Zitat November 2011

Zitat November 2011

Zitat November 2011

"Ein Buch vor den Augen verhindert in der Regel ein Brett vor dem Kopf."
Christian Wulff, (*1959), Bundespräsident, Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger

Dieses Zitat ist mir persönlich wichtig, weil Herr Wulff als Bundespräsident und Zeitzeuge der Gegenwart für viele Menschen in seiner Aussage sicher greifbarer und authentischer erscheint als historische Persönlichkeiten der Vergangenheit. Herr Wulff formuliert über den umgangssprachlichen Vergleich „ein Brett vor dem Kopf haben“, dass Nicht-Lesen mit Blindheit gleichzusetzen sei. Dem kann ich aus meiner Sicht als lese-engagierte Lehrerin nur zustimmen, denn für mich ist Lesen gleichzusetzen mit Nahrungsaufnahme, Konfrontation mit Neuem und Altem, mit Erkenntnis und Verstehen und Eintauchen in eine andere Welt. Dieses Plädoyer für das Lesen spricht mir auch deshalb aus der Seele,, weil Lesen als solches im Zeitalter der Apps und Downs vor allem von Jugendlichen nicht mehr als Lebensgrundlage erfasst wird.

Gleichzeitig wünsche ich mir von ihm und verantwortungsvollen Politikern unseres Landes eine langfristigere Durchführung von „Lese-Projekten“ an Schulen, wie z.B. das KMK-Projekt „ProLesen“. Die zeitliche Begrenzung dieses Projektes auf zwei Jahre (2008/2010) suggeriert den beteiligten Lehrerinnen und Lehrern der verschiedensten Bundesländer nicht unbedingt die gewünschte Nachhaltigkeit.Als ehemalige Mitstreiterin im KMK-Projekt „ProLesen“ zeige ich mich an meiner Schule noch für die Leseförderung verantwortlich. In diesem Zusammenhang ergab die diesjährige Eingangsbefragung der neuen Siebtklässler (6 Klassen) zum „Lesen“, dass nur die wenigsten Schülerinnen und Schülern Lesen als „Über-Lebensgrundlage“ verstehen.

Als ich angefragt wurde, ein Zitat des Monats für den Bildungsserver zu verfassen, habe ich ehrlich gesagt zunächst mit einem Pennac-Zitat geliebäugelt. Meine Favoriten bei ihm sind „Die zehn unantastbaren Rechte des Lesers“, diese hätten allerdings den für das Zitat des Monats auf der Startseite des bbb vorgesehenen Platz gesprengt. Deshalb bringe ich sie gerne hier noch unter:

Die zehn unantastbaren Rechte des Lesers

1. Das Recht, nicht zu lesen

2. Das Recht, Seiten zu überspringen

3. Das Recht, ein Buch nicht zu Ende zu lesen

4. Das Recht, noch einmal zu lesen

5. Das Recht, irgendwas zu lesen

6. Das Recht auf Bovarysmus

7. Das Recht, überall zu lesen

8. Das Recht herumzuschmökern

9. Das Recht, laut zu lesen

10. Das Recht zu schweigen

von Daniel Pennac
 

Schließen möchte ich meinen Kommentar mit einem weisen Slogan: „Lesen gefährdet die Dummheit!“

Zum Autor

Daniel Pennac ist Romanschriftsteller, Französischlehrer, leidenschaftlicher Leser und Erfolgsautor einer Kriminalsaga. Er gehört zu den französischen Autoren, die in der Welt am meisten übersetzt und gelesen werden. Empfehlen möchte ich auch seinen Roman: Schulkummer (Kiepenheuer und Witsch, 2009), der dem schlechten Schüler ein Denkmal setzt…

 

Heike Clauß
Studienrätin am Theodor-Fontane-Gymnasium Strausberg
„ProLesen“-Projektkoordination für die weiterführenden Schulen BE und BB, 2008-2010
 

 

 

Heike Clauß

  • Geboren 1964 in Plauen
  • Studium 1982-1986, Sport, Deutsch, Pädagogische Hochschule Zwickau
  • Ergänzungsstudium Sek.II, Sport, 1991-1993, Universität Potsdam
  • „ProLesen“-
    Projektkoordination für die weiterführenden Schulen BE und BB, 2008-2010
  • Studienrätin am Theodor-Fontane-Gymnasium Strausberg

Hinweis

Die dargestellten Meinungsäußerungen in den Kommentaren zu den Zitaten des Monats widerspiegeln die Meinung des jeweiligen Autors und werden nicht vom Bildungsserver Berlin-Brandenburg inhaltlich verantwortet.

Redaktionell verantwortlich: Ralf Dietrich, LISUM