Das Bruce Springsteen-Konzert in Berlin-Weißensee 1988 – Katalysator der Friedlichen Revolution in der DDR?
Im Frühsommer 1988 fand in Berlin-Weißensee das größte Rockkonzert statt, das Bruce Springsteen und die E Street Band je gegeben hatten. Die Ereignisse während und die Rezeption nach dem Konzert bieten mit Blick auf die Stimmung und die Lage in der DDR der späten 1980er Jahre Ansatzpunkte für einen lebendigen Geschichtsunterricht.
Autoren des Unterrichtsmaterials: Thomas Zehrer und Holger Lehmann

„Did he kick a Hole in the Wall?“
Historischer Kontext
Im Frühsommer 1988 fand in Berlin-Weißensee das größte Rockkonzert statt, das Bruce Springsteen und die E Street Band je gegeben hatten. Da im Laufe des Nachmittags die Einlasskontrollen immer laxer und kurz vor Beginn ganz eingestellt wurden, konnte die Besucherzahl nicht genau angegeben werden. Es kursieren weit auseinandergehende Schätzungen. Bruce Springsteen sprach davon, dass es „eine der besten“ Shows gewesen sei, „die wir je gespielt haben“.[1]
Sein Auftritt war historisch eingebettet in eine Konzertreihe, die 1983 unter den Titel „Berliner Rocksommer“ von der DDR-Jugendorganisation FDJ eingerichtet wurde. Sie verfolgte mit der Reihe das Ziel, der zunehmenden Distanzierung der Jugend von den Idealen des Sozialismus in der DDR entgegenzuwirken. Auch das Konzert von Bruce Springsteen sollte von der DDR-Führung dafür instrumentalisiert werden. Dass das Gegenteil erreicht wurde, wird von einigen der vorgelegten Materialien adäquat vermittelt. Der Künstler selbst und ein Teil seiner Zuhörerschaft nutzten den Auftritt, um sich zu positionieren und den in der DDR existierenden emanzipatorischen Handlungsrahmen neu abzustecken.
Noch im April 1987 enttäuschte die DDR-Führung Hoffnungen der Bevölkerungsmehrheit auf Reformen im Sinne von Perestroika und Glasnost. Zur Jahreswende 1987/88 zeigte sie im Umgang mit abweichenden Meinungen Härte. Einerseits wurde die Berliner Umweltbibliothek in der Zionskirche durchsucht und andererseits wurden Oppositionelle, die an der staatlichen Luxemburg-Liebknecht-Gedenkveranstaltung mit eigenen Plakaten teilnahmen, wenig später ausgebürgert.
Bruce Springsteen und ein Teil seines Publikums waren sich im Geiste einig, die vorgegebenen Handlungsspielräume auszutesten und wenn möglich zu erweitern. Das Konzert garantierte nonstop Musik aus dem Westen. Keine Spur mehr von der 60/40-Regel[2] und vorgefertigten propagandistischen Appellen von der Bühne. Bruce Springsteen grenzte sich von parteipolitischen Vereinnahmungsversuchen ab und machte Hoffnung auf Veränderungen.
[1] Zitiert nach: https://www.80s80s.de/30-Jahre-Mauerfall-Springsteen (Zugriff am 16.11.2021)
[2] Die 60/40-Regel war Bestandteil der Anordnung über die Programmgestaltung bei Tanz- und Unterhaltungsmusik vom 2. Januar 1958 des Ministeriums für Kultur der DDR. Dadurch wurde versucht auf den Devisenmangel in der DDR zu reagieren und - noch wichtiger - die politisch-ideologische Kontroll- sowie Ausrichtungsaktivitäten der SED auf den Bereich der Rock- und Pop-Musik auszudehnen.
Materialien
Die 5 Hörwinkel

Rahmenlehrplanbezüge und didaktische Hinweise
Das vorliegende Material wurde im Januar 2022 im Rahmen einer Fortbildung Lehrenden aus Berlin und Brandenburg vorgestellt und auf seine Unterrichtstauglichkeit überprüft. Der Rahmenlehrplan 1-10 Teil C Geschichte Jahrgangsstufen 7-10 der beiden Bundesländer ruft u. a. dazu auf, fächerverbindende und fächerübergreifende Synergieeffekte zu erschließen und für den Unterricht nutzbar zu machen. Explizit ausgewiesen ist dies in der Doppeljahrgangsstufe 5/6 für den gesellschaftswissenschaftlichen Unterricht und in jedem folgenden Jahr für ausgewählte Themen wie zum Beispiel „Armut und Reichtum“ [1] oder „Europa in der Welt“. [2]Dabei werden die Unterrichtsfächer Politische Bildung, Geschichte und Geografie inhaltlich und methodisch zusammengeführt. Eine Erweiterung um Ethik (in Berlin) und L-E-R (in Brandenburg) ist möglich und wird bereits in einigen Schulen erfolgreich angeboten.
Damit ist die Palette der fächerverbindenden oder fächerübergreifenden Möglichkeiten noch nicht erschöpft. Das hier vorliegende Materialangebot führt die beiden Unterrichtsfächer Geschichte und Musik thematisch und methodisch zusammen. Das dafür notwendige Stundenbudget kann je nach den örtlichen Rahmenbedingungen individuell abgestimmt werden. Empfohlen wird das vorliegende fächerverbindende Unterrichtsmodul mit einer Präsentation oder im Rahmen eines Konzerts abzuschließen; vielleicht bei einem Tag der offenen Tür oder am Abschluss einer Projektwoche.
Fächerverbindende Gedanken
Die zusammengestellten Vorlagen können u. a. in der Sekundarstufe I im Rahmen eines fächerverbindenden Unterrichtsprojekts von Geschichte und Musik eingesetzt werden. Es umfasst 12 z. T. aufeinander aufbauende Bearbeitungsvorschläge, die aus Sicht des Geschichtsunterrichts inhaltlich der Sequenz „Der Kalte Krieg: Bipolare Welt und Deutschland nach 1945“ [3] zugeordnet werden können. Es bietet sich aber auch die Möglichkeit, mithilfe ausgewählter Materialien das Wahlmodul „Die Welt nach dem Kalten Krieg 1989 – 1991“ [4] einzuleiten. Der Rahmenlehrplan 1-10 Teil C für das Fach Geschichte offeriert dafür zwei gut nutzbare inhaltliche Ankerpunkte: den „Umgang mit Opposition“ [5] in der DDR und die „friedliche Revolution 1989 […] als Herausforderung und Prozess“.[6]
Auch für das Unterrichtsfach Musik gibt es in der Sekundarstufe I zwei verbindliche Rahmenplanbezüge, die Themen „Funktionale Musik“ und „Musik und Gesellschaft“. Mit den vorliegenden Unterrichtsmaterialien können inhaltliche Vorgaben von „politische Musik“, „Musikszenen, Jugendkulturen“ und „Musik und Herrschaft, Musik als Protest“ [7] in Teilen umgesetzt werden.
Außerdem ist es in diesem Projekt möglich, fächerverbindend Elemente des aus dem Musikunterricht bekannten Modells der „Fünf Hörwinkel“ [8] einzuführen oder anzuwenden. Speziell für die Punkte Emotion und Semantik bieten sich Anknüpfungspunkte an.
Mithilfe der ausgewählten Hör- und Videobeispiele kann der Frage nachgegangen werden: „Was macht diese Musik mit mir?“ Animiert dieser Song die Lernenden zum Mitsummen, Mitsingen oder Tanzen? Welche Gefühle werden geweckt? Darüber hinaus bieten die Videoclips die Möglichkeit, die eigenen Emotionen in der Klasse zu diskutieren oder sie mit denen des Publikums von 1988 zu vergleichen.
Um den Punkt Semantik des „Fünf Hörwinkel-Modells“ zu vertiefen, können auch Songs miteinander verglichen werden. Die DDR-Punkband Sandow aus Cottbus machte 1988 den Versuch das Bruce Springsteen-Konzert ironisch zu verarbeiten. Damit bietet sich die Möglichkeit, die musikalischen Strukturen zweier Lieder („Born in the USA“ und „Born in the GDR“) gegenüberzustellen sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten.
Darüber hinaus ist es aber auch möglich, einen Teil der Vorlagen im Geschichtsunterricht des 4. Kurshalbjahres in Grund- und/oder Leistungskursen einzusetzen. Speziell das Modul „Die bipolare Welt nach 1945“ [9] lässt sich mit den vorliegenden Arbeitsblättern adäquat unterlegen, da beispielsweise Vergleiche unter ausgewählten Aspekten angeboten werden. Die Materialien werden den methodischen Rahmenplanvorgaben sehr gut gerecht, denn darin wird gefordert, dass „Filme, Plakate, Fotos, Lieder systematisch [zu] analysieren, interpretieren, bewerten und vergleichen“ [10] sind.
Vorschläge für Sozialformen
Die angebotenen Arbeitshinweise sind weitgehend offen formuliert. Je nach Unterrichtssituation kann durch die Lehrkraft oder auch in Absprache mit den Lernenden entschieden werden, welche Sozialform angemessen erscheint und genutzt werden soll.
Darüber hinaus kann das Material differenzierend und arbeitsteilig eingesetzt werden. Eine inhaltliche Kürzung ist denkbar. Punktuell bietet sich aber auch die Möglichkeit zur inhaltlichen Vertiefung.
Die Texte, Abbildungen, Musik- und Videoclips werden meist unter einer gemeinsamen, offen formulierten Themenfrage zusammengefasst. Sie bildet die inhaltliche Klammer für die jeweiligen Vorlagen und dient als Bogen, der Ausgangs- und Endpunkt der Betrachtungen zusammenfasst und am Ende der Unterrichtsstunde in der Lerngruppe diskutiert werden kann.
[1] Rahmenplan Teil C Geschichte, Berlin/Potsdam 2015, S. 28; in: bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/unterricht/rahmenlehrplaene/Rahmenlehrplanprojekt/amtliche_Fassung/Teil_C_Geschichte_2015_11_10_WEB.pdf (Zugriff am 16.11.2021)
[2] Ebenda S. 33
[3] Rahmenplan Teil C Geschichte, Berlin/Potsdam 2015, S. 31; in: bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/unterricht/rahmenlehrplaene/Rahmenlehrplanprojekt/amtliche_Fassung/Teil_C_Geschichte_2015_11_10_WEB.pdf (Zugriff am 16.11.2021)
[4] Ebenda S. 34
[5] Ebenda S. 31
[6] Ebenda S. 31
[7]Rahmenlehrplan Teil C Musik, Berlin/Potsdam 2015, S. 29/30, in: bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/unterricht/rahmenlehrplaene/Rahmenlehrplanprojekt/amtliche_Fassung/Teil_C_Musik_2015_11_16_web.pdf
[8] Hans Jünger, Fünf Hörwinkel. Aspekte des Musikhörens; in: Musikunterricht aktuell 5/2017, Mainz BMU, S. 8-13
[9] Rahmenlehrplan für die gymnasiale Oberstufe Geschichte, Berlin 2006, S. 26
[10] Ebenda, S. 26
Ein Künstler im Wettstreit der politischen Systeme: Wie viel Eigenständigkeit ist möglich?
Q1 Eintrittskarten für die Bruce Springsteen-Konzerte in Berlin
Aufgaben:
- Erschließe die beiden Abbildungen und vergleiche sie. Achte auf Künstler, Ort, Zeit, Veranstalter, Motto, Preis und Gestaltung. Lege dafür eine Tabelle an (Q1).
- Ordne die beiden Auftrittsorte unter dem Geschichtspunkt der bipolaren Welt ein.
- Erkläre, inwieweit es durch den jeweiligen Veranstalter zu einer politischen Vereinnahmung des Künstlers kommt.
Erläuterungen: 1988 jährte sich zum 9. Mal die sandinistische Revolution in Nikaragua. In Nicaragua hatte einige Jahre zuvor eine sozialistische Revolution eine linke Regierung hervorgebracht, gegen die konservativ-diktatorische Kräfte mit Unterstützung aus den USA vorgingen.
In der DDR wurde die Währung mit M (Mark) und in der Bundesrepublik/West-Berlin mit DM (Deutsche Mark) abgekürzt. Außerdem wurden in der DDR alle Kulturveranstaltungen pauschal mit einer Sonderabgabe von 0,05 Pfennig belegt.
Q2 Blick auf die Bühne in Berlin-Weißensee 1988
(Links und rechts eine scheinbar funktionslose Stahlkonstruktion und in der Mitte ein provisorisch angebrachtes Transparent mit dem schlecht lesbaren Titel der Welttournee: „Tunnel of Love“.)
Aufgaben:
- Beschreibe das Foto. Beachte die Größe der Bühne, die Funktion des Stahlgerüsts und das Bühnenbild (Q2).
- Benenne direkte und/oder indirekte Hinweise auf das Motto des Konzerts. Beachte die Bilderklärung.
- Vergleiche die Hinweise auf das Motto des Konzerts auf den Eintrittskarten (Q1) mit den Hinweisen auf dem Bühnenbild (Q2).
- Im Laufe des Konzerts reagierte Bruce Springteen auf Vereinnahmungsbemühungen der Organisatoren aus der DDR und rief aus: „Ich bin nicht für oder gegen eine Regierung hier, sondern um Rock’n’Roll zu spielen.“
- Erkläre, was dieser Satz über das Verhältnis Bruce Springsteens zur DDR-Politik aussagt.
- Ein Großteil des DDR-Publikums war häufig ähnlichen Vereinnahmungsbemühungen für die Politik der DDR ausgesetzt. Erkläre, welche Wirkung deshalb von diesem Satz ausgeht.
M1 Die Staaten Europas – Verlauf des Eisernen Vorhangs und Stationen der Tournee „Tunnel of Love Express“

Die Tournee „Tunnel of Love Express“ begann im Februar 1988 in Worcester/USA und kam am 11. Juni nach Italien. Die Stationen der Konzertreihe in Europa waren: Turin, Rom, Paris, Birmingham, London, Rotterdam, Stockholm, Dublin, Sheffield, Frankfurt/M., Basel, München, Ost-Berlin, West-Berlin, Kopenhagen, Oslo, Bremen, Madrid und Barcelona.
Aufgaben:
- Hebe in der Karte M1 den Verlauf des „Eisernen Vorhangs“ mit einer dicken (schwarzen) Linie hervor.
- Trage die Stationen der Tournee „Tunnel of Love Express“ in Europa mit einem Punkt oder Kreuz in die Karte ein. Ihre Lage kann mit dem Atlas ermittelt oder im Internet recherchiert werden.
- Erst im Verlauf der Tournee äußerte Bruce Springsteen die Idee, in Ost-Berlin auftreten zu wollen. Erkläre unter Beachtung der beiden politischen Lager, wie sich die Wahrnehmung der Tournee (vor allem in der DDR) geändert hat.
Q3 Selbst gefertigtes Transparent im Publikum


Aufgaben:
- Beschreibe die Stimmung im Publikum (Q4).
- Übersetze die Songzeile (aus „Born to run“) auf dem Transparent in die deutsche Sprache.
- Erkläre, wie diese Songzeile auf die Lebenssituation in der DDR übertragen werden kann.
- Lies den Augenzeigenbericht Q5 und erkläre, was neu an der Situation war, die Q4 zeigt.
- Erkläre den Aufbau des Modells „Kategorien widerständigen Verhaltens“ (M2) und ordne die öffentliche Zurschaustellung des Transparents (Q4) begründet ein.
- Diskutiert, inwieweit es sich bei diesen Jugendlichen um Oppositionelle handeln könnte.
- Häufig hatten Polizei oder Stasi Transparente mit Kritik an der DDR-Politik oder Sympatie-bekundungen für den Westen eingezogen und deren Autoren verhaftet. Erkläre, welche Wirkung von der Tatsache ausging, dass hier nicht eingegriffen wurde.
Q5 FDJ-Ordner und Publikum während des Bruce Springsteen-Konzertes 1988

Q6 Textauszug aus dem Song „Badlands“ – musikalischer Auftakt des Konzerts in Berlin-Weißensee 1988
Videomitschnitt vom Konzertbeginn:
www.youtube.com/watch(Zugriff am 5.04.2022)
Q7 „Badlands“ - Textauszug in deutscher Übersetzung

Aufgaben:
1. Das Springsteen-Konzert in Berlin-Weißensee wurde mit dem Song „Badlands“ eröffnet. Sieh Dir das Video an und
a) beschreibe die Reaktionen und Gefühle des Publikums,
b) benenne Merkmale der Bildführung,
c) begründe anhand der innenpolitischen Probleme der DDR-Regierung, wozu diese Bildperspektiven dienten.
d) benenne Instrumente, die zum Einsatz kommen,
e) erkläre, welches Bild vom Künstler und dem Publikum vermittelt wird.
2. Lies den Textauszug und ermittle Passagen, die es dem DDR-Publikum ermöglichten, den Song auf ihre Lebenssituation zu übertragen (Q7).
3. In seinem Song „Badlands“ änderte Bruce Springsteen eine Textstelle. Aus der Zustandsbeschreibung „We’ll keep pushing“ wurde in Weißensee eine Aufforderung: „Keep pushing“. Diskutiere, inwieweit diese Veränderung eine Einmischung in die Verhältnisse in der DDR war oder dem Zeitgeist von Glasnost und Perestroika entsprach.
4. Bisher forderten die Organisatoren von Konzerten in der DDR, dass Songlisten vorgelegt wurden. Wenn sich Künstler aus dem Westen Deutschlands weigerten, wurden ihre Auftritte abgesagt (z. B. BAP und Herbert Grönemeyer Mitte der 1980er Jahre). Bruce Springsteen musste eine solche Liste nicht vorlegen. Überprüfe, inwiefern dies als Zeichen der bröckelnden Macht der SED ausgelegt werden könnte.
Q8 Ansprache an das Publikum während des Konzerts
Als Reaktion auf die versuchte Vereinnahmung des Konzerts für die Politik der SED sagte Bruce Springsteen während seines mehrstündigen Auftritts:
„Ich bin nicht für oder gegen eine Regierung. Ich bin gekommen, um Rock’n’Roll zu spielen in der Hoffnung, dass eines Tages alle Barrieren abgerissen werden.“
Quellen- und Lizenzangabe: © Erik Kirschbaum, 2016. Rocking the Wall: Bruce Springsteen in Ost-Berlin 1988. Brühl: Osnaton, S.111
Aufgaben:
- Lies den Text und begründe, warum Bruce Springsteen diese Aussage wichtig war. Beachte deine Erkenntnisse aus der Bearbeitung von Q2+Q3.
- Diskutiere, inwieweit er sich durch die Ansprache doch zur Politik der DDR-Regierung äußerte.
- Erkläre vor dem Hintergrund von Perestroika und Glasnost, welche Wirkung diese beiden Sätze beim DDR-Publikum hinterlassen mussten.
Q9 Die Cottbuser Punkband Sandow verarbeitete 1988 ihre Eindrücke in dem Song „Born in the G.D.R“.

Aufgaben:
- Sieh dir das Video an und achte auf Symbole, die die Band in ihrer Show nutzt. Erkläre, warum das Anliegen des Songs dadurch klarer wird und deshalb er wieder ins Programm aufgenommen wurde.
- Vergleiche die beiden Hörbeispiele („Born in the USA“ und „Born in the G.D.R.“) hinsichtlich des melodischen Verlaufs und ihres formalen Aufbaus: www.youtube.com/watch und www.youtube.com/watch
- Der Songtext „Born in the G.D.R.“ beinhaltet Zustimmung zur SED-Politik und Kritik an ihr (Q9). Ordne diesem Raster (Zustimmung/Kritik) in einer Tabelle Textpassagen begründet zu.
- Stelle Vermutungen an, warum die DDR-Band dem Text diese Struktur gab.
- Nach der Deutschen Einheit nahm Sandow den Song mit der Begründung aus dem Programm, dass die beabsichtigte Ironie zu wenig vom Publikum erkannt werde. Begründe, in welchen Passagen du Ironie erkennst.
Begriffserläuterungen:
GDR - Die Abkürzung steht für German Demokratic Republik.
[14] „Wir bauen auf…“ ist eine Anlehnung an den FDJ-Propagandasong „Jugend erwach!“ aus dem Jahre 1947. Das Lied wurde in mehr als 40 Filmen verarbeitet und war in der DDR dadurch sehr bekannt.
[15] Am 9.04.1987 gab Kurt Hager (1912-1998), in der SED-Führung für ideologische Fragen zuständig, der Hamburger Illustrierten Stern ein Interview, in dem er zum Reformwillen seiner Partei und Regierung befragt wurde. Sein zentraler Satz lautet: „Würden Sie, nebenbei gesagt, wenn Ihr Nachbar seine Wohnung neu tapeziert, sich verpflichtet fühlen, Ihre Wohnung ebenfalls neu zu tapezieren?“
[16] Katarina Witt ist Doppelolympiasiegerin im Eiskunstlauf und war Volkskammerabgeordnete in der DDR. Beim Bruce Springsteen-Konzert trat sie im blauen FDJ-Hemd als Moderatorin auf. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums erklärt eine deutsche Tageszeitung die Situation auf der Bühne. Katarina Witt begann ihre Anmoderation mit: „…sie habe neulich ihren Freund Bryan in Kanada getroffen und ihn gefragt, ob er nicht Lust habe, bei ihr zu Hause in der DDR zu spielen. Ein Proteststurm brach los, der Witt weinend von der Bühne fliehen ließ.“ Ausführlicher in: www.welt.de/geschichte/article179517660/Springsteen-in-der-DDR-Es-fuehlte-sich-sehr-revolutionaer-an.html (Zugriff am 1.1.22021)
Q10 Augenzeugenbericht

Aufgaben:
- Lies den Text (Q10) und benenne, was dem Augenzeugen des Konzerts berichtenswert erscheint. Gib dafür konkrete Zeilenverweise an.
- Vergleiche diese persönliche Wahrnehmung (Q10) mit deinen Erkenntnissen (v. a. aus Q7 bis Q10).
- Diskutiert anhand des konkreten Beispiels die Aussagekraft von Augenzeugenberichten für die Geschichtsschreibung.
- Erkläre, wie es zu diesen Unterschieden kommen kann.

Aufgaben:
- Lies die drei Texte (Q11a-c) und erläutere anhand konkreter historischer Ereignisse, was für und was gegen diese Einschätzungen spricht.
- Anlässlich des 25jährigen Jubiläums des Konzerts ging ein amerikanischer Journalist der Frage nach: „Did Bruce Springsteen kick a hole in the Berlin Wall?“ Versetze dich in die Rolle des Journalisten und beantworte diese Frage differenzierend
Q12 Wird Bruce Springsteen zum Regimekritiker?

Aufgaben:
- Lies die Texte (Q12) und vergleiche die drei Positionen zur Reisefreiheit für DDR-Bürger.
- Erkläre, welche Gefühle und Gedanken die beiden Texte (von Honecker und von Springsteen) bei Conny Günther und vielen DDR-Bürgern ausgelöst haben könnten.
- „Drop ‚Mauern‘ and say ‚Barrieren‘ soll Bruce Springsteen aufgefordert worden sein. Diskutiert, inwieweit diese Änderung Einfluss auf den Informationsgehalt hatte.
M3 Was bleibt?

Q13 Was bleibt?

Aufgaben:
- Begründe, welche Personengruppe diese Erinnerungstafel (M3) angebracht haben könnte und welche Motive sie hatte.
- Vergleiche die beiden Positionen zur Bedeutung der Springsteen-Rede und benenne dabei die Kriterien, die den beiden Personen wichtig sind (Q13).
- Erkläre, warum die beiden Urteile nicht auf die kurzfristig veränderte Wortwahl in der Springsteen-Ansprache eingehen.
- Arbeite heraus, was dafür spricht, dass es sich um ein einzigartiges Konzert handelte.
Abbildungsverzeichnis
© Bundesstiftung Aufarbeitung/Ostkreuz, Harald Hauswald (HH01136_02), 1988. Verfügbar unter: www.jugendopposition.de/themen/145320, Zugriff am: 18.1.2022 - S. 10, Q5
Cold war europe military alliances map, 2008. CC-BY-SA-3.0-migrated; Verfügbar unter:commons.wikimedia.org/wiki/File:Cold_war_europe_military_alliances_map_de.png, Zugriff am: 14.1.2022 – S. 7, M1
Hans Jünger, 2017. Fünf Hörwinkel, cc by 4.0, S. 5. Verfügbar unter: www.ok-modell-musik.de/download/juenger-2017-musikhoeren.pdf, Zugriff am: 31.1.2022 – S. 2, Abb. 1
© Konzert Berlin 1988, Bruce Springsteen und die E Street Band. Verfügbar unter: https://www.imago-images.de/st/0076893735, Zugriff am: 19.1.2022 – S. 6, Q2 LISUM, Zitat nach © Detlev Peukert – S. 8, M2
© picture alliance / dpa-Zentralbild. Bruce Springsteen-Konzert in Ost-Berlin 1988. Mediennummer 116005187. Verfügbar unter: www.dw.com/de/sehnsucht-nach-freiheit-angela-merkel-bruce-springsteen-und-die-ddr/a-51141661, Zugriff am: 26.1.2022 – S. 8, Q3
RockinBerlin, 1988. Eintrittskarte Springsteen-Konzert 19.7.1988, cc by nc nd 4.0. Verfügbar unter:rockinberlin.de/index.php, und RockinBerlin, 1988. Eintrittskarte Springsteen-Konzert 22.7.1988, cc by nc nd 4.0. Verfügbar unter:www.rockinberlin.de/index.php, Zugriff beide am: 20.1.2022 – S. 5, Q1
RockinBerlin, 1988. Dank-Tafel Springsteen-Konzert, cc by nc nd 4.0. Verfügbar unter: https://rockinberlin.de/index.php?title=19._Juli_1988_Bruce_Springsteen_%26_The_E_Street_Band, Zugriff am: 20.1.2022 – S. 19, M3
Herkunftsnachweise der Texte:
© Bruce Springsteens DDR-Konzert in Weißensee: Born In The GDR. In: Rolling Stone, 18.07.2018. Verfügbar unter: www.rollingstone.de/bruce-springsteen-1988-ddr-weissensee-365943/2, Zugriff am: 24.3.2022 – S. 17, Q12a
© BZA 1988. Bruce Springsteen live in Berlin. Verfügbar unter www.connect-ed.de/~karltoms/ostberlin8805.html, Zugriff am: 25.3.2022 – S. 13, Q9
© Erik Kirschbaum, 2016. Rocking the Wall: Bruce Springsteen in Ost-Berlin 1988. Brühl: Osnaton, S.125/126 – S. 8, Q4
© Erik Kirschbaum, 2016. Rocking the Wall: Bruce Springsteen in Ost-Berlin 1988. Brühl: Osnaton, S.111 - S. 12, Q8
© Erik Kirschbaum, 2016. Rocking the Wall: Bruce Springsteen in Ost-Berlin 1988. Brühl: Osnaton, S. 7 – S. 17, Q12b
© Erik Kirschbaum, 2016. Rocking the Wall: Bruce Springsteen in Ost-Berlin 1988. Brühl: Osnaton, S.82/83 - S. 18, Q13
© Erik Kirschbaum, 2016. Rocking the Wall: Bruce Springsteen in Ost-Berlin 1988. Brühl: Osnaton, S.111- Q13
© Erik Kirschbaum, 2016. Rocking the Wall: Bruce Springsteen in Ost-Berlin 1988. Brühl: Osnaton, S.112/113 – S. 19, Q14
© Kai Kohlschmidt. Born in the GDR. Verfügbar unter: deutschelieder.wordpress.com, Zugriff am: 19.1.2022, Musik: © Sandow – S. 14, Q10
© MDR, 2019. Die Mauer "wird auch in 100 Jahren noch bestehen". Verfügbar unter: www.mdr.de/geschichte/honecker-die-mauer-einhundert-jahre-100.html, Zugriff am: 24.2.2022 – S. 18, Q13
© Frank Rohwer. Verfügbar unter stonepony.eu/lyrics/badlands(deutsch).html, Zugriff am: 25.3.2022 – S. 11, Q7
Jens Schöne, 2012. Stabilität und Niedergang. Ost-Berlin im Jahre 1987, cc by nd 4.0, S. 74. Verfügbar unter: www.berlin.de/aufarbeitung/veroeffentlichungen/schriftenreihe/artikel.443214.php, Zugriff am: 19.1.2022 – S. 17, Q12c
© Karl Tomsche. Erlebnisbericht von Tramper. Verfügbar unter www.connect-ed.de/~karltoms/ostberlin88.html, Zugriff am: 25.3.2022 – S. 16, Q11
Redaktionell verantwortlich: Dr. Uwe Besch, LISUM
Der Bildungsserver Berlin-Brandenburg ist ein Service des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (Berlin) und des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport Land Brandenburg.