
Quelle 1: Aus der Rede von Axel Springer zur Einweihung des Bibliotheksgebäudes im Israel-Museum in Jerusalem am 24. März 1969
Damals, vor und während Ihres Dreifrontenkrieges, war ich ganz nebenbei zu einer Art Israel-Berater für die Redaktionen meiner Blätter geworden. Ich konnte meinen Redakteuren sagen, wie die Dinge wirklich lagen, und daraus hat sich eine Haltung der Zeitungen meines Hauses entwickelt, die sich bis heute nicht verändert hat. […] Die deutsche Bundesregierung hat sich im vergangenen Herbst von einem Universitätsinstitut die Frage beantworten lassen, ob es innerhalb meiner Blätter nur eine einheitliche, uniforme Meinung gebe. Das Institut hat daraufhin eindeutig erklärt, es gäbe keine Uniformität der Meinungsäußerung. Mit einer einzigen Ausnahme allerdings: in der Haltung gegenüber Israel seien die Meinungen all meiner Blätter völlig identisch. Will mir einer deshalb einen Vorwurf machen?
Zitiert aus: Springer 1972, S. 115.
Quelle 2: Aus der Rede von Axel Springer zur Einweihung des Bibliotheksgebäudes im Israel-Museum in Jerusalem am 24. März 1969
Manchmal werde ich gefragt: warum engagieren Sie sich so für Israel? Lassen Sie mich versuchen, eine Antwort zu geben. Ich weiß: Das Unaussprechliche, das im deutschen Namen geschah, kann nicht ungeschehen gemacht, kann auch nicht ‚bewältigt’ werden. Eine Wiedergutmachung im wahren Sinn des Wortes gibt es nicht. Was bleibt, ist nur eines: die historische Chance zu nutzen, die der Herr der Geschichte offensichtlich meinem Volk eingeräumt hat. Sie heißt: dem Staat Israel fest durch alle Fährnisse zur Seite zu stehen. Dem Staat, den sich die Kinder und Brüder derer gebaut haben, die von Deutschen gemordet wurden. Diesem Staat und seinen Menschen zur Seite zu stehen in praktischer Mitarbeit, in einer keine Gegenseitigkeit fordernden Treue, ganz einfach in Liebe. […] Um unser selbst willen hielte ich es nicht nur für falsch, sondern sogar gefährlich, würden wir Deutschen den Versuch machen oder zulassen, das Vergangene zu verdrängen. Keinem, der diese Jahre miterlebt hat, ist das gestattet.
Zitiert aus: Springer 1972, S. 117.
Quelle 3: Aus der Rede von Axel Springer anlässlich der Stiftung des Ottilie-Springer-Lehrstuhls für westeuropäische Zeitgeschichte an der Brandeis Universität in Waltham / Massachusetts am 9. April 1968
Auf welche meiner Handlungen in den jüngsten Jahren meines Lebens bin ich am stolzesten, oder besser, für welche bin ich am dankbarsten? An erster Stelle steht die Möglichkeit, auf eine Aussöhnung von Juden und Deutschen hinzuwirken. Und ich lasse kaum eine Gelegenheit vorübergehen, diesen Gedanken auszudrücken.
[…] Es folgt mein Engagement in Berlin – der Bevölkerung der geteilten Stadt zu helfen im Widerstand gegen den Druck des sie umgebenden kommunistischen Machtbereichs. Dieser Widerstand gegen den Kommunismus ist für mich die Fortsetzung des Kampfes gegen den Nationalsozialismus. Ich unterstütze zudem ohne Zögern alle Schritte zur friedlichen Wiedervereinigung meines Landes. Ich tue das nicht um eines überkommenen Nationalismus willen, sondern weil ich glaube, daß wir Deutsche, die wir schon einmal unsere Augen vor dem an unseren Mitbürgern begangenen Unrecht – damals waren es die jüdischen Mitbürger – verschlossen, uns nicht noch einmal schuldig machen dürfen, unsere Augen zu verschließen vor neuem Unrecht, vor neuer Sklaverei, dieses Mal unter einem anderen politischen Vorzeichen.
Zitiert aus: Springer 1972, S. 126.
Redaktionell verantwortlich: Dr. Uwe Besch, LISUM
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