Zitat April 2008

Zitat April 2008

Zitat April 2008

"Lernen - ein Leben lang und das von Anfang an."

Diesen Leitspruch finde ich oft in verschiedenen pädagogischen Konzepten oder Kommentaren in der Fachliteratur und fand ihn auch für unsere Kindertagesstätte sehr zutreffend.

Der Leitspruch löst in mir immer sehr viele Erinnerungen an meine Kindheit aus, teils positive aber auch negative Gefühle, die mich bis heute in meiner eigenen Bildungsbiografie prägen und mich auch in meiner Leitungsfunktion entscheidend handeln lassen.

 

Die ersten 5 Jahre bin ich in einem kleinen Dorf bei Neuruppin aufgewachsen. Eingebettet in einer Großfamilie mit viel Zuwendung und drei Kindergärtnerinnen in einem evangelischen Kindergarten, zu denen ich auch noch Jahre danach Kontakt hatte. Die Fürsorge, die Bindung und die Interessiertheit und Begleitung meines "Bildungsweges" durch diese Menschen sind mir erst viel später bewusst geworden.
Dann kamen Großstadt und Schule mit viel Leistungsdruck, Anonymität, Überforderung der Familien. Das Lernen zwanghaft besetzt, nur wer gut war, wurde belohnt, aber auch nicht grundsätzlich ? keine Chance auf Abitur, trotz guter Noten. Menschen die entschieden, dass ich nicht meinen Bildungsweg gehen durfte.
Dass ich ihn trotzdem gegangen bin, verdanke ich vielen Menschen, die mir Mut zusprachen, voran meiner Mutter, die mich immer aufrichtete, meinem Vater, der mir zeigte, dass man auch berufsbegleitend seinen Weg gehen kann, vielen engagierten Pädagogen und Kollegen.

 

Die Reflexion dieser Erinnerungen und der Leitspruch "Lernen ein Leben lang und das von Anfang an" ist für meine Tätigkeit als KiTa-Leiterin von entscheidender Bedeutung und ist ein Teil der Philosophie unseres Hauses - den uns anvertrauten Kindern die bestmöglichen Bildungschancen im Kindergarten zu bieten durch die Bindung und Professionalität der Erzieherinnen. Den Kindern individuelle Bildungswege zu ermöglichen durch Beobachtung und Interaktion, fachliche Reflexion, pädagogisches Handeln, das Erstellen eines individuellen Curriculums, das Erkennen von Bildungsschritten, die das Kind gegangen ist.

 

Kinder haben Rechte. Insbesondere ein Recht auf bestmögliche Bildung von Anfang an und ein Recht auf umfassende Mitsprache und Mitgestaltung bei allen Entscheidungen, die sie betreffen.
Bildung und Lernen sind in unserer Wissensgesellschaft ein offener, lebenslang andauernder Prozess.
In Anknüpfung an das Humboldt'sche Bildungsverständnis verstehen wir Bildung als die Aneignungstätigkeit, mit der sich der Mensch ein Bild von der Welt macht. Dieses Verständnis kennzeichnet Bildung als einen lebenslangen und von Irritationen und Widersprüchlichkeiten begleiteten Prozess.

 

Unsere Kita-Räume haben sich zu Bildungsinseln verwandelt, eine Vielzahl von Materialien aus allen Bildungsbereichen ist den Kindern zugänglich. Durch eine sanfte Eingewöhnung in das KiTa-Leben und den Aufbau von Bindungen zunächst zu einer Erzieherin und später auch zu anderen, bieten wir den Kindern einen guten Start ihren Bildungsweg zu gehen, und das für alle Kinder.
Kinder in unserer Einrichtung können ihrem Interesse nachgehen, ihre Themen werden ernst genommen und weiter entwickelt. Ihre höchste Lernmotivation wird für Bildungsbereiche erschlossen, die sie bisher nicht so annahmen, Herausforderungen für die Weiterentwicklung werden gestellt.

 

Die Herausforderung an uns Pädagogen verlangte und verlangt von uns so manche Umstellung, Um-Lernen, Neu-Lernen.
Meine Aufgabe ist es, das Profil der Mitarbeiterinnen zu stärken, durch Fort- und Weiterbildung, durch Zusatzqualifikationen oder zusätzliche Ausbildungen, in denen sie begleitet und unterstützt werden in Form von kollegialer Beratung oder auch durch Freistellung. Dieses Recht und die Pflicht haben selbstverständlich auch unsere älteren Kolleginnen über 50 Jahre.
Kinder erleben uns in der alltäglichen pädagogischen Arbeit, da die Arbeitsplätze im Gruppenbereich integriert sind. Sie erleben wie die Erzieherin am Computer sitzt und am Portfolio arbeitet, wie sie sich fachlich mit der Kollegin austauscht, verschiedene Dinge koordiniert, plant, Konflikte löst ? Teamarbeit wird live erlebt ? Vorbildwirkung für das soziale Leben.

 

Lernen von Anfang an und den Kindern eine Grundlage für das selbstgesteuerte Lernen zu ermöglichen ist für das KiTa-Team und für mich ein großes Leitziel.
Man kann viel verhindern, aber auch ebenso viel ermöglichen!

Vita Andrea Nöske

  • geb. 1959 in Parchim
  • aufgewachsen im Land Brandenburg (Neuruppin, Schwedt, Woltersdorf)
  • Studium (1976-79): Heimerzieherin mit Lehrbefähigung für Sport und Kunst
  • Studium (1994-1996): Diplom-Sozialarbeiter/ -pädagoge
  • Berufliche Tätigkeiten: Heimerzieherin in Berlin-Köpenick, Horterzieherin und Lehrerin für Sport und Kunst in Woltersdorf, Hortleiterin, KiTa-Leiterin seit 1994, seit 1998 KiTa-Leiterin im "Haus der kleinen Strolche" in Woltersdorf
  • Hobbies: Gartengestaltung, Kochen, Lesen, Ölmalerei 

Mehr Informationen zum Thema KiTa und frühkindliche Bildung finden Sie auf dieser Seite des Bildungsservers.

Redaktionell verantwortlich: Ralf Dietrich, LISUM