Was ist leicht und was ist schwer?

Was ist leicht und was ist schwer?

Praxisprojekt: Was ist leicht und was ist schwer? Kita- und Grundschulkinder experimentieren gemeinsam in der Schule

19 Kinder im Alter von 4 - 5 Jahren aus der Kita Blumenstraße in Berlin-Spandau besuchten die Charlie-Rivel-Grundschule, die nur durch einen Drahtzaun von der Kita getrennt wird, um gemeinsam mit den Schülern einer zweiten Klasse in das „Reich der Schwere und der Leichtigkeit“ einzutauchen.
 

Zielsetzung:

Kitakinder und Schulkinder können gemeinsam Experimente zum Thema „Was ist leicht und was ist schwer“ mit unterschiedlichen Waagen durchführen und erste Deutungsmuster für ein Phänomen aus der unbelebten Umwelt entwickeln.
Kitakinder lernen den Welterkundungsraum der Schule näher kennen.
 

Beteiligte / Kontakt

Zwei Erzieherinnen, eine Lehrerin und Kinder aus dem Tandem: Kindertagesstätte Blumenstraße und die Charlie-Rivel-Grundschule, beide in Berlin-Spandau.

Ansprechpartnerin in der Schule: Petra Fuchs
E-mail: GS27@~@charlie-rivel.cidsnet.de
 

Voraussetzungen
Die Kitakinder sollten schon Erfahrungen mit dem Experimentieren gesammelt haben. Die Schulkinder sollten mit dem im Materialteil beschriebenen Konzept des Experimentierens vertraut sein.

Material
Das Material orientiert sich an den Rahmenbedingungen der Schule. Zum Thema „Größen“ im Lernbereich Mathematik hatte sich die Schule zwei Waagen bestellt. Die restlichen acht Waagen, die für das Experiment nötig waren, stammen aus dem Pool der TransKiGs-Materialien, die die Charlie-Rivel-Grundschule für das BLK-Projekt zur Verfügung gestellt bekommen hat. Die unterschiedlichen Gegenstände, wie Bausteine, Gummis, Holz- und Styroporkugeln, Perlen oder auch die unterschiedlichen Gewürze und Nahrungsmittel, wie Erbsen, Linsen, Zucker, Zimtstangen etc. haben die Erzieherinnen und die Lehrerin vorher von sich oder von der Schule zusammengestellt. Bei der Zusammenstellung der Materialien wurde darauf geachtet, dass diese für Kindergartenkinder und Kinder der Schulanfangsphase geeignet sind.

  • Projektbeschreibung
  • Bezug zum Berliner Bildungsprogramm und zum Rahmenlehrplan Sachunterricht
  • Literatur

Projektbeschreibung

Am 23.11.2006 und am 7.12.2006 besuchten 10 bzw. 9 Kinder (4 - 5 Jahre) aus der Kita Blumenstraße, die nur durch einen Zaun getrennte Charlie-Rivel-Grundschule, um mit den Schülern (jeweils 11 Kinder im Alter von 7 - 8 Jahren) einer zweiten Klasse gemeinsam Experimente zum Thema „Was ist leicht und was ist schwer?“ durchzuführen.

Die Kitakinder hatten bereits vorher die Klasse 2c bei einem gemeinsamen Frühstück und bei einem Schulfest kennen gelernt. Es entstanden daraufhin Patenschaften. An den beiden Projekttagen arbeiteten also jeweils immer die Paten zusammen.

Am Projekttag waren 10 Waagen (2 x 5 unterschiedliche) 20 Minuten vor der eigentlichen Experimentierungsphase in einem großen Förderraum der Schule von der Lehrerin und den Erzieherinnen auf 5 große Tische verteilt worden. Außerdem befanden sich unterschiedliche Gegenstände auf den Tischen (verschiedene Gewürze, Perlen, Naturalien, Muggelsteine, etc., insgesamt 5 pro Tisch).
 

Pünktlich um 10.00 Uhr betraten die Kitakinder und ihre Patenkinder den „Experimentierraum“ und setzten sich in einen Stuhlkreis. Als alle neben ihren Partnern saßen, war die Spannung groß, denn nun sahen alle die vorbereiteten Materialien auf den Tischen und die Waagen und wollten natürlich so schnell wie möglich loslegen. Die Erzieherinnen und die Lehrerin erklärten nur noch kurz die Arbeitsanweisungen und schon konnten sich die Kinder paarweise eine Waage aussuchen und „experimentieren“. Es herrschte eine schöne, konzentrierte und sehr arbeitsintensive Atmosphäre.

Während der 20-minütigen Durchführung waren die Kinder nur mit sich und den Waagen beschäftigt, so dass die Selbstständigkeit der Kinder sowie die vorbereitete Umgebung den Pädagoginnen beider Einrichtungen es erlaubte, sich vorwiegend auf die Beobachtung der kleinen Forscher zu konzentrieren.
So konnte man feststellen, dass es für die Kitakinder manchmal schwierig war, Materialien in die unterschiedlich tiefen Waagschalen zu schütten, zu legen oder zu stellen. Da konnten dann die „Großen“ den „Kleinen“ gelegentlich unter die Arme greifen. Bald stellten die Paare fest, dass bei schweren Sachen (wie Bausteine, Perlen etc.) die Schale nach unten ging, bei leichten Gegenständen dagegen manchmal schwebte bzw. nach oben ging. Diese Ergebnisse sollten die Kinder gemeinsam auf einem Blatt festhalten, indem sie leichte Dinge auf das Blatt mit der abgedruckten Feder malen (Kitakinder) bzw. schreiben (Schüler) sollten, schwere Gegenstände dagegen auf das Blatt mit dem abgedruckten Stein.
 

Gelegentlich stellten die Zweitklässler erstaunt fest, dass auch die Kitakinder bereits einige Erfahrungen mit „Auswiegen“, „Abwiegen“ und „Vergleichen von Gewichten“ hatten und durch ihr Vorwissen auch ihnen noch so manche Dinge beibringen konnten. Oft wollten die Kitakinder die mit Perlen gefüllten Waagschalen mit einer anders gefüllten Waagschale „ausgleichen“ und dann musste allerdings auch mal der Pate ganz schön hin und her experimentieren. So wurde also ein kleiner Baustein mit 5 großen Holperlen ausgeglichen. Dadurch dass auch leichte Naturalien abgewogen wurden, z.B. Zucker, Erbsen, Zimtstangen etc. wurde natürlich von Kita-und Schulkindern gleichermaßen gerätselt und probiert, um welche Naturalien es sich denn so handeln könnte. Sehr witzig war es, dass ein Kitakind mit seinem Patenkind zusammen ein kleines Fach in seiner Waage mit versteckten Gewichten entdeckte und nun urplötzlich sogar „gewogen“ wurde. Diese Entdeckung zog natürlich einige andere Forscher mit in den Bann, allerdings dann eher die Schulkinder.

Nach ca. 20 Minuten gab es dann eine kleine Pause, in der die Schüler und die Kitakinder gemeinsam im Kreis etwas aßen und tranken, und sich nun auch über ihre gegenseitig gemachten Erfahrungen bezüglich ihres „Experimentierens“ austauschten. Während der Pause konnten die Paare ihre Arbeitsblätter (Feder / Stein) untereinander austauschen und vergleichen.

Dass die Kinder großen Spaß an diesem gemeinsamen Forscherprojekt hatten, zeigte sich daran, dass sie bei der dann folgenden Verabschiedung gleich nach einer baldigen Wiederholung dieses Miniprojekts drängten. Auch die Pädagoginnen aus der Kita waren nach dieser halben Stunde positiv überrascht miterlebt zu haben, dass heute auch in der Schule Raum ist, um erlebnisorientiert und mit allen Sinnen zu lernen. Die Lehrerin dagegen sammelte erste positive und sehr konkrete Erfahrungen mit dem Lehren und Lernen in der Jahrgangsmischung.

Literatur

  • Grygier, Patricia; Günther, Johannes; Kircher, Ernst (Hrsg.):
    Über Naturwissenschaften lernen. Vermittlung von Wissenschaftsverständnis in der Grundschule. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren 2004.
  • Jampert, Karin: Sprachliche Förderung in der Kita. Wie viel Sprache steckt in Musik, Bewegung, Naturwissenschaften und Medien? Weimar, Berlin: verlag das netz 2006.
  • Lück, Gisela: Handbuch der naturwissenschaftlichen Bildung. Theorie und Praxis für die Arbeit in Kindertageseinrichtungen. 4. Auflage. Freiburg im Breisgau: Herder Verlag 2003.
  • Lück, Gisela: Leichte Experimente für Eltern und Kinder. 10. Auflage. Freiburg im Breisgau: Herder Verlag 2000.
  • Lück, Gisela: Neue leichte Experimente für Eltern und Kinder. Freiburg im Breisgau: Herder Verlag 2005.
  • Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport Brandenburg/ Berlin, Senator für Bildung und Wissenschaft Bremen, Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg- Vorpommern (Hrsg.): Rahmenlehrplan Grundschule Sachunterricht. Ludwigsfelde-Struveshof, Berlin, Bremen, Schwerin 2004
  • Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport (Hrsg.): Berliner Bildungsprogramm für die Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen bis zu ihrem Schuleintritt. Berlin: verlag das netz 2004.

Bezug zum Berliner Bildungsprogramm

Berliner BildungsprogrammRahmenlehrplan Sachunterricht
Ich-KompetenzenPersonale Kompetenz
  • Fragen stellen und Dingen auf den Grund gehen
  • Perspektivwechsel vornehmen und situationsbezogen „der Ältere“ sein
  • selbstständig arbeiten
Soziale KompetenzenSoziale Kompetenz
  • Vorschläge und Lösungen zu Erkundungen mit anderen entwickeln
  • kooperieren
  • bei Misserfolg nicht gleich aufgeben
  • Verantwortung für eine gemeinsame Sache tragen
  • kooperieren
  • Misserfolge verkraften
SachkompetenzenSachkompetenz
  • Begrifflichkeiten über die Beschaffenheit physikalischer Erscheinungen bilden und verwenden
  • Freude am Experimentieren entwickeln
  • Begriffe in Zusammenhängen benennen
  • Einfache Phänomene mit fachlichen Begriffen beschreiben
  • Eigene Lösungsansätze finden

 

Lernmethodische KompetenzenMethodenkompetenz
  • Zusammenhänge herstellen
  • Erfahrungen und Vorstellungen ordnen
  • Systematisieren
  • Beziehungen zwischen Dingen und Erscheinungen herstellen
  • Methoden des Experimentierens anwenden
  • Annahmen begründen und überprüfen
  • Ergebnisse darstellen und präsentieren
  • Wege zur Problemlösung entwickeln

Redaktionell verantwortlich: André Koch, LISUM