Filmdaten
DDR 1955
Regie Kurt Maetzig Drehbuch Willi Bredel, Michael Tschesno-Hell, Kurt Maetzig Regie-Assistenz Konrad Wolf, Günter Reisch Kamera Karl Plintzner, Horst E. Brandt Kamera-Assistenz Richard Günther Special Effects Ernst Kunstmann Bauten Otto Erdmann, Willy Schiller, Alfred Hirschmeier Kostüme Gerhard Kaddatz Musik Wilhelm Neef Ton Erich Schmidt Schnitt Lena Neumann Mitarbeit Frank Beyer Militärischer Beirat Günther Hopfer Produktion DEFA-Studio für Spielfilme Produktionsleitung Adolf Fischer Produktion DEFA-Studio für Spielfilme Verleih Progreß Film-Verleih Uraufführung 7.10. 1955, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin
Darstellerinnen | Darsteller Günther Simon (Ernst Thälmann), Hans-Peter Minetti (Fiete Jansen), Karla Runkehl (Änne Jansen), Paul R. Henker (Robert Dirhagen), Erika Dunkelmann (Martha Vierbreiter), Erich Franz (Arthur Vierbreiter), Hans Wehrl (Wilhelm Pieck), Karl Brenk (Walter Ulbricht), Gerd Wehr (Wilhelm Florin), Georges Stanescu (Georgi Dimitroff), Nikolai Krjutschkow (sowjetischer Panzeroberst), Wilhelm Koch-Hooge (Hauptmann Schröder), Michel Piccoli (Maurice Rouger), Angela Brunner (Irma Thälmann), Carla Hoffmann (Rosa Thälmann), Herbert Richter (Kruczinski), Raimund Schelcher (Krischan Daik), Werner Peters (Quadde), Fred Delmare Soldat), Fritz Diez (Hitler), Kurt Wetzel (Göring), Hans Stuhrmann (Goebbels), Erich Brauer (Severing), Werner Pledath (Hauck sen.), Hannes Fischer (Hauck jun.), Paul Paulsen (Mc Fuller) u.v.a.
Länge 140 Minuten Format 35mm, 1:1,33 Bild/Ton Agfa Wolfen
Auszeichnungen: Internationales Filmfestival Karlovy Vary 1956: Bester Schauspieler (Günther Simon)
Inhalt
Der zweite Teil der monumentalen, im Auftrag der SED-Führung produzierten Thälmann-Biographie beginnt 1931: Während in Deutschland die ständig wachsende Arbeitslosigkeit für soziale Unruhen sorgt, kämpft der KPD-Führer Ernst Thälmann weiter für die Einheit der Arbeiterklasse, den Sturz des Kapitalismus und die Verhinderung des Faschismus. Obwohl die KPD bei den Wahlen 1932 ihre Position weiter festigen kann, gelingt es Hitler, im Januar 1933 die Macht an sich zu reißen. Thälmann wird, wie viele andere Kommunisten und Sozialdemokraten, verhaftet. Ein Versuch seiner Genossen, ihn zu befreien, scheitert; einem korrumpierenden Freiheitsangebot Görings erteilt er eine klare Absage. 1944 wird Thälmann im KZ Buchenwald ermordet.
Mit beiden Teilen des »Thälmann«-Films sollte in der frühen DDR eine Leitfigur für die Jugend geschaffen werden, in der sich die ›Heldentaten‹ der Arbeiterklasse und – ihr voran – der Kommunisten konzentrierten. Zum eine ging es um Schuldzuweisungen für den Aufstieg der Nationalsozialisten an die rechte Sozialdemokratie und den internationalen Monopolkapitalismus, zum anderen wurde das deutsche Volk freigesprochen. Die Befreier kamen aus der Sowjetunion. Die Lösung lag in der Einheit der Arbeiterklasse und der Gründung der DDR. Die Verantwortlichen scheuten hierfür keine Geschichtsfälschung; sie verdrehten Tatsachen, unterschlugen Personen und schrieben – auch ihre eigenen – Rollen größer. Die Filmfigur Thälmann wurde jeglichen menschlichen Makels entledigt, verklärt und heroisiert. Am Ende des filmischen Denkmals erfolgt die Apotheose.
Pressestimmen
»Dieser zweite Teil ist deshalb besonders gelungen, weil er die Figur seines im Mittelpunkt stehenden Helden unmittelbar menschlich gestaltet und in verschiedenen Typen die im Kampf stehenden Massen wiedergibt. Günther Simon ist ein volkstümlicher Thälmann, gerade, einfach, und groß […] Die dramatische Spannung des Films ist immer da […] Die Behandlung des Stoffes durch Kurt Maetzig ist grandios.«
Georges Sadoul, Les Lettres françaises, 21.7.1955
»Es wurde ein Kunstwerk aus einem Guß, nie zerflattert die Handlung, nie lässt die Spannung nach. Kurt Maetzig als Regisseur band die Episoden noch enger zusammen – eine Meisterleistung – und schuf Massenszenen, wie man sie selten bisher in dieser Wucht in einem Filmwerk erlebt hat.«
Joachim Bagemühl, Berliner Zeitung, 9.10.1955
» Der zweiteilige Thälmann-Film ist ein stalinistisches Machwerk. Dieses pompöse Götzentheater, das Millionen in der DDR gesehen haben, besitzt keinerlei aufklärerischen Wert, wenn es darum geht, zur Erlangung eines retrospektiven filmischen Einblickes in die Herrschaftsweise des deutschen Faschismus oder gar zu bewußten, am wirklichen Geschehen orientierten, alltagsweltlichen historischen Erziehung beizutragen.
In einem speziellen Fall jedoch erweist sich der Film als ein nahezu klassisches Dokument: ‚Ernst Thälmann’ steht in Inhalt und Form stellvertretend für die künstlerische Umsetzung des parteioffiziellen DDR-Antifaschismus in den fünfziger Jahren mit all seinen aufgetretenen Verengungen, Verleugnungen und Mythen [...] An ihm offenbarte sich ultimativ der Niedergang antifaschistischer Grundüberzeugungen, die in ein zurechtgezimmertes Geschichtsbild gepreßt wurden, damit am Ende eine männliche Kassandra den Sieg über alles Historische verkünden konnte.«
Detlef Kannapin: Antifaschismus im Film der DDR. PapyRossa Verlag, Köln 1997 sowie Programmbeilage zu den Videos »Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse« und »Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse«, hrsg. von ICESTORM Entertainment GmbH, Berlin 2000.
Redaktionell verantwortlich: Beate Völcker
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