Bei dieser Themenreihe sollen für die verschiedenen historischen Epochen Themen vorgestellt werden, welche die Bedeutung der Geschichte für unsere Gegenwart verdeutlichen. Ein besonderes Augenmerk ist dabei entweder auf die Aktualität oder den Lebensweltbezug gerichtet. Damit soll verdeutlicht werden, dass Geschichte keinen Selbstzweck hat, sondern als Deutungselement für die Gegenwart verstanden werden muss.
Kurze Erläuterungen bieten die Möglichkeit, sich schnell in die Thematik einzuarbeiten.
Antike
Inwieweit sich die Beschäftigung mit der griechischen Geschichte lohnt, wird immer wieder diskutiert. Mögliche Agrumente sind folgende:
Pro-Argumente: Direkte Bürgerbeteiligung ohne Umweg über Abgeordnete, Teilhabe an der Politik wird über Diäten gewährleistet, das Losverfahren bietet jedem die Gelegenheit, an der Politik mitzuwirken (Gleichheitsgrundsatz), Begrifflichkeiten (Politik, Demokratie) wurden hier geprägt.
Contra-Argumente: Nur wenige stimmberechtigte Politen, Beeinflussbarkeit der Massen durch Demagogen, u.U. ist in der Gegenwart eine hohe Spzialisierung der Politiker erforderlich.
Mittelalter
Kreuzzüge werden seit dem Mittelalter geführt. Der Ursprungsgedanke der Kreuzzüge bestand darin, dass die Byzantiner Ritter aus dem Westen für ihre Abwehrkämpfe gegen die Muslime als Verstärkung brauchten.
Der Aufruf Urbans II. versprach allen, die das Kreuz nahmen, eine Loslösung von den Sündenstrafen. In der Folge setzten sich immer wieder große Menschenmassen in Bewegung, die keine Ritter waren. Die Motive waren recht unterschiedlich: Abenteuerlust, wirtschaftliche Hoffnungen und Machtinteressen sowie die Hoffnung auf ein Leben im Paradies bildeten hierbei eine wilde Mischung.
Kritisch ist die Verwendung des Begriffes im 20. und 21. Jahrhundert zu beurteilen. Besonders im zweiten Irakkrieg hat der damalige amerikanische Präsident Georg W. Bush von einem Kreuzzug gesprochen, auf Drängen seiner Berater jedoch bald wieder davon Abstand genommen. Diese haben auf die historisch-inhaltliche Begriffsproblematik hingewiesen.
Umgekehrt wird dieser Begriff auch in der islamischen Welt verwendet, um das aggressive Auftreten der westlichen Welt gegenüber dem Islam zu kritisieren.
"Ach, lass doch die Kirche im Dorf." - Warum steht in jedem Dorf eine Kirche?
Während der Zeit der Städtegründungen im Mittelalter wurden die neugegründeten Städte oft von den Pfarreien der Dörfer betreut; die Dorfbewohner wiederum wollten nicht, dass in den Städten Kirchen gegründet werden, da das mit einem Verlust an Einnahmen und Einfluss verbunden war. Aus diesem Grund fanden sich nicht nur in den Städten, sondern auch in den Dörfern Kirchen.
Die Gedenktafeln der Kriegstoten, die sich in den Kirchen finden, bieten sich zu heimatgeschichtlichen Forschungen an. Finden sich auf den Tafeln Namen von Verwandten? Wo haben sie gelebt? wo sind sie gefallen? Gibt es hinsichtlich der genauen Todesumstände Informationen?
Frühe Neuzeit
19. Jahrhundert
"Ich möchte in die Bismarckstraße." - "Welche meinen Sie?" Ist es gerechtfertigt, drei Bismarckstraßen in Berlin zu haben?
20. Jahrhundert
Weimarer Reichsverfassung
Die Weimarer Verfassung war die demokratischste Verfassung, die Deutschland (bisher) jemals gehabt hat. Was könnten wir gerade in der heutigen Zeit noch Positives aus ihr entnehmen?
- Direkt demokratische Elemente
- Fehlen einer 5%-Hürde lässt auch kleinere Meinungen zu Wort kommen (sorgt aber u.U. für Probleme bei der Regierungsbildung)
- theoretisch sollte die Macht zwischen Reichstag und Reichspräsident aufgeteilt sein, so dass beide Verfassungsorgane sich gegenseitig kontrollieren
Erinnerungskultur Konzentrationslager
Gedenkstätten sind stets auch Lernorte und gehören oft zum Pflichtprogramm des Geschichtsunterrichts. Gerade das macht die Auseinandersetzung mit dem Lernort oft schwierig. Die Stadt Falkensee (vor den Toren Berlin Spandaus) hat in den 90er Jahren das Konzept einer Diplomarbeit umgesetzt und das vor Ort befindliche Außenlager als einen Geschichtspark angelegt. Von den ehemaligen Baracken sind meist nur noch die Fundamente übrig; lediglich eine Bracke wurde erhalten. Es finden sich ansonsten kaum noch Spuren der Verganganheit. Spaziergänger und Jogger überqueren das Gelände, oft ohne zu wissen, auf welchem geschichtlichen Boden sie sich befinden. (Eine kurze Beschreibung des KZ Außenlagers in Falkensee finden Sie hier.)
Diese Art der Auseinandersetzung mit der Geschichte polarisiert, kann aber auch dazu beitragen, die Erinnerungskultur grundsätzlich zu hinterfragen.
Gute Hinweise für Besuche von Gedenkstätten findet sich unter https://www.bpb.de/lernen/geschichte-begreifen/42327/besuch-einer-gedenkstaette.
Wehrmacht
"Die Wehrmacht ist in keiner Form traditionsstiftend für die Bundeswehr. Einzige Ausnahme sind einige herausragende Einzeltaten im Widerstand. Aber sonst hat die Wehrmacht nichts mit der Bundeswehr gemein.“ Verteidigungsministerin U. von der Leyen 2017 über den neuen Traditionserlass der Bundeswehr.
Eine andere Auffassung äußerte der ehemalige General Richard Roßmanith 2017: „Ich halte ein Vorgehen, bei dem wir die Wehrmacht ignorieren, für falsch.“ Der Blick auf die Wehrmacht eröffne zwar nicht alleine das Verständnis für die Bundeswehr: „Aber den militärischen Widerstand um Oberst Graf von Stauffenberg können Sie nur begreifen, wenn sie auf die Wehrmacht blicken.“ ... Schon bei einer Feierstunde am 20. Juli, dem Gedenktag des misslungenen Attentats auf Hitler, hatte Roßmanith gesagt: Nur in der Auseinandersetzung, nicht aber in der Leugnung, könnten die „Gespenster der Vergangenheit“ vertrieben werden. Am Mittwoch fügte er hinzu: „Die Wehrmachtsführung war schuldhaft verstrickt.“
(Zitate nach https://www.epochtimes.de/politik/deutschland/bundeswehr-general-kontert-von-der-leyen-wehrmacht-ignorieren-ist-falsch-a2183809.html Zugriff am 13.09.2018).
Redaktionell verantwortlich: Dr. Uwe Besch, LISUM
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