Zitat Dezember 2005

Zitat Dezember 2005

Zitat Dezember 2005

"Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."    Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz


Als ich in der ersten Klasse war, hatte ich eine unachtsame Sekunde auf dem Fahrrad - diese Sekunde brachte mir wochenlanges Liegen in Gips ein. Die Folge: ich lernte sehr schnell lesen. Und so wurde später die Leihbücherei meiner bayerischen Heimatgemeinde der Ort, der mich am regelmäßigsten sah, und der einzige, der mich auch bei Wind und Wetter aus dem Haus brachte - ein Wochenende ohne ausreichende und verschiedenartige Lektüre war völlig undenkbar.


Ich begegnete dem "kleinen Prinzen" bereits früh, in einem Alter, in dem es äußerst hilfreich ist, die Welt erklärt zu bekommen und in dem man gleichzeitig die Erklärungen eigentlich gar nicht haben will. Aber den "kleinen Prinzen" konnte ich gut leiden, vor allem die Stelle, an der er erklärt, wie die Erwachsenen die Welt sehen und dass sie immer Zahlen brauchen, um sich die Dinge vorstellen zu können. Ich beschloss, mir das unbedingt zu erhalten: die Phantasie, hinter die Zahlen zu sehen und den Willen, die Dinge gelegentlich anders zu betrachten als es sonst üblich wäre.
Vielleicht war es eine brave Art, der Ordnung meiner Umgebung und der Vorliebe für Zahlen etwas entgegenzusetzen, aber als Folge dieser anderen Sicht auf Dinge musste ich auch das Diskutieren lernen: mit meiner Familie, mit Freunden und mit dem Sozialkundelehrer, der die Politik so anders erklärte, als ich sie sehen wollte. Und entgegen dem Wunsch meiner Familie, lieber etwas "Handfestes" zu lernen, wusste ich schon früh, dass ich mit Menschen zu tun haben wollte.


"Man sieht nur mit dem Herzen gut." - Diesen Teil des Zitats habe ich mir immer zum Leitspruch genommen und versucht, auf diese Weise die Welt zu betrachten und auch sie zu gestalten. Meistens war ich gut beraten, mich bei Entscheidungen über Kindererziehung, bei der Auswahl von Freunden oder anderen Dingen davon leiten zu lassen.
In der Politik und auf der Landesebene der schulischen Mitwirkung allerdings ist es nicht immer ganz einfach, diesem Leitspruch treu zu bleiben, viele verschiedene Bedürfnisse und Interessen müssen hier berücksichtigt werden.  Aber wozu Sozialkundelehrer und die Diskussionen der Vergangenheit gut sind, lernt man eben manchmal erst später:  Auch wenn alles schon starr und unbeweglich zu sein scheint, lohnt es sich, einen Schritt zurückzugehen und noch einmal hinzusehen, noch einmal gesprächsbereit zu sein. Und immer sollte es der Mensch hinter den Zahlen und Verordnungen sein, der unser Handeln bestimmt.

Vita Petra Brückner

  • Jahrgang 1961
  • Abitur 1980, anschließend soziales Jahr
  • Studium Sozialpädagogik an der Fachhochschule München 1981 bis 1985
  • Beschäftigt im intensivtherapeutischen "Mädchenheim Gauting" 1986 bis 1991
  • 1992 Umzug nach Brandenburg
  • Seit 2001 als Integrationsbetreuerin an einer Grundschule tätig
  • Verheiratet, 3 Kinder (Söhne 16 und 14 Jahre, Tochter 12 Jahre)
  • Seit Herbst 2004 Sprecherin des Landeselternrates Brandenburg

Fragen und Meinungen gerne an: petrabrueckner@~@arcor.de

Redaktionell verantwortlich: Ralf Dietrich, LISUM