Fachtag Schulanfangsphase 2015
Dokumentation des Berliner Fachtags Schulanfangsphase 2015
Fast 200 Pädagoginnen und Pädagogen kamen zum 4. Berliner Fachtag Schulanfangsphase ins Landesinstitut für Schule und Medien nach Ludwigsfelde. Ein Schwerpunkt des Fachtags war, in allen Angeboten – in den Vorträgen wie in den Arbeitsforen – Bezüge zum neuen Rahmenlehrplan 1-10 und seinen innovativen Ansätzen für den Unterricht in der Schulanfangsphase herzustellen.
Mascha Kleinschmidt-Bräutigam (stellvertretende Direktorin i. R.) hielt einen Vortrag zum Thema Nicht alles neu, aber vieles weiter – Der neue Rahmenlehrplan 1-10 (pdf - 1,3 MB).
Im Anschluss an die Frage „Was brauchen Sie, damit wir Sie ins neue Rahmenlehrplan-Boot holen können?“ hatten die Teilnehmenden hier die Gelegenheit, auf kleinen Booten zu notieren, welche Unterstützung sie zur Implementierung des Rahmenlehrplans 1-10 benötigen.

Zwei Arbeitsforen-Phasen boten zahlreiche Impulse für die Praxis
Arbeitsforum 1: „Hand in Hand“– Implementierung des neuen Rahmenlehrplans 1-10 als Schulentwicklungsaufgabe
Schulrätin Karin Babbe (Schulaufsicht Charlottenburg-Wilmersdorf)
In diesem Arbeitsforum ging es um gemeinsames Nachdenken über kompetenzbasiertes Führungshandeln zur Einführung und Umsetzung des neuen kompetenzbasierten Rahmenlehrplans 1-10. Es ging um das Entwickeln mehrperspektivischer Implementierungsstrategien, um die Prozessbegleitung im Changemanagement und um die Selbstvergewisserung durch eine Güteprüfung aus Sicht von pädagogischen Koordinator(inn)en, Fachkonferenz-Vorsitzenden, Steuergruppenmitgliedern, Schulleitung und Schulaufsicht. Es ging im Nachdenken über Lernkultur, Zeit- und Kooperationskultur gleichermaßen um die lernende Organisation und die lernenden Menschen.
Arbeitsforum 2: Basale Lesefähigkeiten sicher erwerben
Anja Beck/Daniel Meile (LISUM)
Das Arbeitsforum gab einen Überblick über wichtige Bereiche, die auf die Ausbildung basaler Lesefähigkeiten in der Schulanfangsphase großen Einfluss haben, und stellte einen Bezug zum neuen Rahmenlehrplan 1-10 her. Dabei wurde die Entwicklung der Synthese- und Segmentierungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler in den Fokus gerückt. Für diese Bereiche wurden zahlreiche Übungen vorgestellt, die im Arbeitsforum erprobt und geprüft wurden. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde so die Möglichkeit geboten, ihr Übungsrepertoire zu erweitern und ihren Blick – besonders in Hinsicht auf den Unterricht in heterogenen Lerngruppen – darauf zu schärfen, welche Übungen in der individuellen Förderung dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechend eingesetzt werden können. Die Übungen finden sich auch in der LISUM-Broschüre Auf den Anfang kommt es an. Basale Lesefähigkeiten sicher erwerben.
Arbeitsforum 3: Gemeinsame Sache machen – Eltern als Partner der Leseförderung in der SAPH
Katja Eder (Literaturwissenschaftlerin und -vermittlerin)
Im Übergang von der Kita zur Grundschule sind Kinder und Eltern meistens gleichermaßen fasziniert vom Prozess des Lesenlernens. Im Arbeitsforum lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Vielzahl von Angeboten zur Sprach- und Leseförderung für die ganze Familie kennen, die auf der Grundlage von Qualitätsmerkmalen schulischer Elternarbeit für die Schulanfangsphase entwickelt wurden. Wie z. B. der Wochenend-Lesebeutel oder das Kinder-Eltern-Lesefest waren sämtliche Anregungen praxiserprobte Einladungen an Kinder und Eltern z. B. zum gemeinsamen Entdecken von Büchern und zur Beschäftigung mit Schrift. Sie lassen sich gut umsetzen und funktionieren als Brücken – ganz im Sinne von Family Literacy – zwischen Schule und Elternhaus und öffnen Türen für eine aktive Teilnahme der ganzen Familie an unserer Lese- und Schriftkultur.
Arbeitsforum 4: Das Portfolio – Potenziale und Ziele einer kontinuierlichen Entwicklungsdokumentation
Marion Gutzmann (LISUM)
Alle Kinder, die zur Schule kommen, wollen an diesem Ort lernen und Erfolg haben – beim Lesen, Schreiben und Rechnen, beim Singen, Malen oder Sport treiben. Den Schülerinnen und Schülern wird zugetraut, dass sie lernen wollen und können. Pädagoginnen und Pädagogen stehen bald jedoch vor Fragen: Wie können neben dem Lernergebnis auch Anstrengung und Lernzuwachs anerkannt werden? Wie können dabei alternative Formen der Leistungsbewertung wie Kompetenzraster, Portfolio, Lerntagebücher unterstützen, Lernstände festzustellen, Fortschritte zu dokumentieren und Kinder beim Lernen zu ermutigen? In den gegenwärtigen Rahmenlehrplänen und im zukünftigen Rahmenlehrplan finden sich vielfältige Verweise darauf, wie Formen der Leistungsermittlung und -bewertung die individuelle Lernentwicklung unterstützen, die Anstrengungsbereitschaft und das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit stärken sowie die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung entwickeln sollen. Im Arbeitsforum wurde der Fokus auf Instrumente und Verfahren gelegt, die Unterstützung bieten können, individuelle Lernwege und Lernentwicklungen, insbesondere im Hinblick auf die Wertschätzung des Lernzuwachses, besser zu berücksichtigen und zu dokumentieren, die entsprechenden diagnostischen Möglichkeiten zu finden und eine pädagogische Lern- und Leistungskultur zu entwickeln.
Arbeitsforum 5: „Es schreibt ...“ – Expedition ins Geschichtenland
Wilhelm Holthus (SenBJF)
Kinder lieben Geschichten. Wenn aus Buchstaben Wörter und Texte werden, wird der „kindliche Geist“ beim Schreiben in besonderer Weise aktiviert und herausgefordert. Als selbstwirksames Lernszenario ist das „Freie Schreiben“ im Unterricht daher äußerst produktiv und lernergiebig.
Das Arbeitsforum erkundete Möglichkeiten für schreibanregende Unterrichtsinszenierungen und untersuchte die „literarische Qualität“ von Kindertexten. Individualisierung/Differenzierung sowie der neue Rahmenlehrplan 1-10 waren weitere Bezugspunkte der Erörterungen.
Arbeitsforum 6: Allerhand – Rhythmik trifft Psychomotorik
Andrea von Kiedrowski (Pestalozzi-Schule, Berlin)
In diesem Arbeitsforum wurden Anregungen und praktische Beispiele aus den Bereichen der Rhythmik und der Psychomotorik vorgestellt. Mit Musik, Sprache, Bewegung und Material erarbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Ideen für Rituale, Sprachförderung und einen „bewegten“ Unterricht.
Spielerische Angebote für die Handgeschicklichkeit aus dem Bereich der Psychomotorik bildeten einen weiteren Schwerpunkt dieses Arbeitsforums. Alle Anregungen können praxisnah im Unterricht bzw. in temporären Lerngruppen der Schulanfangsphase eingesetzt werden.
Arbeitsforum 7: Lernausgangslage Mathematik (LauBe) – und dann? Individuelles Lernen begleiten und fördern
Gundula Meiering (LISUM)
LauBe ist ein Instrument zur Feststellung individueller (u. a.) mathematischer Kompetenzen von Schulanfängerinnen und -anfängern in Berlin. Vorrangiges Ziel ist die Identifizierung von Kindern mit zusätzlichem Förderbedarf und die angemessene Unterstützung dieser Kinder. Individuelle Förderung bedeutet, Lernvoraussetzungen, Lernmöglichkeiten, Lernwege und Lerntempo jedes einzelnen Kindes in einem kompetenzorientierten Mathematikunterricht zu berücksichtigen.
Im Arbeitsforum wurde mit Hilfe der neuen LauBe-Rückmeldungen ein Förderkonzept mit Maßnahmenplanung für die eigene Lerngruppe thematisiert.
Arbeitsforum 8: Von Eisköniginnen und Fußballstars – Medienhelden als Thema in der Grundschule
Sophie Pohle (LISUM)/Susanne Schmitt (Medienpädagogin)
Ausgehend von den Anforderungen des neuen Rahmenlehrplans 1-10, insbesondere des Basiscurriculums Medienbildung, wurde in diesem Workshop gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern erarbeitet, wie mit Schülerinnen und Schülern das Thema Medienhelden im Unterricht der Schulanfangsphase aufgegriffen werden kann. Wie wirken Medien auf Kinder in dieser Altersgruppe? Wie nutzen Kinder Medien in dieser Altersgruppe? Und welche Bedeutung haben dabei mediale Figuren, Helden und Persönlichkeiten? Vorgestellt wurden praxiserprobte medienpädagogische Aktivitäten und Unterrichtsideen, welche die Medienvorlieben und Lieblingsfiguren der Kinder thematisieren und das Ziel verfolgen, ihre Medienkompetenz zu stärken.
Arbeitsforum 9: Lapbooks: Lernen dokumentieren und präsentieren im Sachunterricht der SAPH
Regina Pols (LISUM)
Ein Lapbook ist eine Mappe, die sich oft mehrfach aufklappen lässt, und die im Inneren verschiedene Formen von kleinen Faltbüchlein, wie z. B. Leporellos, Stufenbücher oder Wickelbücher, außerdem Klappkarten, Pop-Ups, Drehscheiben, Fächer, Umschläge mit Kärtchen usw. beherbergt. All diese kleinen Präsentationsformen zeigen ihren Inhalt erst, wenn man sie öffnet, auseinanderfaltet, umblättert oder das Verborgene aus einer Tasche bzw. einem Umschlag herausnimmt. So enthüllt das Lapbook immer wieder neue kleine Geheimnisse und Überraschungen. Es ist eine hoch motivierende Präsentationsform für individuelle Lernergebnisse.
Im Arbeitsforum erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Anregungen für ein Lapbook zum Themenfeld „Markt“ – eines der obligatorischen Themenfelder des neuen Rahmenlehrplans im Sachunterricht. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erprobten einfache Präsentationsformen, die für die Schulanfangsphase geeignet sind.
Arbeitsforum 10: Der Lesesaal – Schrift als ästhetisches Material
Gabriele Sagasser (LISUM)/Prof. Dr. Kirsten Winderlich (UdK Berlin)
Erhalten Kinder Gelegenheiten Schrift zu begegnen und sich mit ihr auseinanderzusetzen, geben sie den Zeichen Sinn. Sie versuchen die Zeichen zu lesen, zu sprechen, zeichnen diese ab, setzen sie miteinander in Beziehung und erkunden auf diese Weise kulturelle Formen von Schriftlichkeit, die ihnen in ihrer Lebenswelt, im Alltag und in der Kunst begegnen. Im Arbeitsforum beschäftigten sich die Teilnehmenden ausgehend von drei Kernmerkmalen des Phänomens Schrift – Abstraktheit, Vermitteltheit, Fixierung von Wahrnehmung und Wissen (nach Sting) – mit Schrift als Material im Fach Kunst, griffen beispielhaft Anregungen für ästhetische und künstlerische Auseinandersetzung mit Schrift auf und erprobten sie.
Arbeitsforum 11: Lernen begleiten und Leistungen bewerten
Oberschulrätin Dagmar Wilde (SenBJF)
Lernbegleitung und Leistungsbewertung bewegen sich seit jeher in dem unauflösbaren Spannungsfeld des Anspruchs auf individuelle Förderung und der Existenz normierter Anforderungen. Im Arbeitsforum wurde aufgezeigt, welche Potenziale der neue Rahmenlehrplan 1-10 für kompetenzorientierte, das individuelle Lernen unterstützende Rückmeldungen unter Bezug auf die für die Doppeljahrgangsstufen ausgewiesenen Standards eröffnet und wie die derzeit gültigen rechtlichen Regelungen in Verbindung mit dem neuen Rahmenlehrplan angewendet werden können (siehe Präsentation zum Arbeitsforum, pdf - 1,7 MB).
Das Arbeitsforum eröffnete darüber hinaus Raum für einen Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer über „Sternschnuppen und Stolpersteine“: Welche Formate erweisen sich als geeignet, Lernenden prozessbezogene Rückmeldungen über ihre individuellen Fortschritte in Lernsituationen und statusbezogene Bewertungen ihrer Ergebnisse in Leistungssituationen zu geben? Wie gelingt es, sich auf Fach- und Jahrgangsstufenebene über Formen und Kriterien der Leistungsbewertung zu verständigen, damit Übergänge nach der Schulanfangsphase sich als anschlussfähig erweisen?
Ausstellung der Verlage
Grußwort
Im Anschluss an die nachmittägliche Arbeitsforen-Runde richtete Oberschulrätin Dagmar Wilde ein Grußwort an die Teilnehmenden.
Kultusministerkonferenz (Hrsg.):Empfehlungen zur Arbeit in der Grundschule (pdf - 311 KB)
Abschließender Vortrag
Der 4. Fachtag wurde abgerundet mit einem Vortrag von Prof. Dr. Claus Buhren von der Deutschen Sporthochschule Köln zum Thema Heterogenität und Individualisierung – Herausforderungen und Zumutungen (pdf - 860 KB).
Bilanz
Insgesamt wurde der 4. Fachtag Schulanfangsphase als anregend für die Arbeit in der Schulanfangsphase bewertet. Gerne hätten die Teilnehmenden noch weitere Arbeitsforen kennen gelernt. Die Möglichkeiten des fachlichen Austauschs mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Schulen und Regionen wurde als bereichernd empfunden.
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Redaktionell verantwortlich: Erna Hattendorf
Der Bildungsserver Berlin-Brandenburg ist ein Service des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (Berlin) und des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport Land Brandenburg.