„Ist ja alles so schön bunt hier!“

Verankerung von Kunst und Kultur im Schulalltag
Beim Zusammentragen der kulturellen Aktivitäten einer Schule zeichnet sich vielleicht schon eine gemeinsame Interessenlage ab, oder es bieten sich Verknüpfungen an, die eine bestimmte Ausprägung eines künstlerischen Profils nahelegen. Das Profil kann auch in der Vielfalt der Angebote bestehen, die nachhaltig verankert werden können. In jedem Fall ist es sinnvoll, in Austausch darüber zu treten, was sich die beteiligten Gruppen vorstellen und wünschen, welche Hoffnungen und Erwartungen sie an ein kulturelles Schulprofil knüpfen und was für sie Kulturelle Bildung bedeutet. Ziel ist eine gemeinsame Vision als Grundlage für weitere Maßnahmen. Und auch hier gilt, was generell für Schulentwicklungsprozesse herausgefunden wurde: Je größer die Partizipation aller beteiligten Gruppen an der Entwicklungsplanung ist, um so erfolgreicher wird sie umgesetzt (Roloff, Hans-Günter. Studien zu einer Theorie der Schulentwicklung).
Folgt man der Beschreibung der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung, so ist eine Kulturschule „eine Schule, in der alle Dimensionen von Schulleben – im Unterricht und außerhalb des Unterrichts – die kulturell-ästhetische Dimension nicht nur berücksichtigen, sondern auf hohem Niveau erfüllen“. Das bedeutet als Grundvoraussetzung, dass alle künstlerischen Fächer von ausgebildeten Fachkräften dauerhaft angeboten werden, dass die notwendigen Räume vorhanden sind, und dass der Stundenplan so flexibel ist, dass man auch längere Zeiten an einem Projekt arbeiten kann. Es gibt über die Musicalgruppe und das Schulorchester hinaus zahlreiche Angebote künstlerischer Arbeitsgemeinschaften. Alle Kinder haben einen Anspruch auf eine bestimmte Anzahl qualifizierter Kulturbegegnungen im Jahr. Um dies zu ermöglichen, arbeiten in einer Kulturschule viele Fachleute zusammen: schulische und außerschulische Künstlerinnen und Künstler, Handwerkerinnen und Handwerker oder auch Experten aus dem Kulturmanagement. Die Kulturschule ist im Stadtteil vernetzt. „Sie ist selbst Kulturort, ein Ort der Begegnungen und Präsentationen, und sie arbeitet aktiv an der kulturellen Entwicklung des Einzugsbereichs mit“
Diese Beschreibung zeigt, dass Entwicklung in vielen Bereichen gefordert ist: Die Schule als Organisation muss sich entwickeln und sich öffnen für Kulturpartner und den Stadtteil. Sie muss Kooperation und Vernetzung praktizieren und die Strukturen und den Stundenplan so gestalten, dass sinnvolle künstlerische Begegnungen möglich und der Raum für Planung und Reflexion vorhanden sind. Gleichzeitig benötigen die handelnden Personen die Fähigkeit, im Team zu arbeiten und gut zu kommunizieren. Sie brauchen künstlerische Fachkompetenz und Wissen über individualisierte Lernprozesse und Arrangements für Partizipation. Eine so ausgerichtete und qualifizierte Schule ist in der Lage, den Unterricht zu verändern und kreative, individuelle und kooperative [Arbeitsformen zu integrieren (Leuschner, Christina/Knoke, Andreas (Hg.): Selbst entdecken ist die Kunst) – zumal wenn außerschulische Kulturpartner den Unterricht mitgestalten und ihr manchmal anderer Blick auf die Lernenden und aufs kreative Chaos Aushandlungsprozesse erfordert.
Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung hat sich in ihrem Programm Kultur.Forscher! intensiv mit Ästhetischer Forschung an Schule in allen Fachbereichen und mit der Entwicklung von Unterricht durch ästhetische Methoden auseinandergesetzt.
So wird anschaulich, dass Schulentwicklung gleichzeitig zu verstehen ist als Organisationsentwicklung, Personalentwicklung und Unterrichtsentwicklung, die eng miteinander verknüpft sind und sich gegenseitig bedingen. Die Schulprogrammarbeit ist nur ein kleiner Teil davon.
„Ich sehe das Programm „Kulturagenten für kreative Schulen“ als eine tolle Möglichkeit, die Inhalte unseres Schulprogramms jetzt auch wirklich mit Leben zu füllen!“ (Kulturbeauftragte einer Berliner Schule im Interview)
Die Abbildung der vielfältigen kulturellen Aktivitäten im Schulprogramm unterstützt die Außendarstellung der Schule. Umgekehrt kann die Verankerung im Schulprogramm intern daran erinnern, die kulturelle Bildung nicht aus den Augen zu verlieren und einen langen Atem zu entwickeln, wenn sich Ermüdungserscheinungen zeigen. Sie kann als gemeinsames Bekenntnis einer Schule zur kulturellen Bildung gesehen werden. Hier kommt dem – wohlgemerkt gemeinsam entwickelten – Leitbild eine besondere Aufgabe zu: Es ist das „Kernstück eines jeden Schulprogramms [...]. Es gibt konkrete Auskunft über die Werte, die das Denken und Handeln an einer Schule bestimmen. Es ist zukunftsorientiert, langfristig angelegt und trifft grundsätzliche Aussagen zur Lernkultur. Wenn die Schule also – im ästhetischen Bereich oder darüber hinaus – einen erfahrungsorientierten und forschenden Lernansatz verwirklichen will, dann muss dieser mit einer im Leitbild formulierten Lernkultur kompatibel sein [...].“ (Schulz, Jürgen: Strukturen schaffen: Ästhetische Forschung im Schulalltag)
Und dann kommt es darauf an, wie dieses Bekenntnis zu einer Lernkultur in der Praxis umgesetzt wird. Wie groß sind Begeisterung und innere Anteilnahme, Gestaltungswille und Kompetenzen bei allen Beteiligten? Von diesen "Zutaten" lebt eine künstlerisch und kulturell aktive Schule.
Redaktionell verantwortlich: Christa Hilbig, LISUM
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