Kompetenzentwicklung

Der Unterricht im Fach Deutsch leistet einen wichtigen Beitrag zur sprachlichen, kulturellen und ästhetischen Bildung sowie zur Entwicklung fachlicher und überfachlicher Kompetenzen. Sprache ist der Schlüssel zum Welt- und Selbstverständnis und Mittel zwischenmenschlicher Verständigung. Sie hat eine grundlegende Bedeutung für die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung der Schülerinnen und Schüler. Sprache dient in allen Fächern als Mittel der Kommunikation und des Erwerbs fachlichen Wissens und wird im Deutschunterricht darüber hinaus selbst zum Lerngegenstand, unabhängig davon, ob Deutsch für die Schülerinnen und Schüler die Erst- oder Zweitsprache ist. Mit dieser Zielsetzung leistet der Deutschunterricht über die Grenzen seines Fachs hinaus einen wesentlichen Beitrag zur Allgemeinbildung der Schülerinnen und Schüler und damit zur Bewältigung der Anforderungen des täglichen Lebens und der Berufswelt.

Die systematische Entwicklung bildungssprachlicher Kompetenzen bildet eine Grund­voraussetzung für erfolgreiches Lernen und für eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. In der Grundschule werden die Schülerinnen und Schüler in Verbindung mit der Aneignung von Lese- und Schreibfertigkeiten allmählich an die Besonderheiten der Bildungssprache herangeführt. Kontinuierlich werden bildungssprachliche Kompetenzen aufgebaut, die im Unterricht in den Jahrgangsstufen 7 – 10 und 11 – 12/13 konsequent weiterentwickelt werden. Die Lernenden erfahren so die Unterschiede zwischen Alltags-, Bildungs- und Fachsprache.

Die Schülerinnen und Schüler entwickeln die Bereitschaft und Fähigkeit, sich in unter­schiedlichen Lebenssituationen sach-, adressaten- und normgerecht zu verständigen, mit Texten und Medien rezeptiv und produktiv umzugehen sowie sich im Umgang mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen andere Perspektiven zu erschließen und die eigene kritisch zu reflektieren. Die Auswahl vielfältiger Themen und Texte berücksichtigt die individuellen Interessen, Erfahrungen und Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler.

Die Schülerinnen und Schüler tauschen sich mit anderen über ihre Lernerfahrungen aus, reflektieren persönliche Lernziele, Lernprozesse und Lernfortschritte.

Prozessbezogene Kompetenzbereiche

Sprechen und Zuhören

Schwerpunkt dieses Kompetenzbereichs ist die Entwicklung einer kommunikativen Kompetenz. In einem handlungsorientierten Deutschunterricht lernen die Schülerinnen und Schüler, unterschiedliche Formen und Funktionen mündlicher Kommunikation zu nutzen. Sie entwickeln die Bereitschaft und Fähigkeit, kommunikative Situationen in persönlichen, schulischen und öffentlichen Zusammenhängen zielorientiert, adressaten- und situationsgerecht zu bewältigen. In Gesprächen und mündlichen Unterrichtsbeiträgen erzählen sie, stellen Sachverhalte, Gedanken und Meinungen verständlich dar und knüpfen sinnvoll an den Beiträgen ihrer Gesprächspartner an. Die Gesprächskultur ist geprägt von aktivem Zuhören und respektvollem Gesprächsverhalten.

Die Schülerinnen und Schüler gebrauchen die Standardsprache und beachten zunehmend die Bedingungen einer gelingenden Kommunikation.

Sie erhalten Gelegenheit, in unterschiedlichen Redesituationen das freie Sprechen zu üben, Vorträge zu halten sowie eigene und fremde Texte zu präsentieren.

Verstehendes Zuhören bedeutet, in der Lage zu sein, gesprochene Texte zu verstehen, zu nutzen und über sie zu reflektieren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Wissen und Potenzial weiterzuentwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Um dies zu erlernen, benötigen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, in verschiedenen Zuhör­situationen Kompetenzen zu erwerben und zu verbessern.

Schreiben

Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass Schreiben zur Kommunikation sowie zur gedanklichen Auseinandersetzung dient und einen kreativen Umgang mit Sprache ermöglicht. Dabei realisieren sie vielfältige Formen und Funktionen des Schreibens und entwickeln die Bereitschaft und Fähigkeit, Texte zunehmend eigenständig, zielorientiert, situations- und adressatengerecht zu verfassen sowie sprachlich richtig und differenziert zu gestalten.

Der Erwerb von Rechtschreibkompetenz ist ein Prozess, der über alle Jahrgangstufen hinweg verläuft. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten gezielt an ihren individuellen Übungsschwerpunkten und erlangen eine zunehmende Rechtschreibsicherheit.

Die Schülerinnen und Schüler entwickeln Fertigkeiten im Planen, Formulieren und Über­arbeiten von Texten, gestalten unter Nutzung von Schreibstrategien den eigenen Schreibprozess und reflektieren ihn.

Die Schülerinnen und Schüler haben Gelegenheit, in informierenden, argumentierenden und gestaltenden Textformen ihre Schreibkompetenz zu erweitern. Ihre Schreibprodukte überarbeiten sie mithilfe von inhaltlichen und sprachlichen Kriterien und wenden Strategien zur Überprüfung der sprachlichen Richtigkeit und Rechtschreibung an.

Die Schülerinnen und Schüler nutzen verschiedene Möglichkeiten der äußeren Gestaltung von Texten entsprechend dem Schreibanlass und arbeiten mit unterschiedlichen Medien.

Lesen

Lesekompetenz im weiteren Sinne meint den verstehenden Umgang mit Texten aller Art und in unterschiedlicher medialer Form. Sie spielt im Alltag, aber auch in der Schule in allen Fächern eine wachsende Rolle. Nach und nach erwerben die Schülerinnen und Schüler Lesefertigkeiten und Lesestrategien, mit deren Hilfe sie die verschiedensten Texte zunehmend selbstständig erschließen, nutzen und darüber mit anderen kommunizieren. Durch ein am individuellen Lernstand orientiertes Training verbessern sie ihre Leseflüssigkeit und entwickeln ihre Lesesicherheit beständig weiter.

Sie schreiben eine lesbare und flüssige Handschrift.

Fachspezifische Kompetenzbereiche

Mit Texten und Medien umgehen

Von Beginn des Leselernprozesses an begegnen die Schülerinnen und Schüler einem breiten Textangebot in verschiedenen Medien. Dabei werden sie mit literarischen Texten sowie mit linearen und nichtlinearen Sach- und Gebrauchstexten vertraut, und zwar sowohl mit geschriebenen als auch mit Hörtexten und Filmen. Die Schülerinnen und Schüler wählen Texte und Medien entsprechend dem Leseanlass und der Informationsabsicht gezielt aus und reflektieren ihre persönlichen Vorlieben, Interessen, Fähigkeiten und Erfahrungen mit Texten und Medien. Sie setzen sich intensiv mit Texten auseinander, dokumentieren ihren Leseprozess und präsentieren die Ergebnisse vielfältig.

Die Lernenden erschließen situations- und funktionsbezogen die Inhalte von Sach- und Gebrauchstexten und übertragen sie in andere Darstellungsformen. Sie setzen sich mit zeitgenössischen und historischen Erscheinungsformen von Literatur auseinander und reflektieren ihre Wirkung.

Sprachwissen und Sprachbewusstheit entwickeln

Anknüpfend an ihre Spracherfahrungen und ihr Sprachgefühl gehen die Schülerinnen und Schüler mit Sprache zunehmend bewusster um. Sie lernen, Wirkungen und Folgen eigenen Sprachhandelns abzuschätzen sowie das sprachliche Handeln anderer differenziert und kritisch wahrzunehmen. Sprachvarietäten, wie z. B. Dialekt und Jugendsprache, und die unterschiedlichen Sprachregister wie Alltags-, Bildungs- und Fachsprache gebrauchen sie situationsangemessen.

Zunehmend findet sprachliches Lernen in mehrsprachigen Kontexten statt. Die Lernenden nutzen Mehrsprachigkeit als Ressource in Bezug auf die Reflexion von Sprache. Sie untersuchen Sprache, auch Regionalsprache, in ihrem situativen Kontext und entdecken Gemeinsamkeiten sowie Verschiedenheiten im Aufbau und in der Struktur. Die Schülerinnen und Schüler erweitern kontinuierlich und systematisch ihren bildungssprachlichen Wortschatz und nutzen zunehmend komplexe sprachliche Strukturen.

Im Prozess der Umsetzung der europäischen Charta der Regional- bzw. der Minder­heitensprachen ist der lokalen Sprachenvielfalt Aufmerksamkeit zu widmen, um Vorstel­lungen von kultureller Identität aufzubauen und weiterzuentwickeln.

Die Schülerinnen und Schüler erwerben Wissen über das System der Sprache und über ihren Gebrauch, erfassen die Funktion und Wirkung von Wörtern, Sätzen und Texten. Sie verwenden grundlegende Begriffe und Verfahren zur Analyse von Sprache.

Schriftspracherwerb

Der sprachliche Anfangsunterricht schafft den Übergang von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit. Durch das Erlernen des Lesens und Schreibens werden die Grundlagen für den weiteren schulischen Lernerfolg gelegt.

Die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler im Umgang mit Schrift differieren am Schulanfang stark. Deshalb benötigen die Schülerinnen und Schüler eine unterschiedlich lange Lernzeit und individuelle Unterstützung beim Schriftspracherwerb. Dazu ist eine Erfassung der Lernausgangslage und regelmäßige Beobachtung, Dokumentation und Förderung der Lernentwicklung während der gesamten Schulzeit erforderlich.

Der Schriftspracherwerb wird vom ersten Schultag an mit bedeutsamen persönlichen Lese- und Schreiberfahrungen sowie gemeinsamen Lese- und Schreiberlebnissen in der Gruppe verbunden. Regelmäßige Vorleserituale fördern die Lesemotivation und die Leseinteressen der Schülerinnen und Schüler. Lesesicherheit und Leseflüssigkeit entwickeln sich durch regelmäßiges Üben. Die Aneignung von Lesestrategien wird angebahnt.

Die Schülerinnen und Schüler werden von Anfang an ermutigt, Schrift zum Aufschreiben eigener Ideen und Gedanken zu nutzen. Schülerinnen und Schüler, die noch nicht selbst schreiben können, diktieren ihre Texte.

Auf dem individuellen Lernweg des Rechtschreiberwerbs ist die Nutzung der alphabetischen Strategie ein erster wichtiger Entwicklungsschritt, um die Beziehungen zwischen Sprache und Schrift zu erschließen. Die alphabetische Strategie wird erweitert durch morphematische, orthografische und wortübergreifende Strategien, die die Schülerinnen und Schüler unterstützen, normgerechte Schreibweisen zu erkennen und anzuwenden.

Die Schülerinnen und Schüler schreiben anfangs eine unverbundene Druckschrift. Sobald sie motorische Sicherheit und Routine im Lesen und Schreiben erlangt haben, erfolgt die Einführung einer verbundenen Schrift, mit der Schreibtempo und Schreibflüssigkeit erhöht werden. Bei der Auswahl der verbundenen Schrift wird darauf geachtet, dass diese formklar, leicht zu lernen und gut zu lesen ist.

Die Schülerinnen und Schüler schreiben mit ihrer dominanten Schreibhand.

Deutsch als Zweitsprache

Schülerinnen und Schüler mit geringen Kenntnissen in Deutsch als Zweitsprache bringen sehr unterschiedliche Voraussetzungen in ihrer Erstsprache, ihren Fremdsprachenkenntnissen, ihren bisherigen Lernerfahrungen und im Stand des Schriftspracherwerbs mit.

Ausgehend von der angemessenen Berücksichtigung der jeweiligen sprachlichen Kompetenzen legt der Unterricht zum Erwerb des Deutschen als Zweitsprache die Grundlage für eine gelingende Alltagskommunikation in der Zweitsprache Deutsch sowie für die Teilnahme am Unterricht und am sozialen Leben im schulischen Umfeld. Orientierung bieten dabei Anforderungen, Themen und Inhalte des Rahmenlehrplans Deutsch und des Rahmenlehrplans für die modernen Fremdsprachen. Den Lernenden ist ausreichend Zeit zur Verfügung zu stellen, sich mit der Zweitsprache Deutsch rezeptiv und zunehmend produktiv auseinandersetzen zu können. Von Beginn an sind Vermittlung und Training von Lernstrategien Bestandteil des Unterrichts. Die sprachlichen Fertigkeiten Hörverstehen, Sprechen, Leseverstehen und Schreiben werden im Unterricht geübt und die Schülerinnen und Schüler gezielt auf das Niveau A2/B1 des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GeR) vorbereitet. Wesentlicher Schwerpunkt ist die Entwicklung von Textkompetenz. Im Laufe des Zweitspracherwerbs beherrschen die Lernenden zunehmend einen differenzierten alltagssprachlichen und unterrichtsspezifischen Wortschatz, nutzen grundlegende grammatische Strukturen sicherer und gehen mit Texten mündlicher, schriftlicher und medialer Form entwicklungsgemäß um.

Redaktionell verantwortlich: Boris Angerer, LISUM