafür Sorge, dass in der Situation einer Schulschließung die Schüleri:nnen geeignete und für alle Lernenden erreichbare Lernmaterialien erhalten und dass der Kontakt zu den Lernenden weiterhin kontinuierlich aufrechterhalten wird.

Organisatorische Aspekte aus der Sicht der Schüler:innen – Arbeitsumfang & Arbeitsorganisation

Es hat sich als notwendig erwiesen, dass Schüler:innen:

  • mit neuen digitalen Tools vertraut gemacht, aber nicht überfrachtet werden.

Lehrkräfte nutzen Wege für die Aufgabenübermittlung, die für ihre Schüler:innen auch nutzbar sind. Dies kann über die Abholung von Aufgaben in der Schule über das Versenden von E-Mails bis zur Bereitstellung von interaktiven Formaten innerhalb eines Lernmanagementsystems (Schul-Cloud Brandenburg oder Lernraum Berlin) erfolgen.

Organisatorische Aspekte aus der Sicht der Erziehungsberechtigten

Informationen über Bestimmungen und Verordnungen zur aktuellen Schulsituation müssen an die Erziehungsberechtigten weitergegeben werden:

  • Das schulische Konzept für den Distanzunterricht ist bekannt und wurde verstanden.
  • Kommunikationswege über die Elternvertretungen sind abgestimmt und bekannt.
  • Die Arbeitsfähigkeit für synchrones und asynchrones Arbeiten im Distanzunterricht ist bestmöglich hergestellt.
  • Positives und negatives Feedback und Anregungen zum Distanzunterricht werden mit Bedacht an die Lehrkraft herangetragen, der Kreis der Adressat:innen entsprechender Rückmeldung wird sorgfältig abgewogen. Das heißt in Problemsituationen: Eskalationsstufen mit Bedacht wählen, nach Möglichkeit immer zunächst das Gespräch mit der Lehrkraft suchen.

Erziehungsberechtigte haben betont, dass sie es schätzen, wenn

  • die Schulleitung / die Klassenleitung / Tutor:innen sie über die aktuelle Schulsituation informiert.
  • die Elternvertretung stets in den für erfolgreichen Distanzunterricht notwendigen Informationsfluss eingebunden wird.
  • die Aufgaben so gestellt sind, dass die Schüler:innen sie größtenteils ohne die Hilfe der Erziehungsberechtigten bearbeiten können.
  • ein entsprechendes digitales (und bei Bedarf analoges) Austauschforum für die Elternvertretung existiert.
  • die Schule auch bei Schließung zu bekannt gemachten Zeiten erreichbar ist.
  • die Kommunikationswege den jeweiligen häuslichen Bedingungen angepasst sind (neben online basierten auch analoge Kommunikationswege: Telefon, Fax, Briefpost). 
  • ein Zeitplan vorliegt mit einem Angebot fester Gesprächstermine und dieser bekanntgemacht wird.
  • sie feste Ansprechpersonen für Computeranliegen und für die Betreuung der schulinternen Lernplattform haben.
  • durch Umfragen, die häuslichen materiellen (technischen, räumlichen) und zeitlichen Ressourcen und das eigene Rollenverständnis als Erziehungsberechtigte abzufragen und für die weitere Planung genutzt werden.

Themenportal:

https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/schulentwicklung/themenportal-schulentwicklung/erfahrungen-erfragen-und-nutzen

https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/schulentwicklung/themenportal-schulentwicklung/eltern-entlasten-und-einbeziehen

Beratung für die Erziehungsberechtigten für einen gelingenden Distanzunterricht

Erziehungsberechtigte haben betont, dass sie es schätzen, wenn sie hinsichtlich ihrer Lernunterstützung beraten werden

  • zur angemessenen häuslichen Lernumgebung (Trennung von Arbeitsplatz und Spielumgebung) ihres Kindes.
  • zum Organisieren einer rhythmisierten Tagesstruktur (Wechsel von Lern- und Freizeiten, geregelte und gemeinsame Mahlzeiten, körperliche Betätigung, feste und begrenzte Zeiten am Computer oder Smartphone) beim Distanzunterricht.
  • zu möglichen Wegen, ihre Kinder emotional zu stärken.
  • zu möglichen Wegen, wie die sozialen Kontakte ihrer Kinder durch Zusammenarbeit von Schüler:innen in Gruppen gefördert werden können.

Themenportal:

https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/schulentwicklung/themenportal-schulentwicklung/kommunikation-und-kooperation-gestalten

Erziehungsberechtigte haben betont, dass sie es schätzen, wenn sie informiert werden

  • zum individuellen Lernstand der Schüler:innen.
  • über die Terminierung von Abgaben und Erledigung von Aufgaben.
  • über den Umfang und Inhalt der gestellten Aufgaben und die gewünschte Art und Weise der Aufgabenbearbeitung.
  • über Leistungsmessung und -bewertung unter den Bedingung des Distanzunterrichts.

Organisatorische Hinweise für Quer- und Seiteneinsteigende

Die Vergegenwärtigung der nachfolgenden Aspekte könnte hilfreich sein für die spezielle Situation von Quer- und Seiteneinsteigenden, um eine veränderte schulische Organisation besser zu meistern.

Quer- und Seiteneinsteigende

  • befinden sich in einer Doppelrolle als Lernende und Lehrende.
  • bedürfen der Unterstützung und Beratung durch Mentor:innen der Schule, um Präsenz- oder Distanzunterricht eigenständig anzuleiten.
  • erleben im Distanzunterricht den Wegfall der Beratung (z. B. Hospitationen, gemeinsame Vorbereitungen …) durch zugeordnete Mentor:innen der Schule.
  • lernen die erfahrenen, anleitenden Lehrkräfte unter Umständen als Neulinge im digital durchgeführten Unterricht kennen.
  • machen die Erfahrung, dass die notwendig gewordene zeitliche und inhaltliche Neuorganisation des Schulalltages und des Ausbildungsalltags mit den privaten Umständen kollidieren.
  • verspüren eine Doppelbelastung: Umstieg auf Distanzlehre im Vorbereitungsdienst als Lernende und Umstieg auf Distanzunterricht als Lehrende (beide Formen werden von den Quereinsteigenden als sehr viel zeitintensiver erlebt.)
  • empfinden das Erlernen von Techniken zur Stressbewältigung, zum Zeitmanagement und zur Stärkung des Selbstbewusstseins als hilfreich (viele Quereinsteigende leiden darunter, dass sie nicht als Bereicherung für das Kollegium angesehen werden, sondern als zusätzliche „Belastung“).

 

Szenarien des Distanzunterrichts

Synchrones Lehren bedeutet, dass Schüler:innen sowie Auszubildende zur gleichen Zeit an einem bestimmten realen oder virtuellen Ort wie in einem Klassenzimmer, Fachraum, einer Videokonferenz oder einem Live‑Chat zusammentreffen.

Das gegenteilige asynchrone Lehren findet zeitlich versetzt statt. Lehrkräfte und Schüler:innen sowie Auszubildende kommunizieren nicht zeitgleich. Asynchrones Lernen bedarf meist eines höheren Maßes an selbstreguliertem Lernen, was den Vorteil haben kann, dass Schüler:innen sowie Auszubildende in ihrem individuellen Lerntempo arbeiten können.

Strukturierung des Präsenz- und Distanzunterrichts

Die Strukturierung der Lehr- und Lernprozesse, der Lernumgebung in zeitlicher und räumlicher Dimension, die Transparenz der Erwartungen und Lernziele, aber auch die Form der Verteilung von Materialien haben einen bedeutenden Einfluss auf den Lernerfolg der Schüler:innen. 

So schaffen Rituale und pädagogische Maßnahmen Sicherheit und Orientierung. Ein Fahrplan an der Tafel gliedert den Unterrichtsablauf. Während der Bearbeitung einer Aufgabe können Schüler:innen mit nur einem Blick nach rechts oder links auf einen Merkspeicher schauen. Bei Arbeitsanweisungen wird unmittelbar nachgefragt. Gespräche finden von Angesicht zu Angesicht statt und werden z. T. durch Methodenkärtchen reguliert. Das Lernen wird durch Methodenvielfalt mitgetragen.  

Die Bedingungen im Distanzunterricht verändern räumliche und zeitliche Strukturen maßgeblich. Für das Gelingen von Distanzunterricht lohnt es sich,pädagogische Maßnahmen zur Organisation des Unterrichts auf diese Szenarien zu übertragen oder für sie zu entwickeln.

Unterrichtsorganisation in der Primarstufe

Haben Schüler:innen in den jüngeren Klassenstufen noch keinen Zugang zum Internet, so benötigen sie die Unterstützung der Erziehungsberechtigten in Videokonferenzen und um an Lehrmaterialien zu gelangen sowie die Kommunikation untereinander und mit der Lehrkraft zu pflegen.

Generell ist es günstig, virtuelle Treffen im Teamteaching anzubieten. Eine der Lehrkräfte kann dann auch bei technischen Schwierigkeiten in der Umsetzung betreuen.

Im Gegensatz zum Präsenzunterricht verändern sich im besonderen Maße zeitliche Abläufe. Planen Sie für die Durchführung von Videokonferenzen mehr Zeit ein. Es ist zu beachten, dass die Zeiten nun in Eigenregie der Schüleri:nnen selbstständig bewältigt werden müssen.

Konzentriertes Arbeiten – wie lang?

Die zeitliche Erarbeitung und Bearbeitung von Inhalten kann nicht eins zu eins aus dem Präsenzunterricht übertragen werden.

Richtwerte für konzentriertes Arbeiten für Schüler:innen der Primarstufe können von der Faustregel abgeleitet werden: Lebensalter multipliziert mit zwei Minuten.[1] In diesen Zeiten sollen möglichst Lernsituationen geschaffen werden, in denen Schüler:innen in ihrem eigenen Tempo Aufgaben bearbeiten können. 


[1] vgl. Stangl 2020. Faustregel Konzentrationsspanne

Richtwerte für konzentriertes Arbeiten von Schüler:innen der Grundschule
Jahrgangsstufe Konzentrationsspanne am Stück Lerneinheiten am Tag
1 14 Minuten 2 ≈ 30 Minuten
2 16 Minuten 3 ≈ 45 Minuten
3 18 Minuten 4 ≈ 65 Minuten
4 20 Minuten 6 ≈ 120 Minuten
5 22 Minuten 7 ≈ 145 Minuten
6 24 Minuten 8 ≈ 190 Minuten

Beim Übergang in die weiterführenden Schulen kommen viele Schüler:innen und mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen zusammen.

Gerade die Schüler:innen der Jahrgangsstufe 7 benötigen oft noch relativ viel Anleitung und müssen sich erst kennenlernen. Es empfiehlt sich also, besonders hier feste Lerngruppen einzurichten. Es ist auch wichtig, schon in Präsenzphasen die jüngeren Schüler:innen an das selbstständige Arbeiten heranzuführen, beispielsweise mit längerfristig zu bearbeitenden, umfangreicheren Aufgaben. In diesen sollten Teilziele festgelegt werden, die den Lernenden die Abarbeitung erleichtern sollen. In der Primarstufe wird mit Wochenplänen gearbeitet. Diese Methode kann hier in veränderter Form weitergeführt werden.

Informative Links:

Die Schüler:innen der weiterführenden Schulen benötigen eine kontinuierliche, zuverlässige Kommunikation und Betreuung. Deshalb ist es günstig, einige Faktoren zu klären.

  • Regelungen gelten für alle Lehrkräfte und für alle Schüler:innen.
  • Kontaktdaten der Erziehungsberechtigten sind immer aktuell.
  • Nutzen Sie einheitliche Kommunikationswege.

Günstig ist eine Einführung in die Möglichkeiten und Nutzung dieses verabredeten Kommunikationsweges bereits zu Präsenszeiten, so dass sich eine gewisse Routine entwickeln kann. Auf diese Weise können sich Klassenteams über den Umfang der Aufgaben verständigen und es kann zeitnah festgestellt werden, wenn sich einzelne Schüler:innen dem Distanzunterricht entziehen. Dadurch ist ein schnelles und abgestimmtes Handeln möglich.

Für die Übermittlung von Aufgaben und Lösungen ist eine Festlegung zu treffen, wann Schüler:innen Aufgaben erhalten und wie viel Zeit sie mindestens zur Bearbeitung bekommen.

Schüler:innen müssen ihre Woche selbstständigplanen. Es ist sinnvoll, zu Beginn der Woche die Aufgaben zu stellen und die Abgabe nicht zu zeitnah zu verlangen. Kalkulieren Sie technische Probleme oder häusliche Gegebenheiten wie eine instabile Internetverbindung, Erziehungsberechtigte im Homeoffice, die den Computer benötigen, oder auch fehlende Endgeräte ein.

Für die Verteilung von Aufgaben und für den Rücklauf ihrer Lösungen sollten einheitliche Dateiformate vorgegeben werden die von allen digitalen Endgeräten erkannt und mit dem richtigen Programm auch gleich bearbeitet werden können. Die Aufgabenmenge der Fächer sollte entsprechend der Stundentafel festgelegt werden. Für alle Unterrichtsfächer müssen regelmäßig Aufgaben gestellt werden.

Es ist auf eine besonders klar ausformulierte Aufgabenstellung zu achten. Lehrkräfte sollten im Blick haben, dass die Schüler:innen bei der Bearbeitung in der Regel allein sind. Nachfragen ist mit einem erhöhten Aufwand verbunden.

Bei der Planung von Videokonferenzen ist es sinnvoll, sich an den Stundenplan des Präsenzunterrichtes zu halten.

In der gymnasialen Oberstufe sind langfristige Projekte sinnvoll. Es empfiehlt sich, zwischendurch einen Zwischenstand abzufragen, begleitendes Feedback zu geben, aber auch indirekt an die Bearbeitung zu erinnern. So kann die Quote derjenigen Schüler:innen, die wo möglich überfordert sind, geringgehalten werden.

Während die klassische Variante des Unterrichts Wissensvermittlung und –anwendung im Klassenraum vorsieht, können Blended Learning-Formate oder auch Flipped Classroom genutzt werden, wenn die Schüler:innen nicht oder nur zeitweise die Schule besuchen können/dürfen.

Informative Links:

Insgesamt sollte der Unterricht möglichst so geplant werden, dass wenige Änderungen einen prompten Wechsel zwischen den Szenarien Präsenz- und Distanzunterricht ermöglichen.

Unter den Bedingungen der Schulschließungen wurde deutlich, dass Schüler:innen befähigt werden müssen, ihre Lernprozesse selbstständig zu steuern. Sie müssen in der Lage sein, mit anderen zu kommunizieren, ihre Ergebnisse oder auch die der anderen und auch Lernwege kritisch zu hinterfragen, Feedback einzuholen und zu geben.

Unterrichtsorganisation – In den beruflichen Schulen / Oberstufenzentren

Es gibt eine Vielzahl von Bildungsgängen an den Oberstufenzentren und beruflichen Schulen mit zum Teil sehr unterschiedlichen Anforderungen an den schulischen Alltag. Sie reichen vom theoretischen Unterricht der verschiedensten dualen Ausbildungsberufe gemäß Berufsbildungsgesetz oder Handwerksordnung über die teil- und vollzeitschulischen Fachschulen, die vollzeitschulischen Bildungsgänge in den Berufsfachschulen, die Fachoberschule und das Beruflichen Gymnasium bis hin zum Bildungsgang zur Vertiefung der Allgemeinbildung und zur Berufsorientierung, Berufsvorbereitung oder Berufsausbildungsvorbereitung (BvB) sowie der Berufsfachschule zum Erwerb beruflicher Grundbildung und von gleichgestellten Abschlüssen der Sekundarstufe I im einjährigen Bildungsgang für berufsschulpflichtige Schüler:innen und im zweijährigen Bildungsgang für Schüler:innen, die über keine ausreichenden Deutschkenntnisse verfügen.

Die sehr heterogene Zusammensetzung der Klassen verlangt von den Lehrkräften ein hohes Maß an Binnendifferenzierung, Einfühlungsvermögen und Methodenvielfalt. Insbesondere die mehr oder weniger vorhandene Sprachbarriere stellt Lehrkräfte beim Wechsel von Präsenz- zu Distanzunterricht vor hohe Anforderungen.

Medienkompetenz beschränkt sich oft auf die Nutzung eines älteren Smartphones, dessen Internetzugang teilweise Kosten verursacht bzw. nur ein kleines Datenvolumen zulässt.

Für Phasen des Distanzunterrichts sind durch die Schule/Lehrkräfte grundsätzlich zu prüfen:

  • zielgruppenorientierte Kommunikationsformen und -wege 
  • zusätzliche Einbeziehung der Ausbildungsbetriebe als Lernortkooperationspartner:innen, der Träger der Berufsvorbereitungsmaßnahmen bzw. der Praxisstellen[1] in den Kommunikationsprozess und die Unterrichtsplanung neben Schüler:innen bzw. teilweise Erziehungsberechtigten
  • Gleichstellung von Distanzunterricht und Präsenzunterricht, verpflichtend für alle Schüler:innen, Grundlage sind Stundentafeln und Rahmenlehrpläne
  • Anpassen der Unterrichtsorganisation, pädagogische und organisatorische Umgestaltung der Bildungsgänge
  • Planung der methodisch-didaktischen Herangehensweise (besondere Herausforderung Schüler:innen mit Lernschwierigkeiten bzw. in Klassen des gemeinsamen Lernens)
  • Anpassen von Unterrichtsmaterialien und Lernsituationen
  • Beachtung der besonderen Bedeutung von Feedbackschleife

[1] In den Fachschulen ist die Einhaltung der Regelungen des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG) zu prüfen, um die Förderfähigkeit nicht zu gefährden.

Das Ziel der Berufsvorbereitung (BvB) bzw. der BFS-G ist es, auf eine berufliche Ausbildung bzw. eine berufliche Tätigkeit vorzubereiten. Der praktische Bezug zur Arbeits- und Berufswelt darf hier nicht zu kurz kommen. Insbesondere beim Lernen im Distanzunterricht sind Aufgabenstellungen und Lehrmaterial so zu wählen, dass der praktische Bezug zu unterschiedlichen Berufsfeldern (in Handwerk und Industrie) stets von den Schüler:innen erlebbar wird. Lehrvideos zur Simulation sind hier besonders geeignet. Dabei ist auf einfache technische Lösungen und regelmäßigen Telefonkontakt zurückzugreifen. Sind bei einigen Schüler:innen keine technischen Voraussetzungen vorhanden, so müssen analoge Medien zur Anwendung kommen (Lehrbücher, Arbeitsblätter usw. – auch in einfacher Sprache – per Brief). Für den Distanzunterricht können geeignete schulische Fördermaterialien zur Ausleihe bereitgestellt werden.

In den BFS nach Landesrecht und BFS Soziales ist zu prüfen, ob die vorgesehenen Praktika (möglichst im Block) durchgeführt werden können. Gegebenenfalls sind individuelle Lösungen mit den Praxisstellen bzw. Einrichtungen zu suchen, damit die laut Berufsfachschulverordnung (BFSV bzw. Soziales) vorgesehene Mindestdauer erreicht werden kann.

Die auf die duale Berufsausbildung dafür abgestimmten Ausbildungsverordnungen und Rahmenlehrpläne erfordern durch ihre gemeinsamen Lernfelder eine enge Zusammenarbeit und Koordination der Unterrichtsinhalte und Lernsituationen zwischen den Lehrkräften und den Ausbilder:innen. Der Wechsel von Präsenz und Distanz ist den Lehrkräften, aber auch den Auszubildenden vertraut: Der entscheidende Unterschied besteht nun darin, dass die Lehrkräfte den Unterricht in Distanz organisieren müssen und hierbei für die Chancengleichheit unter den Auszubildenden verantwortlich sind.

Alle Phasen der vollständigen beruflichen Handlung (Informieren, Planen, Entscheiden, Ausführen, Kontrollieren und Bewerten) lassen sich auch im Distanzunterricht realisieren. Jedoch lassen sich nicht alle beruflichen Handlungen real durch jede:n Auszubildende ausführen. Beschreibungen, Fotos, Videos und Simulationen sind sehr gut geeignet, praktische Handlungen zu analysieren und nachzuvollziehen. Die eigentliche praktische Tätigkeit wird dann im Betrieb ausgeführt.

Informative Links:

Verknüpfung von Präsenz- und Distanzunterricht

Für die Verknüpfung von Präsenz- und Distanzunterricht gibt es verschiedene Möglichkeiten, die das Zusammenspiel fördern können. Der Unterricht in der Distanz folgt dabei zwar den gleichen pädagogischen und didaktischen  Grundsätzen wie in Präsenz, doch muss der Lernstoff für den Distanzunterricht so angepasst und reduziert werden, dass er zu Hause bewältigt werden kann.[1


[1] Hinweise zur Konzentrationsspanne von Schüler:innen sind in den organisatorischen Empfehlungen zu finden

Was bedeutet Feedback?

Wertschätzendes und das den Lernprozess begleitende Feedback ist Forderung und Wunsch von Schüler:innen. Es baut eine vertrauensvolle Beziehungsebene auf und ist für den Lernerfolg unab-dingbar.

Feedback bedeutet, Informationen zum Lernprozess zu geben, damit die Schüler:innen wissen, an welchem Punkt sie in ihrem Lernprozess stehen und wohin es mit dem Lernen als Nächstes gehen kann. Lernende nehmen Rückmeldung konstruktiv in ihre Wissens- und Kompetenzerweiterung auf.

Feedback & Lernbegleitung

Ein wichtiges Ziel bei der methodisch-didaktischen Planung für die Kombination von Präsenz- und Distanzunterricht ist, den Kontakt zu Schüler:innen bzgl. deren Lernergebnisse zu behalten.

Generell ist der Lernstand der Schüler:innen unterschiedlich und kann durch Schulschließungen, quarantäne- oder krankheitsbedingter Wechselunterricht verstärkt werden.

Feedback ist in digitalen Lernsettings genauso wichtig, wie im Präsenzunterricht unterliegt jedoch eigenen Beschränkungen. Sämtliche nonverbalen und paraverbalen Signale, ein Blickkontakt, ein Lächeln, die bekräftigende Stimme, müssen bewusst eingesetzt oder durch andere Möglichkeiten ersetzt werden. Digital heißt es Audio, Bilder, Chattexte und Emoticons einsetzen.

Informative Links:

Gute Ideen dazu finden sich unter anderem im Buch „Hybrid-Unterricht 101: Ein Leitfaden“.

Je selbstständiger, desto vorbereiteter

Zur Vorbereitung auf Szenarien des Lernens in Distanz ist es sinnvoll, Schüler:innen auf ein möglichst selbstständiges Lernen bereits im Präsenzunterricht vorzubereiten.

Steht im Klassenraum den Schüler:innen die Lehrkraft zur Seite, um die Bearbeitung von Aufgaben motivierend mitzutragen, so müssen Schüler:innen zu Hause selbstständig und eigenmotiviert Aufgaben bearbeiten. Für das Lernen zu Hause empfiehlt es sich daher, mehr denn je kognitiv, sozial und affektiv anregende Aufgaben – „gute Aufgaben“ zu verteilen.

Die Aufgaben sollten nach unterschiedlichen Niveaustufen differenziert werden und in Teilen auch kollaborativ bearbeitet werden können. Hierfür sollen unterschiedliche Kommunikationsformen wie z. B. telefonische oder digital gestützte Kollaborationen gefördert werden.[1]   

Bei der Vorbereitung von Aufgaben sollte man im Distanzunterricht auf Folgendes achten[2]:

[1] Pädagogisches Landesinstitut Rheinland-Pfalz, 2020. Anregungen und Angebote für den Fern- und Präsenzunterricht, S. 6 f.


[2] Friedrich-Ebert-Stiftung, 2020. Schule in Zeiten der Pandemie-Empfehlungen für die Gestaltung des Schuljahres 2020/21. S. 27

Methodenvielfalt – von analog bis digital

Der Einsatz vielfältiger Methoden muss auch die Perspektiven analoges vs. digitalem Lernen berücksichtigen. Eine ausgewogene Zusammensetzung in der Verwendung analoger und digitaler Medien spielt aus Gründen der Verfügbarkeit wie auch der Zumutbarkeit eine bedeutende Rolle.

Methodisch-didaktisch bedeutet dies,

  • dass auch analoge zu bearbeitende Aufgaben gestellt werden, z. B. mit Alltagsgegenständen und -beobachtungen. Je nach Klassenstufe können kleine Experimente, Beobachtungen, Befragungen, künstlerisches Arbeiten mit Alltagsgegenständen, Projekthefter, Lapbooks erstellt werden.
  • dass Aufgaben nicht zu umfangreich gestellt werden, um die Schüler:innen nicht mit Texten zu überfrachten.
  • dass sich Aufgaben an dem vorhandenen Lehrmaterial orientieren.
  • dass der Umfang und das Niveau der Aufgaben sich nicht in analoger von digitaler Bearbeitung unterscheiden.
Informative Links:

Die Bedeutung digitaler Kompetenzen

Die Friedrich-Ebert-Stiftung empfiehlt: „Es sollen Lernanlässe zur Entwicklung von digitalen Kompetenzen wie die Bedienung, die Informationssuche und -bewertung, das Kooperieren sowie das Produzieren mittels digitaler Medien gezielt adressiert werden. Nur so wird die Nutzung digital gestützter Lernmöglichkeiten für alle Schüler:innen grundgelegt und erweitert.“[1]

Wenn digitale Tools im Präsenzunterricht eingeführt werden, können sie im Distanzunterricht leichter abgerufen werden. Dabei gilt aber: Weniger ist mehr. Zu den verschiedenen digitalen Lerntools kommen Videokonferenzen hinzu und leicht wird es, vor allem für die Grundschüler:innen unübersichtlich. Die Empfehlung geht daher in die Richtung, Lernmanagementsysteme zu benutzen, die das breite Spektrum relevanter Anwendungen wie einen strukturierten Lernplan erstellen, Materialien hoch- oder herunterladen, sich im Chat oder Forum austauschen können und Videokonferenzen einrichten, in sich integrieren. Der Einsatz digitaler Lernmanagementsysteme, Lernplattformen und Tools beschränkt sich hierbei nicht auf die organisatorische Unterstützung des Distanzlernens, sondern bietet ebenso Lehr- und Lernmittel.


[1] Friedrich-Ebert-Stiftung, 2020. Schule in Zeiten der Pandemie Empfehlungen für die Gestaltung des Schuljahres 2020/21. S. 27

Lernmanagement, Tools & Apps

Im Distanzunterricht liegt der Fokus auf der Beziehung zwischen Lehrkraft und Schüler:innen, selbstorganisiertem Lernen und Projektarbeit.

Im digitalen Lernraum muss soziale Nähe in besonderem Maße gepflegt werden. Die Investition in vertrauensbildende Botschaften per Video, Audio oder Mail unterstützt das Lernen.

Es gibt eine stetig wachsende Zahl von Tools und Apps. Um diese zu bewältigen, kommt es vor allem nicht auf die Menge an. Eine starke Plattform ist effektiver als zehn halbwegs eingeführte Lern-Apps. Hierbei übernimmt die Lehrkraft im Distanzunterricht noch stärker die Rolle der Lernbegleiter:in. In dieser Rolle kann gemeinsam mit den Schüler:innen Neues entdeckt und ausprobiert werden. Es muss und kann nicht alles reibungslos funktionieren – Apps können abstürzen, das Internet kann ausfallen oder auch Kennwörter können vergessen werden.

Open Educational Ressourcen (OER)

Ein wichtiger Aspekt für die Bereitstellung und Verwendung ist, ob Tools kostenlos, d. h. frei verfügbar sind. Interessant für den Einsatz im Distanzunterricht sind daher die so genannten Open Educational Resources (OER). OER sind Lehr- und Lernmaterialien wie Bilder, Arbeitsblätter und multimediale Inhalte, die von Schulen frei genutzt und verändert werden können. So können Lehrkräfte sie ohne großen Aufwand im onlinegestützten Unterricht einsetzen. Auf dem Bildungsserver finden Sie zum Beispiel auch den Link zum OER-Buch, in dem Lehrkräfte entdecken können, wie sie freie Unterrichtsmaterialien finden, rechtssicher einsetzen, selbst machen und teilen.

Informative Links:

Datenschutz

Ein wichtiger Punkt in der Nutzung der digitalen Angebote ist die Einhaltung des Datenschutzes.

Gerade jenseits der Nutzung der Lernmanagement-Systeme des Landes wie Lernraum Berlin oder Schul-Cloud Brandenburg stellen sich Fragen wie: Wie schütze ich die Daten meiner Schüleri:nnen? Wie werden die Daten der Schüler:innen verarbeitet, wo werden die Daten gespeichert und wann brauchen Sie von den Erziehungsberechtigten eine Einwilligung?

Generell ist bei der Nutzung von digitalen Anwendungen immer die Schule die datenschutzrechtlich verantwortliche Stelle. Die Schule hat daher die Rechtmäßigkeit der Datenverarbeitung sicherzustellen. Es empfiehlt sich grundsätzlich vor jedem Einsatz einer digitalen Anwendung, die jeweilige Nutzung mit der Schulleitung und den Verantwortlichen für den Datenschutz der Schule abzuklären.

Kriterien für eine Nutzung mit Schüler:innen:

  • freiwillige Nutzung der Anwendung (keine Nachteile bei Nicht-Nutzung)
  • Möglichkeit des Abschlusses eines Vertrags über eine Auftragsverarbeitung nach Artikel 28 DSGVO
  • Ausschluss der Nutzung von Daten zu eigenen Zwecken des Dienstleisters
  • Möglichkeit von pseudonymisierten Zugängen für Schüler:innen
  • Zugriff von Lehrkräften nur auf die personenbezogenen Daten der von ihnen unterrichteten Schüler:innen
  • Umsetzung einer regelmäßigen automatischen Löschung der Daten
  • Nutzung ausschließlich verschlüsselter Verbindungen
Informative Links:

Was bedeutet Feedback?

Wertschätzendes und das den Lernprozess begleitende Feedback ist Forderung und Wunsch von Schüler:innen. Es baut eine vertrauensvolle Beziehungsebene auf und ist für den Lernerfolg unab-dingbar.

Feedback bedeutet, Informationen zum Lernprozess zu geben, damit die Schüler:innen wissen, an welchem Punkt sie in ihrem Lernprozess stehen und wohin es mit dem Lernen als Nächstes gehen kann. Lernende nehmen Rückmeldung konstruktiv in ihre Wissens- und Kompetenzerweiterung auf.

Ein ideales Lernumfeld bzw. eine ideale Lernerfahrung sind dann gegeben, wenn sowohl Lehrpersonen als auch Lernende Antworten auf alle diese Fragen suchen (Hattie-Studie „Lernen sichtbar machen“, 2017).[1]

Feedback bedeutet aber auch Informationen über Lernprozesse und Lernstände zu erhalten. Aus der Sicht der Lehrkräfte dient die Einschätzung der Lernausgangslage, des Lernstandes während eines Lernprozesses oder zu seinem Ende der Einschätzung, welche Kompetenzen und Lernbedarfe und daraus resultierende Lernangebote für eine Schüler:in abzuleiten sind. Im Kontext des Beschreitens von neuen Unterrichtsformen wie dem Lernen auf Distanz ist es bedeutsam, die Funktion jeder dieser Einschätzungen für den Lernprozess auszunutzen.

Feedback ist ein gegenseitiger Prozess. Er bedeutet Mut und Wagnis für die Lernenden. Schüler:innen erproben ihre Kompetenzen, stellen Annahmen darüber auf, wie eine Aufgabe gelöst werden soll, vermuten, welchen Erwartungen sie gerecht werden sollen und stellen sich ihren Fehlern. Es erfordert Mut, Feedback zu geben und Feedback zu empfangen.

Feedback bedeutet die Abkehr von der Dichotomie „richtig/falsch“ hin zu einem Gespräch, einer Diskussion über Entwicklungs- und Lösungspotentiale. Feedback bedeutet einander Zuhören und sich in die Schüler:in hineinversetzen, aus den Augen der Lernenden schauen. Dies ermöglicht einen Blick in dieselbe Richtung und eine Begleitung.

Wichtig sind schließlich ein wertschätzendes und regelmäßige Feedbackgeben und -einholen.

Wie gestalte ich Feedback im Distanzunterricht?

Für die Lernbegleitung im Distanzunterricht sind ein stetiger, kontinuierlich erfolgender Kontakt zu einer Lehrkraft unerlässlich. Eigentlich findet der gleiche Grundsatz wie im Präsenzunterricht Anwendung. Es gilt also die Bedeutsamkeit und Auswirkungen von Feedback für digitales Lernen und Lernen in Distanz anzunehmen und Lösungen für das Setting digitaler Unterricht oder Lernen in Distanz zu finden. Erfahrungen der Monate des Lockdowns zeigen, dass sich die ein konstruktives Feedback deutlich auf die Motivation der Schüleri:nnen auswirkt.

Auf keinen Fall sollten über einen längeren Zeitraum Aufgaben an die Klasse gegeben werden, ohne, dass es ein Feedback gibt. Ebenso müssen Beurteilung und Feedback klar voneinander unterschieden werden. Eine Eingangsbestätigung oder die Information über die Korrektheit der Aufgabenbearbeitung reichen nicht aus.

Im Gespräch bleiben

Schüler:innen müssen wissen, dass sie „gesehen“ und ihre Leistungen wahrgenommen werden. Im Homeschooling ohne Zusammenarbeit mit Schulkamerad:innen kann schnell das Gefühl aufkommen, dass sie mit schwierigen Aufgabenstellungen allein sind.

Das Gespräch zwischen Schüleri:nnen mit Peers oder der Lehrkraft kann das in den Fokus rücken, was die Schüler:in beschäftigt. Schwierigkeiten können angesprochen werden und unmittelbare Impulse können die nächsten Lernschritte ausrichten. Eine summative Beurteilung gilt es erst zum entsprechenden Zeitpunkt einzusetzen.

Lerngespräche können in Lerngruppen zwischen Lehrkraft und Schüler:innen, als Schülergespräche unter Peers oder unter Einbezug der Erziehungsberechtigten erfolgen. Das Gespräch wird durch Klassenlehrkräfte oder Tutor:innen und die Fachkolleg:innen geführt.

Wichtig ist, dass der Kontakt verlässlich ist. Nicht immer ist hierbei die Videokonferenz das Mittel der Wahl. Der Kontakt kann auch durch E-Mails, Briefe oder Telefonate gehalten werden.

Realistisch betrachtet sollte vor allem in die Qualität der Kontakte investiert werden, da häufige Kontakte zeitlich kaum umsetzbar sind. Ein vorher festgelegter Telefonplan kann hier durchaus sinnvoll sein. Möglich sind auch feste Sprechzeiten für Rückfragen. Besonders in Primarstufe und Sekundarstufe I ist das Gespräch mit den Erziehungsberechtigten äußerst notwendig. Bei Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe II kann darauf eventuell verzichtet werden.

Von analog bis digital

Zur Unterstützung der Lehrkräfte und Schüler:innen können Textbausteine entwickelt werden, die mehrfach verwendet werden können. Vorschläge zu Textbausteinen finden Sie in der Rubrik Material.

Gemeinsam haben diese Methoden, dass sie eingeführt und etabliert werden müssen. Sind sie dies, können sie einerseits den Lernprozess rückmelden, Transparenz schaffen für Erwartungen und Lernziele und andererseits ein zeitökonomisches und übersichtliches Feedback unterstützen. 

Günstig ist die Schaffung einer kollaborativen Lernumgebung. Bei der Arbeit bspw. auf dem Etherpad kann die Lehrkraft erkennen, welche Teile von einzelnen Schüler:innen verfasst wurden, an welcher Stelle des Erkenntnisprozesses sich die Schüler:innen befinden.

Kollaborative Lernumgebungen stärken zudem die Möglichkeit von Peerfeedback als Ressource der Lernbegleitung und unterstützen Entlastung zeitlicher Ressourcen von Lehrkräften.

Material

 

 

Von analog bis digital

Für Feedback mithilfe digitaler Tools stehen eine Reihe technischer Möglichkeiten zur Verfügung. Beim Einsatz von Videokonferenzen ist es wichtig, feste Regeln und Rituale zu schaffen. So kann mit ganz einfachen Mitteln (Daumen hoch, Daumen runter, mit Kamera oder als Smiley) zu Beginn jeder Sitzung die Stimmungslage erfasst werden. Schüler:innen, denen es nicht so gut geht oder die noch Fragen haben, können dann im Anschluss noch im Konferenzraum bleiben oder mit der Lehrkraft telefonieren. Es muss grundsätzlich vorher geklärt werden, ob das Feedback öffentlich für alle hörbar oder einsehbar oder nur der Person zugänglich gemacht wird, die Feedback erhält.

Aber auch den Schüler:innen sowie Auszubildenden sollte die Möglichkeit geboten werden, sich auszutauschen, in festen Gruppen zu arbeiten und sich gegenseitig Feedback zu geben. Feste Gruppenteams ermöglichen eine gegenseitige vertrauensvolle Unterstützung der Schüler:innen.

Rückmeldung durch Lernstandserhebungen

Im Grundschulbereich ist durch die Grundschulverordnung sowie die zugehörige Verwaltungsvorschrift des Landes Brandenburgs für die Jahrgangsstufen 1, 3 und 5 die Durchführung der individuellen Lernstandsanalyse (ILeA oder ILeA plus) vorgeschrieben. Für die Jahrgänge ab 7 stehen mit Instrumenten der Lernausgangslage (LAL) für die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik und die naturwissenschaftlichen Fächer Biologie, Chemie und Physik Aufgaben zur Überprüfung der Kompetenzen in diesen Fächern zur Verfügung.

Die Instrumente sind ausschließlich für den Einsatz in der Schule gedacht. Sie liefern wertvolle Informationen über Kompetenzen der Schüler:innen und an welcher Stelle der Unterricht ansetzen muss. Es können individuelle Stärken und Schwächen erhoben werden, um individuelle Lernpläne abzuleiten.

Feedback oder Evaluation?

Kommunikation ist vorrangig Gespräch

Es kann mündlich und schriftlich stattfinden. In der Schule dient es der Vermittlung von Wissen, der Übertragung von Informationen, der Organisation und der Gestaltung von Beziehungen.

Für die Unterstützung von Lernprozessen findet innerhalb des Unterrichts Kommunikation in unterschiedlichen Formen statt: Rückfragen an die Lehrkräfte, Rückmeldung durch die Lehrkräfte, Austausch zu zweit, Austausch in kleiner Gruppe oder Austausch im Plenum. Es wird das gesamte Spektrum des Sprachhandelns ausgeschöpft, um durch Erklären, Beurteilen, Interpretieren, aber auch Argumentieren, Diskutieren oder Debattieren Wissensaufbau und vor allem die Festigung und Vernetzung von Wissen zu unterstützen.

Für den Distanzunterricht ist es bedeutsam, Wege für die Kommunikation zur Unterstützung von Lernprozessen einzuplanen und bereitzustellen. Videokonferenzen eignen sich dazu, vorher erarbeitetes Wissen in großer Runde oder in kleinen Gruppen in Gesprächen zu festigen. Aufgabenformate können Partnerarbeiten beinhalten, die von den Schüler:innen im Telefonat, einem Chat oder einer individuellen Videokonferenz bearbeitet werden. Neben den klassischen Mitteln wie Telefonat, E-Mail, Chats können auch Podcasts oder von den Lehrkräften für die Schüler:innen hergestellte Lernvideos das Repertoire der Kommunikation erweitern.

Besonderheiten digitaler Kommunikation

Die Nutzung von digitaler Kommunikation zeigt die Besonderheit, dass nonverbale Informationen (Gesichtsausdruck und Gestik) und paraverbale Informationen (Stimmlage, Betonung) u. U. defizitär übermittelt werden. Hierdurch können Informationen der Beziehungsebene deutlich schwieriger übermittelt und auch empfangen werden.[1] Dies kann deutliche Auswirkungen auf das Maß der Verständlichkeit und vor allem auf die Beziehungspflege haben. Digitale Kommunikation weist ein geringeres Maß an sozialer Präsenz auf, dessen man sich gerade im Umgang mit Heranwachsenden im besonderen Maße bewusst sein sollte.

In andauernden Phasen des Lernens in Distanz, gewinnt die Pflege von Beziehungen untereinander und eine gute Kommunikation zwischen den beteiligten Gruppen eine hohe Wichtung. Der Fokus im Austausch liegt meist zu Recht auf dem Empfangen und Geben von Informationen, schnell verliert man die Beziehungsebene hierbei aus dem Blick. Doch in beides bewusst zu investieren, lohnt sich für alle Seiten.


[1] vgl. Bäuml-Westebbe und andere, 2011

Empfehlungen

  • Setzen Sie etablierte Verstärkersymbole und Emoticons, um reduzierte Informationen der Beziehungsebene auszugleichen.
  • Schalten Sie in Gesprächssituationen die Kamera ein.
  • Unterstützen Sie bewusst die Beziehungsebene und formuliere Emotionen aus: „Ich freue mich sehr, dass du das geschafft hast.“

Unter Leistungsbewertung versteht man die Überprüfung einer Einzelleistung von Schüler:innen, deren Ergebnis als Worturteil oder als Schulnote ausgegeben wird.

„Das hast du gut gemacht“ oder „2 (gut)“ – Lehrkräfte bewerten im Präsenzunterricht täglich, sei es mündlich oder schriftlich. Die Bewertung kann über Zensuren, Notenpunkte, Worturteile, nonverbale Zeichen oder grafische Zeichen erfolgen. In Zeiten des Präsenzunterrichtes gehört die Bewertung zur Routine, jedoch wird im Hybrid- bzw. Distanzunterricht nicht nur die Lern- und Lehrsituation, sondern auch die Bewertung zu einer schwierigen Aufgabe.

Bei der Bewertung unterscheidet man zwischen Lern- und Leistungssituationen: „Während der Lernphase ist eine formative Leistungsrückmeldung sinnvoll, um den Schüler:innen Rückmeldung zu geben, wie ihr Lernstand ist und wie sie sich verbessern können.“  In Situationen der Leistungsfeststellung erhalten die Schüler:innen eine Rückmeldung über eine formative oder summative Bewertung. Bei der summativen Bewertung wird am Ende einer Lerneinheit nach vorgegebenen Kriterien das Erreichen eines Lernziels überprüft. Die formative Bewertung verbindet eine Leistungsbeurteilung mit einem Feedback und zielt auf den Lernfortschritt bzw. den Lernprozess der Schüler:innen ab.

Die Bewertung muss grundsätzlich nach transparenten Kriterien durchgeführt werden. Das bedeutet, dass die Kriterien vor der Erbringung der Leistung festgesetzt und den Schüler:innen mitgeteilt werden müssen. Die jeweiligen Fachkonferenzen legen die fachbezogenen Kriterien der Leistungsbewertung verbindlich fest.

Zu den summativen Formaten gehören:

  • Klassenarbeit
  • Test/Lernerfolgskontrolle
  • Prüfungsgespräche/Präsentationen
  • Dokumentationen

Die formative Leistungsbeurteilung kann durch folgende Formate erfolgen:

  • Portfolio
  • Tonaufnahmen (z. B. Musik, Radiobeitrag o. Ä.)
  • Projekt, auch praktisch, mit Reflexion
  • handwerkliche Arbeit
  • Experiment
  • Umfragen
  • Lernjournal
  • Lernaufgaben
  • Lernaufgaben mit Reflexion zu eigener und fremder Arbeit von Mitschüler:innen
  • Fragen/Gespräche
  • mündliche Posterpräsentation zu Projekt oder Hausarbeit

Die Ergebnisse der Leistungsbewertung werden häufig mit denen der anderen Lernenden verglichen, also aufgrund einer sozialen Bezugsnorm. Wünschenswerter und lernförderlicher wäre eine Kombination aus individueller und sachlicher bzw. kriterialer Bezugsnorm.  Dabei werden die Ergebnisse mit den individuellen Lernfortschritten der Schüler:innen und mit den curricularen Vorgaben verglichen.

Möchte man das Lernen der Schüler:innen fördern, so gehören Feedback, Lernentwicklungsgespräche und das Verständnis des Lernens als Prozess zu den wichtigsten Aspekten der Leistungsbewertung.

Die häufigste Form der Leistungsbewertung ist die der Notengebung mit Ziffern von 1-6 oder Notenpunkte von 0-15 aufgrund eines festgelegten Leistungspunktesystems. Weitere Möglichkeiten sind der Einsatz von Checklisten oder Kompetenzrastern.

Informative Links:

Was sagt das Schulgesetz?

Das überarbeitete Schulgesetz regelt die Leistungsbewertung folgendermaßen:

Grundsätze der Leistungsbewertung

(1) Die Leistungsbewertung bezieht sich auf die im Präsenz- und Distanzunterricht vermittelten Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die durch das Lernen im häuslichen Bereich vertieft wurden. Eine abschließende Leistungsbewertung ergibt sich aus dem Präsenz- und Distanzunterricht. Wenn die Grundsätze der Leistungsbewertung nicht gewährleistet werden können, erfolgt keine abschließende Leistungsbewertung.

(2) Die Leistungsfeststellung und -bewertung für Schülerinnen und Schüler im Distanzunterricht kann

1. mittels Telefon- oder Videokonferenzen oder

2. an einem anderen Ort außerhalb der Schule stattfinden. Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Brandenburg Teil II ¬ Nr. 107 vom 20. November 2020:

(3) Leistungen im Distanzunterricht gehen in die abschließende Leistungsbewertung ein, wenn gewährleistet ist, dass die Leistung ohne Unterstützung durch Dritte erbracht wurde. Soweit dies nicht sichergestellt werden kann, wird die Leistung im Rahmen der Gewichtung der erreichten Noten gegenüber allen sonstigen Noten berücksichtigt.

(4) Die abschließende Leistungsbewertung zum Ende des Schuljahres berücksichtigt die Leistungen und die Leistungsentwicklung der Schülerin oder des Schülers im gesamten Schuljahr.

(5) Das Nähere zur Leistungsbewertung regeln Verwaltungsvorschriften.

(6) Das für Schule zuständige Ministerium kann entscheiden, ob die zentralen Orientierungsarbeiten durchgeführt werden.

Eine Ergänzung findet sich im Amtsblatt 39/20 des MBJS:

(2) Die Leistungsfeststellung für Schülerinnen und Schüler, die ausschließlich im Distanzunterricht begleitet werden, erfolgt grundsätzlich im Rahmen von Videokonferenzen oder bei physischer Anwesenheit der Schülerin oder des Schülers und der Lehrkraft an einem geeigneten Ort. Die mündliche Leistungsfeststellung kann auch im Rahmen einer Telefonkonferenz durchgeführt werden.

(14) Schriftliche Arbeiten im häuslichen Bereich

(1) Schriftliche Arbeiten im häuslichen Bereich sollen bezüglich des Umfangs, der nötigen Vorarbeit sowie inhaltlich und formal den Leistungsanforderungen der zu ersetzenden schriftlichen Arbeit gemäß Nummer 8 entsprechen. Die Fachkonferenzen beschließen Art, Umfang und Bewertungskriterien. Die Schulleitung bestätigt die Festlegungen.

Informative Links:

6 Eckpunkte Distanzlernen des MBJS

Leistungsbewertung in der Grundschule

In der Grundschule erleben die Schüler:innen in der Schuleingangsphase das erste Mal, dass ihre Leistungen bewertet werden. Daher ist die Heranführung an transparente, nachvollziehbare Bewertungskriterien besonders wichtig. Gleichzeitig lernen sie den Umgang mit Selbsteinschätzungskriterien und die Reflektion in Lernberatungsgesprächen mit der Lehrkraft.

Die Lehrkraft führt im Rahmen von Lernstandserhebungen, wie z. B. ILeA/ILeA plus oder LauBe (Berlin), eine diagnostische Lernbeobachtung am Anfang des Schuljahres durch und richtet danach ihre Unterrichtsplanung aus. Sie führt die Lernberatungsgespräche durch und richtet den Fokus im Unterricht regelmäßig auf Selbstreflektion und prozessorientierte Rückmeldung.

Um den verschiedenen Lernszenarien gerecht werden zu können, ist es in der Grundschule beispielsweise möglich, die Form der Klassenarbeiten zu verändern: „Eine der verpflichtenden schriftlichen Arbeiten kann durch eine mündliche Leistung ersetzt werden. Soweit Distanzunterricht erteilt wird, kann in allen Fächern eine schriftliche Arbeit durch eine mündliche Leistung ersetzt werden. Die Entscheidung trifft die Fachkonferenz.“[1]

Eine ausführliche Darlegung der Leistungsbewertung in der Grundschule mit vielen praxisnahen Beispielen, speziell für die Schuleingangsphase, findet man unter https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/grundschulportal/leistungsbeurteilung.

Umsetzungsvorschläge für eine transparente Bewertung zeigen die Beispiele aus den Fächern Englisch, Deutsch und Musik. Diese Beispiele können auf andere Fächer übertragen werden.

Im Fach Englisch geben sich die Schüler:innen zu dem Thema My Buddy for our school mit der Vorlage Two stars and a wish gegenseitig Rückmeldungen. Diese Vorlagen sind als Peer-to-peer-Feedback angelegt und bieten eine Grundlage für eine Leistungsrückmeldung der Lehrkraft.

Informative Links:

Im Fach Deutsch gibt es zum Thema „Brief“ Vorlagen für eine kompetenzorientierte Bewertung. Die Diagnostischen Aufgaben zum Rahmenlehrplan 1-10, Fach Deutsch sind eine Sammlung von Diagnoseaufgaben zu allen Kompetenzbereichen im Fach Deutsch auf den Niveaustufen A-D. Mit regelmäßigen passgenauen, die Unterrichtsvorhaben gliedernden oder abschließenden Auswertungen (in die auch die Mitschülerinnen und Mitschüler einbezogen werden können

  • wird für die Lernenden deutlich, was sie gelernt und geleistet haben,
  • werden die Lernenden in ihrer Selbsteinschätzung immer selbstständiger und sicherer,
  • erhalten die Lernenden zunehmend Sicherheit im Blick auf die Anforderungen,
  • sind Lehrkräfte herausgefordert, transparente Kriterien zu formulieren und diese mit den Lernenden im Voraus zu besprechen,
  • gewinnen Lehrkräfte eine gesicherte Grundlage für die Leistungsbewertung.

Für das Fach Musik steht ein Beispiel für eine Checkliste für die Unterrichtssequenz „So klingt bei mir der Morgen“ zur Verfügung, die auf andere Unterrichtsgegenstände übertragen werden kann.
 

Material:

Leistungsbewertung in der Sekundarstufe

In der Sekundarstufe spielt die Leistungsbewertung eine wichtige Rolle in der Vorbereitung und Durchführung von Unterricht. Anhand der erreichten Leistungen werden Bildungsabschlüsse festgelegt und auch der Übergang in die gymnasiale Oberstufe hängt davon ab. Lehrkräfte müssen dabei gegenüber den Schüler:innen die Balance zwischen formativer und summativer Leistungsbewertung finden. Schülerinnen und Schüler brauchen Unterstützung auf ihrem Lernweg und transparente Informationen über Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der Leistungsbewertung. Für die Sekundarstufe bieten die folgenden Umsetzungsvorschläge Beispiele, die auch auf andere Fächer übertragen werden können.

Die Handreichung für das Fach Englisch in der Sekundarstufe I „Englisch – Textsortenspezifisches Schreiben mit Checklisten“ bietet eine hilfreiche schülergerechte Gestaltung von Kompetenzrastern als Unterstützung der Bewertung.

Für das Fach Chemie zeigt die Handreichung „Kompetenzraster Chemie 7“ verschiedene Beispiele für die Beobachtung, Beschreibung und Bewertung der individuellen Lernprozesse. Hinter jedem Kompetenzfeld des Rasters liegt eine Lernlandschaft mit entsprechenden Möglichkeiten, die Einschätzung des eigenen Wissens zu überprüfen. Das Material bietet die Möglichkeiten, es vollständig oder in Ausschnitten einzusetzen. Die Seiten wurden so gestaltet, dass sie als Kopie direkt für den Unterricht verwendet werden können.

Grundsätze der Leistungsbewertung finden sich für Brandenburg in der VV Leistungsbewertung (zuletzt geändert am 24. Juli 2021). Für Berlin im Schulgesetz unter Sek I-VO Berlin – § 20 Leistungsbeurteilung. Weitere Hinweise gibt es auf dem Bildungsserver Berlin-Brandenburg unter https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/unterricht/rahmenlehrplaene/implementierung-des-neuen-rahmenlehrplans-fuer-die-jahrgangsstufen-1-10/rlp-implementierung/leistungsbewertung.

Leistungsbewertung in der beruflichen Bildung

Die Bewertungsmöglichkeiten, die bereits für die Sekundarstufe I und II aufgezeigt wurden, können in den beruflichen Schulen/Oberstufenzentren in gleicher Weise zur Anwendung kommen. Insbesondere an den beruflichen Gymnasien und in den vollzeitschulischen Bildungsgängen sind diese entsprechend anzuwenden.

Darüber hinaus sind in den Rechtsvorschriften der Länder Berlin und Brandenburg noch weitere Möglichkeiten gegeben: „Rechtsgrundlagen der Bewertung an beruflichen Schulen in Berlin und Brandenburg“.

vollständige Handlung

Lernbegleitung und Leistungsbewertung Hand in Hand – Portfolio als Unterrichtsmethode

Die Portfolio-Arbeit ist eine Unterrichtsmethode, die für Feedback und Bewertung sowohl im Distanzunterricht als auch für längere Präsenzphasen sehr gut geeignet ist. Man kann sie sowohl in Projektarbeit als auch in Einzel- als auch in Gruppenarbeit einsetzen.

Eine Herausforderung stellt die Einschätzung der Fachkompetenzen dar, die in der beruflichen Bildung mit zunehmender Ausbildungsdauer in immer komplexeren beruflichen Handlungskompetenzen münden. Oft wird nur das Ergebnis der Handlung bewertet. Die in den Rahmenlehrplänen der beruflichen Bildung formulierten Standards fordern aber Handlungskompetenzen in allen ihren sechs Phasen:

  • Informieren
  • Planen
  • Entscheiden
  • Ausführen
  • Kontrollieren
  • Bewerten

Wie können diese einzelnen Phasen ohne Dokumentation objektiv bewertet werden? Vermutlich sind einige (eventuell alle) Phasen einer solchen komplexen beruflichen Handlung in Gruppenarbeit ausgeführt worden. Die individuellen Anteile und Kompetenzen können nur transparent bewertet werden, wenn es dazu einsehbares Material gibt. Solche Bewertungen können durch die Lehrkräfte mithilfe von Portfolios objektiv und nachvollziehbar abgegeben werden. Das ist insbesondere in Phasen des Distanzunterrichts günstig, in der eine durchgehende Beobachtung der Handlungen der Lernenden durch die Lehrkräfte unmöglich ist.

Das Portfolio entsteht bei den Lernenden, also unmittelbar am Handlungsgeschehen, ist dabei aber immer individuell. Diese Individualität ist für die Bewertung sehr bedeutsam. Voneinander abgeschriebene oder kopierte Inhalte, wie sie bei einer Gruppenarbeit entstehen können, fallen relativ einfach ins Auge. Insbesondere eine mündliche Besprechung oder Präsentation kann die Eigenständigkeit eines Lernprozesses und einer Leistung absichern. Hierfür können alle Präsentationsformen in Präsenz oder via Videokonferenz eingesetzt werden. Schließlich können Selbstbeurteilungen/Reflexionen der Lernenden sowie der Gruppenmitglieder in die Bewertung einfließen.

Was ist ein Portfolio?

Vom Wort her ist Portfolio zunächst eine Sammlung bzw. eine Sammelmappe für unterschiedliche Arbeitsmaterialien und -ergebnisse, die aus verschiedenen Gründen aufbewahrt oder präsentiert werden sollen. Das ist für sich genommen noch keine Methode der Leistungsbewertung, bietet dafür aber eine Reihe neuer, sonst kaum genutzter Möglichkeiten dazu.

Es gibt sehr unterschiedliche Arten von Portfolios. Für den Unterricht in Präsenz und Distanz eignen sich besonders das Kurs-Portfolio (prozessorientiertes Portfolio) und das Leistungs-Portfolio (produkt- oder ergebnisorientiertes Portfolio). Kurs-Portfolios dienen dazu, Produkte und Leistungsbelege aus einem einzelnen Kurs (z. B. Unterrichtsfach oder beruflichem Handlungsfeld) zu sammeln. In Portfolios im Sinne von Leistungsmappen werden bestimmte Produkte gesammelt und geordnet, die eine Lernbiographie der Schüler:innen kennzeichnen. Sie machen die Entwicklung sichtbar oder dokumentieren ihre oder seine Arbeit an einem Projekt. Sie können als Vorzeigeportfolio, Prüfungsportfolio oder auch als Bewerbungsportfolio verwendet werden. Als besonderes Merkmal haben alle Portfolios gemeinsam, dass sie jeder oder jedem Schüler:in ermöglichen, sich eine systematische Lernstrategie zu erarbeiten. Die Reflexion und Evaluation der eigenen Person, der Lerninhalte sowie der Lernerfahrungen machen Portfolios für den Lern- und Bewertungsprozess so einzigartig.

Portfolio

Was ein Portfolio sein kann:

  • eine Möglichkeit der Dokumentation, die das Lernen und die individuellen Lernprozesse begleitet
  • eine Möglichkeit, Lernenden mehr Verantwortung für den Prozess des Kompetenzerwerbs zu geben
  • eine Möglichkeit, prozessorientierte Lerninhalte objektiv in eine Bewertung einfließen zu lassen
  • eine konkrete Förderung der Reflexionsfähigkeiten der Lernenden
  • alle Partner:innen der Ausbildung (Eltern, Kammern, Ausbildungsbetriebe …) aktiv am Lernprozess zu beteiligen und mehr Transparenz zu schaffen
  • helfen, die Ansprüche an mehr Individualisierung des Unterrichts umzusetzen

Ein Portfolio enthält:

  • ein Inhaltsverzeichnis
  • ausgewählte Arbeitsergebnisse, die einen gegenwärtigen Leistungsstand dokumentieren
  • ausgewählte Arbeitsergebnisse, die den Lernprozess dokumentieren, und die Lernentwicklung über einen längeren Zeitraum nachvollziehbar machen
  • Reflexionen des Lernenden, aber ggf. auch von Mitschüler:innen, Lehrkräften, Eltern, Ausbilder:innen und anderer Bildungspartner:innen
  • Kommentare der Lernenden zu einzelnen Inhalten und Prozessen sowie Begründungen (Warum habe ich das ausgewählt?)
  • Gesprächsprotokolle, ggf. Zielvereinbarungen
  • ggf. Zeugnisse, Beurteilungen, Auszeichnungen, Urkunden, Teilnahmebescheinigungen, Fotos, Selbstdarstellungen u. v. m.

Achtung – KEIN Portfolio:

  • eine Sammlung von Bildern oder Arbeitsblättern
  • ein Ordner mit allen Hausaufgaben
  • eine Sammlung von Zeugnissen, Klassenarbeiten, Dokumenten von Schule, Eltern oder Ausbildungsbetrieben

Checklisten und Bewertungsschemen

Checklisten sind ein gutes Hilfsmittel, sowohl für Schüler:innen bei der Bearbeitung der Aufgabenstellung als auch für Lehrkräfte bei der anschließenden Leistungsbewertung. Sie geben Struktur und Systematik des Prozesses vor und verdeutlichen zu jedem Zeitpunkt den aktuellen Bearbeitungsstand.

Im Folgenden wird exemplarisch die Nutzung einer Checkliste und eines Bewertungsschemas anhand der Lernsituation „Meine Rolle im Betrieb“ (1. Ausbildungsjahr, für viele Berufe nutzbar/anpassbar) dargestellt.

Aufgabenstellung:
Stellen Sie in einem Portfolio zusammen, welche Rechte und Pflichten sich für Sie als Auszubildende:r, aber auch für Ihren Ausbildungsbetrieb, aus dem geschlossenen Lehrvertrag ergeben. Informieren Sie sich zu den rechtlichen Grundlagen Ihrer Ausbildung und setzen Sie sich mit folgender Meinung auseinander:

„Jeden Tag muss ich im Büro und in der Werkstatt fegen, aufräumen und das Werkzeug einsortieren. Das nervt! Ich will doch keine Putzkraft werden, sondern [Beruf]!“

  • Nennen Sie die Standardinhalte eines gültigen Lehrvertrages?
  • Beschreiben Sie die Organisation des dualen Systems in Deutschland. Wie wird es in Ihrer Ausbildung [Beruf] umgesetzt?
  • Nennen Sie die gesetzlichen Grundlagen (Gesetze, Rechtsverordnungen, Rahmenlehrpläne), die den Inhalt Ihrer Ausbildung regeln. Erläutern Sie kurz, für welchen Teil Ihrer Ausbildung diese Gesetzlichkeiten gelten und welche Rechte und Pflichten sich daraus ergeben.
  • Setzen Sie sich mit der oben angegebenen Meinung Ihrer Mitschülerin bzw. Ihres Mitschülers auseinander. Wie würden Sie argumentieren? Bereiten Sie sich auf die Situation in einem Rollenspiel vor. Sie nehmen dabei entweder die Rolle des Auszubildenden oder die Rolle des Ausbilders ein.

Checklisten und Bewertungsschemata

Handlungsschritt/Teilaufgabe erledigt ✔
Die wesentlichen Inhalte eines Lehrvertrages wurden benannt.
Duales System: Rolle der Schule und des Betriebes klar?
Umsetzung des dualen Systems in der eigenen Ausbildung verständlich und strukturiert dargestellt?
Berufsbildungsgesetz, Jugendarbeitsschutzgesetz, Ausbildungsverordnung, Rahmenlehrpläne für beruflichen und berufsübergreifenden Teil … erläutert/Pflichten/Rechte
Eigene Position zur Meinungsäußerung der Mitschülerin/des Mitschülers dargestellt, Abwägung unter Anwendung der gesetzlichen Grundlagen
Vorbereitung Rollenspiel: Argumente der/des Auszubildenden
Vorbereitung Rollenspiel: Argumente der Ausbilderin/des Ausbilders

Inklusive Settings

Schüler:innen und Auszubildende mit besonderen Unterstützungsbedarfen benötigen im Distanzunterricht eine über das übliche Maß hinausgehende Hilfe. Ihnen fällt das Zurechtkommen in den Bildungsformaten der Distanz oder Kombinationen aus Präsenz und Distanz schwerer bzw. ist ein regelmäßiges, systematisches Lernen durch eingeschränkte Erreichbarkeit weniger möglich. In die Gruppe der Schüler:innen und Auszubildenden mit besonderen Unterstützungsbedarfen fallen einerseits Schüler:innen mit umschriebenen sonderpädagogischen Förderbedarfen, mehrsprachig aufwachsende Schüler:innen, aber auch Schüler:innen, bei denen die Erreichbarkeit der Bildungsangebote nicht gegeben ist. Die beschriebenen Konstellationen können zum Teil auch in Kombination auftreten. In solchen Fällen kumulieren häufig die Schwierigkeiten, sodass besondere individualisierte Lösungen gefunden werden müssen.

Die Konzeption von Lernen in Präsenz und Lernen in Distanz sollte die Inklusion und die individuelle Förderung von allen Schüler:innen und Auszubildenden immer von vornherein mitdenken, um das gemeinsame Lernen und die Bildungschancen aller Schüler:innen sowie Auszubildenden zu sichern.[1]

[1] vgl. Goldan/Kemper 2019

Sonderpädagogische Förderbedarfe

Schüler:innen und Auszubildende mit sonderpädagogischen Förderbedarfen erhalten in inklusiv orientierten Settings wie auch in Förderschulen Unterstützung durch in besonderem Maße differenzierte und meist individuell ausgerichtete Lehr- und Lernmaterialien und strukturierende Hilfe, die in der Regel durch Lehrkräfte und z. T. Schulbegleiter:innen gegeben wird.

Neben den individualisierten Aufgaben und Arbeitsformen ist das Lernen in heterogenen Gruppen wichtig, in denen die Betreffenden sich am Modell der Peerpartner ausrichten können und in ihrer Zugehörigkeit zur Gemeinschaft gestärkt werden. Herausforderungen wie die Überwindung sprachlicher Entwicklungsrückstände, eingeschränkter Vorwissensbestände, beeinträchtigter Lesefertigkeiten, wenig ausgeprägter Fähigkeiten zur Planung und Strukturierung und Emotionsregulation sowie Aufmerksamkeits- und Motivationsprobleme wirken sich im Distanzunterricht systematisch nachteilig aus.

Das Fehlen direkter Kontakte in der pädagogischen Beziehung zu den Lehrkräften und Mitschüler:innen, veränderte Abläufe in der Tagesstruktur und das Lernen in Eigenregie stellen für Schüleri:nnen und Auszubildende mit Förderbedarfen eine große Belastung dar. Schließlich wird das Lernen dieser Schülergruppe in erhöhtem Maße durch Eltern mitgetragen oder durch weiteres sozial-pädagogisches Personal, von Trägern der Jugendhilfe oder Sozialarbeiter:innen unterstützt.

Implikationen für den Distanzunterricht

Für den Distanzunterricht lassen sich aus Bedingungen für Schüler:innen mit besonderen bzw. sonderpädagogischen Förderbedarfen folgende Implikationen ableiten:

  • Zwischen Lehrkräften, Schulbegleiter:innen wie auch Schüler:innen und Auszubildenden sind regelmäßige und intensive Kontaktmöglichkeiten abzusichern.
  • Zur Einhaltung gleichleibender Tagesstrukturen sind den Familien Vorschläge zur Tagesplanung bzw. entsprechende Planungshilfen zur Verfügung zu stellen.
  • Nutzen Sie etablierte Aufgabenformate auf dem Niveau der Schüler:innen, die nicht überfordern und realistisch erledigt werden können.
  • Wählen Sie digitale Werkzeuge, die auf die individuellen Schwierigkeiten der Schüler:innen abgestimmt sind. Hierbei ist es gut der Devise weniger ist mehr zu folgen.
  • Geben Sie prozessorientiertes Feedback, das die Selbstregulation steigert.[1]
  • Auf der Basis der Förderplanung ist die individuelle Förderung fortzusetzen.
  • Im Rahmen der Arbeit der multiprofessionellen Teams ist eine intensive Abstimmung erforderlich.
  • Die Zusammenarbeit, eine offene Kommunikation mit den Eltern, aber auch die Unterstützungder Eltern sind wesentliche Bausteine des Lernens in Distanz.

 


[1] vgl. Schwab, Goldan und Hoffmann 2019

Besondere Herausforderung in Videokonferenzen

In Videokonferenzen sollten die Lehrkraft und diejenigen, die gerade sprechen, gut zu sehen sein und die Übermittlung wichtiger Informationen muss sichergestellt werden.

  • Achten Sie auf eine gute Ausleuchtung. Auf diese Weise kann es auch schwerhörigen Schüler:innen gelingen, Lippenbewegungen abzulesen
  • Vereinbaren Sie Regeln für die Gesprächsdisziplin. Hierfür kann der Einsatz etablierter Symbole hilfreich sein.
  • Verwenden Sie zusätzlich zum Mikrofon und zur Webcam die Chatfunktion.
  • Schreiben Sie zentrale Informationen und den Ablaufplan in den Chat oder in geteilte Notizen. - ggf. kann in Videokonferenzen mit älteren Schüler:innen ein Kurzprotokoll erstellt werden.
Informative Links:

Nicht alle erreicht Lernen

Zur Gruppe der Schüler:innen und Auszubildenden, denen besondere Unterstützung und Zuwendung zuteil kommen sollte, gehören auch Schüler:innen aus Familien mit geringem Einkommen bzw. Familien, in denen die Lernangebote Schüler:innen weniger erreichen.

Diese Schüler:innen finden häufiger eine geringere Unterstützung beim Lernen und bei der Bereitstellung der schulischen Materialien. Zudem erleben die Schüler:innen die psychosoziale Bewältigung der Lebenslage ungefiltert. Insbesondere diese Schüler:innen müssen in den Blick genommen werden, wenn Lernen in Präsenz und Distanz geplant wird. Für diese Schülergruppe werden häufig Empfehlungen für stärkere Beschulung in Präsenz und eine in intensive Unterstützung des häuslichen Lernens ausgesprochen (Goldan, Geist und Lütjen-Klose 2020).

Maßnahmen:

  • Intensiver Kontakt mit den Schüler:innen und sowie Auszubildenden zu Hause
  • Unterstützung durch Lernpaten und Mentoren
  • Bereitstellen von technischen Vorrausetzungen zum digitalen Lernen
  • Einbindung weiterer Unterstützungssysteme wie sozial-pädagogisches Personal von Trägern der Jugendhilfe oder (Schul-)Sozialarbeit

Für den Distanzunterricht sollten mehrsprachig aufwachsende Kinder besonders in den Blick genommen werden, da sie zu der Schülergruppe gehören, die aufgrund der engen Zusammenhänge zwischen sprachlichen Leistungen und Bildungserfolg von eingeschränkten Bildungschancen bedroht ist.

Mehrsprachigkeit

Für den Distanzunterricht sollten mehrsprachig aufwachsende Kinder besonders in den Blick genommen werden, da sie zu der Schülergruppe gehören, die aufgrund der engen Zusammenhänge zwischen sprachlichen Leistungen und Bildungserfolg von eingeschränkten Bildungschancen bedroht ist.

Mit zwei oder mehreren Sprachen aufzuwachsen ist für zahlreiche Schüler:innen und Auszubildende eine normale Situation. Doch Mehrsprachigkeit ist nicht gleich Mehrsprachigkeit. Es können sich sehr unterschiedliche Entwicklungswege und Konstellationen hinter dem eher allgemeinen Begriff der Mehrsprachigkeit verbergen.

In der Schule unterscheiden sich die sprachlichen Fähigkeiten häufig sehr stark. Hier sind die Schüler:innen gefordert, neben der mündlich ausgerichteten Alltagssprache zur konzeptuell schriftlich ausgerichteten Bildungssprache zu kommen. Von einem Konzept der durchgängigen Sprachbildung auf der Grundlage des Basiscurriculums Sprachbildung profitieren alle Schüler:innen, insbesondere aber die mehrsprachig aufwachsenden.[1]

Damit mehrsprachig aufwachsende Kinder ihre sprachlichen Fähigkeiten entwickeln können, sind sie auf intensiven Kontakt mit dem Deutschen und eben dem bildungssprachlichen Register angewiesen. Gleichzeitig stärkt das Einbeziehen der Herkunftssprachen in den Unterricht eine generelle Sprachaufmerksamkeit, für die Entfaltung bildungsrelevanter sprachlicher Kompetenzen vorteilhaft zu sein scheint.

 


[1] vgl. Teil B des Rahmenlehrplans 1-10

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Redaktionell verantwortlich: Dr. Antje Skerra, LISUM