Warum ist es so wichtig, den Kindern vorzulesen?
Die große Bedeutung des Vorlesens in der frühkindlichen Entwicklung ist unumstritten. Beispielsweise heißt ein Programm zur frühen Leseförderung in Nordamerika "Read to me". Dort werden Eltern angeregt, schon ihren Babys vorzulesen. Der Hintergrund derartiger Programme ist die Erkenntnis, dass bei Kindern, die in Familien aufwachsen, in denen Vorlesen und das gemeinsame Betrachten von Bilderbüchern zu den familiären Ritualen gehören, die Freude und das Interesse am Buch schon frühzeitig geweckt wird.
Diese Kinder haben eine überdurchschnittliche Chance, in der Zukunft gute und interessierte Leserinnen und Leser zu werden, was wiederum einen positiven Einfluss auf ihren Schulerfolg hat. Eine gut ausgebildete Lesekompetenz gilt als wichtige Schlüsselqualifikation und ist deshalb für die gesamte schulische und berufliche Entwicklung eines Menschen unverzichtbar.
Doch viele Kinder, die heute in die Grundschule kommen, haben bislang in ihrem familiären Umfeld kaum Kontakt zu Büchern, zu Geschichten gehabt. Deshalb ist es wichtig, gerade diesen Kindern im Sinne einer "nachholenden Entwicklung" häufig Vorleserituale anzubieten, denn diese
- ermöglichen vielfältige Spracherfahrungen (Wortschatz, Satzkonstruktionen, Sprachbewusstheit, Aufbau einer Geschichte),
- schaffen zahlreiche Möglichkeiten sich mit der Welt, mit Figuren, mit Situationen usw. auseinanderzusetzen,
- unterstützen das Entwickeln innerer Bilder, geben der inneren Vorstellungskraft einen Raum,
- wecken Lust auf Bücher, stellen eine Brücke zum zunächst "anstrengenden" selbstständigen Lesen dar,
- machen es möglich, sich mit anspruchsvolleren Inhalten und damit oft lesetechnisch schwierigen Texten auseinanderzusetzen, die selbstständig noch nicht erlesen werden können,
- ermöglichen dabei Gefühle der Geborgenheit,
- fördern die Konzentrationsfähigkeit ("ganz Ohr sein für das gesprochene Wort").
Häufiges Vorlesen leistet einen wichtigen Beitrag für eine günstige Lesesozialisation. Lesepaten können diesen Prozess wirksam unterstützen.
Redaktionell verantwortlich: Erna Hattendorf
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