Schülerprojekt und Ausstellung: Zwangsarbeit in der früheren Kreuzberger Schriftgießerei Berthold AG - dem jetzigen Mehringhof

Schülerprojekt und Ausstellung: Zwangsarbeit in der Kreuzberger Schriftgießerei Berthold AG - dem jetzigen Mehringhof

Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern der Schule für Erwachsenenbildung e.V. in Berlin erforschte in einem Arbeitskreis über 20 Monate die Geschichte der Kreuzberger Schriftgießerei Berthold, in deren früherem Fabrikgebäude -
dem heutigen Mehringhof - sich diese Schule seit 1979 befindet.
Im Fokus der Untersuchung stand die Zeit des Faschismus und dabei insbesondere die bei dem Unternehmen verrichtete Zwangsarbeit.
Die Ergebnisse liegen als Buch, als Projektbericht und als Ausstellung, die die Schule gerne verleiht, vor.
Download des Projektberichtes
Mehr Informationen auf der Seite des Arbeitskreises Berthold Ag der Schule für Erwachsenenbildung e. V.
Ausleihmodalitäten für die Ausstellungstafeln:
Die Ausstellung wird gebührenfrei verliehen.
Lediglich der Transport der Ausstellung muss von der interessierten Institution übernommen werden.
Es handelt sich um 21 Tafeln im Format A-1 (Laminierte Plakate, Gewicht ca. 5 kg).
Es muss eine Kaution in Höhe von 200,- Euro hinterlegt werden, die bei unbeschadetem Rückempfang der Ausstellung zurückerstattet wird.
Anfragen sind nach den Schulferien ab dem 31. August zu senden an:
Schule für Erwachsenenbildung e.V.
Gneisenaustrasse 2a
10961 Berlin
Tel.: (030) 6937048
E-Mail: koa@~@sfeberlin.de
Informationen zum Arbeitskreis Projektgruppe:
Im März 2013 erschien im Tagesspiegel ein Artikel, welcher sich mit dem Thema Zwangsarbeit im Berliner Stadtteil Kreuzberg auseinandersetzte. In einer Auflistung ehemaliger Standorte, in denen während der Zeit des Nationalsozialismus Zwangsarbeiternnen und Zwangsarbeiter beschäftigt wurden, tauchte u.a. das Gebäude des Mehringhofes auf. Dies war der Anlass für die Schule für Erwachsenenbildung e. V. (SfE), sich einer tief greifenden geschichtlichen Aufarbeitung dieser Thematik widmen zu wollen.
Seither beschäftigte sich ein Arbeitskreis mit der Geschichtsaufarbeitung des heutigen Mehringhof-Gebäudes, dem Kontext des Themas Zwangsarbeit im Nationalsozialismus und im Speziellen bei der Messinglinienfabrik und Schriftgießerei H. Berthold AG.
Der Arbeitskreis setzte sich zunächst aus 15 Schülerinnen und Schüler verschiedener Klassen und Jahrgangsstufen sowie einigen Lehrerinnen und Lehrern zusammen. Der Arbeitskreis war stets offen für alle Interessierten, so dass auch aus neuen Klassen Schülerinnen und Schüler dazu gestoßen sind. Andere wiederum mussten den Arbeitskreis verlassen, um sich z.B. auf anstehende Abiturprüfungen zu konzentrieren. Der Arbeitskreis traf sich wöchentlich außerhalb der regulären Schulzeiten. Neben der konkreten Projektarbeit wurden für alle Interessierten aus der SfE Besuche z.B. zum Dokumentationszentrum Zwangsarbeit in Schöneweide, zum Haus der Wannseekonferenz und zu einer Führung durch das Bundesarchiv organisiert. Im Januar 2015 organisierte die Gruppe eine Reise nach Auschwitz, anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung, an der auch nicht am Projekt Beteiligte teilnahmen.
Der Projektträger, die Schule für Erwachsenenbildung (SfE):
Die Gründung der SfE geht auf einen Konflikt in einer privaten Lehranstalt zurück. 1972 gab es an einer privaten Lehranstalt einen Schulstreik, der sich gegen eine autoritäre Schulleitung, Leistungsdruck und Kündigungen von Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer aus politischen Gründen richtete. Nach weiteren Kündigungen wurde der Entschluss gefasst, eine neue Schule zu gründen: selbstverwaltet und mit emanzipatorischem Anspruch. So entstand 1973 die SfE und erhielt als private Ergänzungsschule des Zweiten Bildungsweges die BAföG-Würdigkeit. Nach sieben Jahren in einer Büroetage in Berlin-Tempelhof kaufte die Schule gemeinsam mit anderen Projekten 1979 das ehemalige Fabrikgebäude der Berthold AG, den heutigen Mehringhof in der Gneisenaustraße 2a in Kreuzberg. Die SfE wird von Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer selbst verwaltet und ermöglicht aufgrund ihrer staatlichen Unabhängigkeit selbstbestimmtes Lernen ohne Notengebung.
Das Lernen ohne Zensuren bietet den Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich ohne Konkurrenzdenken und Leistungsdruck auf die Prüfungen vorzubereiten. Nicht das Erheischen guter Noten, sondern die kollektive Lernerfahrung steht im Vordergrund. Bei der Prüfungsvorbereitung bilden auch bei uns die Rahmenlehrpläne der Sekundarstufe I bzw. der gymnasialen Oberstufe die Grundlage des Unterrichtsstoffs. Diese lassen jedoch genügend Spielraum, um nicht nur die für die Prüfung relevanten Lerninhalte in vorgegebener Form zu behandeln. Selbstbestimmtes Lernen bedeutet für die Schule, von der eigenen Interessenlage und den individuellen Lebensumständen auszugehen, selbst über die Arbeitsschwerpunkte und Lehrmaterialien zu bestimmen und den Unterricht aktiv mitzugestalten. Daneben gibt es Arbeitsgruppen, die sich über den normalen Schulalltag hinaus, speziellen Themen oder Aufgaben widmen. So entstand auch der Arbeitskreis Berthold AG als klassenübergreifendes Projekt.
Redaktionell verantwortlich: Thomas Hirschle, LISUM
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