Zitat September 2006

"Wenn wir wollen, daß alles bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, daß sich alles verändert."   (Tancredi zum Fürsten)*


Dieses Zitat, das auch anders übersetzt wurde, nämlich "Wenn alles so bleiben soll, wie es ist, muss sich alles ändern." steht in Zusammenhang mit der Bemerkung Tancredis (Neffe des Fürsten)  "Für den König gewiss, für welchen König?" 

Die Aussage dieses Zitats ist nach wie vor höchst aktuell. Die Raffinesse dieser Wortwahl, die im strategisch-politischen Denken und Handeln dem jeweiligen Zeitgeist angepasst wurde, erscheint heute reduziert und simplifiziert. Diese Aussage steht für eine Haltung, die nicht nur für die von Lampedusa beschriebene Epoche gilt. Tancredi ist in dem Roman ein Sendbote der Umwälzungen, und sein Ausspruch wurde im alten Europa zum geflügelten Wort. Das passive Beharren auf den Gegebenheiten bei oberflächlichem Aktionismus drückt sich darin hervorragend aus und findet sich derzeit im Mc Kinseyschen Duktus wieder. Dieser lässt weder Kontemplation noch kritische Reflexion aus der gebotenen Distanz zu bzw. nimmt sie gar nicht erst in den Blick. Beides wären nämlich Störfaktoren. Insofern ist dieses Zitat immer wieder neu interpretationswürdig und -fähig.

* Giuseppe Tomasi di Lampedusa (Fürst von Lampedusa und Herzog von Palma): Der Leopard. (Milano 1958) München 1963, S. 38. (geboren 23. Dez. 1896 in Palermo, gestorben 23. Juli 1957 in Rom)