Quelle 1: Synagogenbesuche – Kirchenbesuche. Rabbiner Dr. Berger, Berlin
Wenn christliche Lehrer mit ihren Zöglingen Synagogenführungen vornehmen wollen, um ihre Schüler und Schülerinnen mit den Einrichtungen des jüdischen Gotteshauses vertraut zu machen und den Geschichtsunterricht zu veranschaulichen, dann dürften solche Wünsche bei uns nur Freude auslösen. Bei solchen Führungen können viele Vorurteile gegen Juden und Judentum, die in der Phantasie der christlichen Jugend eine große Rolle spielen und sich oft ungünstig auswirken, beseitigt werden. Wir können bei solchen Anlässen überzeugend nachweisen, daß unsere Religion das Licht des Tages nicht zu scheuen habe...
Die Frage, ob jüdische Schüler und Schülerinnen unter Führung ihrer eigenen Lehrer oder Rabbiner einer Einladung zum Besuch der Kirchen Folge leisten sollen, kann gleichfalls nur bejahend beantwortet werden. In solchen Führungen erblicke ich eine Lehrstunde zur Bereicherung des Wissens.
Zitiert aus: Israelitisches Familienblatt, 35. Jahrgang, Nr.1, vom 5. 1. 1933, S. 11.
Quelle 2: Warum Antisemitismus?
Antisemitismus ... Die Zeiten sind vorbei, da es in unseren Kreisen sozusagen „zum guten Ton“ gehörte, über sein Bestehen achselzuckend, oder allenfalls mit einigen Sätzen optimistischer Selbsttäuschung hinwegzugehen. Heute werden sich auch unsere „unentwegtesten Optimisten“ nicht mehr verschweigen können, daß jene uralte Abneigung gegen uns Juden, der man seit etwa einem halben Jahrhundert den Namen „Antisemitismus“ gegeben hat, keine vorübergehende Grille einzelner, noch „Unaufgeklärter“, nicht die Ausnahme ist, sondern fast schon die Regel: eine höchst real wirkende Kraft, die die Stellung immer weiterer Schichten des deutschen Volkes zu uns, der halben Million deutscher Juden in seiner Mitte, diktiert.
Zitiert aus: Israelitisches Familienblatt, 37. Jahrgang, Nr.17, vom 23.4.1935, S. 1.
Redaktionell verantwortlich: Dr. Uwe Besch, LISUM
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