Dokumentation des Berliner Fachtags
Hand in Hand – Sprachliche Förderung durch entdeckendes Lernen am Übergang von der Kita zur Grundschule
am 10. Mai 2023 im Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg
Der traditionsreiche Fachtag fand 2023 zum achten Mal statt und richtete sich mit seinen Angeboten wieder an die regionalen Sprachberater:innen für vorschulische Sprachförderung sowie an Erzieher:innen in Kindertagesstätten und Lehrkräfte in der Schulanfangsphase. 100 Teilnehmende kamen zum Landesinstitut für Schule und Medien nach Ludwigsfelde und besuchten die vielfältigen Angebote des Fachtags mit regem Interesse.
Der diesjährige Tagungs-Schwerpunkt fokussierte das entdeckende Lernen. So standen beim Fachtag Angebote für die Gestaltung einer anregungsreichen Lernumgebung im Mittelpunkt, die Kinder zur sprachlichen Auseinandersetzung mit verschiedenen Erfahrungsfeldern herausfordert. Weiter wurde das Wissen um die Bedeutung und die Gestaltung gelingender Dialoge von Kindern und Erwachsenen in den Blick genommen.
Mit Bezug auf die Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) „Basale Kompetenzen vermitteln – Bildungschancen sichern. Perspektiven für die Grundschule“ wurde beim Fachtag in verschiedenen Workshops zudem die anschlussfähige Entwicklung sprachlicher und mathematischer Basiskompetenzen am Übergang von der Kita zur Grundschule thematisiert.
Dr. Antje Skerra, Referatsleiterin des LISUM, eröffnete den Fachtag und begrüßte die Teilnehmenden.
Doreen Schöppe, Referentin für vorschulische Sprachförderung (SenBJF), überbrachte den Teilnehmenden ein Grußwort der Senatsverwaltung und dankte allen Teilnehmenden für ihre wertvolle und engagierte Arbeit im Rahmen der Sprachförderung in Kita und Grundschule.
Irene Hoppe, Referentin für die Schulanfangsphase und den Übergang Kita-Grundschule, präsentierte das Tagungsprogramm und stellte die Hauptreferentin des Fachtags Prof. Dr. Frauke Hildebrandt (FH Potsdam) und die Workshopangebote vor.
Gleichfalls verwies sie auf neue am LISUM entwickelte Materialien, die in der pädagogischen Arbeit am Übergang von der Kita zur Grundschule gewinnbringend eingesetzt werden können. Zum einen stellte sie die Broschüre „Ganz einfach: Große lesen für Kleine. Schritt für Schritt zum Vorlese-Erlebnis“ vor.
Zum anderen präsentierte sie das LISUM-Material „Eine Reise durch Raum und Zeit mit dem Bilderbuch Es war einmal und wird noch lange sein von Johanna Schaible“, das die Leser:innen mit auf eine Reise durch Raum und Zeit von den Anfängen der Welt bis hin in die eigene Zukunft nimmt.
Prof. Dr. Frauke Hildebrandt hielt einen mitreißenden Vortrag zum Thema Gemeinsam forschen – Wie Forscherdialoge von Kindern und Erwachsenen gelingen. Im Vortrag wurden Ergebnisse aktueller Studien der FH Potsdam zu kognitiv anregender Interaktion (Shared Thinking) in Kitas und Erfahrungen aus Praxisentwicklungsprojekten zu Forscherdialogen präsentiert und die zentralen Aspekte dieser Dialoge vor dem Hintergrund des Kinderrechts auf Beteiligung interpretiert.
Workshops
Zwei Workshop-Phasen boten zahlreiche Impulse wie am Übergang von der Kita zur Grundschule entdeckendes, forschendes Lernen mit Sprachbildung verknüpft werden kann.
Workshop 1: Partizipative und kognitiv anregende Interaktionen mit Kindern gestalten
Prof. Dr. Frauke Hildebrandt (FH Potsdam)
Im Workshop wurden Formate partizipativer und anregender Interaktionen für Kita und Schulanfangsphase vertiefend diskutiert, ausprobiert und auch nonverbale Elemente in den Fokus genommen.
Workshop 2: Vorlesen und was dann?
Astrid Dörnhoff (Paul Schneider-Grundschule, Berlin / LISUM)
Vorlesen führt Kinder tief in Buchwelten hinein, es übt die Identifikation mit den Figuren und die Imagination des Geschehens. Vor allem aber macht es sehr, sehr viel Spaß. Und was kommt dann? Bücher kann man nacherzählen, nachspielen, nachbauen oder auch umschreiben, weiterschreiben und illustrieren. Am Beispiel ausgewählter Bilderbücher wurden entdeckende Anschlussaufgaben vorgestellt und gemeinsam Ideen zum kreativen sprachbetonten Umgang mit Büchern in Kita und Schulanfangsphase entwickelt.
Präsentation (pdf - 3,2 MB)
Workshop 3: Erproben inklusiver Lernumgebungen für Mathematik
Susanne Führlich / Daniela Wellhausen (iMINT-Akademie)
Die Lernangebote und Lernumgebungen für die Schulanfangsphase tragen durch den Einsatz vielfältiger Materialien zum forschend-entdeckenden Lernen in heterogenen Lerngruppen bei. Sie ermöglichen sowohl Kindern mit Förderbedarf als auch mathematisch-begabten Kindern Entdeckungen auf unterschiedlichen Niveaustufen und leisten so einen aktiven Beitrag zur Umsetzung eines inklusiven Lernens. Viele Aufgaben müssen gemeinsam mit anderen Kindern im Team gelöst werden. So werden die Kooperation und Kommunikation der Kinder gefördert. Beim Diskutieren über Vorgehensweisen und Ergebnisse gelangen sie zu neuen Erkenntnissen. Zu jeder Lernumgebung gibt es umfangreiche didaktisch-methodische Hinweise und ein ausführliches Kapitel zur Sprachbildung. Hier werden die sprachlichen Stolpersteine der Aufgabenstellung, der fachbezogene Wortschatz und themenspezifische Redemittel sowie Hilfen zur Darstellung des Lösungsweges angeboten. Die erstellten inklusiven Unterrichtsmaterialien stehen zum Download im OER-Format zur Verfügung und können individuell an die Bedürfnisse der Lerngruppe angepasst werden.
Im Workshop wurde ein Lernangebot aus der Themenkiste „Würfel“ vorgestellt und gemeinsam erprobt. Anschließend gab es Gelegenheit, einen Überblick über weitere Lernumgebungen und Lernangebote aus den verschiedenen Themenkisten für die Schulanfangsphase zu gewinnen, die für die Arbeit der Lehrkräfte wie der Erzieher:innen in Kitas von Interesse waren.
Workshop 4: Gemeinsame Sache machen: Wie Kita und Schule zusammen mit der Familie die Kinder auf dem Weg des Lesen- und Schreibenlernens begleiten können
Irene Hoppe (LISUM) / Viola Petersson (Grundschule am Telegrafenberg, Potsdam / LISUM)
Die Familie bildet das Fundament des kindlichen Bildungsprozesses und ist der erste Lernort im Leben eines jeden Kindes. So bleibt das Lernklima in der Familie immer auch ein zentraler Bezugspunkt für das Lernen des Kindes in Kita und Schule. Im Workshop wurden Möglichkeiten aufgezeigt, wie Eltern gewonnen werden können, ihr Kind auf dem Weg des Erforschens und Erlernens der Schriftsprache in der Zusammenarbeit mit Kita und Schule zu unterstützen. Dazu wurden im Workshop eine Vielzahl an abwechslungsreichen Anregungen für das spielerische Lesen (und Schreiben) präsentiert und diskutiert, die in der häuslichen Umgebung, aber auch in Kita und Schulanfangsphase genutzt werden können.
Workshop 5: Was denken Sie, warum kann ein „Vielleicht“ die Hypothesenbildung anregen? Gestaltung einer anregenden Interaktion in der Auseinandersetzung mit Sachthemen
Julia Huwer (Erzieherin und Bildungsforscherin mit dem Schwerpunkt Kinderschutz)
Förderrechte, Schutzrecht und Beteiligungsrechte gehören zusammen. Warum Beteiligung in der Interaktion nicht nur kinderrechtlich relevant ist, sondern auch kognitiv anregend, wurde in diesem Workshop beleuchtet. Gemeinsam wurden sprachliche Methoden getestet und anregende Impulse zum forschenden Lernen mit Fokus auf Themen des Bildungsbereichs Natur-Umwelt-Technik (Berliner Bildungsprogramm für die Kita) bzw. des Sachunterrichts (Rahmenlehrplan 1-10) entwickelt. Dazu wurden niedrigschwellige Alltagsmaterialien genutzt, die es in fast jedem Haushalt, in fast jeder Einrichtung gibt.
Workshop 6: Kunst im Bilderbuch
Regina Pols (Kunstpädagogin)
Im Workshop wurden zwei textfreie Bilderbücher auf vielfältige Weise handelnd erschlossen. In beiden Büchern geht es um Kunst. Im „kunterbunten Monsterbuch“ werden bunte Monster gestaltet und zum Leben erweckt. „Kunst mit Torte“ spielt direkt in den bekannten Kunstwerken der Klassischen Moderne. In beiden Büchern wimmelt es von Figuren und Handlungen; und so können diverse Geschichten, auch von kleinen Nebenfiguren, entdeckt und versprachlicht werden – eine lustvolle Entdeckungsreise für Groß und Klein!
Workshop 7: Entdeckend-mathematisches Lernen spielend begleiten
Katja Tietz (Facherzieherin für Integration / Dozentin für Bewegungserziehung und Psychomotorik)
Bereits im vorschulischen Alter begeistern sich Kinder für mathematische Erfahrungen. Dies gilt umso mehr, wenn sie sie selbstbestimmt und entdeckend erleben dürfen. Im Workshop wurde gemeinsam folgenden Fragen nachgegangen: Wie können wir eine anregende, vorbereitete mathematische Umgebung schaffen (frei nach Maria Montessori)? Welche Materialien sind dafür geeignet? Wie können wir mathematisches Lernen mit Bewegung verknüpfen? Nachhaltiger werden diese Erfahrungen, wenn die Pädagog:innen sie mit den Kindern gemeinsam sprachlich begleiten und vertiefen. Beispielhaft wurde mit Klammerzahlen im Spinnennetz gearbeitet, mit Schwämmen gebaut, mit bunten Muggelsteinen gestaltet und vieles mehr.
Workshop 8: Alle Kinder machen Musik – Lerngelegenheiten zur Sprachbildung mit Musik
Karin Wittram und Jakob Fraatz (LISUM)
Beim Musikmachen geht es immer um das Entdecken von Klängen und Rhythmen, um das Musizieren, Singen, Komponieren, Improvisieren und Tanzen. Verknüpft ist damit die Fähigkeit, sich sprachlich mit Musik auseinanderzusetzen.
In diesem Workshop wurden gemeinsam Lerngelegenheiten ausprobiert, mit denen Erzieher:innen sowie Lehrkräfte die Sprachbildung der Kinder mit Musik fördern können. Die Beispiele entstammten der neuen LISUM-Handreichung „Lerngelegenheiten zur Sprachbildung im Musikunterricht“, die im Frühjahr 2023 auf dem Bildungsserver Berlin-Brandenburg (bbb) veröffentlicht wird.
Bilanz
Die Angebote des Fachtags wurden von den Teilnehmenden insgesamt äußerst positiv eingeschätzt. Als besonders gewinnbringend wurde die Besonderheit bewertet, dass Pädagog:innen aus Kita und Grundschule bei diesem Fachtag gemeinsam zu Inhalten arbeiten, miteinander diskutieren und so auch immer wieder zu gemeinsamen Kooperationsvorhaben angeregt werden.
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Redaktionell verantwortlich: Erna Hattendorf
Der Bildungsserver Berlin-Brandenburg ist ein Service des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (Berlin) und des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport Land Brandenburg.