Zur Analyse von Reden im Geschichtsunterricht
Die Rede bildet ein aufschlussreiches Material für den Geschichtsunterricht. Sie lässt sich beispielsweise als historische Quelle interpretieren oder unter dem Gesichtspunkt der Erinnerungs- und Geschichtskultur als Erklärung oder Deutung historischer Sachverhalte (z. B. als Rede anlässlich historischer Gedenktage) erörtern.
Nachstehend finden Sie Materialien sowie didaktische Hinweise und Links zum Umgang mit Reden im Geschichtsunterricht (H5P-Grafik). Links finden Sie durch Klick auf das Symbol ein Methodenblatt mit einer Checkliste zur Interpretation bzw. Erörterung von Reden zum Download (*.pdf).
Zudem stellt das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg Ihnen didaktisiertes Material zur Rede Wladimir Putins vom 24.2.2022 für den Geschichtsunterricht zu Verfügung. Dieses ist nach Sekundarstufe I und gymnasialer Oberstufe differenziert.
Beispielmaterial zur Redeanalyse für die Sekundarstufe I und die gymnasiale Oberstufe:
Autor: Thomas Zehrer
Mit seinen beiden Reden vom 21. und 24. Februar 2022 gab der russische Präsident Wladimir Putin der Außenpolitik seines Landes eine deutliche Zäsur. Er ignorierte die Souveränität der Ukraine und begründete den militärischen Überfall auf sein Nachbarland. Speziell die Fernsehansprache vom 24. Februar 2022 wurde aus westlicher Perspektive als Kriegserklärung bewertet. Öffentliche russische Stellen nutzten anstelle dessen den Begriff „militärische Sonderaktion“. Auch in den folgenden Tagen und Wochen tauchte dieser Terminus im Sprachgebrauch der Staatsmedien und bei Vertretern der politischen oder militärischen Elite Russlands auf. Der Begriff Krieg ist Tabu[1].
Der ungekürzte Text der Fernsehansprache vom 24. Februar 2022 erschien in deutscher Übersetzung unter anderem bei: https://zeitschrift-osteuropa.de/blog/vladimir-putin-ansprache-am-fruehen-morgen-des-24.2.2022/ (Zugriff am 01.07.2022).
Einen ersten Faktencheck führten Journalisten durch, deren Ergebnis unter folgendem Link abrufbar ist: https://www.dw.com/de/putins-kriegsgr%C3%BCnde-im-faktencheck/a-60901735?maca=de-AS-content-outbrain (Zugriff am 01.07.2022).
Ukrainischer Präsident Selenskyj : 100 Reden in 100 Kriegstagen: www.zdf.de/nachrichten/video/politik-selenskyj-100-tage-krieg-100.html, Zugriff am 01.07.2022
[1] Von dieser Übersetzung abweichend wird in russischen Texten auch von einer „militärischen Spezialaktion“ gesprochen.
Das folgende fächerübergreifende Materialangebot für den Geschichts- und PB-Unterricht in der Sekundarstufe I besteht aus Textauszügen, die unter eine gemeinsame Leit- bzw. Themenfrage gestellt und mit Arbeitsaufträgen untersetzt sind.
Das vorliegende Unterrichtsangebot soll den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, Kernaussagen der Kriegserklärung des russischen Präsidenten weitgehend selbstständig zu erfassen, mit eigenen Worten wiederzugeben und mit Hilfe von weiterführenden Links kritisch auf deren Glaubwürdigkeit zu prüfen[1]. Unterschiedlich nuanciert erschließen sich die Lernenden dabei den propagandistischen Charakter der Fernsehansprache vom 24. Februar 2022 und die damit verbundenen machtpolitischen Absichten.
Die zur Verfügung gestellten Lösungen sind für das E-/F-Niveau in der Sekundarstufe I tabellarisch vorstrukturiert und zum Teil auch mit Satzanfängen organisiert. Ein Erwartungshorizont, der mögliche Ergebnisse zusammenstellt, wird ebenfalls zur Verfügung gestellt. Für das G-/H-Niveau könnten die E-/F-Vorentlastungen reduziert werden oder gänzlich entfallen.
Die gewählte Form der Textaufbereitung läuft auf eine arbeitsteilige Problemerschließung hinaus. Nach der Erarbeitungsphase sollten die in vier Gruppen gewonnenen Teilerkenntnisse präsentiert und systematisiert werden. Dabei sollten die Lernenden den propagandistischen Charakter der Aussagen von Wladimir Putin erkennen, denn sie stoßen auf Auslassungen, Verdrehungen und sprachliche Mittel, die darauf abzielen zu vereinnahmen und zu überzeugen.
Das geprüfte Linkangebot gibt der Lehrkraft außerdem die Möglichkeit, die Textpassagen für die jeweilige Lerngruppenspezifik noch weiter aufzubereiten und mit Erkenntnissen aus der Recherche z. B. in einem Arbeitsblatt zu unterlegen.
Stringenter und selbstorganisiert kann gearbeitet werden, wenn den Lernenden im Unterricht die Möglichkeit zur Online-Recherche gegeben ist.
[1] Eine genauere Beschreibung des Kompetenzbereichs „Methoden anwenden“ erfolgt im Rahmenlehrplan Teil C Geschichte Jahrgangsstufe 7-10; S. 18, in: https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/unterricht/rahmenlehrplaene/Rahmenlehrplanprojekt/amtliche_Fassung/Teil_C_Geschichte_2015_11_10_WEB.pdf (Zugriff am 1.05.2022)
Im Folgenden soll das vorrangig russische Narrativ im Geschichtsunterricht in der gymnasialien Oberstufe hinterfragt werden. Dafür stehen ausgewählte Textpassagen der Rede vom 24. Februar 2022 zur Verfügung, die für eine kritische Auseinandersetzung aufbereitet sind. Den durch Teilüberschriften kenntlich gemachten inhaltlichen Schwerpunkt sind Arbeitsaufträge und weiterführende Materialhinweise zugeordnet, die die Recherchearbeit erleichtern sollen. Außerdem helfen Fußnoten bei der Erschließung einiger Begriffe oder Behauptungen. Es wird vorrangig fächerverbindend auf Inhalte und Methoden aus dem Unterricht in Geschichte, Politikwissenschaft und Geografie aufgebaut oder der Kenntnisstand dieser Fächer inhaltlich vertieft. Im Mittelpunkt stehen dabei die Ausgangsniveaus der Kompetenzbereiche Deuten und Analysieren. Um auf die Bedürfnisse der Lerngruppe gezielt reagieren zu können, können Passagen der russischen Kriegserklärung und Arbeitshinweise ausgewählt bzw. angepasst werden. Zur besseren Orientierung und gezielten Auswahl sind die einzelnen Ausschnitte durch Teilüberschriften voneinander getrennt. Diese Form der Vorstrukturierung ermöglichthttps://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/unterricht/faecher/gesellschaftswissenschaften/geschichte/didaktik-1/erklaervideos-eroerterung-und-kritische-analyse-von-darstellungen-historischer-sachverhalte den Schülerinnen und Schülern auch eine arbeitsteilige Auseinandersetzung mit den Kernaussagen der Rede. Deutlich stringenter kann gearbeitet werden, wenn den Lernenden im Unterricht die Möglichkeit zur Online-Recherche gegeben ist. Es werden geprüfte Links angeboten.
Redaktionell verantwortlich: Dr. Uwe Besch, LISUM
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