Zitat November 2012

Zitat November 2012

Zitat November 2012

"Ich bin der Auffassung, dass der Sport seinen Anhängern alle Fähigkeiten gleich gibt, vielleicht etwas mehr Urteilsvermögen und mehr Ausdauer im Handeln. Gelingt es ihm aber wirklich, Charakterstärke zu verleihen und das zu fördern, was man mit 'sittlicher Muskelkraft' des Menschen umschreiben könnte? Dies alles ist die entscheidende Frage, von ihr hängt ab, welchen Platz der Sport im Erziehungsgeschehen einnehmen darf."
Pierre de Coubertin, am 2. März 1902

Über die günstigen physischen und psychischen Wirkungen des Sports ist schon alles gesagt worden, sie werden auch gar nicht bestritten. Zu wenig Sport, falsches Essen, zu viel Stress, das sind unsere alltäglichen Routinen. Unser Leben besteht fast ausschließlich aus Routine.

Nur sehr selten geschieht etwas Ungewöhnliches. Nehmen wir einen ganz normalen Tag, vielleicht einen jener Montage, an den von morgens bis abends alles in seiner gewohnten Bahn verläuft. Vom Wecker klingeln und noch einem kleinen verharrenden Moment im Bett, über das Frühstück, machen wir uns fertig und begeben uns zur Arbeit. Wie immer fahren wir mit dem Auto, arbeiten am Computer und in der Freizeit steigt unser Medienkonsum. Beinahe jeder Dritte bewegt sich in seiner Freizeit täglich nicht länger als 10 Minuten am Stück, so das Ergebnis einer kürzlichen Umfrage der Deutschen Sporthochschule Köln.

Die eindrucksvollen Bilder der Olympischen und Paralympischen Spiele von London sind uns noch im Kopf. Der Erfolg von Robert Harting im Diskuswurf war von den Medien mit einer besonderen Aufmerksamkeit bedacht worden. Ebenso viel mediale Aufmerksamkeit ist Alessandro Zanardi gewidmet worden. Er verunglückte 2001 auf dem EuroSpeedway Lausitz schwer und ist seitdem beinamputiert. In London wurde er zweifacher Paralympics-Sieger im Handbike. Beiden gemein ist, dass sie mit ihren Siegen in London bestätigt haben, dass es mit Charakterstärke möglich ist, all seine Fähigkeiten zur Entfaltung zu bringen. Ausdauer im Handeln und selbst einzuschätzen, was für den Erfolg notwendig ist, das zeichnet beide aus.

Coubertin gilt als der Wegbereiter der Olympischen Spiele der Neuzeit. Ob die Vermarktung und der Konsum der heute mit den Spielen verbunden ist, auch seinen Vorstellungen von der Bildung der Jugend entsprach, darf kritisch hinterfragt werden. Er hat sich in besonderer Weise für eine neue Form der Leibeserziehung, der "nützlichen Körperbildung" stark gemacht und steht damit auch in der Tradition von Jahn mit seiner "Deutschen Turnkunst" und GutsMuths mit der "Gymnastik".

Wir haben mit dem Schulsport, hierfür haben sich schon Jahn und Coubertin stak gemacht, eine gute Basis. Neben den 3 Sportsunden in der Woche, die in den Stundentafeln enthalten sind, gibt es moderne Rahmenlehrpläne, die von engagierten Sportlehrerinnen und Sportlehrern in den Unterricht übertragen werden.

Der Sportunterricht ist ein wesentlicher Bestandteil einer auf die Ganzheit des jungen Menschen ausgerichteten Bildung und Erziehung. Er soll den Blick für den Sport in unserer Gesellschaft öffnen und schulbezogene Ausschnitte aus dieser Sportkultur vermitteln. Die dem Fach Sport eigene Bewegungs- und Handlungsorientierung ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, unmittelbare Sporterfahrungen zu sammeln. Damit leistet das Fach Sport einen spezifischen und nicht austauschbaren Beitrag zur Bildung.

Auch das Thema Gesundheit ist Bestandteil des Sportunterrichts. Im Hinblick auf Bewegungsmangelkrankheiten und psychische Überbeanspruchung in unserer Zeit kommt der altersgemäßen Förderung von Gesundheitsbewusstsein und der Fitness eine herausragende Stellung zu.

Coubertin hat recht wenn er sagt, dass der "Sport seinen Anhängern alle Fähigkeiten gleich gibt", diese auch zu nutzen und unsere Routine zu durchbrechen, liegt allein an uns selbst. Statt dem Auto auch mal das Fahrrad zu nutzen, im Büro eine aktive Bewegungspause einzulegen und damit die Computerarbeit zu unterbrechen und natürlich auch öfter die Sportschuhe anziehen und ein paar Minuten zu laufen, zu entspannen und damit auch den Stress zu kompensieren, liegt allein an unserer Charakterstärke und unserer sittlichen Muskelkraft. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, es macht noch vielmehr Spaß, den Erfolgen erfolgreicher Sportler zuzujubeln, wenn man sich vorher selbst bewegt hat.



Eckhard Drewicke, Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Schulsportstiftung

 

 

 

Eckhard Drewicke

  • Geboren: 05. Juli 1956, verheiratet, 2 erwachsene Kinder
  • 1982 Abschluss als Diplomlehrer für Sport und Geografie an der Pädagogischen Hochschule Potsdam
  • Seit 1998 Referent für Schulsport im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport
  • Vertretung des Landes Brandenburg in der Kommission "Sport" der Kultusministerkonferenz
  • Seit 2010 Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Schulsportstiftung

Hinweis

Die dargestellten Meinungsäußerungen in den Kommentaren zu den Zitaten des Monats widerspiegeln die Meinung des jeweiligen Autors und werden nicht vom Bildungsserver Berlin-Brandenburg inhaltlich verantwortet.

Redaktionell verantwortlich: Ralf Dietrich, LISUM