"Rückmeldungen im Unterricht bedeuten:
- dass sich zwei oder mehrere Personen
- in methodisch strukturierter Form
- Erfahrungen mit Aufgaben und Lernprozessen mitteilen,
- um daraus für eine gemeinsame Weiterentwicklung des Lernens, des Lehrens und gegebenenfalls der schulischen Bedingungen zu lernen."1
Bei den prozessorientierten Rückmeldungen in den folgenden Beispielen lernen die Schülerinnen und Schüler, ihre subjektiven Wahrnehmungen zu Aufgaben und Unterrichtsabläufen wiederzugeben. Sie können über die Rückmeldungen signalisieren, was gut oder weniger gut klappt und wo weitere Unterstützung hilfreich wäre. Für die Lehrkraft bieten diese Rückmeldungen wichtige Informationen zum Umgang der Schülerinnen und Schüler mit den Aufgaben.
Auswahl und Einsatz der Verfahren sollten dem Alter der Schülerinnen und Schüler in der Schuleingangsphase angemessen sein. Das bedeutet:
- Die Methode ist einfach zu verstehen und durchzuführen.
- Es gibt Merkhilfen (z. B. visuelle Symbole, akustische Signale).
- Die Anforderungen sind den Lese- und Schreibfähigkeiten der Schülerinnen und Schüler angepasst.
Wochenrückblick
Beim Wochenrückblick wird über Themen und Ereignisse der vergangenen Woche gesprochen. Er beginnt mit einem Kreisgespräch, in der Regel am Ende einer Unterrichtswoche. In der Kreismitte werden auf kleinen Tabletts Erinnerungshilfen für wichtige Wochenaktivitäten ausgelegt; z. B. ein Schreibheft für die Schreibaufgaben, Rechenplättchen für die Mathematikaufgaben, ein Originalbild aus dem Kunstunterricht.
Zuerst äußern sich die Schülerinnen und Schüler spontan zu dem, was sie in der Kreismitte sehen bzw. was sie dazu erinnern. Und die Lehrkraft ergänzt fehlende Aspekte.
Danach bekommt jede Schülerin und jeder Schüler einen blauen und einen roten Spielstein, um damit die ausgelegten Aufgaben zu kennzeichnen. Der rote Spielstein steht für die Aussage: Diese Aufgabe hat mir gefallen. Der blaue Spielstein bedeutet: Diese Aufgabe war schwierig (oder unangenehm) für mich.
Anschließend kann durch Auszählen gemeinsam ausgewertet werden, wo die meisten bzw. wo die wenigsten roten oder blauen Spielsteine liegen. Bei auffälligen Verteilungen sollte nach Erklärungen gesucht werden, z. B. ob alle die Aufgabe verstanden haben.
Der Wochenrückblick fordert die Schülerinnen und Schüler auf, über ihre Lernerfahrungen zu sprechen. Für die Lehrkraft gibt der Wochenrückblick Informationen darüber, was die Lernenden motiviert hat und wo es Hindernisse gab. Beim Wochenrückblick bieten sich außerdem gute Anknüpfungspunkte für authentische Lernsituationen im Bereich "Sprechen und Zuhören" (siehe z. B. RLP 1-10/Fachteil Deutsch: Über Dinge aus ihrer Lebensumwelt erzählen und informieren).
Wochenprotokoll
Mit zunehmenden Lese-Schreibfähigkeiten kann der Wochenrückblick auch in einem Wochenbuch für die Klasse dokumentiert werden. Dazu wird z. B. die Verteilung der roten und blauen Spielsteine von einer Schülerin bzw. einem Schüler schriftlich festgehalten. In dem abgebildeten Beispiel (Abb. 21) hat Ella Folgendes festgehalten: "Die meisten Kinder fanden die Lernwege schön. Es waren 20 Kinder. 5 Kinder haben ihr blaues Plättchen bei dem Zeichnen hingelegt."
Blitzlicht2
Alle sitzen im Kreis. Die Lehrkraft stellt eine Leitfrage, zu der sich die Kinder mündlich äußern, z. B.
- Was hat dir gut gefallen?
- Was hast du dir anders gewünscht?
- Was hast du heute gelernt?
- Wie war die Gruppenarbeit für dich?
Dabei gelten folgende Regeln:
- Jede/r darf sich äußern.
- Jede/r sagt soviel oder so wenig, wie sie/er will.
- Wenn eine/r spricht, hören die anderen zu.
- Die Äußerungen werden nicht diskutiert.
- Nur die Lehrkraft fragt nach, wenn etwas unverständlich ist.
In der Schuleingangsphase kann die Reihenfolge der Gesprächsbeiträge mit einem Sprechstein oder Sprechball gesteuert werden. Dazu wird ein bestimmter Stein oder ein bestimmter Ball, von Kind zu Kind weitergegeben. Und nur, wer den Stein oder Ball in der Hand hält, darf sprechen. Wer nicht sprechen will, gibt den Gegenstand an die Nachbarin oder den Nachbarn im Sitzkreis weiter.
Mit einem Blitzlicht kann die Lehrkraft schnell und ohne großen Aufwand ein Meinungsbild zu bestimmten Fragen erhalten und darauf reagieren, wenn es nötig ist.
Das Problem dabei kann sein, dass viele Schülerinnen und Schüler keine eigene Meinung haben und wiederholen, was andere gesagt haben. Wichtig ist deshalb, dass niemand reden muss, der nicht will.
Ampelkarten
Ampelkarten geben der Lehrkraft die Möglichkeit, sich schnell einen Überblick über die aktuelle Lernsituation zu verschaffen.
Für die Ampelkarten braucht jede Schülerin und jeder Schüler eine rote, gelbe und grüne Karte (DIN A 6). Für jede Farbe wird eine Bedeutung mit den Schülerinnen und Schülern verabredet, z. B.:
- Grün: Ich habe alles verstanden. Alles läuft gut.
- Gelb: Ich habe an einigen Stellen noch Fragen.
- Rot: Ich habe die Aufgaben nicht verstanden. Ich brauche Hilfe.
Die Lehrkraft setzt die Karten ein, wenn sie zu einer bestimmten Frage eine gezielte Rückmeldung haben will, z. B.: Wie kommt ihr mit der Aufgabe klar, die ihr gerade bearbeitet? Jedes Kind zeigt dann die Kartenfarbe, die zu seiner individuellen Situation passt.
Bei entsprechenden Absprachen können die Ampelkarten auch individuell von einzelnen Schülerinnen oder Schülern zur Verständigung über die Lernsituation genutzt werden. Dazu wird mit ihnen verabredet, dass sie die gelbe Karte auf ihren Platz legen, wenn sie Hilfe brauchen bzw. Fragen haben.
Eine organisatorische Erleichterung ist der Kartenfächer (Abb. 10). Dafür werden die drei Farbkarten übereinandergelegt und an einer Ecke mit einem Bindfaden oder einem Ring zusammengehalten. Bei Nachfragen der Lehrkraft wird von jedem Kind die passende Farbkarte nach oben gelegt und gezeigt.
Eine weitere Variante ist ein dreiseitiges Prisma aus Holz oder Karton mit einer roten, grünen und gelben Seite (Abb. 11). Die Aussage der Schülerin bzw. des Schülers ist ablesbar an der Farbe, die zur Schülerin bzw. zum Schüler zeigt.
Klammerbrett
Mit den Namensklammern können die Schülerinnen und Schüler rückmelden, dass sie Hilfe brauchen. Erforderlich sind zwei Holzbrettchen oder feste Pappen (ca. 40 cm x 25 cm), sowie für jede Schülerin und jeden Schüler eine Namensklammer (Abb. 22). Für die Namensklammern werden Wäscheklammern aus Holz mit den Namen der Schülerinnen und Schüler beschriftet (wasserfester Filzstift).
Die beiden Brettchen hängen nebeneinander an der Wand, an dem einen Brettchen sind alle Namensklammern angeklammert. Will ein Kind zeigen, dass es Hilfe braucht, nimmt es seine Namensklammer und steckt sie auf dem zweiten Brettchen an. Dabei gilt die Regel, dass die Namensklammern von links nach rechts angesteckt werden. So kann die Lehrkraft sehen, wer an der Reihe ist. Ist das Problem gelöst, wird die Namensklammer abgenommen und wieder zurückgesteckt.
Damit die Schülerinnen und Schüler nicht ungeduldig warten, bis sie an der Reihe sind, werden Regeln für die Wartezeit verabredet. Zum Beispiel kann vereinbart werden, dass jede/jeder weiterarbeitet, so gut es geht, oder ein Nachbarkind um Hilfe bittet.
Standpunkte
Bei den "Standpunkten" werden verschiedene Aussagen mit einer Punkteskala vorgegeben.
Zu den vorgegebenen Aussagen markieren die Schülerinnen und Schüler ihren Standpunkt auf der Skala zwischen zwei gegensätzlichen Rückmeldemöglichkeiten, die als Anfangs- und Endpunkt der Skala angegeben sind. Der Auftrag an die Schülerinnen und Schüler lautet bei dieser Rückmeldeform: Markiere bei jeder Linie die Stelle, die ungefähr deine Meinung zeigt.
Diese Art von Rückmeldung kann auf einer Kopiervorlage von jedem Kind einzeln oder auf einem Plakat bzw. an der Tafel von allen durchgeführt werden. Bei der Tafelvariante tragen alle Schülerinnen und Schüler ihren Punkt auf einer gemeinsamen Linie ein. Das geht schnell und spart Papier. Allerdings werden die Aussagen sehr ähnlich sein, weil sich die Kinder erfahrungsgemäß in ihren Aussagen angleichen. In einem anschließenden Gespräch muss deshalb darüber gesprochen werden, wie die Ergebnisse zu verstehen sind.
Lernrückblick
Die Rückmeldung in Form schriftlicher Sätze ist oft persönlicher und differenzierter als einfache Ja/Nein-Rückmeldungen. Wie an den Beispielen zu sehen ist, können dabei sowohl der Lernprozess ("Das hat mir gefallen." ) als auch das Lernergebnis ("Das habe ich gelernt.") reflektiert oder Arbeitspläne ("Das nehme ich mir vor." ) festgehalten werden.
Das Aufschreiben erfordert zwar mehr Zeit als ein kurzes Blitzlicht, ist aber – wenn es in ein Projekt integriert wird – ein sinnvoller Anlass zum Verfassen von Texten (vgl. RLP 1-10/Fachteil Deutsch: "Wörter und Sätze zu einem vorgegebenen Inhalt aufschreiben").
Der Lernrückblick ist eine Erweiterung des mündlichen Wochenrückblicks (siehe Wochenrückblick) in schriftlicher Form. Beim Lernrückblick halten die Schülerinnen und Schüler fest, was sie in der vergangenen Zeit, z. B. in der vergangenen Woche oder bei einem Projekt, gelernt haben.
Umfang und Form des Rückblicks richten sich nach den Schreibfähigkeiten der Kinder und können individuell unterschiedlich gehandhabt werden. Anton nutzt z. B. für seinen Lernrückblick (Abb. 25) die roten und blauen Spielsteine vom Wochenrückblick als Symbole. Mit dem roten Punkt zeigt er, dass ihm die Beschäftigung mit den Tieren gut gefallen hat, mit dem blauen Kreis zeigt er, dass das Kneten schwierig für ihn war. Georg notiert in seinem Rückblick (Abb. 26) alle Buchstaben und Zahlen, die er gelernt hat.3
Der Rückblick wird mit zunehmenden Schriftkenntnissen informativer. So schreibt Mia in ihrem Lernrückblick (Abb. 27), was sie geschafft hat, was sie sich für die nächste Zeit vornimmt und worauf sie sich freut. Der Rückblick für das Planetenprojekt (Abb. 28) ist durch offene Schreibimpulse vorstrukturiert.
____________________
1 Bastian, Johannes (2014): Lernen verstehen und einen Dialog über Lernen beginnen. In Pädagogik 4/2014. Beltz Download: https://www.beltz.de/fachmedien/paedagogik/zeitschriften/paedagogik/themenschwerpunkte/feedback_im_unterricht.html
2 Ausführliche Hinweise zum Blitzlicht siehe: https://www.isb.bayern.de/download/19457/methoden_des_schueler_feedbacks_.pdf, ab S. 22 (letzter Zugriff am 4.2.2021)
3 Nach einer Unterrichtsidee von Cleo Diehm
Autorin: © Mechthild Pieler
Redaktionell verantwortlich: Erna Hattendorf
Der Bildungsserver Berlin-Brandenburg ist ein Service des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (Berlin) und des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport Land Brandenburg.