Prävention - Sexueller Gewalt entgegentreten
Prämisse
Voraussetzung für eine erfolgreiche Prävention ist zunächst die Bereitschaft, das Thema "Schutz vor sexueller Gewalt" als wichtiges Thema von Schule und Schulentwicklung wahrzunehmen, anzusprechen, Wissenslücken zu schließen und Handlungssicherheit, beispielsweise durch Schutzkonzepte, herzustellen.
Ein angstfreies und wertschätzendes Schulklima ist dabei die Grundlage für den offenen Umgang mit "unguten" Situationen oder Grenzüberschreitungen.
Die bundesweite Initiative "Kein Raum für Missbrauch" des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs zielt auf die Entwicklung von Präventions-und Interventionskonzepten in Einrichtungen und Organisationen, die mit Kindern und/oder Jugendlichen arbeiten.
Mit dem umfangreichen Fachportal "Schulen gegen sexuelle Gewalt" wird dabei ein besonderer Fokus auf Schulen und deren Schutzauftrag gelegt. Schulen finden hier vielfältige Anregungen für die Präventionsarbeit und für die Erstellung von Schutzkonzepten.
Handlungsfelder
Einen guten Überblick über mögliche Risikofelder und geeignete Maßnahmen bietet eine Übersicht, die von der Beratungsstelle Gewaltprävention des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) in Hamburg entwickelt wurde: https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/Gewaltpraevention/Sexuelle_Gewalt/risikofelder.pdf
Schulentwicklung zum Schutz vor sexueller Gewalt
Der erste und wichtigste, aber oft nicht mitgedachte Aspekt schulischer Präventionsarbeit in Bezug auf sexualisierte Gewalt ist Sexualunterricht. Sexualpädagogische Einheiten oder die fächerübergreifende Thematisierung sexueller Fragestellungen ermöglichen es den Lernenden, eine geeignete Sprache für ihre Belange im Kontext von Sexualität zu erlernen und ihre Bedürfnisse und Grenzen zu formulieren. Sie erfahren so auch, dass Sexualität kein Tabuthema ist und dass sie sich im schulischen Kontext Erwachsenen anvertrauen können.
Damit sich eine Schule mit allen Beteiligten auf einen erfolgreichen Entwicklungsweg macht, braucht es Motivation durch gute Gründe: Welchen Gewinn hätte die Schule, wenn Sie dieses Thema stärker in den Fokus nimmt und es zum Thema für Schulentwicklung macht?
Vorteile könnten sein:
- Verhaltenssicherheit für Lehrkräfte und Schulleitung
- klare Regeln für den Umgang miteinander
- soziales Training für die Lernenden
- klare Zuständigkeiten und Handlungsabläufe in Notfallsituationen
- positive Außenwirkung durch Einbeziehung von Eltern und deren Sicherheitsbedürfnissen
- angst- und gewaltfreieres Klima
- so viel Schutz für Kinder und Jugendliche wie möglich
Handlungsempfehlung:
Laden Sie Expert*innen ein und führen Sie Informationsveranstaltungen zum Thema Schutz vor sexueller Gewalt für Lehrkräfte durch. Beziehen Sie die Eltern- und Schüler*innengremien ein. Effektiv ist oft die Arbeit von kleineren Arbeitsgruppen.
Bevor Sie starten, sollten Sie die Situation an Ihrer Schule analysieren:
- Wie berücksichtigt unser Leitbild den Kinder- und Jugendschutz?
- Finden sich Ziele und Leitlinien im Programm der Schule?
- Haben wir klare Regeln, Handlungsabläufe für den Notfall sowie Zuständigkeiten festgelegt?
- Wie transparent sind unsere Festlegungen? Wie sind Schüler*innen und Eltern einbezogen?
- Welche Fortbildungen und Austauschmöglichkeiten nutzen wir?
- Haben wir genügend Lernangebote zur Sensibilisierung und Stärkung für Schüler*innen?
- Wer sind unsere Kooperationspartner*innen?
Anregungen finden Sie auch in der Anleitung zur Analyse auf dem Fachportal "Schule-gegen-sexuelle Gewalt" und in der Übersicht der Beratungsstelle Gewaltprävention des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) in Hamburg.
Handlungsempfehlung:
Verknüpfen Sie diese Analyse mit dem Thema Gewaltprävention, damit der Aufwand einer Evaluation kann effektiver genutzt werden.
Befragen Sie möglichst nicht nur das pädagogische Personal, sondern auch Schüler*innen, Kooperationspartner*innen und Eltern.
Überlegen Sie, was Sie auf Grundlage der Analyseergebnisse an ihrer Schule erreichen wollen. Mögliche Ziele in den Bereichen Schul-, Unterrichts- und Personalentwicklung finden Sie hier.
Ein wichtiges Ziel der Auseinandersetzung mit dem Thema Schutz vor sexueller Gewalt könnte ein schuleigenes Schutzkonzept sein. Die Entwicklung eines Schutzkonzeptes gibt dem pädagogischen Fachpersonal Handlungssicherheit. Die Erstellung eines solchen Konzepts hat, schon allein aufgrund der sich verändernden Rahmenbedingnungen, stets einen prozesshaften Charakter. Der Prozess wird von der Schulleitung initiiert und auf viele Schultern verteilt.
Welche Bestandteile dabei eine Rolle spielen und weitere Hinweise finden Sie hier.
Handlungsempfehlung:
Setzen Sie sich überschaubare Ziele und behalten Sie den Nutzen im Auge. Beziehen Sie Expert*innen und geeignete Kooperationspartner*innen ein.
Redaktionell verantwortlich: Ralf Dietrich, LISUM
Der Bildungsserver Berlin-Brandenburg ist ein Service des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (Berlin) und des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport Land Brandenburg.