
Quelle 9: Texttafel am Mahnmal zur zerstörten Synagoge in der Lindenstraße
Blatt
Denkmal für die zerstörte Synagoge in der Lindenstraße 48 – 50 in Berlin
Die Synagoge in der Lindenstraße gibt es nicht mehr. Geblieben sind nur Bänke – eine Seite aus dem Gebetsbuch. Jede Seite des Talmud enthält Interpretationen einer Bibelstelle aus verschiedenen Jahrhunderten. In diesem Zusammenhang ist unsere Arbeit zu verstehen. Sie ist eine Seite aus dem Buch und sie erzählt die hundertjährige Geschichte dieses Ortes an der Lindenstraße. Wir haben dem, was vorher einmal dagewesen war, nichts hinzugefügt. Die jetzige Position der Bänke entspricht exakt ihrer Anordnung im Grundriß der zerstörten Synagoge.Wie im talmudischen Text gehören die Bänke, die Bäume und Büsche und die Feuerwehrzufahrt verschiedenen Zeitgeschichten an. Was an die Synagoge erinnert, sind die Bänke. Die Zerstörung zeigt sich in dem Vorhandensein der Bäume und Büsche, die über die Ruinen gewachsen sind. Die Feuerwehrzufahrt, vorgeschrieben von der aktuellen Berliner Bauordnung, markiert die Gegenwart.Die Elemente der Zeitgeschichten bilden die Zeichen einer heiligen Schrift. Bäume und Büsche geben den Bankreihen den Rhythmus, wie Pausen und Punktierungen eines Textes, gelesen durch den Besucher, der zwischen den Zeilen geht. Dies ist eine Erzählung von Verlust. Die Bänke werden zu Gräbern. Grabzeilen – Textzeilen. Erinnerungsblatt – Gebetsblatt.
Redaktionell verantwortlich: Dr. Uwe Besch, LISUM
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