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Begründung des Reihenthemas [pdf-format]
Die
Unterrichtsreihe „New Economy: Neue Wirtschafts- und Arbeitsformen der
Zukunft“ entstand im Wintersemester 2000/2001 während der fachdidaktischen
Ausbildung von Studierenden in enger Zusammenarbeit mit dem Politiklehrer Herrn
Ost an der Voltaire-Gesamtschule Potsdam. Zwischen der Universität Potsdam und
der Voltaire-Gesamtschule besteht ein Kooperationsvertrag, der den Rahmen für
eine Zusammenarbeit zu beiderseitigem Nutzen abstecken soll. Seit einigen Jahren
findet die fachdidaktische Ausbildung von Lehramtsstudierenden im Fach
Politische Bildung an dieser Schule statt, zunächst als Hospitationspraktikum
mit dem Ziel durch Sehen Theoretisieren zu lernen, jetzt als Unterrichtsprojekt,
das die gemeinsame Planung und Durchführung von Politikunterricht beinhaltet.
Damit soll den Studierenden die Möglichkeit gegeben werden, eigene
unterrichtspraktische Erfahrungen zu sammeln und in der Vor- und Nachbereitung
von Unterricht Unterrichtstheorie und -praxis zu verbinden. Indem im Team
Unterricht geplant, durchgeführt und ausgewertet wird, erhoffen wir uns
Synergieeffekte, aber auch die Förderung der Bereitschaft und der Fähigkeiten
zur Teamarbeit bei den Studierenden. Teamarbeit muss gewollt und gekonnt sein,
wenn Lehrerinnen und -lehrer in zunehmend selbständig handelnden Schulen mit
Hilfe von Schulprogrammen die Profilbildung der eigenen Schule vorantreiben wollen.
Die Idee für die Unterrichtsreihe entwickelten Fachlehrer und Fachdidaktiker gemeinsam. Das vorläufige Arbeitsthema lautete: E-Commerce - Neue Formen des Wirtschaftens im Internet-Zeitalter. Dadurch waren die Studierenden schon mit didaktisch-methodischen Vorentscheidungen konfrontiert:
1. Es sollte eine Unterrichtsreihe zum Lernfeld Wirtschaft in der 12. Klassenstufe sein. Das hatte erstens schul- und hochschulorganisatorische Gründe. Der schulinterne Fachlehrplan sieht für den Zeitraum Februar/März vor, ein Thema aus dem Lernfeld Wirtschaft zu behandeln. Februar/März ist für Studierende der Zeitraum für Praktika. Zweitens ist das Lernfeld Wirtschaft nach bisherigen Erfahrungen weder bei Studierenden, Schülerinnen und Schüler, noch bei vielen Politiklehrerinnen und -lehrer beliebt. Wir wollten mit der gemeinsamen Planung und Durchführung von Unterricht Interesse an wirtschaftstheoretischen und –praktischen Fragen wecken. Drittens wurde im Sommer 2001 öffentlich darüber diskutiert, dass die ökonomische Bildung in den Schulen verstärkt werden müsse, ob nun in einem eigenständigen Fach oder als Bestandteil des Politikunterrichts oder anderer Fächer sei erst einmal offen gelassen. [1]
2. Es sollte eine Unterrichtsreihe entstehen, die sich mit Inhalt und Anliegen des MuK-Kurses verbinden lässt. An der Voltaire-Gesamtschule wurde mit Schuljahresbeginn 1998/99 das Bildungsprofil „Gesellschaft, Medien und Kommunikation“ eingerichtet. „Im Rahmen von MuK hat sich die Voltaire-Gesamtschule die Aufgabe gestellt, die Lerninhalte verschiedener Fächer unter medienkommunikativen Aspekten zu bündeln und diese mit einem medienpraktischen und –theoretischen Schwerpunkt im Grundkurs Medien und Kommunikation zu verbinden.“ [2] Ein Curriculum-Baustein betrifft den Bereich Markt und Medien. Hier könnten Fragen der Internetökonomie, über deren Bedeutung für die New Economy aktuell kontrovers diskutiert wird, thematisiert und mit Methodenlernen (Internetrecherche) verbunden werden.
3. Eine wesentliche Ziel-Inhalts-Dimension der Reihe sollte die Internet-Recherche sein. Zwar nimmt die Internetnutzung gerade bei Jugendlichen zu, aber wie das Netz systematisch zur Informationssuche erschlossen werden kann und wie die vielfältigen Informationsangebote bewertet werden können, darüber besteht Unsicherheit.
4.
Falls am Projekt genügend Studierende teilnehmen, sollte das Thema
themendifferenziert bearbeitet werden, wobei Studierende die einzelnen
Schülerarbeitsgruppen in deren Lernprozess beratend begleiten sollten.
Der Planungsprozess begann mit der Sachanalyse zu den für die Unterrichtsreihe zentralen zwei Themenbereichen: 1. E-Commerce und 2. Internetrecherche. Wir näherten uns der Sachanalyse über Mindmapping. Das Mindmapping zeigte uns die Komplexität der Themenbereiche, ermöglichte eine Strukturierung der Sachbereiche und ein Nachdenken über die didaktische Reduktion und mögliche Zugänge zu den Sachbereichen (Vgl. Anlage 1 und Anlage 2: Mindmaps).
Nach
gemeinsamer Klärung der Ziele, inhaltlichen Schwerpunkte und möglichen Zugänge
zu den Sachbereichen planten die Studierenden in drei Arbeitsgruppen drei
Unterrichtsvorhaben, die den Schülerinnen und Schülern der 12. Klasse
vorgestellt wurden. Ziel dieser Vorstellung des Unterrichtsvorhabens war es,
Vorwissen und Interessen der Schülerinnen und Schüler zu erfahren, sie auf das
Vorhaben neugierig zu machen und sie in den Planungsprozess einzubeziehen.
Die Unterrichtsreihe wurde durch den Politiklehrer der Klasse inhaltlich vorbereitet. In mehreren Unterrichtsstunden beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit Problemen der „Old Economy“:
1. Grundlagen heutiger Wirtschaft (Entstehungsbedingungen und Merkmale der „Old Economy“)
- Von der Naturalwirtschaft zum Handelskapitalismus
- Produktion und Kapital
- Bevölkerungsentwicklung und Produktion
- Voraussetzungen des Industriekapitalismus
2. Mensch und Arbeit (Berufs- und Arbeitsformen in der „Old Economy“ und gegenwärtiger Wandel)
- Fabrikordnung von 1853
- Lage des Industrieproletariats im 19. Jahrhundert
- Kennzeichen heutiger Arbeitstätigkeit
3.
New Economy
- Wirtschafts- und Arbeitsformen der Zukunft
4. Staat und Wirtschaft – Vorstellungen und Modelle
- Liberalismus
- Staatswirtschaft
- Wirtschaftsutopien
[1] Kraus, J.: Junge Menschen brauchen ökonomische Bildung. Eine Voraussetzung für die Teilhabe an der Gesellschaft.-In: FAZ vom 10.06.2000, S.15; Vgl. auch von Rosen, R.: Wirtschaft in die Schule! Plädoyer für ein Schulfach Ökonomie an allgemein bildenden Schulen.- In : Gegenwartskunde 49 (2000) 1, S. 11-23, Hartwich, H.-H.: Kein neues Fach Ökonomie, aber eine moderne Wirtschaftslehre in der schulischen politischen Bildung.- In. Gegenwartskunde 49 (2000) 1, S. 23-37
[2] Projektbeschreibung, siehe auch http://www.bildung-brandenburg.de/bbs/entwick/modell/muk/index.htm
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