Arbeit mit Portfolios
Was geschieht eigentlich in der Regel mit gelungenen Schülerarbeiten? Sie werden korrigiert, benotet, zurückgegeben und landen nicht selten im Papierkorb. Nicht erst die aktuelle Orientierung auf eine Lernkultur der Individualisierung und Selbstbestimmung macht dieses Verfahren obsolet. Aber: Wie kann es gelingen, der einzelnen Schülerin oder dem einzelnen Schüler die Verantwortung für seinen Lernfortschritt und die Resultate nahezubringen? Wie schafft man es, dass die besten Arbeiten jeder Schülerin und jedes Schülers angemessen dokumentiert und gewürdigt werden? Hierzu bietet sich der Einsatz von Portfolios an, in denen die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeitsergebnisse zusammenstellen.
Was ist ein Portfolio?
Ein Portfolio ist eine Sammlung von Arbeiten, welche die individuellen Bemühungen, Fortschritte, Leistungen und Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler auf einem oder mehreren Gebieten zeigt. Grundsätzlich werden zwei Typen unterschieden:
Prozess- (oder Entwicklungs-) Portfolios dokumentieren den Lernweg und beinhalten neben Lösungsversuchen, Entwürfen und Überarbeitungen von Aufgaben vor allem Selbstreflexion und Zielsetzungen für künftiges Lernen. Sie werden in der Regel nicht beurteilt, sondern dienen den Schülerinnen und Schülern zur Selbsteinschätzung bzw. als Grundlage für Lernberatungsgespräche.
Produkt- (oder Ergebnis-) Portfolios dokumentieren besonders gelungene Lernergebnisse. Die Schülerinnen und Schüler wählen die Arbeiten selbst aus, nachdem sie oder er an der Festlegung der Auswahl- und der Beurteilungskriterien beteiligt wurde. Dieser Portfolio-Typ ist stärker auf Präsentation und Bewertung hin angelegt.
Wie verändern sich die Schüler- und die Lehrerrolle durch die Portfolio-Arbeit?
Die Schülerinnen und Schüler arbeiten weitgehend selbstständig und selbstbestimmt. Sie können für alle verbindliche Lernziele mit persönlichen Lernzielen koppeln, diese auf individuellem Wege, mit unterschiedlichem Zeitaufwand erreichen, Prozess und Produkt einem Lehrer- und einem Peer-Feedback zugänglich machen und schließlich einer Selbstreflexion unterziehen.
Die Lehrerinnen und Lehrer haben begleitende, beratende und unterstützende Funktion, sie analysieren nun nicht mehr vorab und allein die Bedeutung der Lerngegenstände, sondern dies geschieht auch und vor allem im Unterrichtsprozess und gemeinsam mit den Schülern.
Praktische Hinweise
Anwendungsgebiet: Vor allem im Fremdsprachenunterricht hat die Portfolio-Arbeit durch das „Europäische Portfolio der Sprachen“ schon seit geraumer Zeit Einzug gehalten. Mittlerweile findet man aber ohne große Mühe für nahezu alle Fächer vielfältige Hinweise und Anregungen zur Portfolio-Arbeit, auch leicht zugänglich im Internet.
Ein Beispiel aus dem Deutschunterricht: Das Entwicklungsportfolio im Deutschunterricht soll z. B. den Prozess der Textproduktion dokumentieren. Es kann folgende Aufgabenstellungen bzw. Lernprodukte enthalten: Brainstorming/Mindmap - Materialsammlung - Materialbearbeitung (markieren und exzerpieren) - Gliederung - Entwurf - Bearbeitungsvorschläge - Überarbeitung - Endprodukt - Selbstbeurteilung der Schülerinnen und Schüler - Kommentar des Schülers zum Arbeitsprozess - Rückmeldungen der Lehrkraft und von Mitschülern.
Vorbereitung: Die Arbeit mit Portfolios im Unterricht verlangt eine sehr gute Vorbereitung: Lernziele, „Pflicht- und Küraufgaben“, Zeitplan sowie Qualitätskriterien müssen von Anfang an transparent sein. Während der eigentlichen Arbeit am Portfolio, die bei „Anfängern“ eng in den Unterricht eingebunden sein sollte, läuft es dann im besten Fall „wie von selbst“.
Halbzeit/Zwischenbericht: Zwischenphasen für Peer-Feedback und/oder Lehrer-Feedback zu allen Portfolios bzw. zu einzelnen Dokumenten mittels Kommentar auf der Basis gemeinsam vereinbarter Qualitätskriterien sind sinnvoll und wichtig.
Präsentation: Portfolios müssen in der einen oder anderen Form, in größerem oder kleinerem Rahmen präsentiert werden. Dies kann beispielsweise so aussehen, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Portfolios im Klassenraum auslegen, damit die Mitschülerinnen und Mitschüler sich einen Überblick verschaffen und eine Mappe zur näheren „Begutachtung“ auswählen können.
Beurteilung: Wenn Sie das Portfolio oder Teile des Portfolios mit Noten beurteilen müssen oder wollen, sollten Sie ein Portfolio, das nicht dem gemeinsam erarbeiteten Qualitätsraster für eine ausgezeichnete, eine solide und eine noch akzeptable Arbeit entspricht, vor der Beurteilung zur Überarbeitung an die Schülerinnen und Schüler zurückgeben - sofern sie sich Mühe gegeben hat, sollten sie nicht durch eine 5 oder gar 6 demotiviert werden. Unabhängig von einer Notenbeurteilung ist eine abschließende Würdigung jeder einzelnen Mappe unverzichtbar.
Literaturhinweise/Internetadressen
Brunner, Ilse u. a. (Hg.): Handbuch Portfolioarbeit, Konzepte, Anregungen, Erfahrungen aus Schule und Lehrerbildung, Seelze-Velber 2006
Easley, Shirley-Dale/Mitchell, Kay: Arbeiten mit Portfolios. Schüler fordern, fördern und fair beurteilen, Mühlheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr 2004
Plamenig, Beatrix: Vom Lesetagebuch zum Portfolio. Ein Baustein für das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen, Graz: Pädagogisches Institut des Bundes in Steiermark 2001
Portfolio im berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst
Was ist ein Portfolio? Ein Portfolio ist eine Sammlung von Arbeiten, welche die individuellen Bemühungen, Fortschritte, Leistungen und Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler auf einem oder mehreren Gebieten zeigt. Ein Portfolio dient auch der Selbstreflexion der eigenen Arbeit und der Bewusstmachung der Schwerpunkte zukünftiger Arbeiten. Schreiben hilft dabei oft. Was für Schülerinnen und Schüler gilt, ist auch für Lehrkräfte sinnvoll und anwendbar.
So könnte zum Beispiel ein Portfolio während des berufsbegleitenden Vorbereitungsdienstes gestaltet werden (Inhaltsverzeichnis):
Zeitliche Einordnung | Autor | Inhalt | Seite |
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E-Kurs | LAA | Erwartungen an die achtzehnmonatige Ausbildung | |
E-Kurs | LAA | Persönliche Ziele als Lehrkraft und Rollenerwartung als Lehrer/in | |
nach zwei Monaten | LAA | Was ist für mich guter Unterricht? | |
vierteljährlich oder bei Bedarf | LAA | Meine Erfahrungen an der Ausbildungsschule | |
nach einem Vierteljahr | LAA | Zwischenbilanz nach drei Monaten | |
Nach sechs Monaten | LAA | Wünsche und Erwartungen an das nächste Schul(halb)jahr - Klassen, Kurse, Themen etc. | |
nach Unterrichtsbesuchen | LAA | Unterrichtsentwürfe - Reflexion von Nachbesprechungen mit FSL - Stärken/Schwächen - Ziele | |
nach einem halben Jahr | LAA, FSL, SL | Beurteilungsgespräch mit FSL - Selbstreflexion - Stärken-Schwächen-Analyse - Ziele setzen/abstimmen | |
nach einem Jahr | LAA, FSL, SL | Beurteilungsgespräch mit FSL - Vorbereitung - Zielvereinbarungen |
Redaktionell verantwortlich: Katharina Wucke, SenBJF
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