"New Economy: Neue Wirtschafts- und Arbeitsformen der Zukunft."

                    

Fachwissenschaftliche Orientierung     [pdf]

1. New Economy – neue Wirtschafts- und Arbeitsformen

Die technischen Fortschritte in der Informations- und Telekommunikationstechnologie haben eine Dynamik im Wirtschaftsleben ausgelöst, welche oft mit der Industriellen Revolution verglichen wird. Wegen dieser tiefgreifenden Umwälzungen wird oft von der „New Economy“ gesprochen, wobei der Begriff noch unscharf und schillernd gebraucht wird.

Zum einen werden die vielen neuen Firmen in den Bereichen Informatik, Telekommunikation, Medizintechnik oder Biotechnologie, die am Neuen Markt agieren, als Repräsentanten der „New Economy“ bezeichnet. Für dieses, im mikroökonomischen Sinn verwendete Verständnis von „New Economy“ könnte sicherlich auch das Synonym High-Tech-Unternehmen verwendet werden. Die so verstandene „New Economy“ existiert zweifellos. Sie bringt neue Unternehmen mit neuen Geschäftsmodellen hervor, verändert Geschäftsmodelle der alten Wirtschaft und trägt einen wachsenden Teil zur Wertschöpfung bei. Allerdings wird diese reale neue Welt an den Märkten hoch überschätzt, was letztlich auch zum Absturz des Neuen Marktes führte., aber in der Wirtschaftsgeschichte nichts Neues ist.[1]

Im makroökonomischen Sinn meint „New Economy“ jedoch etwas anderes. „New Economy“ steht erstens für die außergewöhnliche Entwicklung der US-amerikanischen Wirtschaft im letzen Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, in der sich ein relativ hohes Wachstum mit weitgehender Preisstabilität verband. Die bisherige Entwicklung hat bei vielen Beobachtern den Glauben genährt, es gebe so etwas wie ein neues ökonomisches Paradigma. 1993 ist der Begriff „New Economy“ im Titel eines Artikels in der Harvard Business Review zu finden. Mit ihm soll der Anbruch einer völlig neuen Ära, die sich von den Anfängen etwa des Elektrizitäts- oder Automobilzeitalters nicht nur quantitativ, sondern vor allem qualitativ fundamental unterscheidet, beschrieben werden.
Auf der Grundlage eines technischen Fortschritts ohne gleichen würde sich in Zukunft nachhaltig ein besonders hohes Produktionswachstum realisieren lassen .Inflation und Konjunkturschwankungen wären vermeidbar. „New Economy“ steht also zweitens für ein neues ökonomisches Paradigma. Die empirische Basis für diese Zuversicht wurde von anderen Beobachtern bezweifelt und die jüngsten Konjunkturprognosen für die US-amerikanischen Wirtschaft scheinen ihnen Recht zu geben.

Wirklich neu an der „New Economy“, sicherlich in einer längerfristigen historischen Perspektive, sind vermutlich nur wenige Aspekte:

1.   Ausmaß und Tempo des Wandels: viele Wirtschaftstheoretiker und -praktiker betonen, dass wir uns zur Zeit am Anfang einer langen Phase befinden, in der die IT-Netzwerke  eine ähnliche Schlüsselrolle für die Dynamisierung und Veränderung von Wirtschaft und Gesellschaft spielen werden wie einst das Auto.

2.   Wissen und Können scheinen eine größere Bedeutung als Produktionsfaktor zu erlangen. In einer wissensbasierten Wirtschaft sind Führungsqualität, Kreativität und Forscherdrang wichtige, teilweise knappe Produktionsfaktoren, wie am Beispiel des Mangels von IT-Fach- und Führungskräften in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern bereits sichtbar wird.

3.   Für das Wirtschaftswachstum scheinen immaterielle Werte wie Informationen, Kundenbeziehungen, Marken, kreative Ideen und deren schnelle Umsetzung stärkeres Gewicht zu bekommen.

Allerdings heißt das nicht, dass „New Economy“ gewissermaßen ökonomische Regeln aufheben würde. Selbst wenn sich die Weltwirtschaft am Anfang einer neuen langen Aufschwungswelle befinden sollte, bleiben die Konjunkturschwankungen in einem längerfristigen Wachstumspfad erhalten, gelten Gesetze von Angebot und Nachfrage weiterhin und hat jegliches Wirtschaften  auch in Zukunft seine Kosten. Um das Potenzial der „New Economy“ zu nutzen, auch das zeigen die Erfahrungen der US-amerikanischen Wirtschaft, bedarf es einer Wirtschaftspolitik, die sich an den traditionellen marktwirtschaftlichen Reformansätzen orientieren müssen.[2]

Die Internetökonomie, v. a. e-commerce,  wird als die wahre „New Economy“ bezeichnet. Online-Firmen wie AMAZON, YAHOO, E*TRADE ,EBOY, aber auch traditionelle Unternehmen der „Old Economy“ nutzen den Online- Marktplatz. Der Internet-Handel zwischen Firmen, aber auch zwischen Firmen und Konsumenten (e-commerce) wird vermutlich zunehmen. Die Marktforschungsfirma Forrester Research rechnet damit, dass der Online-Grosshandel in den USA im Jahr 2003 allein in den USA ein Volumen von 1300 Mrd. $ erreichen und damit über 90 % des e-commerce bestreiten wird. Nach einer Erhebung von Andersen Consulting scheinen in Europa viele Unternehmer dem Internet immer noch mit erheblicher Skepsis zu begegnen. Erst 64 % der befragten Manager (Vorjahr 51%) erblicken einen erheblichen Wettbewerbsvorteil im Internet. [3] In Brandenburg sind erst ein Drittel der Firmen im Netz, auch wenn die Zahl der Internet-Anschlüsse  von Firmen stetig wächst.[4]

Elektronische Marktplätze sind erst im Entstehen. Viele Unternehmen sind noch in der Investitionsphase, stellen vom analogen Einkauf und Vertrieb auf digitalen um, suchen nach nachhaltigen Geschäftsideen und -modellen.[5] Nach Meinung von Microsoft-Chef Bill Gates wird der e-commerce die Marktideale von Adam Smith noch besser realisieren können. Das Internet erlaube einen friktionslosen Kapitalismus. Käufer und Verkäufer können sich einfacher, rascher und billiger finden und ihre Interessen erheblich besser aufeinander abstimmen. Die Leistungsexplosion in der Computertechnik und die gar noch atemberaubendere Ausdehnung der Fernmeldekapazitäten schafft Möglichkeiten für einen nahezu kostenlosen Austausch von Informationen. Zugleich beeinflusst das Internet die Art und Weise, wie Firmen  und Geschäftsmodelle aufgebaut bzw. umgebaut werden: Direktbeziehungen zwischen Produzent und Produzent bzw. Produzent und Konsument, Ausschalten von Zwischenhändlern, Entstehung neuer, horizontal organisierter Netzwerke u. a. m.[6]

Welche Arbeitsmarkteffekte mit der Internetökonomie verbunden sind, ist noch unklar. Das Internet schafft nicht nur neue Arbeitsplätze für eine Vielzahl von IT-Spezialisten oder Online-Marketingexperten, sondern vernichtet auch viele. 90% der möglichen Ersparnis von Gesamtkosten eines Unternehmens bei Nutzung des Internets resultieren aus dem Abbau einfacher menschlicher Tätigkeiten. . Dieser Wandel wird zugleich begleitet durch das Phänomen wachsender Arbeitslosigkeit.[7] Allerdings steht die Internetökonomie auch als Synonym für einen einschneidenden Strukturwandel zur Informations- und Wissensgesellschaft, der einher geht mit einem Wandel der Erwerbs- und Beschäftigungsstrukturen sowie der Arbeits- und Qualifikationsanforderungen. Große Beschäftigungsbereiche wie Bergbau, Werften und Stahlindustrie brechen weg, neue wie Dienstleistungs-, Informations- und Kommunikationsbereiche werden Beschäftigungsfelder der Zukunft. „Nach Schätzungen werden bis zum Ende dieses Jahrzehnts etwa vier Fünftel des Bruttosozialprodukts mit Informationsarbeit erwirtschaftet. Das starre Bild, das Albert Camus von der Arbeitswelt zeichnet – ‚Aufstehen, Straßenbahn, vier Stunden Büro oder Fabrik, Essen, Arbeit, Straßenbahnen, Essen, Schlafen‘ -, wird brüchig. Informationsarbeit findet nicht dort statt, wo man hingeht. Informationsarbeit ist das , was man gerade (oft am Computer) tut...“[8] Wie die Arbeitswelt von morgen aussehen wird, ist nur zu erahnen. Sicher ist, dass neue Arbeits- und Lernformen, wie Teleworking, Telebanking und Telelearning, in gleicher Weise die Arbeitswelt prägen werden, wie heute schon Teilzeitarbeit und Flexibilisierung der Arbeitszeit ein neues Verhältnis von Freizeit, Familie und Arbeit schaffen.

 

2. Internet-Recherche

Das Internet soll in dieser Unterrichtsreihe Lerngegenstand und Medium zugleich sein. Einerseits sollen die Schülerinnen und Schüler die Bedeutung des Internets für den Wandel von Wirtschafts-, Lern- und Arbeitswelt erfahren und zugleich das Internet als Informationsquelle nutzen.

Mit der Mind Map wurden wesentliche Aspekte erarbeitet, die bei der Internet-Recherche zu berücksichtigen sind. Das Methodenlernen sollte nicht an sich erfolgen, sondern bezogen auf den Lerngegenstand und verbunden mit einem konkreten Recherche-Auftrag. Ein besonderes Problem bei der Internet-Recherche stellt die Bewertung und Gültigkeit von Recherche-Ergebnisse dar. Dazu sind Kriterien zu erarbeiten. Für institutionalisierte seriöse Informationsangebote (z. B. vom Deutschen Bundestag, von Ministerien, politischen Parteien, Wirtschafts- und Umweltverbänden, wissenschaftlichen Lehr- und Forschungseinrichtungen) sind diese Probleme der Bewertung und Gültigkeit von Informationen noch recht überschaubar, weil sich die Prüfverfahren nicht von denen für Printmedien unterscheiden. Als weitere Kriterien für Informationen aus dem Netz könnten folgende gelten: „Vergleich mit vorhandenen Informationen und eigenem Wissen, inhaltlicher Kern und inhaltliche Reichweite der Information, Präsentationsform, Klarheit der Darstellung, Beurteilung der Quelle, Gültigkeit und Bedeutung (Relevanz) der Information“.[9]


[1] Spälti, D.; Tobler, A.: New Economy? Entwicklung des E-Business- Mythos und Realität.Beschleunigte   Bewegung auf einer traditionellen Lernkurve.- In: NNZ online. Dossiers- New Economy.- www.nzz.ch/dossiers/...weconomy/2001.02.06-hy-article74YDW.html

[2] Siebert, H.: Neue Impulse für die neue Ökonomie. Die Wirtschaftspolitik muss alles daran setzen, die Rahmenbedingungen für einen höheren Wachstumspfad in Deutschland zu schaffen.- In: FAZ vom 20.05.2000, S. 15

[3] Fast alle deutsche Unternehmen arbeiten an E-business-Lösungen.- In: FAZ vom 27.11.2000, S. 27

[4] Nur ein Drittel der Firmen im Netz.- In: MAZ vom 16.02.2001, S. 7

[5] Spälti, D.; Tobler, A.: New Economy? Entwicklung des E-Business.- A. a. O

[6] Schlueter-Langdon, Ch.: Elektronische Märkte verändern Industriestrukturen.- In: FAZ vom 11.01.2001, S., Vgl. auch Albers, S. : Nur wenige Internet-Händler werden hohe Gewinne erzielen.- In: FAZ vom 18.01.2001, S.

[7] Stehr, N.: Die neue Ökonomie: Informationstechnologien, Wissen und der Arbeitsmarkt. Ein Merkmal des modernen Arbeitsmarktes in Wisensgesllschaften ist ihre Unvorhersagbarkeit und die Unsicherheit.- In: FAZ vom 30.10.2000, S. 33; Vgl. auch Schmidt, H.: Das wirtschaftliche Potenzial der Internet-Ökonomie ist bisher erst in Ansätzen ausgeschöpft.- In: FAZ vom 02.11.2000, S.30

[8] Schmidt, H.: Die „wahre „New Economy“ findet auf den Gütermärkten statt. Nach den Kapriolen der Börse folgt die Konzentration auf das Wesentliche: Die Digitalisierung der Wirtschaft. Neue Märkte, neue Konkurrenten, sogar eine neue Freiheit? Thesen zur Internet-Ökonomie. - In: FAZ vom 15.02.2001, S.30

[9] Hedtke, R.: Fahr’n, fahr’n, fahr‘n auf der Datenautobahn? Kleine Didaktik der Internetnutzung für sozialwissenschaftliches Lernen.- In: Gegenwartskunde , 48 (1999) 4, S.505