Kompetenzentwicklung

Im Sachunterricht setzen sich Schülerinnen und Schüler in den Jahrgangsstufen 1 bis 4 mit ihrer natürlichen, kulturellen, sozialen und technisch gestalteten sowie historisch geprägten Umwelt auseinander. Sie erschließen sich bekannte und neue Erfahrungsräume und lernen Zugänge zu sich selbst, zu anderen und zur Sache kennen. Dabei knüpfen sie an eigene Einsichten, Interessen und Fähigkeiten, vor- und außerschulische Erfahrungen und Kenntnisse an und erwerben neues Wissen über die Welt sowie vielfältige Fähigkeiten und Fertigkeiten zum Umgang mit der Einen Welt.

Die Schülerinnen und Schüler werden im Sachunterricht befähigt, gemeinsam mit anderen Fragestellungen zu Phänomenen zu entwickeln und zu bearbeiten. Hierzu gehören Fragen nach

  • Objekten und Subjekten
Was/Wer ist das? Wo und wie ist das? Wer und wie bin ich?
  • Begründungen und Zusammenhängen
Warum ist das so? Womit hängt das zusammen?
  • Prozessen   
Wie und warum ist es so geworden? Wie funktioniert das?
  • Gegenwarts- und Zukunftsbedeutungen
Wie gehen wir damit um? Was wird daraus?

Durch vielgestaltige Lehr- und Lernformen können Schülerinnen und Schüler zunehmend eigenständig und kompetent entdeckend und forschend sowie weltoffen lernen. Ausgangspunkt des Lehrens und Lernens ist, soweit möglich, das Konkrete und die Realbegegnung, im und auch außerhalb des Klassenraums. Dabei erweitern die Schülerinnen und Schüler nicht nur ihr Wissen über die Welt, sondern auch darüber, wie sie selbst neue Erkenntnisse erwerben können.

Der Sachunterricht trägt zur Identitätsentwicklung bei, dazu gehört, sich und andere Menschen in großer Vielfalt und Unterschiedlichkeit wahrzunehmen und zu respektieren. Ziel des Unterrichts ist auch das mitwirkende und verantwortliche Handeln der Schülerinnen und Schüler in der Lerngruppe und im Lebensumfeld.

Für den Sachunterricht leitend sind Ansatz und Anspruch, die Komplexität der Welt in den Unterricht hineinzunehmen und sich mit ihr vielperspektivisch und perspektivenübergreifend auseinanderzusetzen. Dies gelingt, indem für den Bildungsprozess relevante und zugleich exemplarische Phänomene gründlich untersucht werden. Insofern ermöglicht der Sachunterricht den Schülerinnen und Schülern, den Sachen und der Welt zwar in Ausschnitten, jedoch inhaltlich anspruchsvoll, vernetzt und integrativ zu begegnen.

Die Kompetenzen für den Sachunterricht beziehen sich auf die prozessorientierten Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen, mittels derer sich Schülerinnen und Schüler Phänomenen annähern und sich handelnd mit ihnen auseinandersetzen. Die Kompetenzen lassen sich (analytisch) in die Bereiche Erkennen, Kommunizieren, Urteilen sowie Handeln gliedern, wobei es zwischen den Bereichen Überschneidungen gibt. Unterrichtswirksame Leitfragen aus der Sicht der Lernenden unterstützen die Kompetenzentwicklung.
Mit zunehmendem Grad der Kompetenzentwicklung vertiefen die Lernenden ihre Orientierung über sich, andere und die Welt.
Die Kompetenzentwicklung verläuft individuell und vollzieht sich in der Begegnung mit immer neuen Inhalten und Lernformen sowie im Austausch mit anderen.

Erkennen

Die Schülerinnen und Schüler knüpfen an vorhandenes implizites und explizites Wissen und Können an, vertiefen und systematisieren es, indem sie zunehmend auch fachspezifische Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen kennenlernen und nutzen. Darüber hinaus kennen sie Beispiele der (nichtwissenschaftlichen und wissenschaftlichen) Erkenntnisgewinnung und reflektieren über diese sowie auch über eigene Lernprozesse.

Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen
ausprobieren, auswählen, auswerten, bauen, benennen, beobachten, beschreiben, darstellen, dokumentieren, erkennen, erkunden, experimentieren und Versuche durchführen, explorieren, fragen, gestalten, herstellen, sich informieren, inszenieren, konstruieren, manipulieren, Medien nutzen, modellieren, nachdenken, nacherfinden, nachmachen, ordnen, organisieren, planen, produzieren, recherchieren, reflektieren, sammeln, sortieren, spielen, untersuchen, vergleichen, vermuten, wahrnehmen, zeichnen

Kommunizieren

Fragen, Vorstellungen, Konzepte und Bewertungen, aber auch Handlungen der Schülerinnen und Schüler gewinnen vor allem durch Kommunikation (verbale, aber auch nonverbale) an Gestalt. Durch Versprachlichung können den Schülerinnen und Schülern (neue) Erkenntnisse bewusstwerden; sie können Gelerntes benennen, sich darüber austauschen und Wissen neu konstruieren.

Im Lernprozess nutzen und erweitern Schülerinnen und Schüler ihre Alltagssprache und üben sich darin, Sachverhalte verständlich und sachgerecht wiederzugeben. Dabei lernen sie auch Fachbegriffe kennen.

Ebenso gehören die Einübung von Gesprächsregeln und unterschiedliche Formen des Gesprächs zum Lernen im Sachunterricht.

Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen
sich austauschen, argumentieren, begründen, beschreiben, diskutieren, sich distanzieren, sich einigen, erklären, Fachbegriffe nutzen, fragen, Gesprächsregeln einhalten, nachfragen, nachweisen, präsentieren, Rückmeldung geben, sprechen, streiten, um Unterstützung bitten, sich verständigen, sich verständlich mitteilen, vortragen, zuhören, zusammenfassen, Zusammenhänge herstellen

Urteilen

Die Schülerinnen und Schüler üben sich darin, individuelle, begründete Urteile zu entwickeln. Sie erhalten im Unterricht Gelegenheiten, eigene Aussagen, aber auch die anderer sachgerecht und kritisch zu überprüfen und dabei auch andere Standpunkte wahrzunehmen.

Darüber hinaus können die Schülerinnen und Schüler verwendete Medien und Arbeitsweisen in Bezug auf ihren Nutzen und den individuellen Lernerfolg reflektieren.

Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen
abwägen, auswerten, bewerten, differenzieren, einschätzen, entscheiden, gewichten, hinterfragen, korrigieren, nachdenken, schlussfolgern, urteilen, vergleichen, zuhören

 

Handeln

Schülerinnen und Schüler erproben sich in der Klassengemeinschaft sowie in ihrem Alltag und bringen ihre vielfältigen Handlungserfahrungen in den Unterricht ein. Im Unterricht und Schul­alltag lernen sie, Aufgaben zu übernehmen, Verabredungen einzuhalten und Konsequenzen des eigenen Handelns zu durchdenken. Sie üben sich darin, Verantwortung für das eigene Lernen, die Gemeinschaft sowie auch für den Umgang mit Materialien zu übernehmen.

Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen
beeinflussen, Erkenntnisse umsetzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten einsetzen, sich kümmern, nachdenken, optimieren, reflektieren, schützen, eigene Stärken erkennen und ausbauen, überarbeiten, überprüfen, Verabredungen und Regeln treffen und einhalten, verändern, vermeiden, Ziele verabreden

Anschlussfähigkeit

Neben der Eigenständigkeit seines Bildungsauftrags bereitet der Sachunterricht auch auf die weiterführenden Fächer im Bildungsgang vor.

Im Unterricht ab Jahrgangsstufe 5 entfalten die Schülerinnen und Schüler ihre Kompetenzen vor allem in den Fächern Naturwissenschaften 5/6 und Gesellschaftswissenschaften 5/6 in systematischer Weise weiter.

In diesen beiden Fächern werden die Lernenden durch die Auseinandersetzung mit Phänomenen aus Natur und Gesellschaft auf die zentralen Wissensbestände aber auch auf methodische Fähigkeiten der weiterführenden Fächer ab Jahrgansstufe 7 gezielt vorbereitet.
Die Grundlagen hierfür werden im Sachunterricht entwickelt. Das heißt, die Begegnung mit den Phänomenen soll in der Weise angelegt sein, dass zentrale Prinzipien der Natur- und Gesellschaftswissenschaften zugänglich sowie in der Unterrichtsplanung und -gestaltung beachtet werden, ohne diese bereits zum Gegenstand des Unterrichts zu machen.

Im Bereich der Naturwissenschaften orientiert sich dies insbesondere an den naturwissenschaftlichen Basiskonzepten:

  • Energie und Materie gehen nicht verloren (Konzept der Erhaltung)
  • Energie bewirkt Licht, Bewegung, Wärme (Konzept der Energie)
  • Dinge/Lebewesen beeinflussen sich gegenseitig (Konzept der Wechselwirkung)
  • Ein Ganzes besteht aus zusammenwirkenden Einzelteilen. (System-Konzept)

Im Bereich der Gesellschaftswissenschaften geht es vornehmlich um die Orientierung

  • im Raum,
  • in der Zeit und
  • in der Gesellschaft.

Redaktionell verantwortlich: Boris Angerer, LISUM