Zitat Januar 2006

Zitat Januar 2006

Zitat Januar 2006

"Schule kann gelingen!"   (Enja Riegel)

 

In einem ganzen Buch* hat Enja Riegel moderne Schule beschrieben, ihre Veränderung einer Schule, der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden.

 

Mir als ehemaligem Schüler ist aufgefallen, dass Vieles von dem, was Enja Riegel beschreibt, auch schon vor 20 - 30 Jahren nötig gewesen wäre. Nun haben wir heute aber noch einen ganz anderen Blick auf Schule: Durch die PISA-Studien.

Nicht nur einzelne schulische Leuchttürme können als Schule besser sein, sondern ganze Schulsysteme:
Im Jahr 2004 hatte ich Gelegenheit, mit einer Delegation vom Bundeselternrat Finnland zu besuchen. Was mich dort besonders beeindruckt hat, war das anders gelagerte Grundverständnis von Schule und von Schülern. Ein Verständnis, dass sich auch in dem Buch von Enja Riegel wieder findet: In jedem und wirklich jedem Menschen stecken Potentiale. Diese können total verschieden sein. Das Schulsystem in Finnland schafft es - weltmeisterlich - die unterschiedlichen Potentiale zu entwickeln und zu fördern! Dabei muss die Schule, genau wie hier, der Verschiedenheit der Schüler gerecht werden, es gibt z.B. große Unterschiede in den sozialen Herkünften der Kinder.

Je kleiner die Kinder, desto größer die Förderung und der Aufwand, der betrieben wird. Werden die Kinder und Schüler erwachsener, wächst die Eigenverantwortung und Selbstorganisation.

Ich wünsche mir für unsere Schulen in Brandenburg mehr Finnland! Die Strukturen, die wir heute haben, sind so anders nicht. Was besonders fehlt im Vergleich zu den skandinavischen Ländern, ist mehr Eigenverantwortung in der Schule. In vielen erfolgreichen PISA-Ländern regeln die Schulen ihre Personalien selber und auch die Finanz- und Sachausstattung wird in die Hand der Schule gegeben; parallel dazu die Verantwortung für die Schüler. Die Schulen in Finnland fühlen sich ausnahmslos in der Pflicht für ihre Schüler. Es werden Schüler unterrichtet und keine Fächer! Keiner wird fallengelassen.

Zentral geregelt sind Abschlüsse und einige, wirklich ganz wenige curriculare Vorgaben. Die Schulaufsicht ist in Finnland abgeschafft worden und ersetzt worden durch ein schulisches Unterstützungssystem, das diesen Namen auch verdient.

Den sehr unterschiedlichen Bedingungen an den finnischen Schulen kann so individuell begegnet werden. Fehlt zum Beispiel an einer Schule ein Sozialarbeiter, so kann die Schule selber einen einstellen. Gibt es Probleme mit der Sprache, werden Lehrer eingestellt, die die Muttersprache dieser Schüler beherrschen.

Schulen in Finnland sind nicht nur Schulen im herkömmlichen Sinn, sondern auch weitaus mehr Lebensort: nicht nur für Jugendliche, sondern auch für das schulische Umfeld.


Ein wichtiger Leitgedanke moderner Schulen, ob in Finnland eines ganzen Schulsystems oder in der Wiesbadener Helene-Lange-Schule, ist, dass Schüler heute befähigt werden, morgen Probleme zu lösen, die wir jetzt noch gar nicht kennen.

 

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* Enja Riegel: Schule kann gelingen! Wie unsere Kinder wirklich fürs Leben lernen. S. Fischer (Taschenbuch) Verlag, 2004 (2005)

Link zur Seite des Buches beim S. Fischer Verlag (Hardcover, gibt es auch als Taschenbuch)

 

Link zu einem Artikel des Bildungsjournalisten Reinhard Kahl über Enja Rieger

 

Link zu einem Interview des Unispiegel mit Enja Rieger

Vita Andreas Bergmann

    • Geboren 1963 in Münster (Westfalen)
    • Besuch des Gymnasiums Paulinum ("altsprachlich-humanistisch") in Münster
    • Nach dem Abitur Ausbildung zum Landwirt
    • Studium der Agrar- wissenschaften (Uni Bonn)
    • Seit 1992 selbstständiger Landwirt in Zempow, Kreis Ostprignitz-Ruppin
    • verheiratet, vier Kinder an der Grundschule Flecken Zechlin
    • Vorsitzender des Landesschulbeirates Brandenburg (seit Mai 2005)

    Redaktionell verantwortlich: Ralf Dietrich, LISUM