Lesen im Sportunterricht
Im Sportunterricht hat Bewegungserziehung Vorrang; sie ist dessen primäres Anliegen. Dennoch kann Lesen und somit die Entwicklung von Lesekompetenz - ohne dass der Sportuntericht zu einer verlängerten Deutschstunde wird - auf vielfältige Art und Weise integriert werden.
Unabhängig von den unterschiedlichen Leseanforderungen geht es beim Lesen im Sportunterricht darum, dass die Kinder das Gelesene in Handeln umsetzen, und zwar in einer authentischen Situation. Sie können die Aufgaben nur dann erfüllen, Spiele nur durchführen oder Geräte nur aufbauen, wenn sie den Text erlesen und verstanden haben. Erst durch das Lesen wird ihr Handeln möglich.
Diese enge Verbindung von Lesen und Handeln schafft günstige Voraussetzungen für die Entwicklung von Lesekompetenz:
Situationsbezug
Das, was die Kinder lesen, bezieht sich auf ihre unmittelbare Umgebung, die Turnhalle. Dieser vertraute Kontext hilft ihnen beim Lesen, weil sie einen bestimmten Wortschatz erwarten können.
Erfolgskontrolle
Durch das Handeln ist in vielen Fällen eine schnelle Selbstkontrolle gegeben: Entweder können sie die Übung durchführen, die Aufgabe erfüllen oder nicht. Klappt sie nicht, können sie sich selbst korrigieren, indem sie noch einmal lesen oder sich beraten.
Beliebte Tätigkeit
Wie verschiedene Studien zeigen, bilden Leseinteresse und Lesefreude wichtige Grundlagen für die Entwicklung einer nachhaltigen Lesebereitschaft. Bewegung, Sport und Spiel sind bei den meisten Kindern eine beliebte Tätigkeit. Gerade für Jungen, für die häufig die im (Deutsch-)Unterricht verwendeten Texte wenig interessante Inhalte bieten, eröffnet die Verbindung von Lesen und Sportunterricht eine Möglichkeit, sich mit Themen zu beschäftigen, die ihre Interessen ansprechen.
Fachsprache Sport
Jedes Fach hat (s)eine Fachsprache. In der Regel verwendet die Lehrkraft diese Fachsprache, während die Schülerinnen und Schüler sie oft nur zum Teil verstehen. Die "Sache Sportunterricht" wird daher sowohl für Lehrkräfte als auch für die Kinder im Laufe der Jahre vereinfacht, wenn die Lehrkraft und die Schülerinnen und Schüler über eine gemeinsame Sprache ihres "Arbeitsgebietes Sportunterricht" verfügen. Das gelungene Anwenden der Fachsprache des Sportunterrichts muss gezielt und systematisch im Sportunterricht selbst - u.a. auch durch Erlesen der Fachbegriffe - erlernt und geübt werden. Dass bei diesem "egoistischen" Interesse von Sportunterricht gleichsam nebenbei wichtige Lesekompetenzen vermittelt werden können, ist erfreulicher Begleitumstand und macht deutlich: (Auch) Sportunterricht hat für sein Gelingen ein Interesse an der Entwicklung von Lesekompetenz.
Zwei Anforderungsbereiche sind bei der Integration des Lesens in den Sportunterricht wesentlich:
- Dekodierfähigkeit entwickeln
- Fähigkeit zum sinnerfassenden Lesen von Texten entwickeln.
Im Artikel "PISA bewegt uns" von Bernd Müller, Mechthild Pieler und Brunhilde Focke finden sich dazu zahlreiche praxisbezogene Beispiele.
Bernd Müller, Mechthild Pieler, Brunhilde Focke: PISA bewegt uns. IN: Grundschulunterricht 1/2003
Redaktionell verantwortlich: Erna Hattendorf
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