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Zum Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechnologien im Modellprojekt

Der Medienbegriff, wie er im Modellprojekt MuK gebraucht wird, macht zunächst keinen expliziten Unterschied zwischen sog. "klassischen" - d. h. in ihrer Formation als Kommunikationssysteme durch analoge Technologien geprägten - (Massen-)Medien und sog. "neuen" - per se: digitalen - Medien bzw. Informations- und Kommunikationstechnologien. Im Zeitalter der fortgeschrittenen Medienintegration und umfassenden Durchdringung unserer kommunikativen Umwelt durch Digitaltechnologie erscheint eine solche definitorische Unterscheidung auch nicht zwingend notwendig. Bei der wissenschaftlichen Reflexion der im Rahmen von MuK entwickelten schulinternen Curricula sowie bei der Analyse einzelner Ergebnisse und Unterrichtsprojekte des Modellprojekts hingegen ist es wichtig, die - häufig ganz selbstverständlich implizierte - Ebene des Einsatzes neuer Informations- und Kommunikationstechnologien im Modellprojekt immer wieder gesondert zu thematisieren. Auch vor dem Hintergrund der seit dem Jahr 2000 im Land Brandenburg angelaufenen Medienoffensive m.a.u.s., die sich zum Ziel gesetzt hat, brandenburgische Schulen nicht nur mit IuK-Technologie auszustatten, sondern gleichermaßen die Lehrkräfte umfassend (auch bezüglich ihrer fachdidaktikischen Kompetenzen) fortzubilden, macht eine solche Akzentuierung Sinn. Denn so kann der Transfer vorläufiger Ergebnisse des Modellprojekts die fachliche Debatte über den pädagogisch nachhaltigsten Weg in die Informationsgesellschaft - zumindest auf regionaler Ebene - befördern.

Wenn also im Rahmen des Modellprojekts - wie an der Pilotschule in MuK II (12-1) geschehen - eine umfangreiche Unterrichtseinheit zum Thema "Daily Soap" realisiert wird (einschließlich einer formalen und publizistischen Analyse dieses TV-Genres sowie einschließlich der Eigenproduktion einer Soap als Projekt produktiver Medienarbeit), dann impliziert dies gleichermaßen einen den jeweiligen Lernzielen angemessenen Einsatz digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien. Denn auch wenn das TV-Genre "Daily Soap" allgemein nicht als exemplarische Anwendung digitaler Technologie wahrgenommen wird, ist die methodische Gestaltung einer solchen Unterrichtseinheit doch auf vielfältigste Weise durch die konkrete, praktische Anwendung digitaler Technologie gekennzeichnet. Sie kam dort z.B. konkret in folgender Hinsicht zum Einsatz: Bei der formalen Analyse wurden TV-Mitschnitte von einzelnen Soaps zunächst von Schüler/innen digital aufbereitet, um so den Prozess der Analyse des formalen Regelwerks dieses Genres (mit Hilfe von digitalen Standbildern, die dann als Grafiken in Arbeitsmaterialien eingefügt werden) zu erleichtern. Hinzu kam eine Internet-Recherche zum Thema. Dann wurde bei der Vorbereitung der Eigenproduktion sowie beim Exposé-, Drehbuch- und Drehplanschreiben auf Textverarbeitungssoftware und E-Mail zurückgegriffen. Zwischenergebnisse wurden dem Kursplenum mit Hilfe einer Präsentationssoftware vorgestellt. Und schlussendlich erfolgten dann der Dreh der Soap bzw. die Postproduktion (Schnitt, Ton) mittels digitaler Videokamera bzw. Schnittsoftware.

Gleiches wäre bei MuK-Unterrichtseinheiten zu den Themen "Print" oder "Audio" methodisch darzustellen. Die Auseinandersetzung mit "Print" bedeutet in diesem Zusammenhang eben nicht automatisch den Gebrauch von Gutenberg-Lettern oder Bleisatz (wiewohl dies didaktisch im Rahmen der Unterrichtseinheit an bestimmten Stellen durchaus sinnvoll sein kann). Im Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass im MuK-Curriculum, wo "Multimedia" als sog. "Leitmedium" explizit erst ab 12-2 vorgesehen ist, der Einsatz digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien (z.B. auch Internet) von Anfang an integrativer Bestandteil ist.

Die konzeptionelle Intention des Modellprojekts ist vielmehr, den Prozess der Medienintegration im MuK-Durchlauf durch die Jahrgangsstufen 11 bis 13 spiralförmig nachzuvollziehen, d. h. Einzel(-medien-)kompetenzen in praktischer und theoretischer Hinsicht zunächst - ohne Ausschluss digitaler Anwendungen - zu entwickeln, um sie dann in zunehmender Komplexität umfassend einsetzen zu können (vgl. Überblick Curriculum). Die konkreten Ergebnisse der Auseinandersetzung mit "Multimedia" (in 2000 an der Pilotschule im Rahmen der CD-ROM-Produktion "Utopia" erstmals durch MuK I in 12-2 realisiert) bestätigen diesen Ansatz: Ohne das Fundament der Kompetenzen bezüglich "Print/Foto", "Film/Video" und "Audio" (die in 11-1 bis 12-1 Lernziel waren) wäre eine solchermaßen anspruchsvolle Multimedia-Produktion nicht möglich gewesen (dass die Schüler/innen den-noch an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit stießen, ist ein anderes Thema).

Der besondere Ansatz von MuK ist in dieser Hinsicht, Informations- und Kommunikationstechnologien sinnstiftend in Projekte zu integrieren und sie so zum Bestandteil der "Innovation schulischer Lernkultur" werden zu lassen. Prof. Dr. Kerber-Ganse fasst diesen Ansatz wie folgt zusammen: Sogenannte "neue Medien" sind also bei MuK "Instrumente und inhaltlicher Gegenstand von Lehr-Lern-Prozessen" zugleich. Abgesehen von seinem medienkritischen Ansatz wird beim Modellprojekt MuK "Medienkompetenz" auch in ihrer "instrumentellen Seite nicht als bloße Operation gelernt, sondern ist Teil eines thematischen Weltaufschlusses" (Bericht 2000, unveröffentlichtes Manuskript).

Der Einsatz digitaler Informations- und Kommmunikationstechnologien beim fortschreitenden Lernen umfassender Medienkompetenz im Rahmen des Modellprojekts MuK spiegelt also den Prozess der Medienintegration wider, der sich in der Lebensumwelt der Schüler/innen de facto vollzieht, durch den sie medienkulturell sozialisiert sind bzw. werden und den sie darüber hinaus als zukünftiges berufliches Tätigkeitsfeld für interessant erachten. In ihrer Einschätzung des Modellprojekts verweisen die Schüler/innen diesbezüglich auch immer wieder auf die besondere "lebensweltliche Relevanz von MuK". Strukturell entspricht diesem Ansatz des Modellprojekts auch ein "Grenzüberschreiten" in fachlicher Hinsicht (im Besonderen realisiert an der Pilotschule): Mit seinem explizit fächerverbindenden bzw. fachübergreifenden Ansatz - einschließlich der damit verbundenen Belegverpflichtungen und Stundenkoppelungen - ist der innovative Gehalt des Modellprojekts besonders umfassend realisierbar. Die auf den Prozess der Medienintegration bezogene Vermittlung von Medienkompetenz und der fachübergreifende Ansatz sind in ihrer Dialektik der Antriebsmotor für das Modellprojekt MuK.

Prof. Dr. Kerber-Ganse fasst dies wie folgt zusammen: "Im Kontext fächerübergreifenden Unterrichtens ergeben sich die Möglichkeiten der Verbindung von Fachwissen mit außerschulischer Realität und die einer basalen Schulung mehrperspektivischen bzw. vernetzten Denkens. Die mögliche Wirkung eines solchen Unterrichtsansatzes besteht allerdings nicht zwangsläufig in einer vertieften Sicht auf fachliche Inhalte allein sondern kann auf der anderen Seite auch fachspezifische Inhaltsverluste nach sich ziehen, so dass beide Aspekte wohl immer wieder neu austariert werden müssen. Allerdings enthält erst eine Schulung mehrperspektivischen Denkens aller Wahrscheinlichkeit nach die Herausforderung zu und die tatsächlich erfahrbare Praxis von Lerntransfer, ob nun als inhaltlicher oder methodischer Lerntransfer. Fächerübergreifendes vernetzendes Denken wird auf der einen Seite in seiner "dienenden Funktion" für Medienkompetenz hervorgehoben. Auf der anderen Seite aber hat sich als Folge der Erfahrungen mit medienvermitteltem Arbeiten inzwischen dieses Denken als eine eigene Kernkompetenz herauskristallisiert" (Bericht 2000, unveröffentlichtes Manuskript).

Sofern die Vermittlung von Medienkompetenz in der Ergebnisanalyse stärker auf ihren projektorientierten, prozessualen Charakter bezogen wird, heißt es dann: "Geht man von einem mehr-dimensionalen Begriff der Medienkompetenz aus und schließt in diesen produktive Anteile ein, ergibt sich der Projektansatz, so eine Grundannahme, als notwendige Voraussetzung. Soll Medienkompetenz zugleich als ein gesellschaftlich komplexes analytisches Wissen begriffen werden, ist eine historische, politische, ökonomische, soziale Kontextualisierung unumgänglich. So ergibt sich als Innovation schulischer Lernkultur die Verbindung von Projektarbeit und fächerübergreifender Unterrichtsplanung. Vermittelt über die gesellschaftliche und alltagspraktische Bedeutung der Medien lassen sich hier die konkreten Arbeitsprozesse aber auch verstärkt in ihrer lebenspraktischen Relevanz reflektieren. Vermittelt über diese Relevanz und ihre Reflexion erschließen sich Anstöße auch auf der Ebene der Selbstfindung, was seinerseits unterstützt wird durch jene regen Erfahrungen, die sich aus dem in dieser Art Projekten notwendigerweise weitreichend eigenständigen Arbeiten ergeben: Teamfähigkeit wird zu einem Erfordernis in der Projektdynamik selbst, so dass die Anstöße zu selbstgesteuertem sowie eigen- und gruppenverantwortlichem Arbeiten aus der Arbeitserfahrung hervortreten. Das praktische Arbeiten eignet sich dabei auch der Möglichkeit nach dazu, motivationale Reserven zu mobilisieren wie auf der kognitiven Seite Wissenslücken zu erkennen bzw. das eigene Wissen auf seine (medial vermittelte) Präsentierbarkeit hin zu überprüfen (Kerber-Ganse, Bericht 2000, unveröffentlichtes Manuskript)."


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Projektleitung: Dr. Michael Kaden