Sprachbildung am Übergang 2017
Die Tagung richtete sich mit ihren Angeboten an die regionalen Sprachberater*innen für vorschulische Sprachförderung sowie an Erzieher*innen in Kindertagesstätten und Lehrkräfte in der Schulanfangsphase. 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten im Landesinstitut für Schule und Medien in Ludwigsfelde begrüßt werden.
Sprachbildung gehört zu den zentralen Aufgaben von Bildungseinrichtungen. Im Interesse der Förderung der sprachlichen Entwicklung der Kinder ist es wichtig, eine enge Kooperation zwischen den Einrichtungen zu schaffen, um einen gelingenden Übergang zu ermöglichen. Im Mittelpunkt der Fachtagung stand deshalb wiederum der gemeinsame Austausch zu Aspekten inhaltlicher und pädagogischer Anschlussfähigkeit der Sprachförderung am Übergang von der Kita zur Grundschule.
Mit dem diesjährigen Tagungsfokus „Von der Lust am Bild zur Bildung der Sprache mit textfreien Bilderbüchern“ schloss der Fachtag an die Intention der letzten Fachtagungen an. Grundlage für die Tagungsangebote war die 2017 erschienene LISUM-Broschüre „Neunauge – von der Lust am Bild zur Bildung der Sprache. Einführung in den Umgang mit textfreien Bilderbüchern in der Praxis“.
Das textfreie Bilderbuch erzählt ausschließlich mit Bildern und fordert so das genaue Hinschauen und die tiefe Auseinandersetzung mit Bildern heraus. Doch gerade weil es nahezu ohne Worte auskommt, ist die Beschäftigung mit textfreien Bilderbüchern ganz besonders sprachanregend, die Auseinandersetzung ungemein sprachintensiv. Wie effektiv dieses besondere Potenzial textfreier Bilderbücher in der Sprachbildung und im Rahmen verschiedenster sprachfördernder Maßnahmen in Kita und Schule – und auch in der Kooperation beider Institutionen - genutzt werden kann, war Anliegen dieses Fachtages.
In einer kleinen Ausstellung wurden exemplarisch Projektideen aus der Neunaugen-Broschüre präsentiert.
Neben einem einführenden Vortrag lernten die Pädagog*innen in verschiedenen praxisorientierten Workshops aktiv zahlreiche erprobte Methoden und Anregungen kennen, wie Kinder auf höchst motivierende Weise von der Lust am Bild zur Bildung von Sprache am Übergang von der Kita in die Schule begleitet werden können.
Impressionen vom Fachtag
Susanne Wolter, Abteilungsleiterin des LISUM, eröffnete den Fachtag und begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Irene Hoppe, Referentin für die Schulanfangsphase und den Übergang Kita-Grundschule stellte die Referentinnen des Fachtags vor.
Prof. Dr. Kirsten Winderlich und Conrad Rodenberg von der Universität der Künste gaben in einem Kurzvortrag Einblicke in ihre Arbeit mit Willkommensklassen an der grund_schule der künste.

Zwei Workshop-Phasen boten zahlreiche Impulse zum Umgang mit textfreien Bilderbüchern in Kita und Schule:
Workshop 1: Sprache in Bewegung: Theatrale Inszenierungen und Spiel
Katja Eder
Die ersten Worte von Kindern knüpfen sich an Blicke, Stimmen, Gesten und Bewegung. Sprache wird in Handlungskontexten erlernt, in Interaktionen. Dieses frühe Vorgehen beim Spracherwerb kann man sich bei der erweiterten Sprachbildung zunutze machen und so verschiedene Altersstufen und Sprachniveaus in gemeinsamen Aktionen fördern. Einfache Formen des inszenierten Spiels wie kleine Bewegungseinheiten, Rhythmen, chorisches und mimisches Begleiten von Sprache unterstützen den sicheren Umgang mit Ausdruck und Grammatik. Diese kleinen Inszenierungen machen Lust auf das Entdecken und Aneignen auch schwieriger Wörter und Sätze und verhindern über spielerische Zugänge Blockaden und Frustration. Der Workshop erarbeitete mit den Teilnehmer*innen Anregungen, Vorgaben und Muster, die ästhetisch vielfältige Bilderbücher ohne Text für das gemeinsame Spiel mit Körper und Sprache bieten.
Workshop 2: Mit Sprache zur Sache: Sachkundliches aus Geschichten
Sarah Wildeisen
Wo sich Geschichten textfrei, allein in Bildern vermitteln, ist genaue Beobachtung und Forschungsgeist gefragt: Einzelheiten erkennen, benennen und ihre Beziehungen zueinander begreifen und mitteilen können, fordert und fördert das sprachliche Vermögen wie das Weltwissen. Ebenso wie für das Begreifen der eigenen Umwelt, so bedürfen auch ohne Schrift erzählende Bilderbücher einer detektivischen Herangehensweise, die Stück für Stück die Sachzusammenhänge enträtselt. Die in Bilderbüchern dargestellte kindliche Umwelt lädt ein, sich mit Sachthemen über das Buch hinaus zu beschäftigen. Gerade das Fehlen eines Textes erleichtert den Zugang auch für Kinder, die Deutsch lernend sind. Der Workshop stellte textfreie Bilderbücher vor, in denen Weltwissen auf kreative Weise vermittelt wird und zeigte, wie mit diesen Sachthemen des Rahmenlehrplans spielerisch und narrativ transportiert werden können.
Workshop 3: App und Tablet im Einsatz: Digitale Medien
Katrin Seewald
Kinder sind fasziniert von digitalen Medien und beherrschen den Umgang damit als eine weitere Kulturtechnik. Diese Faszination kann man sich zunutze machen und darüber Inhalte transportieren, die auch für die Sprachbildung wichtig sind. Gut gemachte Apps eröffnen also eine zusätzliche Dimension, eine Spielwiese, auf der sich die Kinder auch sprachlich und quasi barrierefrei erproben können. Für nahezu jedes Thema und so auch für jedes textfreie Bilderbuch lassen sich Spiel- und Lernapps finden. Aber auch die Kamerafunktion des Tablets kann ein geeignetes Medium sein. Im Workshop lernten die Teilnehmer*innen verschiedene Konzepte zu textfreien Bilderbüchern kennen, die als eine Möglichkeit den Einsatz von digitalen Medien im Zusammenspiel mit analogen Werkzeugen vorsehen. Im zweiten Teil konnten an Stationen verschiedene Apps ausprobiert werden.
Workshop 4: Kunst im Bilderbuch: Mit Kunst Geschichten erzählen
Regina Pols
Thé Tjong-Khing erzählt in seinen textfreien Bilderbüchern abenteuerliche Wimmelgeschichten. Es gibt wilde Verfolgungsjagden und immer spielen Torten mit. Jede noch so kleine Nebenfigur hat ihre eigene Geschichte, die man durch Vor- und Zurückblättern erschließen kann. Kinder haben großen Spaß daran, diese Zusammenhänge zu entdecken und in Worte zu fassen.
Thé Tjong-Kings neueste Bilderbücher spielen in den Kulissen bekannter Gemälde. Diese Bücher sind nicht nur für Kinder interessant und spannend, sondern bieten auch Erwachsenen Unterhaltung und Herausforderung. Im Workshop wurden diese Bücher vorgestellt und auf lustvolle Weise verschiedene Methoden der sprachlichen und künstlerisch-ästhetischen Annäherung erprobt, die sofort in der Praxis umgesetzt werden können.
Workshop 5: Altbekannte Geschichten in neuer Version (Rotkäppchen 2.0) – Märchen- und andere Adaptionen
Irene Hoppe/Beate Janzen
Wolfsaugen, in denen sich ein kleines Mädchen spiegelt … Ein rotgekleidetes, Blumen pflückendes Kind auf seinem Weg durch die graue Stadt …
Auch Märchen, Märchenmotive, Märchenfiguren spielen in textfreien Bilderbüchern – auf ganz unterschiedliche Weise – eine Rolle. Der Workshop lud dazu ein, sich mit zwei Bilderbüchern, die Herausforderung sowie besonderen Augenschmaus bieten, näher auseinanderzusetzen und sich dem Inhalt vielfältig anzunähern. Es wurde ein Reigen an begleitenden und weiterführenden Methoden vorgestellt, die Kinder unterstützen, die Geschichte in den Bildern zu entdecken und diese in Worte und eigene Aktivitäten umzusetzen. Die Teilnehmer*innen wurden selbst aktiv und erprobten verschiedene Angebote.
Workshop 6: Im Rhythmus der Sprache: Musikalisches
Tina Schenck
Welche musikalischen Impulse stecken in Bildgeschichten? Welcher Atem gehört zum schlafenden Faultier? Und die schwer besorgte Schlange in großer Aufregung bei ihrer Rettungsaktion, wie kommt sie zu Luft? Kann der Rhythmus im Dialog zwischen Tintenfisch und Spinne hörbar werden? Wie klingen die Schritte in der Verfolgungsjagd nach Tortendieben? Wie entsteht daraus ein Orchester? Wie wäre das, wenn wir Rotkäppchens Wald als Notenblatt ablesen? Klingt eine gerade Linie anders als eine geschlängelte oder eine unterbrochene? Und wenn es eine Rhythmussyntonie braucht, bevor wir umblättern können? Die Workshopzeit wurde genutzt, einiges davon zu erkunden, aber auch eigene Ideen zur Verbindung zwischen textfreien Geschichten und Klängen, Melodien und Rhythmen zu entwickeln.
Workshop 7: Sprache in der Blase: Comics und andere Bildergeschichten
Jule Pfeiffer-Spiekermann
Textfreie Bilderbücher bieten die Möglichkeit zur eigenen Interpretation der Bilder, es gibt keine Worte, die die Fantasie in eine festgeschriebene Richtung lenken. Umso mehr aber wird die Fantasie angeregt, selbst zum Bildgestalter zu werden: sowohl mit Stiften, Farben und Pinseln als auch mit der eigenen Sprache. Die Suche nach dem genauen Ausdruck orientiert sich an dem Vermögen und der kreativen Lust des Bildbetrachters, ist also individuell und entzieht sich damit jeder Bewertung. So haben kleine und große Menschen die gleichen Chancen – der kreative Funke kann direkt überspringen und sich eine passende Ausdrucksform suchen.
Dieser Workshop stellte verschiedene kreative Methoden vor, die kein künstlerisches Studium erfordern. Angelehnt an ausgewählte textfreie Bilderbücher experimentierten die Teilnehmer*innen eigenkreativ mit Worten, Farben, Formen und Comicelementen und eröffneten sich so ein Repertoire an gestalterischen Ideen für die Arbeit mit Kindern von Kita bis Grundschule.
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Redaktionell verantwortlich: Erna Hattendorf
Der Bildungsserver Berlin-Brandenburg ist ein Service des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (Berlin) und des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport Land Brandenburg.