Was ist Gruppenunterricht?
Der Begriff wird recht unterschiedlich ausformuliert. Allen Interpretationen gleich ist letztlich jedoch der Grundgedanke, dass es sich um eine handelt, bei der der Klassenverband in mehrere arbeitsfähige unterteilt wird. Die Gruppen arbeiten an vom Lehrer gestellten oder selbst erarbeiteten Themen und machen die Arbeitsergebnisse durch Präsentation der gesamten Klasse zugänglich.
Welche Chancen bietet er?
- Aufgaben auf unterschiedlichem Anforderungsniveau kooperativ bearbeiten
- arbeitsteilige Arbeit in der Gruppe
- Knüpfen oder Festigen sozialer Kontakte
- Schüler fühlen sich nicht vom Lehrer unter Druck gesetzt
- Ausprägung der Teamfähigkeit
- Schüler sind in hohem Maße selbstaktiv und bringen sich ihren Fähigkeiten entsprechend in die Aufgabenbearbeitung ein
- das gemeinsame Treffen von Entscheidungen und die Übernahme von Verantwortung innerhalb der Gruppe stärken soziale Kompetenzen
- im kleinen Rahmen der Gruppe legen zurückhaltende Schüler eher ihre Scheu ab
- durch das hohe Maß an selbstständiger Arbeit ist es dem Lehrer möglich, seine Schüler genauer zu beobachten
Was ist bei der Realisierung zu beachten?
1. Die Einteilung der Gruppen
a) Prinzip Zufall
Hierbei können Sie Lose mit der Gruppennummer ziehen lassen oder Sie arbeiten mit einem Kartenspiel, wobei jeder Schüler eine Karte zieht, gleiches Motiv - gleiche Gruppe. Alle Schüler mit gemeinsamen Merkmalen (z.B. Jahreszeit des Geburtstages, Lieblingsfarbe,...) könnten in einer Gruppe arbeiten. Ihrer oder auch der Fantasie Ihrer Schüler sind da keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, dass jeder das Reglement kennt und sich damit identifizieren kann.
b) Einteilung nach Kriterien
Verschiedene Schulen, die schon einige Jahre den Hauptteil Ihres Unterrichts in Kleingruppen realisieren, empfehlen eine Gruppenzusammensetzung, die berücksichtigt.
Die Berücksichtigung von Schülerwünschen garantiert zwar in der Regel erfolgreiche Arbeit, jedoch wird die Klasse untereinander nicht teamfähig.
2. Der Zeitraum der Gruppenzusammensetzung
Je nachdem, was in Gruppen bearbeitet werden soll, kann eine Gruppenstruktur für einen Projekttag oder für einen ein- oder mehrwöchigen Zeitraum festgelegt werden. Wenn aber die gesamte Lernkultur einer Schule auf die Arbeit in Kleingruppen ausgerichtet ist, bestehen einmal gebildete Gruppen über ein oder mehrere Jahre.
Hier besteht das größte Potential für Schüler, Eltern und Lehrerschaft, in einer langfristig sozial stabilen, überschaubaren Konstellation für den Lernerfolg der Schüler zu arbeiten.
3. Die Sichtweise auf den Unterricht
- der Lernprozess ist mindestens so wichtig wie das Lernergebnis, Lernum- und -irrwege müssen zugelassen werden
- Lehrer berät, statt zu belehren
- der Unterricht muss in hohem Maße didaktisch derart aufbereitet werden, dass die Schülergruppen selbsttätig arbeiten und die Ergebnisse selbst kontrollieren können
4. Die Raumgestaltung
Der Idealfall ist ein Raum, in dem jede Gruppe ihren klar abgegrenzten Arbeitsbereich hat, im besten Falle jeder Schüler seinen Arbeitsplatz für die gesamte Schulzeit. Im Raum sollten alle Materialien, die zur Bearbeitung der Aufgaben nötig sind, für jede Gruppe frei zugänglich bereit stehen.
5. Spielregeln
Das hohe Maß an Selbsttätigkeit, das der Gruppenarbeit ja wesenseigen ist, verlangt ein klares Reglement, um einerseits einen möglichst reibungslosen Ablauf des Unterrichts zu garantieren, andererseits aber auch alle Potentiale der Arbeitsform effektiv auszunutzen. Hierbei geht es letztlich nicht allein um den Wissenszuwachs, sondern um die Stärkung persönlicher und sozialer Fähigkeiten. Abgeleitet aus Quelle 1, finden Sie hier einen Vorschlag für solche "Spielregeln.
6. Die Zeitplanung
Gruppenarbeit braucht Zeit.
Die Realisierung einer Unterrichtseinheit in ihren Phasen
- Einstieg in das neue Thema
- erste Erarbeitung (evtl. unter Anleitung)
- arbeitsteilige Gruppentätigkeit
- Ergebnispräsentation durch die Gruppen
lässt sich im 45-minütigen Rhythmus eher nicht realisieren.2 Die Blockung von Stunden zu Doppelstunden ist sinnvoll, das wird umso praktikabler, wenn man fächerverbindend unterrichtet.
Beispiele und weiterführende Materialien:
SOL - Selbst Organisiertes Lernen
Ernst Meyer "Gruppenunterricht" Schneider Verlag GmbH, 1996 ISBN 3-87-116-853-X
Quellen
1 Hilbert Meyer "Unterrichtsmethoden II Praxisband" Cornelsen, 1987 ISBN 3-589-20851-1
2 Wolfgang Mattes "Methoden für den Unterricht" Schöningh, 2002 ISBN 3-14-023815-0

Redaktionell verantwortlich: André Koch, LISUM
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