„Was bringt das denn?“

Vom Sinn kultureller Bildung – Argumente für Skeptiker
„Wir wissen ja, warum wir das machen. Aber es wäre schon gut, eine Art Argumentationshilfe zu haben, um die anderen überzeugen zu können. Am besten von offizieller Seite.“ (Kulturbeauftragte einer Berliner Schule im Interview)
Kulturelle Bildung befindet sich im Aufwind. Der Diskurs ist vielfältig und immer mehr Organisationen und Institutionen aus Kunst und Kultur widmen sich diesem Thema. Beispielsweise hat die UNESCO inzwischen zwei Weltkonferenzen zum Thema durchgeführt und bereits 2006 eine Road Map for Arts Education formuliert. Sie beruft sich auf kulturelle Teilhabe und Bildung als Menschenrecht und rückt die Bedeutung von Kunst und Kultur für Teilhabegerechtigkeit in der globalisierten Welt in den Fokus. Sie fordert in der Seoul-Agenda von 2010, kulturelle Bildung zur Lösung heutiger sozialer und kultureller Herausforderungen zu nutzen. Alle Menschen sollen Zugang zu hochwertiger kultureller Bildung erhalten, wodurch die Grundlage für die qualitative Erneuerung von Bildungssystemen gelegt würde.
Doch welche Bedeutung haben diese globalen Ziele für den konkreten Schulalltag? Das Fachportal "Kultur macht Schule" der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung bietet eine umfangreiche Auflistung der Argumente, warum wir mehr kulturelle Bildung in der Schule brauchen. Mit Blick auf die Beteiligten lassen sie sich wie folgt zusammenfassen:
Schülerinnen und Schüler...
...entwickeln durch den produzierenden und rezeptiven Umgang mit Kunst und Kultur Schlüsselkompetenzen wie kreatives Denken, Improvisationsvermögen, Ausdrucksfähigkeit, soziale Kompetenz, Toleranz, Selbstorganisation, Ausdauer oder auch die Fähigkeit, Initiative zu ergreifen. Sie öffnen ihren Blick für die Welt, indem sie sich mit dem Kunstwerk als menschlichem Ausdruck beschäftigen und darüber mit Ideen, Konzepten und Visionen von Menschen vertraut werden.
Kunst und Kultur leisten einen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung und helfen, einen individuellen Lebensentwurf zu entwickeln: Die Stärken der Schülerinnen und Schüler kommen zum Zug und werden sichtbar. Fehler, Irrtümer, Umwege werden nicht mehr als verschenkte Zeit oder Versagen empfunden. Denkt man über sie nach, dann können sie oftmals eine positive Veränderung nach sich ziehen. Quer zu denken und ungewöhnliche Verbindungen herzustellen, gehören zum künstlerischen Handeln. Darüber hinaus wird die Gestaltungsfähigkeit gefördert.
Auch Teilhabe und Mitgestaltung sind konstituierend für künstlerische Prozesse: Schülerinnen und Schüler nehmen Einfluss, sind mit ihrem Beitrag und ihrer Meinung gefragt und müssen sich in hohem Maße selbst organisieren. Kunst hilft, Vielfalt zu leben und sich den Herausforderungen des Zusammenlebens in einer globalisierten Welt zu stellen. Widersprüche müssen ausgehalten werden, das Anders-Sein erfährt Wertschätzung und verschiedene Blickwinkel werden als Bereicherung genutzt.
Hinzu kommt, dass sich kulturelle Bildung an den Interessen der Schülerinnen und Schüler orientiert und damit die Motivation für die Auseinandersetzung erhöht. Kultur macht (meistens) Spaß, fördert den Umgang mit Neuen Medien und auch den leichteren Zugang zum Lesen und Rechnen.
Für die Schule...
... ergeben sich weitere Vorteile: Ein gelebtes kulturelles Schulprofil prägt die gesamte Stimmung der Schule, denn die hohe Motivation der Schülerinnen und Schüler führt dazu, dass Schule zu einem gemeinsamen Projekt wird, dessen Gestaltung allen Beteiligten Freude bereitet. So können auch die Eltern eingebunden werden – selbst in sozialen Brennpunkten. Die Schule wird attraktiv und durch kulturelle Aktivitäten sichtbar in der Öffentlichkeit. Die Öffnung nach außen in den Stadtteil und für die Zusammenarbeit mit außerschulischen Kulturpartnern erweitert den Radius und den Gestaltungsspielraum der Schule.
Pädagogen und Pädagoginnen ...
... profitieren durch motivierte Kinder und Jugendliche und können selbst mehr Freiheit und Kreativität in ihre Unterrichtsgestaltung einfließen lassen. Sie schlagen Brücken zwischen den Fächern und haben die Möglichkeit, andere Seiten und Stärken an sich selbst und an den ihnen Anvertrauten kennenzulernen.
Redaktionell verantwortlich: Christa Hilbig, LISUM
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