Sendaks Bilderbuch, bereits 1963 in den USA mit einem der höchsten Buchpreise ausgezeichnet, ist ein Klassiker. Es erzählt eine Ermutigungsgeschichte. Der kleine Max, wegen übermäßigen Tobens früh in sein Zimmer geschickt, reist in seinen Träumen fort ins Monsterland. Dessen Bewohner sehen aus wie jene Schreckgestalten, die Kinder im Keller, unterm Bett oder hinterm nachts unheimlich werdenden Schrank vermuten. Aber Max, mutig und wild, traut sich, noch wilder zu sein. Er schaut den brüllenden Kerlen fest in die Augen, und schon ordnen sie sich unter, machen ihn zu ihrem König und tollen mit ihm durch die Wälder. Du musst keine Angst vor deiner eigenen Fantasie haben, lehrt Sendak.
Maurice Sendaks von allen Kindern geliebtes »Wo die wilden Kerle wohnen« führt den Betrachter in eine Welt, in der seine Ängste und Machtfantasien große Körper und Gesichter haben, und er hat sie alle im Griff. Es ist eines der vitalsten und anarchistischsten Bücher, und lediglich die bekannteste von Sendaks unzähligen seltsamen, sehnsüchtigen Geschichten.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung
Das Kurzfilmprogramm präsentiert drei Animationsfilme der renommierten deutschen Trickfilmerin Christina Schindler. Die Filme knüpfen an die Erfahrungswelt der jüngsten Altersgruppe an. Sie erzählen in klaren, eingängigen Geschichten von der Kraft der Fantasie wie auch von ganz handfesten sozialen Konflikten. Die liebevoll gestalteten Filme stecken voller Witz und sie machen Mut.
Anders-Artig: Schon beim Schlüpfen stellen die Chamäleons fest: eines von ihnen ist anders! Nicht nur, dass es seine Farbe nicht an die Umgebung anpassen kann, es verhält sich auch nicht so, wie man es von ihm erwartet...
Zugvögel: Draußen liegt Schnee. "Wo sind eigentlich die Vögel im Winter?" fragt drinnen der Sohn. Der Vater antwortet knapp: "Na im Süden, das sind doch Zugvögel." Da schaut der Junge wieder aus dem Fenster und geht in seiner Fantasie mit den Vögeln auf die Reise...
Rinnsteinpiraten: Drei seltsame Gestalten machen eine abenteuerliche Fahrt mit einem gefalteten Papierboot durch die Rinnsteine. Dabei finden sie so manches, was sie gebrauchen können, aber auch so manches, was ihnen gehörig „stinkt“.
„Christina Schindlers Filme atmen keine Hektik, besitzen keine unnötige und künstlich inszenierte Spannung. Sie laden den Betrachter zum genauen Hinsehen ein (...). In allen ihren Filmen spielt das »Augenzwinkern«, das »Doppelbödige« eine Rolle, die Umkehrung von Festgelegtem, das charmant Umstürzlerische und auch das kleine Chaos.“ (Friedemann Schuchardt, Landesverband Jugend & Film, Schleswig Holstein)
In dem Märchen der Brüder Grimm zeigt ein gutmütiger junger Mann, den niemand so recht ernst nehmen will, was in ihm steckt. Wie seine beiden Brüder Emil und Jockel zieht Max in die weite Welt hinaus, um ein Handwerk zu erlernen. Doch der arme Schneider, der Max auf Drängen seiner Frau als Lehrling angenommen hat, ist wenig zufrieden, denn Max stellt sich reichlich ungeschickt an. Aber dann werden die neuartige Latzhosen von Max zur Mode – und die Schneidersleute wohlhabend. Jetzt macht sich Max zufrieden Richtung Heimat auf. Während seine Brüder am Ende ihrer Lehrzeit von ihren Meistern ein „Tischlein-deck-dich“ und einen Goldesel erhalten, bekommt Max vom Schneider einen „Knüppel-im-Sack“. Als die drei unterwegs bei betrügerischen Wirtsleuten landen, erweist der sich als besonders wertvoll.
„Gelungen sind die sanften Veränderungen, mit denen Autor David Ungureit die Geschichte der drei Brüder auf einen Protagonisten hin verdichtet hat: »Ich sprang nur über Gräbelein und fand kein einzig Blättelein, mäh, mäh«, meckert vorlagengemäß die lügnerische Ziege bei ihrem Herrn – aber hier nur über einen, den jüngsten Sohn. Enttäuscht vom mangelnden Vertrauen des Vaters (»Du glaubst der Ziege mehr als mir?«), folgt der Jüngling seinen beiden älteren, bereits regulär auf Wanderschaft gegangenen Brüdern nach.“ (Peter Luley, Spiegel online)
Die zehnjährige Stella durchstöbert beim Silvesterbesuch den Dachboden im Haus ihrer Großmutter. Durch eine geheimnisvolle Schranktür purzelt sie in die Vergangenheit des Jahres 1905 und trifft auf ihre damals gleichaltrige Uroma Clementine sowie deren jüngeren Bruder Gustav. Stella weiß aus der Zukunft, dass eben dieses Mädchen als eines der ersten Medizin studieren wird, auch wenn der strenge Vater eine traditionelle Frauenrolle für sie vorgesehen hat. Doch momentan plagen die Geschwister andere Sorgen: Ihr Vater steht kurz vor dem Bankrott und deshalb droht nun sogar der Verlust der gemütlichen Familienvilla. Dass der vom Onkel versteckte Schatz, der "Stern des Orients“, tatsächlich existieren und sie retten könnte, daran glauben Clementines und Gustavs Eltern nicht. Doch Stella überredet die Geschwister zu einer Schatzsuche. Gut ausgerüstet, machen sich die drei mit Hilfe eines geheimnisvollen Amuletts auf den Weg. Leider haben auch zwei skrupellose Ganoven von dem Kleinod gehört. So wird die Suche nach dem „Stern des Orients“ ein spannendes Wettrennen gegen die Zeit.
„»Seit wann ist eigentlich verboten, was nicht erlaubt ist?«, fragt Stella gern, und diese Keckheit ist Programm. Stella hält sich nicht an die Regeln von einst. Sie zeigt den Kindern von damals, dass man freier, frecher, selbstbewusster sein kann.“ (Thomas Klingenmaier, Rheinische Post)
Mädchen, Pferde und eine abenteuerliche Rettungsaktion – daraus werden oft leicht verdauliche Kinderfilme gestrickt. "Rettet Trigger!" aber ist von anderem Format. Statt in idyllisch ländlicher Gegend spielt der Film in einem tristen großstädtischen Bezirk. Hier lebt die elfjährige Alise. Um ihren Freundinnen zu imponieren behauptet sie, sich prima mit Pferden auszu-kennen, vor denen sie sich eigentlich fürchtet. Da trifft sie auf den aus-gerissenen temperamentvollen Hengst Trigger. Ihr Großvater Lasse, ehemaliger Pferdezüchter, hilft ihr, den prachtvollen Schimmel einzufangen, den sein skrupellose Besitzer töten lassen will, um eine Versicherungs-prämie zu kassieren. Großvater und Enkelin wollen das Pferd retten. Doch dann erleidet der todkranke Lasse einen Zusammenbruch. Alise steht allein mit dem Problem da und ist zudem voller Sorge um den Großvater.
„Ein mitreißender "Pferdefilm" für Kinder, der jenseits aller Klischees des Genres mit inszenatorischer Wucht und im guten Sinne "rücksichtslos" vom Sieg eines Mädchens über seine Ängste erzählt.“ (Julia Teichmann, filmdienst)
Endlich Sommerferien! Aber die Aussichten darauf wirken ein bisschen langweilig in der dänischen Vorstadtsiedlung. Da der zehnjährige Axel nicht in den Urlaub fahren kann, erscheint der Gesangswettbewerb des Jugendclubs als letzte Rettung. Aber zusammen mit zwei Mädchen auf der Bühne stehen? Da ist er doch viel mehr von den muslimischen Jugendlichen aus der Nachbarschaft fasziniert, die schnelle Autos fahren und coole Goldkettchen tragen. Kurzerhand beschließt Axel, auch Muslim zu werden. Vom ersten Gebet in der Moschee bis hin zu den Essgewohnheiten erkundet er den Alltag seines neuen Lebens. Für Fatmi und Annika aus der Gesangsgruppe bleibt da kaum noch Zeit. Aber als Fatmis Eltern ihrer Tochter verbieten, am Wettbewerb teilzunehmen, muss Axel sich etwas einfallen lassen. Denn ohne Fatmi hat das Trio keine Chance.
„Erfrischend erhebt sich der Film über alle gängigen Multi-Kulti-Klischees und bleibt dabei immer respektvoll, ob es um Vorurteile oder religiöse Empfindungen geht. Axel gewinnt neue Freundschaften und schafft es spielend, zwischen den Kulturen zu vermitteln.“ (Manfred Hobsch, Kinder- und Jugendfilm-Korrespondenz)
Am Anfang steht eine Mutprobe. Der zehnjährige Hannes will in die Bande der „Vorstadtkrokodile“ aufgenommen werden und muss das Dach einer baufälligen Ziegelei erklimmen. Die waghalsige Aktion wird von Kai, einem Jungen im Rollstuhl, von seinem Zimmer aus durch ein Teleskop beobachtet. Die Buben aus der Bande feuern Hannes an. Nur Maria, das einzige Mädchen, hat Angst um ihn. Und Tatsächlich rutscht der Junge ab, klammert sich an die Dachrinne und wird in letzter Sekunde von der Feuerwehr gerettet, die Kai alarmiert hat. Auch Kai träumt davon, den „Vorstadtkrokodilen“ anzugehören. Aber alle außer Hannes betrachten ihn als "Spasti", der noch nicht mal wegrennen kann, wenn es brenzlig wird. Als Kai einen nächtlichen Einbruch beobachtet, wird er plötzlich interessant für die Bande. Doch er will nur reden, wenn er mitkommen darf. Mit seiner Hilfe sowie mit Ideenreichtum und Mut machen sich die "Vorstadtkrokodile" daran, den Fall zu lösen und es mit der Einbrecherbande aufzunehmen.
„Ditters gelungene, frische und (...) unsentimentale Version zeigt vor allem Sinn für das Lebensgefühl heutiger Kinder. Nie werden den Darstellern verquälte Sätze in den Mund gelegt, sie dürfen verblüffend natürlich reden und agieren.“ (Ina Hochreuther, Stuttgarter Zeitung)
Sie könnten unterschiedlicher kaum sein: der elfjährige Will, Mitglied einer weltabgewandten Religionsgemeinschaft, und Lee, der größte Rabauke der Schule. Zuerst will dieser den gutmütigen Will nur ausnutzen, doch bald wächst Will zur Verwunderung aller über sich hinaus. Die Initialzündung dafür geht ausgerechnet von dem Actionstreifen "Rambo" aus, den Lee frisch aus dem Kino als Raubkopie besorgt hat. Denn die Abenteuer des Einzelkämpfers sind die ersten bewegten Bilder, die Will, für den Musik und Fernsehen verboten sind, Anfang der 1980er Jahre zu sehen bekommt. Begeistert von der Magie des Kinos, träumt Will sich in die Rolle des Sohnes von „Rambow“ hinein, der seinen Vater befreien muss. Und weil Lee eine Kamera und Will viele Ideen hat, drehen die beiden Jungs schon bald ihre eigene Filmversion. Mit jeder fertigen Szene wächst die Freundschaft zwischen den zweien, bis Wills neue Leidenschaft andere Schüler neugierig stimmt und Lee eifersüchtig versucht, seinen Alleinanspruch zu verteidigen.
„«Son of Rambow» ist eine Geschichte von Jugendlichen, die nicht durch naive Friedenserziehung und platte Correctness an ihrer Entwicklung gehindert werden. Bei Jennings dürfen sie sensibel und martialisch zugleich sein (...) Will und Lee mögen sich noch so waffenstarrend vor die Kamera stellen, was sie suchen, ist etwas ganz Schlichtes: Freundschaft, Verständnis und Zuwendung.“ (Thomas Binotto, NZZ online)
Regie: Natasha Arthy
Länge: 97 Minuten
empfohlen von 8. bis 12./13. Jahrgangsstufe
Themen: Migranten, Familienbeziehungen, interkulturelle Beziehungen, Identität, Erwachsenwerden, Geschlechterrollen, Rebellion, Tradition, Muslime, Kampfsport (Martial Arts)
Wenn sie kämpft, fühlt sie sich selbst. Die siebzehnjährige Ayşe trainiert leidenschaftlich Kung Fu und vergisst darüber schon einmal die Schulaufgaben. Ayşe ist ständig in Bewegung, kämpft letztendlich mit sich selbst, mit ihrer Rolle im Leben und den an sie gestellten Erwartungen ihrer zwar liberalen, aber dennoch in den muslimischen Traditionen verwurzelten Familie. Aus der Mädchen-Kung-Fu-Gruppe wechselt sie heimlich in einen professionellen Verein, in dem Mädchen und Jungen allerdings gemeinsam trainieren. Für ihren neuen chinesischen Lehrer Shi Fu zählen einzig Disziplin und Hingabe an den Kampfsport und nicht Ayşes türkischer Hintergrund, der ihr verbietet, Jungen körperlich so nahe zu kommen. Eine Weile geht alles gut. Doch dann taucht Omar als neues Teammitglied auf und droht, ihrer Familie davon zu berichten, dass sie in einer gemischten Truppe trainiert. Das hätte nicht nur für sie fatale Folgen, sondern auch für ihren Bruder Ali, einen jungen Arzt, der sich mit einer ebenfalls türkischstämmigen Frau aus erzkonservativer Familie verloben möchte. Dass Ayşe verwirrende Gefühle gegenüber ihrem Übungspartner Emil entwickelt, macht die Sache nicht eben einfacher...
„Sowohl Ayşe als auch Ali sind moderne junge Menschen, die von den Zwängen ihrer Herkunft eingeholt werden. Die sehr realistisch gezeigten Konflikte erhalten durch die manchmal fast tänzerisch inszenierten Kampfchoreografien eine mitreißende Dynamik. Für die vielen widersprüchlichen Gefühle wie die Zerrissenheit zwischen den Kulturen, aber auch ganz allgemein das Gefühlschaos Jugendlicher findet der Kameramann Sebastian Wintero, unterstützt von Xian Gao („Tiger and Dragon“) sprechende Bilder.“ (Ina Hochreuther, Stuttgarter Zeitung)
Redaktionell verantwortlich: Beate Völcker
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