Zitat März 2016

Zitat März 2016

"Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.(Francis Picabia)

Dieses Zitats des Malers Francis Picabia umreißt für mich ein wichtiges Element des Globalen Lernens nämlich die Fähigkeit, Perspektiven zu wechseln. Über das Studium der Politikwissenschaft an der Universität Potsdam und der Freien Universität Berlin bin ich zunächst mit den Modellverhandlungen der "Model United Nations"-Planspiele zur Funktion des UN-Sicherheitsrates mit der politischen Bildung in Berührung gekommen. In diesen Planspielen schlüpfen Schülerinnen und Schüler in die Rolle von diplomatischen Delegationen und versuchen, Lösungen auf die drängenden Fragen und Krisen unserer Zeit miteinander auszuhandeln. Neben dem Verständnis der Komplexität von internationalen Verhandlungen gelingt es durch die Planspiele, neue Perspektiven einzunehmen: Wie fühlt es sich an, wenn ich (nicht) die Macht habe, meine Positionen und Interessen durchzusetzen? Mit wem kann ich Allianzen schmieden und wie lassen sich Kompromisse finden, die für alle tragbar sind?

Diese Fragen sind auch für das Globale Lernen zentral und begleiten mich, seit ich seit 2006 als Projektkoordinatorin im EPIZ arbeite. Globales Lernen ist ein pädagogisches Konzept. Es fokussiert auf soziale Gerechtigkeit und somit auf die weltweite Durchsetzung politischer, sozialer und ökonomischer Menschenrechte. In der Auseinandersetzung damit werden Lebenssituationen und insbesondere marginalisierte Perspektiven von Menschen in Ländern des globalen Südens differenziert einbezogen. Die Wechselwirkungen zwischen lokaler und globaler Ebene und zwischen globalem Norden und globalem Süden stehen thematisch im Zentrum des Globalen Lernens. Globales Lernen achtet darauf, Machtgefälle und Diskriminierung kritisch zu thematisieren. Es greift dabei die vier Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung – Gesellschaft, Politik, Umwelt und Wirtschaft – auf und setzt sich mit den sich daraus ergebenden Herausforderungen und Chancen auseinander. Dabei werden die individuelle, strukturelle und gesellschaftliche Ebene mit einbezogen. 

Seit 2012 unterstütze ich Schulen dabei, sich als Faire Schulen auszeichnen zu lassen. Mehr zum Konzept unter www.faire-schule.eu. Jede Schule wird in ihrer Individualität wahrgenommen und begleitet. Nicht nur Schüler_innen können nämlich Perspektiven wechseln und ihren Denk- und Wahrnehmungshorizont erweitern, auch Lehrkräfte und Schulleitungen sind hoch engagiert dabei, wenn es darum geht, ihre Schule weiterzuentwickeln und das Profil durch Nachhaltigkeit und Globales Lernen weiter zu schärfen. Seit 2015 können sich auch Schulen in Brandenburg als Faire Schulen auszeichnen lassen und ich freue mich schon sehr darauf, dieses Projekt gemeinsam mit unseren Brandenburger Kooperationspartnern Diakonisches Werk Teltow-Fläming und RAA Brandenburg weiter voranzutreiben.


Nicola Humpert ist Mitarbeiterin beim Entwicklungspolitischen Bildungs- und Informationszentrum e.V. (EPIZ) und verantwortlich für das Programm Faire Schule.

Nicola Humpert

Hinweis

Die dargestellten Meinungsäußerungen in den Kommentaren zu den Zitaten des Monats widerspiegeln die Meinung des jeweiligen Autors und werden nicht vom Bildungsserver Berlin-Brandenburg inhaltlich verantwortet.

Redaktionell verantwortlich: Ralf Dietrich, LISUM