Die Themenfelder, Themen und Inhalte gelten für die Doppeljahrgangsstufe 5/6 und können auf verschiedenen Niveaustufen bearbeitet werden. Sie werden abhängig von der Entwicklung und den Kompetenzen der Lernenden im Unterricht erarbeitet und vertieft. 

Die ausgewiesenen Themenfelder werden für Schülerinnen und Schüler, die wegen einer erheblichen und langandauernden Beeinträchtigung ihres Lern- und Leistungsverhaltens sonderpädagogische Förderung erhalten oder für die sonderpädagogischer Förderbedarf im Förderschwerpunkt "Lernen"1 festgestellt wurde, schülerbezogen berücksichtigt. Sie werden entsprechend der Lebensbedeutsamkeit für die Schülerinnen und Schüler ausgewählt.

Die Auswahl und der Aufbau der Themenfelder und Themen setzen die Ziele des integrativen Faches um. In Verknüpfungen zum vorausgegangenen Sachunterricht werden thematische Schwerpunkte aufgegriffen, die hier erweitert sowie durch neue Themen ergänzt werden. Zugleich werden mit Blick auf die sich anschließenden Fächer (Geografie, Geschichte und Politische Bildung) wichtige inhaltliche Grundlagen gelegt. Insgesamt bieten sich dadurch über die Jahrgangsstufen 1 bis 10 Chancen zu spiralcurricularem Arbeiten. 

Leitend für die Konzeption der Themenfelder und Themen ist vor allem die Frage nach einer Bedeutsamkeit für die Gegenwart und Zukunft der Lernenden.

Themenfelder, Themen und Inhalte bieten zudem Möglichkeiten, Bezüge zu anderen Fächern und zu übergreifenden Themen herzustellen.

Verbindlichkeit: Die sechs obligatorischen Themenfelder und die darin aufgeführten Themen sind verbindlich zu bearbeiten. Die Reihenfolge, in der sie im Unterricht Berücksichtigung finden, ist wählbar.

Aus dem Bereich der sechs wahlobligatorischen Themenfelder ist pro Schuljahr mindestens eines zu wählen.

Den Themen sind Inhalte zugeordnet, aus denen Schwerpunkte, wenn möglich gemeinsam mit den Lernenden, auszuwählen sind. Weitere bedeutsame Inhalte können ergänzt werden. 

In der Spalte Unterrichtsanregungen finden sich Vorschläge zur Umsetzung der Themen und Inhalte im Unterricht und für Projekte sowie für Möglichkeiten der Differenzierung; sie haben anregenden, jedoch keinen obligatorischen Charakter.

Kompetenzorientierung: Themen und Inhalte bilden die Grundlage für differenzierte Aufgabenstellungen und eine Materialauswahl, die eine Herausforderung für das gesamte Leistungsspektrum einer Lerngruppe darstellt. Die Lernenden erhalten Gelegenheit, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit den Unterrichtsgegenständen allein und in der Zusammenarbeit mit anderen unter Beweis zu stellen. Sie erfahren dabei, in welchem Maße sie die gesetzten Standards erreichen bzw. was sie tun können, um ihre Kompetenzen zu vertiefen und zu erweitern.

Schulinterne Planung: Es besteht die Möglichkeit, zusätzliche Themenfelder aus dem Wahlpflichtbereich auszuwählen oder auch eigene zu entwickeln. Hier sollen die Fähigkeiten und Interessen der Schülerinnen und Schüler sowie die im Folgenden benannten Kriterien einbezogen werden. Auch das Schulprogramm, besondere Gegebenheiten im schulischen Umfeld sowie aktuelle Anlässe und auch Wettbewerbe können in diesem Zusammenhang bedeutsam sein. Die Auswahl der wahlobligatorischen Themenfelder sollte im kommunikativen Austausch der Lehrkräfte in den schulischen Gremien erfolgen.

Kriterien für die Umsetzung bzw. die Generierung von Themenfeldern:

  • Die Teildisziplinen (Geografie, Geschichte, Politische Bildung) sind integriert.
  • In jedem Themenfeld können alle Kompetenzen zur Erreichung der Standards eingeübt und weiterentwickelt werden.
  • Jedes Themenfeld kann mit einer oder mehreren Leitfragen verknüpft werden (vgl. Tabelle S.6).
  • Fachmethoden und Arbeitsweisen werden in die Bearbeitung der Themenfelder einbezogen und im Laufe der Doppeljahrgangsstufe wiederholt und vertieft (vgl. Tabelle S.7).
  • Für alle Themenfelder werden, jeweils schwerpunktmäßig, die unterrichtsleitenden Prinzipien beachtet (vgl. S. 24 - 25).

Fachliche Arbeitsweisen: Das Verständnis für die gesellschaftswissenschaftlichen Inhalte und Zusammenhänge sollte durch viele Visualisierungen und wenn möglich durch Modelle unterstützt werden.

Für die geografische Orientierung ist beständige Kartenarbeit, für die historische Einordnung der Themen und Inhalte ist eine fortgesetzte und intensive Arbeit mit einem Zeitfries (beschriftet und bebildert) zwingend.

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1In Brandenburg sind diese Schülerinnen und Schüler dem Bildungsgang Förderschule Lernen gemäß § 30 BbgSchulG zugeordnet.

Die Schülerinnen und Schüler üben sich im selbstständigen Denken und Urteilen und setzen sich mit Urteilen und unterschiedlichen Perspektiven anderer auseinander. Dabei übt die Lehrkraft keine Dominanz im Sinne erwünschter Meinungen aus (Pluralität und Überwältigungsverbot). 

Gesellschaftliche Probleme der Gegenwart, aktuelle Konflikte und Kontroversen werden im Unterricht, der Entwicklung und dem Verständnis der Lernenden angemessen, thematisiert und reflektiert, sodass auch widersprüchliche Sichtweisen und Interessen deutlich werden (Kontroversität). Auch die unterschiedlichen Beweggründe, Ziele und Perspektiven Beteiligter in der Vergangenheit, wie sie in historischen Quellen zum Ausdruck kommen, werden im Unterricht wahrgenommen und untersucht (Multiperspektivität). 

Die Auswahl der Lerngegenstände im Fach Gesellschaftswissenschaften berücksichtigt gegenwärtige gesellschaftliche Probleme und ist an der Lebens- und Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler orientiert (Gegenwarts- und Lebensweltbezug). 

Für die Auswahl und Profilierung der Lerngegenstände ist leitend, dass sie an authentischen und situativen Problemsituationen anknüpfen (z. B. Widersprüche und Diskrepanzen). Im Unterricht werden Leitfragen aufgegriffen bzw. entwickelt, die ein Strukturierungsmerkmal für den Unterricht bilden (Problem- und Leitfragenorientierung).

Die Auseinandersetzung mit den Lerninhalten erfolgt exemplarisch. So können Lernende grundlegende und verallgemeinerbare Einsichten und Erkenntnisse gewinnen, die sie auf andere Probleme, Fragen und Themen übertragen können (Exemplarität).

Im Lernprozess sammeln die Schülerinnen und Schüler Erfahrungen mit verschiedenen Methoden, die meist auch handlungsorientiert sind (z. B. simulatives Handeln, Befragungen) und erarbeiten vielfältige Produkte (z. B. Spielszenen, Leserbriefe, Kartenzeichnungen, einfache historische Darstellungen/Narrationen). Auf diese Weise entstehen vielgestaltige Ergebnisse und Formate für Entscheidungs-, Gestaltungs- und Präsentationsprozesse (Handlungs- und Produktorientierung). 

Die individuelle Vielfalt der Lernenden im Hinblick auf persönliche, soziokulturelle und ethnische Hintergründe sowie unterschiedliche Lebensweisen sind ein wichtiger Ausgangspunkt für die Planung des Unterrichts, die an das Leben der Schülerinnen und Schüler anknüpft. Die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, unabhängig von ethnischer und kultureller Herkunft, sozialem und wirtschaftlichem Status, Geschlecht und sexueller Orientierung, Alter und Behinderung sowie Religion und Weltanschauung bildet sowohl die Basis für die Unterrichtspraxis als auch einen zentralen Inhalt im Sinne des inklusiven Lernens. 

Inklusives Lernen respektiert Vielfalt, untersucht aber auch Mechanismen und Ausdrucksformen der Konstruktion von Ungleichheit. In einem inklusiven Fachunterricht können sich alle Lernenden einer Gruppe gemeinsam mit denselben Themenfeldern und Themen beschäftigen. Zugleich können sie auch binnendifferenziert arbeiten, z. B. durch aufgegliederte und ausgewählte Inhalte für Teilgruppen, durch unterschiedliche Komplexität und den Grad des Abstraktionsniveaus in den Inhalten, den Materialien und Aufgabenstellungen (Berücksichtigung von Vielfalt und inklusives Lernen).

Der Fachunterricht öffnet den Blick der Lernenden auf für sie bisher unbekannte Probleme und andersartige Erfahrungen sowie Perspektiven in Zeit und Raum, die wiederum den Blick auf das Eigene und Vertraute erweitern. Im Unterrichtszusammenhang reflektieren die Lernenden ihre Erfahrungen als Angehörige unterschiedlicher Gruppen (z. B. private oder regionale) und gewinnen darüber hinaus ein Selbstverständnis als Weltbürgerin bzw. Weltbüger (Identitätsbildung und Berücksichtigung von Inter- bzw. Transkulturalität).

In ihrem Alltag begegnen Schülerinnen und Schüler vielfältigen Deutungen der Vergangenheit in der sie umgebenden Geschichtskultur, z. B. in Form von Filmen, Comics, Kinder- und Jugendliteratur, Spielen und Werbung mit historischem Bezug, Feiertagen, aber auch in Ausstellungen oder Museen (Berücksichtigung von Geschichtskultur). Ebenso sind sie mit aktuellen gesellschaftspolitischen Fragestellungen und Problemen über die Medien (z. B. in Filmberichten, Nachrichten oder Internetbeiträgen) sowie über Diskussionen in sozialen Netzwerken oder auch in ihrem direkten Lebensumfeld konfrontiert (Berücksichtigung von Gesellschaftspolitik). Im Unterricht werden solche Deutungen und Diskussionen mit dem Ziel thematisiert, sie kritisch reflektieren und einordnen zu können. Zugleich werden die Schülerinnen und Schüler an Möglichkeiten der Teilhabe und Übernahme von Verantwortung (vor allem im schulischen Raum) herangeführt und lernen, diese wahrzunehmen (Partizipation).

Um sich im gesellschaftlichen und kulturellen Leben orientieren zu können, gehören auch die Berücksichtigung relevanter historischer wie gegenwärtiger Persönlichkeiten, Ereignisse und Strukturen oder Phänomene der Lokal- und Regionalgeschichte, insbesondere aus aktuellem Anlass, in den gesellschaftswissenschaftlichen Unterricht (kulturelle Orientierung und Nahraumbezug).

Außerschulische Lernorte wie Ausstellungen und Museen sowie geografisch, historisch oder politisch bedeutsame Orte erweitern den schulischen Lernraum und geben wertvolle, den Unterricht ergänzende Impulse. Gleiches gilt für Gespräche mit Sachkundigen sowie Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Besuche, Gespräche oder Befragungen werden von den Lernenden mit eigenen Aktivitäten unterstützt und in Verknüpfung mit den Unterrichtsthemen intensiv vor- sowie nachbereitet (Berücksichtigung von außerschulischen Lernorten). 

Projektorientiertes Arbeiten unterstützt die Wirksamkeit individuellen Lernens. Auch die Teilnahme an Wettbewerben unterstützt die Kompetenzen und Ziele des gesellschaftswissenschaftlichen Unterrichts. Dieser setzt hierfür Impulse und nutzt deren Möglichkeiten (Projektorientierung und Wettbewerbe).

Anhand konkreter Beispiele und Zusammenhänge lernen die Schülerinnen und Schüler Fachbegriffe kennen und üben sich in ihrer Anwendung. Die Fachsprache als Teil der Bildungssprache ermöglicht ihnen die aktive Teilhabe am politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben (Berücksichtigung der Fachsprache).

Obligatorische Themenfelder

3.1 Ernährung – wie werden Menschen satt?

3.2 Wasser – nur Natur oder in Menschenhand?

3.3 Stadt und städtische Vielfalt – Gewinn oder ein Problem?

3.4 Europa– grenzenlos?

3.5 Tourismus und Mobilität – schneller, weiter, klüger?

3.6 Demokratie und Mitbestimmung – Gleichberechtigung für alle?

Wahlobligatorische Themenfelder (Mindestens eines ist pro Schuljahr auszuwählen)

3.7 Kinderwelten – heile Welten?

3.8 Mode und Konsum – mitmachen um jeden Preis? 

3.9 Medien – immer ein Gewinn?

3.10 Vielfalt in der Gesellschaft – Herausforderung und/oder Chance?

3.11 Arbeiten, um zu leben – leben, um zu arbeiten?

3.12 Religion in der Gesellschaft – Miteinander oder Gegeneinander?

3.13 Eigenes Thema (z. B. aus aktuellem Anlass, nach Schülerinteressen …)

Wasser und Eis gestalten

Bedeutung von Wasser für Menschen und Staaten früher am Beispiel Ägypten

Bedeutung von Wasser für Menschen und Staaten heute

Soziale Gruppen

 Menschen sind verschieden

Ausgrenzung und Teilhabe

Redaktionell verantwortlich: Boris Angerer, LISUM