Schulleiterinnen und Schulleiter sind verpflichtet, in der gesetzlich geforderten Gefährdungsbeurteilung auch auf psychische Belastungsfaktoren einzugehen. Seit 2013 steht diese Anforderung explizit im Arbeitsschutzgesetz (§ 5 Abs. 3 Nr. 6 ArbSchG).
Bei der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen werden alle erfassbaren Einflüsse am Lehrerarbeitsplatz betrachtet, die von außen auf die Lehrkräfte einwirken und sie psychisch belasten können (vgl. DIN EN ISO 10075-1). Hierbei kommen ausgewählte Aspekte und Tätigkeiten der Arbeit auf den Prüfstand – nicht einzelne Beschäftigte.
Die Gefährdungsbeurteilung beleuchtet nicht nur Risiken, sondern ebenso Ressourcen, die zur psychischen Gesundheit und Motivation von Lehrkräften beitragen. Ob es zum Beispiel der starke Zusammenhalt im Kollegium ist oder der vertrauensvolle Austausch mit der Schulleitung: Solche Ressourcen gilt es optimal zu nutzen und weiterzuentwickeln.
Zur Vermeidung von Gefährdungen durch psychische Belastung gilt es die Arbeitsinhalte/‑aufgaben, die Arbeitsorganisation, die Arbeitszeit, die sozialen Beziehungen bei der Arbeit, die Arbeitsumgebungsbedingungen sowie die Verwendung von Arbeitsmitteln zu gestalten.
Die hier dargestellten Themenbereiche und Beispiele für Gestaltungsmöglichkeiten beruhen auf den Empfehlungen des Arbeitsprogramms Psyche der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (gda). Ausführliche Informationen hierzu finden Sie im Internetportal vom Arbeitsprogramm Psyche der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie.
Arbeitsaufgabe
- Einweisung und Einarbeitung
- Verfügbarkeit notweniger Ressourcen (z. B. Zeit, Qualifikation, Sachmittel, Informationen)
- angemessene Handlungs- und Entscheidungsspielräume
- Umgang mit emotional belastenden und traumatischen Ereignissen
Arbeitsorganisation
- klar definierte Aufgaben, Kompetenzen und Zuständigkeiten
- ausreichende Möglichkeiten zu fachlichem Austausch und zu kollegialer Zusammenarbeit
- effiziente Arbeitsabläufe und Kommunikationsprozesse
- Vermeiden von störenden Unterrichtsunterbrechungen
Arbeitszeit
- störungsfreie Pausen- und Erholungszeiten
- Vorhersehbarkeit und Planbarkeit von Unterrichtseinsatz und Konferenzen
- Mitsprache bei der Gestaltung der Arbeitszeit (u.a. Vereinbarkeit von Beruf und Familie)
- Regelungen zur Begrenzung der mobilen Erreichbarkeit
soziale Beziehungen
- zu Kolleginnen und Kollegen, zu Vorgesetzten, zu Schülerinnen und Schülern, zu Eltern
- gegenseitige Wertschätzung und Unterstützung
- sozialer Zusammenhalt in kritischen Situationen
- offene Feedback- und Fehlerkultur
Arbeitsmittel
- Bedienbarkeit und Sicherheit von Arbeitsmitteln
- Ergonomie (inkl. Software)
- Gestaltung von Signalen und Hinweisen
- Persönliche Schutzausrüstung (PSA)
Arbeitsumgebung
- Gestaltung von Klassen-, Arbeits-, Konferenz-, und Pausenräumen, Schulanlagen
- ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, Barrierefreiheit
- räumliche und klimatische Gegebenheiten (z. B. Beleuchtung, Temperatur, räumliche Enge)
- Lärmpräventionsmaßnahmen
Bei der Wahl der Methoden und Verfahren zur Ermittlung der Gefährdungen ist die Schulleiterin/der Schulleiter frei.
Die aktive Einbeziehung von Lehrkräften und des Lehrerrates ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen und für die Ableitung wirksamer und praktikabler Arbeitsschutzmaßnahmen. So können Lehrkräfte ihre eigenen Erfahrungen schildern sowie Ideen und Lösungsmöglichkeiten zur Verbesserung der Arbeit einbringen.
Für die aktive Einbeziehung der Lehrkräfte eignen sich insbesondere:
- gemeinsame Arbeitsplatzbesichtigungen
- Mitarbeiterbefragungen (z. B. im Rahmen von Unterweisungen oder mittels anonymisierter Fragebögen)
- moderierte Gruppengespräche zu Gefährdungen, Belastungen und Ressourcen am Arbeitsplatz inklusive der gemeinsamen Erarbeitung von Maßnahmen zur Reduzierung psychischer Belastungen und von Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit
Grundlage für das Vorgehen sind die 7 Schritte der Gefährdungsbeurteilung – gleichgültig, welches Verfahren eingesetzt wird. Einen groben Überblick zu Themen und Fragestellungen bietet die in der Formulardatenbank hinterlegte Checkliste zur psychischen Belastung an Schulen (Login erforderlich). Diese kann als Fragebogen oder Gesprächsleitfaden verwendet und individuell erweitert werden.
Im Vorfeld, aber auch im laufenden Prozess der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen können sich eine Vielzahl von Fragen und Herausforderungen ergeben. Ihre Betriebsärztin/Ihr Betriebsarzt berät und unterstützt Sie tatkräftig bei der Vorbereitung und Durchführung, unabhängig von dem Verfahren, dass Sie einsetzen möchten. Fachkundige Beratung und Unterstützung erhalten Sie ebenso von Ihrer zuständigen Fachkraft für Arbeitssicherheit.
Die Unfallkasse Brandenburg unterstützt die Durchführung einer Onlinebefragung mit dem standardisierten Fragebogen PsyGesund. Eine Kurzinformation dazu (Login erforderlich) ist in der Formulardatenbank hinterlegt. Bei Interesse schreiben Sie eine Nachricht an c.muehl(at)ukbb.de
Redaktionell verantwortlich: André Koch, LIBRA
Der Bildungsserver Berlin-Brandenburg ist ein Service des Landesinstituts Brandenburg für Schule und Lehrkräftebildung im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (Berlin) und des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport Land Brandenburg.
