Der Wahlpflichtunterricht stellt ein Angebot dar, das über den Regelunterricht hinausgeht und ihn thematisch erweitert. Er dient der Vertiefung von Fachinhalten und schafft die Möglichkeit, Fachliches und Überfachliches zu verbinden.

Im schulinternen Curriculum wird sichergestellt, dass thematische Dopplungen mit dem Regelunterricht und Vorgriffe auf Inhalte des Unterrichts in der gymnasialen Oberstufe vermieden werden.

Grundlage für den Unterricht im Wahlpflichtfach sind die fachlichen Kompetenzbereiche. Werden weitere Fächer hinzugezogen, gilt dies für die Kompetenzbereiche aller beteiligten Fächer.

Im Fach Ethik werden die konkreten Unterrichtsthemen im Sinne des Inklusionsprinzips nach den Bedürfnissen, Voraussetzungen und Fähigkeiten der Lerngruppe und den Vorgaben des schulinternen Curriculums ausgewählt.

Die ausgewiesenen Themenfelder werden für Schülerinnen und Schüler, die wegen einer erheblichen und langandauernden Beeinträchtigung ihres Lern- und Leistungsverhaltens sonderpädagogische Förderung erhalten oder für die sonderpädagogischer Förderbedarf im Förderschwerpunkt Lernen/typo3/ festgestellt wurde, schülerbezogen berücksichtigt. Sie werden entsprechend der Lebensbedeutsamkeit für die Schülerinnen und Schüler ausgewählt.

Neben dem Entwicklungs- und Bildungsstand sind im Ethikunterricht kulturelle und soziale Hintergründe, Religionszugehörigkeiten, fachliche Orientierungen und Geschlechterzusammensetzung der Lerngruppe bei der Themenwahl zu berücksichtigen. Die Themen und Inhalte knüpfen vor allem an die Themen und Inhalte für die Natur- und Gesellschaftswissenschaften an. Sie bieten die Möglichkeit der Vernetzung und fächerübergreifenden Kooperation mit allen Fächern.

Verknüpfung der Kompetenzbereiche und Themenfelder: Die Themen im Ethikunterricht sind nicht einzelnen Jahrgangsstufen zuzuordnen, sondern spiralförmig angelegt, d. h. die Reichweite, Komplexität und ethische Reflexionstiefe der behandelten Themen nimmt zur Jahrgangsstufe 10 zu.

Schulinterne Planung: Die Fachlehrkräfte und die Fachkonferenzen erhalten einen thematischen Rahmen sowie verbindliche Themenfelder, die sie je nach Niveaustufe und Schulprofil bei der Planung von Unterricht und bei der Erstellung des schulinternen Curriculums berücksichtigen. Bei der Planung und Konkretisierung werden neben den vorgegebenen Kompetenzen und Inhalten auch die Interessen der Schülerinnen und Schüler, das Schulprogramm, Gegebenheiten der Schule oder Wettbewerbe etc. mit einbezogen.

Lebensweltbezug: Nachhaltig ist der Ethikunterricht für Schülerinnen und Schüler, wenn die Auseinandersetzung mit ethischen Themen einen Bezug zu wichtigen Fragen und Problemen der Gesellschaft wie auch zu ihrem eigenen Leben hat. Die Thematisierung der Inhalte greift die Lebenswirklichkeit der Lernenden auf.

Vielfalt und inklusives Lernen: Die Heterogenität der Lernenden im Hinblick auf persönliche, soziale, kulturelle und ethnische Hintergründe sowie unterschiedliche Lebensformen ist wichtiger Ausgangspunkt für die Planung des Unterrichts. Diese knüpft an die Realität der Schülerinnen und Schüler an und bezieht dabei insbesondere die kulturellen und sozialen Erfahrungen der Lernenden ein. Damit fördert der Unterricht die Stärken unterschiedlicher Persönlichkeiten und nutzt diese für das individuelle Lernen.

Der Ethikunterricht thematisiert die Möglichkeiten der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wie auch die Ausgrenzung davon. Die gleichberechtigte Teilhabe an diesem Leben, unabhängig von ethnischer und kultureller Herkunft, sozialem und wirtschaftlichem Status,
Geschlecht und sexueller Orientierung, Alter und Behinderung sowie Religion und Weltanschauung, bildet sowohl die Basis für die Unterrichtspraxis als auch einen zentralen Inhalt im Sinne des inklusiven Lernens.

Vielfalt, Ungleichheit und Ausgrenzung werden an konkreten ethischen Fragen exemplarisch analysiert, reflektiert und beurteilt.

Die aus den Themen entwickelten ethischen Problemfragen werden aus drei Perspektiven betrachtet: der individuellen, der gesellschaftlichen und der ideengeschichtlichen Perspektive.

Bei der Betrachtung aus der individuellen Perspektive werden diese Fragen zunächst aus der Sicht des Einzelnen betrachtet: Welche Antwort gebe ich auf die Problemfrage? Welche Bedeutung hat das Thema für mich? Dabei wird an die Lebenssituation und die Alltagserfahrungen der Jugendlichen angeknüpft. Dies geschieht z. B., indem über die Bedeutung eigener Werte und Überzeugungen nachgedacht wird.

Bei der Betrachtung aus der gesellschaftlichen Perspektive wird die Relevanz des Themas für das Zusammenleben und den gesellschaftlichen Zusammenhalt untersucht. Ebenso werden individuelle Einstellungen und Verhaltensweisen in Bezug auf gesellschaftliche Einflüsse und Prägungen reflektiert sowie historisch und kulturell ins Verhältnis gesetzt. 

Bei der Betrachtung aus der ideengeschichtlichen Perspektive kommen Stimmen aus den Wissenschaften zu Wort, die für das Thema relevant sind. Das sind insbesondere die Stimmen aus der Referenzwissenschaft des Faches Ethik, der Philosophie. Hier wird das große Antwortpotenzial aus der menschlichen Geistesgeschichte konstruktiv für die Auseinandersetzung mit der jeweiligen Problemfrage genutzt. Hinzu kommen die ethisch relevanten Theorien aus den Bezugswissenschaften – der Psychologie und den Religions-, Gesellschafts- und Naturwissenschaften.

Die im Unterricht behandelten Problemfragen stammen aus sechs Themenfeldern. Die sechs Themenfelder bilden unterschiedlich akzentuierte Bereiche des ethischen Nachdenkens ab. Die Themenfelder überschneiden sich in den konkreten Themen, in ihrem Kern unterscheiden sie sich aber durch unterschiedliche Schwerpunktsetzungen, was aus den in den Tabellen angeführten Problemfragen deutlich wird. Dabei sind diese Problemfragen lediglich exemplarisch zu verstehen. Sie erschöpfen keinesfalls das gesamte Themenfeld, sondern können und sollen individuell durch die einzelne Lehrkraft und die konkrete Lerngruppe ausgewählt bzw. ergänzt werden.

Verbindlich sind die folgenden Vorgaben:

  • ­Die konkreten Unterrichtsthemen sind schwerpunktmäßig einem Themenfeld zuzuordnen.
  • ­Innerhalb jeder Doppeljahrgangsstufe müssen Aspekte aus mindestens drei unter-schiedlichen Themenfeldern untersucht werden. Am Ende der Sekundarstufe I müssen Aspekte aus allen Themenfeldern untersucht worden sein.
  • Jedes Unterrichtsthema muss unter Berücksichtigung aller drei didaktischen Perspektiven behandelt werden. Dabei wird von den Lehrkräften erwartet, dass sie je nach Lerngruppe und Unterrichtsintention die didaktischen Perspektiven unterschiedlich gewichten.
  • ­Bei der Behandlung einzelner Themen soll die Kooperation mit anderen Fächern, insbesondere mit dem Religions- und Weltanschauungsunterricht, gesucht werden.
  • Regelmäßig werden – nach Absprache der Fachkonferenzen – Exkursionen zu außerschulischen Lernorten und Expertengespräche durchgeführt.

Redaktionell verantwortlich: Boris Angerer, LISUM