Dokumentation des 8. Berliner Fachtags Schulanfangsphase
Auf den Anfang kommt es an - Grundlagen des Schriftspracherwerbs
am 12. Oktober 2023 im Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg
Der 8. Berliner Fachtag Schulanfangsphase legte seinen Fokus auf die gelingende Vermittlung der sprachlichen Basiskompetenzen – ein hochaktuelles Thema.
Die Einführung und Begleitung der Kinder in die Welt der Schrift ist eine der ältesten, schönsten, aber auch anspruchsvollsten Aufgaben von Lehrkräften. Um diese Herausforderung bewältigen zu können, brauchen alle Beteiligten Einsichten in den Aufbau unserer Schriftsprache, Kenntnisse über die Entwicklungsverläufe beim Schriftspracherwerb sowie fachdidaktisches Wissen und ein umfangreiches Handlungsrepertoire.
Die Inhalte des Fachvortrags und der sieben praxisorientierten Workshops rund um das Thema Schriftspracherwerb hatten zum Ziel, die in der Schulanfangsphase unterrichtenden Lehrkräfte in ihren Bemühungen zu unterstützen, die Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg zu kompetenten und motivierten Lesenden und Schreibenden zu begleiten.
Die Teilnehmenden erwartete eine Ausstellung zum Thema „Lese- und Schreibideen für zu Hause“, die auf Anregungen basiert, die im LISUM-Material Auf die Plätze! Fertig! Los! Lese- und Schreibsport mit der Trainingstasche. Materialpaket für die Schuleingangsphase veröffentlicht sind sowie im Grundschulportal des bbb im Bereich Schriftspracherwerb unterstützen – auch zu Hause zur Verfügung stehen.
Vortrag: Das A und O beim Lesen- und Schreibenlernen
Irene Hoppe (LISUM), Heike Redel (SenBJF)
Die Qualität des Lese- und Schreibunterrichts und die fachlich-didaktische Kompetenz der einzelnen Lehrkraft haben entscheidenden Einfluss auf die Lernergebnisse der Kinder. Doch wie können Schülerinnen und Schüler am wirkungsvollsten beim Erwerb der Schriftsprache unterstützt und gefördert werden? Im Vortrag erhielten die Teilnehmenden fundierte Informationen über wesentliche Grundlagen des Anfangsunterrichts im Lesen und Schreiben, die konkret mit Erfahrungen aus der Praxis und mit Anregungen für die Praxis verknüpft wurden.
Fachbrief Grundschule Nr. 11 - Das A und O beim Lesen- und Schreibenlernen (pdf - 2,4 MB)


Workshops
Zwei Workshop-Phasen boten zahlreiche Impulse, wie Schülerinnen und Schüler beim Schriftspracherwerb angeregt und unterstützt werden können.
Workshop: In Buchwelten eintauchen
Astrid Dörnhoff (Paul-Schneider-Grundschule, Berlin / LISUM)
Um das Lesen genießen zu können, muss man in Buchwelten eintauchen und mit einer Geschichte verschmelzen können. Gar nicht so einfach für Kinder, die gerade erst lesen lernen und denen das Dekodieren noch viel Anstrengung abverlangt. Und noch schwieriger ist es für Kinder, die bislang zu Hause kaum (Vor-) Leseerfahrungen sammeln konnten. Umso wichtiger ist es, in der Klasse vom ersten Schultag an eine literarische Kultur im Klassenzimmer zu etablieren und jeden Tag neu zu offenbaren, wie spannend die Welten sind, die sich zwischen den vielen Buchstaben verstecken.
Im Workshop wurden Möglichkeiten aufgezeigt, wie im Anfangsunterricht über interaktives Vorlesen eine Vertrautheit mit Büchern aufgebaut und intensiviert werden und wie begleitend dazu die eigenständige Lektüre von individuellen Erstleseheften/-büchern entwickelt werden kann. Darüber hinaus wurden viele unterschiedliche Anschlussaufgaben erarbeitet und diskutiert, die Textverständnis, Identifikation und Imagination bei den Lesenden anregen und die die individuelle Lektüre in gemeinsame Erarbeitungsphasen überführen.
Workshop: Gelebte Mehrsprachigkeit als Ressource im Schriftspracherwerb. Aber warum, wann und wie?
Lena Fleck (Bildungsreferentin für ganzheitliche Sprachbildung und sprachsensiblen Unterricht)
Jedes mehrsprachig aufwachsende Kind erwirbt bereits vor Schuleintritt fundamentale, sprachübergreifende Kompetenzen – dank seiner Familiensprache(n)/Herkunftssprache(n). Beim Erlernen der Zweit- und Bildungssprache Deutsch sind diese Kompetenzen sowie sprachspezifische Besonderheiten mitentscheidend.
Im Workshop wurden einleitend wichtige theoretische Grundlagen und Erkenntnisse dargelegt. Im Hinblick auf einen gelingenden Schriftspracherwerb standen dann vielfältige, praktische Möglichkeiten zum Einbezug der Familiensprache(n)/ Herkunftssprache(n) im Zentrum.
Präsentation "Gelebte Mehrsprachigkeit" (pdf - 250 KB)
Workshop: Silben hüpfen, Wörter tanzen, Sprache lebt – Rhythmik trifft auf phonologische Bewusstheit
Andrea von Kiedrowski (Dunant-Grundschule / SIBUZ Steglitz-Zehlendorf)
Die phonologische Bewusstheit gehört zu den wichtigsten Vorläuferfähigkeiten des Schriftspracherwerbs. Die Voraussetzungen für den Schriftspracherwerb sind unter anderem die Sprach- und Sprechkompetenz, die auditive und visuelle Wahrnehmung, das verbale Gedächtnis, die Feinmotorik, eine motivierende Lernumgebung und die phonologische Bewusstheit. Eine der elementarsten Ausdrucksformen der Kinder ist die Bewegung, die gut dazu geeignet ist, Lernprozesse – auch im Hinblick auf die Sprachförderung – anzustoßen.
In diesem Workshop wurde eine Vielzahl von Spielen und Übungen zur Förderung der phonologischen Bewusstheit vorgestellt und praktisch erprobt. Dazu kommen Beispiele aus der Arbeit der Rhythmik, die mit Musik, Sprache und Bewegung alle Wahrnehmungsbereiche, die Kreativität und das soziale Lernen fördern. Kurze Energizer, die in allen Bereichen der Schulanfangsphase eingesetzt werden können, rundeten das Angebot in diesem Workshop ab.
Workshop: Flüssig, sicher, kreativ: Schreibflüssigkeit fördern mit einem regelmäßigen Training
Josefine Prengel (LISUM)
Flüssig schreiben zu können bedeutet, nicht mehr mühsam über Buchstabenformen oder Schreibabläufe nachdenken zu müssen, häufig verwendete Wörter automatisiert zu schreiben und keine kleinen Ewigkeiten zur Formulierung eines Satzes verwenden zu müssen. Nur wer seinen Kopf von diesen Dingen entlasten kann, hat die Chance, später gute Texte in einer angemessenen Zeit zu Papier zu bringen. Diese Fähigkeiten sollten deswegen von Anfang an trainiert werden. Daher wurden in diesem Workshop zwei am LISUM entwickelte Materialien vorgestellt, die zur Förderung der Schreibflüssigkeit im Rahmen eines regelmäßigen Trainings in der Schulanfangsphase eingesetzt werden können.
Startpaket Schreibflüssigkeit“ und „Auf die Plätze! Fertig … Los!
Planungshilfen Schreibflüssigkeit(pdf - 100 KB)
Workshop: Auf den Anfang kommt es an – Basale Lesefähigkeiten sicher erwerben
Heike Redel (Schulberaterin und Fachreferentin für Lese- Rechtschreibschwierigkeiten, SenBJF)
„Wenn du in die Schule kommst, kannst du selbst lesen!“ Mit dieser freudigen Erwartung begegnen uns Kinder in der Schulanfangsphase. Doch die Entwicklung basaler Lesefähigkeiten braucht Zeit, Anstrengung, einen guten diagnostischen Blick der Lehrenden und kindgerechte Übungsangebote, die die Lust am Lesenlernen aufrechterhalten. Der Workshop verband bedeutsame Grundlagen der Lesedidaktik mit einem reichhaltigen Übungsrepertoire zur passgenauen Förderung.
Workshop: Flüssig, sicher, sinnerfassend: Leseflüssigkeit sichern mit regelmäßigem Training
Dr. Anna Lena Wagener (Regenbogenschule Fahrland, Potsdam / LISUM)
Flüssig lesen zu können bedeutet, nicht mehr mühsam einzelne Buchstaben und Silben zusammenzuziehen, häufige Wörter auf einen Blick zu erkennen und den Sinn eines Satzes oder kurzen Textabschnittes erfassen zu können. Nur wer seinen Kopf von diesen basalen kognitiven Prozessen entlasten kann, hat die Chance, später auch ganze Texte zu verstehen und sich mit diesen auseinanderzusetzen. Flüssig lesen zu können sollte deswegen von Anfang an trainiert werden. Daher wurden in diesem Workshop am LISUM entwickelte Materialien und weitere Anregungen vorgestellt, die zur Förderung der Leseflüssigkeit im Rahmen eines regelmäßigen Trainings in der Schulanfangsphase eingesetzt werden können.
Zu den Broschüren „Startpaket Leseflüssigkeit“ und „Materialpaket für Niveaustufe B“
Workshop: Schreibprojekte in der Schulanfangsphase als Zugang zum Rechtschreiblernen
Claudia Wenzel (Carl-Orff-Grundschule / LISUM)
Im Workshop wurde anhand erprobter Beispiele aus der Praxis gezeigt, wie Gelegenheiten für das produktive Schreiben geschaffen werden können – auch dann, wenn die Schreibkompetenzen noch sehr gering ausgeprägt bzw. bei den Schülerinnen und Schülern unterschiedlich weit entwickelt sind. Dabei werden von Schulanfang an die eigenen Schreibprodukte der Schülerinnen und Schüler als zentraler Zugang zum Rechtschreiblernen und somit zum Erwerb von Strategien genutzt, die zu normgerechten Schreibweisen führen. Die Referentin stellte vor, wie diese Strategien schrittweise eingeführt und dem Lernstand des Kindes entsprechend verwendet werden können.
Präsentation "Schreibprojekte in der Saph" (pdf - 8,2 MB)
Bilanz
Der Fachtag mit seinen inhaltlichen Angeboten wurde von den Teilnehmenden sehr positiv eingeschätzt. Besonders hervorgehoben wurden dabei die vielfältigen praxisorientierten Anregungen rund um die Vermittlung des Schriftspracherwerbs und die freundliche und entspannte Stimmung des Fachtags, der zum Bedauern aller nun zum letzten Mal auf dem Struveshof in Ludwigsfelde stattfand.
Bei Fragen zum Fachtag wenden Sie sich bitte an Irene Hoppe.
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Redaktionell verantwortlich: Erna Hattendorf
Der Bildungsserver Berlin-Brandenburg ist ein Service des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (Berlin) und des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport Land Brandenburg.