Lesen kontinuierlicher Sach- und Gebrauchstexte
Vorwissen aktivieren und bereitstellen
Im Deutschunterricht geht es im Umgang mit kontinuierlichen Sach- und Gebrauchstexten darum, die Lernenden durch das schrittweise Erlernen von Arbeitstechniken zu befähigen, Inhalte situations- und funktionsbezogen zu erschließen, zu strukturieren, darzustellen und damit wiederzugeben. Dies kann sowohl partiell an einem Text wie auch an verschiedenen Texten zum selben Inhalt praktiziert werden. "Die intensive Erarbeitung von Aufbau, Struktur und Inhalt einer Quelle ist ebenso bedeutsam wie das Durchsuchen verschiedener Quellen nach bestimmten Inhalten."1 Der jeweilige Text ist dann entscheidend für die Auswahl von Texterschließungsstrategien und damit verbundenen Leseaufgaben.
Bei einigen Sachtexten, z.B. solchen die Handlungsfolgen aufzeigen und erzählende Elemente enthalten, eignet sich das Paraphrasieren als Erschließungsmethode gut. Andere kontinuierliche Sach- und Gebrauchstexte hingegen, z.B. Lexikonartikel, sind schon so verdichtet, dass sie nicht weiter zusammengefasst werden können. Hier kann eine Ausweitung durch Ergänzungen, Hinzufügen weiterer Beispiele oder Erläuterungen das Textverständnis begünstigen. Der Verstehensprozess sollte durch Leseaufgaben so gesteuert werden, dass die Schülerinnen und Schüler wiederholt den Text überfliegend, selektierend oder detailliert lesen.
In jedem kontinuierlichen Sach- und Gebrauchstext finden Leser und Leserinnen Ankerpunkte, sogenannte Verstehensinseln. Das individuelle "Schon-Verstehen" ist Ausgangspunkt für die Arbeit am Text und bietet gleichfalls eine Grundlage für Reflexionen zur Strukturierung des Textes in bekannte und neue Informationen bzw. in wichtige und nebensächliche Informationen oder im Hinblick auf Wissenslücken, unverstandene Begriffe oder Schlüsselstellen. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang auch das Lesen mit Randnotizen und -symbolen.
Der Wechsel der Darstellungsformen beim Umgang mit kontinuierlichen Sach- und Gebrauchstexten spielt eine wichtige Rolle. Das eigentliche Textverstehen vollzieht sich in besonderem Maße beim Überführen in andere schriftliche oder mündliche Darstellungsformen bzw. Mischformen. So können die Inhalte beispielsweise in einer Zusammenfassung, einem Schaubild, einer Skizze, einem Diagramm, einer Formel, einem Quiz usw. fixiert und dargestellt oder als Kurzreferat bzw. Poster präsentiert werden.
1 Susanne Becker: Den Umgang mit Sachinhalten differenziert beurteilen. In: Deutsch. Unterrichtspraxis für die Klassen 5 bis 10. Heft 2, 1. Quartal 2005, Seite 18
Redaktionell verantwortlich: Erna Hattendorf
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