Wissen - Sexueller Gewalt entgegentreten
Sexuelle Gewalt meint hier alle Handlungen sexueller Art, die an Kindern oder Jugendlichen vorgenommen werden. Der Täter oder die Täterin nutzt dabei seine/ihre Macht- und Autoritätsposition aus, um eigene Bedürfnisse auf Kosten des Kindes zu befriedigen. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Website der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs: https://beauftragte-missbrauch.de/themen/definition/definition-von-kindesmissbrauch
Sexueller Missbrauch an Kindern geht von Erwachsenen oder Jugendlichen aus, die das Machtgefälle zum Kind nutzen. Täter*in ist in den meisten Fällen eine Person aus dem sozialen Nahbereich, also insbesondere der Familie. Nicht selten steht ein Schweigegebot im Zentrum, welches es für die betroffenen Kinder schwer bis unmöglich macht, sich zu dem Erlebten zu äußern. Auch kann ein Gefühl von Schuld oder Scham eine große Rolle spielen. Wenn Kinder sich zu den Vorfällen äußern, so ist dies ohne Wertung anzunehmen. Eine Klärung der Verdachtsfälle obliegt den ermittelnden Behörden.
"Doktorspiele", also das gemeinsame, grenzachtende Erkunden des eigenen oder fremden Körpers im Kindergartenalter hat nichts mit sexuellen Übergriffen unter Kindern gemein. Doktorspiele sind spielerisch und in ihrer Definition getrennt von sexuellen Übergriffen durch eine Freiwilligkeit und ein fehlendes Machtgefälle unter den Kindern. Erwachsene haben beim kindlichen Explorieren nichts zu suchen, müssen aber zuvor gemeinsam mit den Kindern Regeln für „Doktorspiele“ aufstellen, wie beispielsweise, dass das Einführen von Gegenständen in Körperöffnungen verboten ist.
Nichtsdestotrotz kommen sexualisierte Grenzverletzungen und sexualisierte Gewalt zwischen Kindern vor. Machtgefälle und Unfreiwilligkeit sind die zentralen Charakteristika. Bisweilen entstehen Übergriffe zwischen Kindern aus einer spielerischen Situation heraus, bei der die Grenzen eines anderen Kinder im Überschwang verletzt werden. In jedem Fall steht die pädagogische Intervention ganz klar im Vordergrund. Kinder können sich nicht ohne Hilfe aus einem Abhängigkeitsverhältnis lösen und benötigen die Unterstützung durch die Fachkräfte.
Von sexualisierter Gewalt spricht man bei Angriffen auf die seelische oder körperliche Integrität von Menschen mit Bezug zur Geschlechtlichkeit von Opfer und/oder Täter*in. Sexualisierte Gewalt tritt auch unter Gleichaltrigen und unabhängig von einem Abhängigkeitsverhältnis auf.
Die SPEAK-Studie in Hessen von Prof. Dr. Sabine Maschke (Philipps Universität Marburg) und Prof. Dr. Ludwig Stecher (Justus-Liebig Universität Gießen) konnte nachweisen, dass sexualisierte Gewalt (besonders nicht körperliche) unter Gleichaltrigen an Schulen ein häufiges und in seiner Wirkung auf die Betroffenen nicht zu unterschätzendes Phänomen ist.
Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen fand heraus, dass 6,4% (weibl.) / 1,3% (männl.) bis zum 16. Lebensjahr sexualisierte Gewalt mit Körperkontakt erlebt haben.
Publikationen
Fachstelle Kinderschutz des Landes Brandenburg mit Publikationen und Notfallnummern
Initiative „Kein Raum für Missbrauch“ des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs mit Materialien und Hinweisen zur Erstellung von Schutzkonzepten.
Handreichung Kinderschutz im Brandenburger Sport des Landessportbundes Brandenburg e.V.
Der erste Schritt von Prävention sexualisierter Gewalt ist sexuelle Bildung. Ob als sexualpädagogische Einheit in Ihrem Unterricht oder als fächerübergreifendes Thema: Nutzen Sie Materialien, die die psychosexuelle Entwicklung der Kinder und Jugendlichen unterstützen. Unter der Rubrik Sexualerziehung finden Sie allgemeine sexualpädagogische Literatur- und Filmempfehlungen, Fachpublikationen und Unterrichtsmaterial.
Auf der Seite für das übergreifende Thema Sexualerziehung/Bildung für sexuelle Selbstbestimmung finden Sie neben zahreichen Informationen zahlreiches Material, das neben allgemeinen sexualpädagogischen Themen auch das Thema sexualisierte Gewalt beinhaltet.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Trau dich Methodenheft: Hier finden Sie eine Reihe von Methoden, die Sie in der Grundschule - mit oder ohne Besuch des Theaterstücks Trau dich! - verwenden können.
Eine Material- und Literatursammlung für die (sozial)pädagogische Praxis: Sexuelle Bildung, Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt.
Ganz schön Intim – Arbeitsmappe
Mein Körper gehört mir! ─ Arbeitsmappe
Zartbitter.de: Hier können Sie Material zur Prävention sexualisierter Gewalt beziehen.
Schulische-präevention.de: Hier finden Sie diverse Materialien und Informationen für alle Altersstufen.
Redaktionell verantwortlich: Ralf Dietrich, LISUM
Der Bildungsserver Berlin-Brandenburg ist ein Service des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (Berlin) und des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport Land Brandenburg.