Zitat Juni 2007

Zitat Juni 2007

"Geld ist rund und rollt weg, aber Bildung bleibt."   (Heinrich Heine)

 

Geht es denn immer nur um Geld? Nein, es geht auch manchmal um Bildung.

Heinrich Heine gehört seit meiner Abiturzeit zu meinen Lieblingsdichtern und dieses Zitat war in meiner Berufszeit mehr als einmal Trost und Forderung zugleich.

Im Jahr 2005 fand in Düsseldorf, in der Stadt Heinrich Heines, unter diesem Motto der 94. deutsche Bibliothekartag statt und ließ Interessantes entdecken: Jeder Bundesbürger besuche durchschnittlich ein Mal im Jahr eine Öffentliche Bibliothek. 2003 waren dies rund 94,2 Millionen Besucher - zum Vergleich: Alle Bundesligaspiele dieser Saison hatten zusammen rund 10,7 Millionen Zuschauer. - 2003 wurden in den Bibliotheken 285,8 Millionen Medien entliehen, rund ein Fünftel davon waren keine Bücher. Das kostete den Steuerzahler rund 684 Millionen Euro, davon 68 Millionen Euro an Erwerbungsmitteln für neue Medien, was etwa dem Bau von fünf Kilometern Bundesautobahn entspricht. Um Missverständnissen vorzubeugen: Bibliotheken haben nichts gegen Autobahnen und Bundesliga. Im Gegenteil: auch hierüber können sie viel Wissenswertes vermitteln. Bibliotheken sind auf allen Stufen der individuellen Bildungsbiographie vorhanden: im Kindesalter fördern sie die Lesekompetenz, machen neugierig, sind wichtige Ressourcen für die Forschung und Lehre. Bibliotheken unterstützen und begleiten das lebenslange Lernen. Ihre Angebote reichen von der Bereitstellung von Literatur und elektronischen Medien bis zur Vermittlung von Fachinformationen via Internet und Datenbanken. Und sie kosten Geld. Um ihre  Finanzierung als Informations- und Wissensmanager muss immer wieder gestritten werden. Geld ist also rund und rollt weg. Wohin?


Bibliotheken sind der Gesellschaft lieb und teuer, und in ihrer öffentlichen Wahrnehmung oft nur teuer. Mittelfristig geht es aber um mehr als die Abwehr von Gefahren. Das Bibliothekswesen bedarf der Kontinuität der Einrichtungen wie der Modernisierung ihrer Dienstleistungen, um wachsenden Aufgaben gerecht zu werden. Denn Bildung ist in ihrer ganzen Vielfalt und Herausforderung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Und Bildung bleibt, wie ich von Heine weiß.

Vita Cornelia Stabrodt

  • Jahrgang 1960
  • verheiratet, 1 Sohn
  • Abitur 1979 in Brandenburg an der Havel
  • 1 Jahr Hilfskraft in der Stadtbibliothek Brandenburg an der Havel
  • Studium Bibliothekswesen in Leipzig, 1983 Diplom
  • 1983 bis 1990 Leiterin einer Zweigstelle der Stadtbibliothek in Brandenburg
  • seit 1991 Direktorin der Stadtbibliothek, die seit 1998 den Namen des in Brandenburg/Havel geborenen Dichters Friedrich de la Motte Fouqué trägt
  • seit 2005 Vorsitzende des Landesverbandes Brandenburg im Deutschen Bibliotheksverband e.V.

Redaktionell verantwortlich: Ralf Dietrich, LISUM