Filmdaten
DDR 1988
Regie Dieter Schumann Drehbuch Dieter Schumann, Jochen Wisotzki Kamera Udo Breß, Christian Lehmann, Michael Lösche, Sebastian Richter, Bernd Schadewald, Steffen Sebastian Originalmusik Feeling B, Chicoree, Silly, Sandow, Popgeneration, André und Firma, Paul Landers (Beratung) Schnitt Inge Marszalek, Karin Schöning Produzenten Heinz Arnold, Roland Gernhard Produktion DEFA-Studio für Dokumentarfilme, Künstlerische Arbeitsgruppe „document“ Verleih Progreß Film-Verleih Erstaufführung 7.10. 1988 DVD 18.11. 2002, Icestorm Entertainment
Länge 120 Minuten Format 35mm FSK ohne Altersbeschränkung
Festivals: Internat. Leipziger Festival für Dokumentar- & Animationsfilm 1988; Internat. Filmfestspiele Berlin 1989
Inhalt
Dieter Schumanns Dokumentarfilm ist ein Roadmovie über die vielfältige Rockszene in der Endzeit der DDR. Rockmusik wird hier zum Ausdruck des Lebensgefühls einer Generation, die sich von FDJ-Liedern, offiziellen Feiern und blauen Blusen zunehmend abwendet und nach eigenen Wegen in der Musik und im Leben sucht. Schumann begleitet in diesem Film Bands wie »Silly« (mit der frühverstorbenen Tamara Danz), »Feeling B« (mit Flake Lorenz und Paul Landers, später »Rammstein«), »Chicoree« (mit Dirk Zöllner) und »Sandow« auf ihren Tourneen durch die DDR. Er zeigt die Gruppen bei ihren Konzerten und im Kontakt mit ihren Fans. Diese erzählen von ihren Sehnsüchten, sich ohne Einschränkungen kleiden und bewegen zu dürfen und nicht gleich als staatsfeindlich abgestempelt zu werden, bloß weil man an die Stelle von Arbeit und politischer Organisation andere Interessen stellt. Der Film vermittelt aufschlussreiche Einblicke in das Leben und die Gefühlslagen der Jugendlichen, holte Hunderttausende in die Kinos und fand auch internationale Anerkennung.
Pressestimmen
» … Skizzen, Bruchstücke, Einblicke in die geistige Welt, die naturgemäße Unfertigkeit, die provozierende Aufmüpfigkeit von Fans. Die Dokumentaristen beobachten und erkunden, haken nach, urteilen weder vorschnell noch generell, sie liefern – dramaturgisch raffiniert gebündelt, ihr Unterwegssein als Aufbruch ihrer jungen Partner wertend – Wirklichkeit hautnah. Die geben sie uns, dem Publikum, anheim zum Überdenken, zum Beurteilen, zu Ungeduld und Toleranz. Überdies zum Genuß, denn sechs Gruppen sind zu erleben, in concert und privatim, und 17 ihrer Titel.«
Igor Jahr, Leipziger Volkszeitung, 05.11.1988
»Eine Clique angehender Instandhaltungsmechaniker erzählt, dass sie ihren Frust aus Arbeit, Alltag und viel Langeweile irgendwie abreagieren müsse. Zur Musik von Feeling B ginge das gut. Dann sieht man sie am Ostseestrand Pogo tanzen, während die Band die Zeile ›Wir wollen immer artig‹ sein als Stakkatorock durch die schäbigen Boxen auf dem Sandboden jagt [...]. Ein Film über eine desillusionierte Jugend in einem vom Fortschritt abgehängten Land, bei dem die Musik im Mittelpunkt steht, weil sie (noch) das bedeutendste Transportmedium für Sehnsüchte und Aggressionen von Jugendlichen war.«
Gunnar Leue, Berliner Zeitung, 02.05.2009
»So begrüßenswert es ist, dass dem DEFA-Dokumentarfilm ›Flüstern und Schreien‹ über die Musikszene in der DDR im Jahr 1988 fast eine ganze Seite im Magazin eingeräumt wurde, liegt mir um so mehr daran, Verhaltensweisen und Äußerungen, die mir darin unterstellt werden, zu korrigieren. Ich hätte als damaliger Filmminister, als das Licht nach der Abnahmevorführung anging, ausgerufen: ›Oh Gott, wer soll das verantworten?‹ Dann hätte ich zunächst erst einmal Mundhalten verordnet, aber nach 14 Tagen, ›in denen der Streifen bereits kursierte‹ (was praktisch gar nicht möglich gewesen wäre), doch mein Okay gegeben. Nichts davon ist wahr. Als das Licht angegangen war, habe ich dem Film so unverzüglich an Ort und Stelle die Zulassung erteilt, dass die anwesende Tamara Danz darüber erstaunt gewesen sein soll.«
Horst Pehnert, 09.05.2009 (Replik auf den Beitrag von Gunnar Leue am 02.05.2009 – Horst Pehnert war 1988 stellvertretender Minister für Kultur und Leiter der Hauptverwaltung Film)
Redaktionell verantwortlich: Beate Völcker
Der Bildungsserver Berlin-Brandenburg ist ein Service des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (Berlin) und des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport Land Brandenburg.